Sein Name könnte mal in einem Atemzug mit Wodarg oder Streeck genannt werden – Klaus Püschel. Prof. Klaus Püschel ist nicht irgendwer. Er ist einer der führenden Rechtsmediziner Deutschlands. Gegen die Bedenken des RKI obduziert Püschel schon seit längerer Zeit auch Corona-Tote. Sein Fazit: Die Angst vor Corona hält er für übertrieben. Es wird wieder Zeit zur Normalität zurückzukehren und den Lockdown zu beenden.

    Klaus Püschel weiß ziemlich genau was er tut. Schließlich obduziert er schon seit vielen Jahren als Leiter und Direktor der Rechtsmedizin am Hamburger UKE unzählige Verstorbene. Inzwischen kann er auch sagen, dass er das neuartige Coronavirus Sars-Cov-2 kennt wie kein anderer.

    Püschel untersucht nämlich jeden Tag auch Menschen, die an Covid-19 gestorben sind und das schon seit mehreren Wochen. Lange bevor das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) grünes Licht gab. Angeblich wäre die Gefahr, sich mit dem Virus beim Obduzieren anzustecken ziemlich groß, so die Berliner Virologen. Püschel kann das nicht nachvollziehen: „Das hielt ich jedoch für völlig übertrieben“.

    Denn schließlich würden er und seine Mitarbeiter Schutzkleidung tragen. Außerdem ginge keine besonders große Infektionsgefahr von den Toten aus, Püschel weiter.

    Das Recht auf würdige Bestattung
    Sie kennen die Bilder aus New York oder auch aus Italien. Dort wurden zu Hunderten die Leichen in Säcken abtransportiert, irgendwo verscharrt oder verbrannt. „Ich halte es für würdelos, die toten Körper einfach in Plastiksäcke zu verpacken und zu verbrennen“, betont Püschel. Das käme einer Beisetzung von Aussätzigen gleich, sei „irrational und nur auf Angst begründet.“ Rums.

    Wenn es schon nicht möglich ist, seine Lieben in den letzten Stunden zu begleiten, so solle man diese wenigstens in Würde bestatten und sich so von Ihnen verabschieden können. Man dürfe sie anschauen und sogar anfassen, wenn man sich anschließend die Hände wäscht, so die Empfehlung des Rechtsmediziners. Inzwischen ist auch das RKI umgeschwenkt und befürwortet die Obduktionen. Allerdings nur aus Forschungszwecken.

    Erst vor wenigen Tagen erregte die Meldung Aufsehen, dass sämtliche obduzierte Corona-Tote schwere Vorerkrankungen hatten. Tatsächlich stammt diese Nachricht aus Basel und aus dem UKE in Hamburg, von