Erst vor wenigen Tagen warnte der österreichische Oberarzt Dr. Frank Hartig vor bleibenden Folgeschäden durch Covid-19. Insbesondere sollte dies die Lungen betreffen, da dort massive Schäden des Gewebes möglich seien. Jetzt kommt Entwarnung. Prof. Klaus F. Rabe, einer der führenden Lungenspezialisten Deutschlands, glaubt nicht, dass diese Schäden bleiben. Nur ein akademischer Streit?

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    Man könnte es einen Disput unter Fachleuten nennen, der irgendwo auf der Wissenschaftsebene ausgetragen wird. Das Thema ist jedoch so brisant, dass es durchaus für die Allgemeinheit von Interesse ist.

    Es geht um Covid-19 und mögliche Spätfolgen. Hier erregte der Intensivmediziner und Oberarzt an einer Innsbrucker Klinik, Dr. Frank Hartig, vor wenigen Tagen Aufsehen. Er berichtete von Beobachtungen, dass Covid-19 bei einigen jungen Patienten zu irreversiblen Schäden am Lungengewebe führen könne. „Sie sind wahrscheinlich lebenslang Patienten“, so seine Befürchtung. Ein Schock. Um gleichzeitig einzuräumen, dass man nicht verstehe, „was hier gerade passiert“.

    Das Brisante daran ist, dass es sich hier um junge Patienten handelt, die eigentlich schon als genesen galten und nie ernsthaft an Covid-19 erkrankt waren. Erst später bemerkte man diese Lungenschäden. Müssen sich nun all jene Sorgen um ihre Lungengesundheit machen, die Covid-19 bereits auch milde überstanden haben? Eine solche Diagnose hätte durchaus das Zeug dazu, weitere Angst und Panik vor Corona zu schüren.

    Grund genug, dass sich einer der führenden Lungenspezialisten Deutschlands jetzt zu Wort meldet – Prof. Klaus F. Rabe. Er ist Chefarzt an einer Lungenklinik und zugleich Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Rabe hält zwar die Beobachtungen seines österreichischen Kollegen für möglich. Dass diese aber irreversibel seien, dagegen nicht.

    Seiner Einschätzung nach könnte man im CT auch bei einigen kerngesunden Patienten nach überstandener Covid-19 Veränderungen der Lunge feststellen. Jedoch hält er die Wahrscheinlichkeit, dass dies bei schweren Covid-19-Verläufen mit zum Teil längerer künstlicher Beatmung passiert, für ungleich höher. Wird jemand über längere Zeit künstlich beatmet, so sind starke Veränderungen der Lungenstruktur sogar sehr wahrscheinlich.

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    Dadurch würde der Gasaustausch gestört, und die Belastbarkeit der Lunge sinkt. Dass diese Veränderungen auch bei Patienten, die nicht invasiv beatmet wurden, bleibend sein könnten, „halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht“, gibt Rabe Entwarnung. Denn um Langzeitschäden zu erkennen, bräuchte es mindestens ein Jahr an Beobachtung und nicht die wenigen Wochen, seitdem Covid-19 zum Ausbruch gekommen ist.

    Wer jung sei und sich fit fühle, müsse sich nicht fürchten

    Während der österreichische Mediziner vor allem Taucher vor möglichen Unfällen als Folge von Covid-19 warnt, hat Rabe auch hier Beruhigendes zu berichten. Seiner Einschätzung nach haben junge gesunde Menschen, die sich wieder so fit wie früher fühlen, nichts zu befürchten. Wer jedoch das Gefühl hat, irgendetwas sei anders, zum Beispiel Luftnot bei Belastung – was bei überstandener Lungenentzündung normal ist – oder chronischer Husten, der solle einen Lungenfacharzt aufsuchen.

    Aber auch Rabe hat in diesen Zeiten hinzugelernt. Jetzt würde er auch bei eher milden Symptomen von manchen Patienten ein CT machen lassen. Denn das CT sei „das beste Tool“, weil es Veränderungen am ehesten sichtbar macht.

    Risiko künstliche Beatmung

    Bis vor wenigen Wochen wurde der Eindruck erweckt, dass nicht alle Covid-19-Patienten gerettet werden könnten, weil nicht genug Beatmungsgeräte verfügbar seien. Sogar Autobauer boten sich an, zukünftig auch Beatmungsgeräte herzustellen. Denn es ging ja um Menschenleben. Manche Regierungen orderten daraufhin so viele, dass diese nun anderen Staaten Geräte überlassen könnten.

    Dann kam der Umschwung (auch Compact berichtete). Immer mehr Mediziner schlugen Alarm, dass zu viel und zu früh beatmet würde. Denn eine solche künstliche Beatmung birgt enorme Risiken, wie Prof. Rabe nochmals bestätigt. Einerseits könne eine solche Maschine Leben retten. Andererseits könne sie aber auch langfristig schaden. Das hängt mit der Sauerstoffsättigung zusammen, so Rabe erklärend. In der Atemluft sei normalerweise nur 21 Prozent Sauerstoff, bei der invasiven Beatmung würde mit bis zu 100 Prozent Sauerstoff hantiert. Das könne zellschädigend sein.

    Daher wären die Ärzte gefragt, möglichst genau abzuschätzen, wann es besser sei, den Patienten noch nicht künstlich zu beatmen und lieber eine niedrigere Sauerstoffsättigung in Kauf zu nehmen. Wartet man jedoch zu lange, könne dies bei Covid-19 ebenfalls fatal sein, da sich der Zustand der Patienten relativ schnell verändere. Man müsse also mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen.

    Warum der Zustand mancher Covid-19-Patienten sich plötzlich verschlechtere, wisse man auch noch nicht genau. Vielfach wird von Patienten berichtet, deren Erkrankung sich zwischen dem 5. und 15. Tag verschlechtere. Viele von denen müssten auf die Intensivstation verlegt werden. Einer der prominentesten Patienten war der britische Premier Boris Johnson. Vielleicht war es sein Glück, dass er an Ärzte geriet, die zwar zusätzlichen Sauerstoff verordneten, aber nicht intubierten?

    Während bei anderen viral bedingten Lungenentzündungen die Patienten bereits nach wenigen Tagen wieder selbständig atmen könnten, wäre dies bei Covid-19 oft nicht der Fall und dauere oft bis zu zwei Wochen. Durch diese lange Beatmungszeit drohen schwere Langzeitfolgen.

    Sterberate bei künstlicher Beatmung besonders hoch

    Wie bei vielen anderen viral-bedingten Lungenerkrankungen kann auch bei Covid-19 ein akutes Lungenversagen (ARDS) auftreten. Dann ginge alles kaputt, Wasser käme in die Lunge, Membrane würden zerstört. Chaos. „Die Lunge ist dann nicht mehr in der Lage, den Sauerstoffaustausch zu bewerkstelligen. Die Patienten müssen beatmet werden“, schildert Rabe dieses schlimme Szenario.

    Auch die aus den USA und Großbritannien gemeldeten hohen Sterberaten bei künstlicher Beatmung seien nicht nur bei Covid-19 zu beobachten. Patienten mit akutem Lungenschaden hatten auch schon vorher nur max. 50 Prozent Überlebenschancen, relativiert Rabe die Möglichkeiten, durch künstliche Beatmung Leben zu retten.

    Dass aber in den USA und Großbritannien mehr Menschen sterben als in Deutschland, habe vermutlich andere Gründe. Wir hätten hervorragend ausgestattete Intensivstationen mit geschultem Personal und genügend Intensivgeräten. In den USA käme noch hinzu, dass viele Menschen keine Krankenversicherung hätten und somit relativ spät, manchmal zu spät zum Arzt gingen, so Rabe weiter.

    Dass in Deutschland bei anderen akuten Erkrankungen die Menschen den Weg in die Notaufnahme scheuen, konstatieren allerdings auch insbesondere die Kardiologen in Deutschland, wie wir hier berichteten. Viele hätten einfach Angst, sich im Krankenhaus mit Covid-19 zu infizieren.

    Von anderer Seite kommen hingegen gute Neuigkeiten. Ein Team um den Berliner Virologen der Charité, Prof. Christian Drosten, berichtet jetzt von einer sogenannten Hintergrundimmunität. Damit ist gemeint, wer schon einmal an einem anderen Coronavirus erkrankt war, könnte eventuell gegen Covid-19 immun sein.

    Dazu hätten sie T-Zellen untersucht (das sind jene Immunzellen, die unser Immunsystem lernen lassen – hier mehr dazu). Überraschender Weise hätten sie bei 34 Prozent der Patienten reaktive T-Zellen gefunden, obwohl diese nie Kontakt mit Sars-Cov-2 hatten. Das ist jener Coronavirus, der Covid-19 hervorruft.

    Zwar dämpft Drosten die Erwartung, dass mindestens ein Drittel der Deutschen immun gegen Covid-19 sei, aber es könnte mit eine Erklärung dafür sein, warum Covid-19 bei vielen milde verlaufe. Weitere Forschungen seien nötig.

    Auch diese neueste Erkenntnis bestätigt nochmals die Aussage des Rechtsmediziners Prof. Püschel vom Hamburger UKE, dass Covid-19 höchstwahrscheinlich „keine besonders gefährliche Viruserkrankung“ sei. Grund genug, die Diskussion in Deutschland über eine weitere Lockerung der Maßnahmen zu Kontaktsperren und Ausgehverboten voranzutreiben.

    Stärkung des Immunsystems

    Alle Meldungen zu Covid-19 in letzter Zeit lassen immer wieder erkennen, dass eine wichtige Rolle ein besonders starkes Immunsystem spielt. Zum einen wird eine mögliche Covid-19-Erkrankungen relativ milde. Zum anderen sind auch Langzeit- oder Folgeschäden wenig wahrscheinlich, wenn das Immunsystem intakt ist. Dass es keine Zauberei ist, sein Immunsystem zu einer Festung werden zu lassen, zeigen wir hier.

    Auf jeden Fall gilt es in diesen Zeiten, den Stresspegel niedrig zu halten, sich immer ausreichend und regelmäßig Schlaf zu gönnen und auch gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Unbedingt auch auf eine ausreichende Mineral- und Vitalstoffversorgung achten! Viel Bewegung vor allem an der frischen Luft sollte ein Übriges leisten. Eine besondere Rolle scheinen bei der Unterstützung der Immunabwehr starke Antioxidantien zu spielen. Diese bekämpfen den oxidativen Stress, unter den unsere Zellen durch  Keime, Viren und andere Fremdkörper geraten.

    Solche starken Antioxidantien sind Omega-3 und Astaxanthin. Sie sind auch hervorragende Entzündungshemmer. Viele Viruserkrankungen gehen mit starken Entzündungen einher. Diese Entzündungen sind stets eine Antwort unseres Immunsystems auf den Erreger. Dass es dabei vielfältiger Unterstützung unserer Immunabwehr, möglichst  auf natürlicher Grundlage bedarf, kann nicht oft genug betont werden.

    Zusammenfassung

    Covid-19 ist eine relativ junge Viruserkrankung. Vieles ist noch im Verborgenen. Vergleiche zu anderen Corona-Erkrankungen lassen sich nur bedingt ziehen. Jetzt schon von möglichen Langzeitschäden auch bei milder Covid-19 zu sprechen, hält einer der führenden Lungenspezialisten in Deutschland, Prof. Rabe, für verfrüht. Gleichzeitig relativ Rabe die Überlebenschancen bei künstlicher Beatmung. Zumal, wenn die Beatmung wie bei Covid-19 bis zu zwei Wochen andauere. Ein Grund, warum Covid-19 bei vielen sehr milde oder sogar ohne Symptome verlaufe, hat jetzt der Berliner Virologe Prof. Drosten entdeckt. Er vermutet eine sogenannte Hintergrundimmunität durch eine andere Coronaerkrankung, die auch bei Covid-19 wirke.
    Das könnte mehr als ein Drittel aller Deutschen betreffen. Weitere Forschungen seien jedoch nötig, gießt Drosten gleich wieder Wasser in den Wein. Es könnte jedoch ein Grund mehr sein, viel offensiver über weitere Lockerungen in Deutschland nachzudenken.

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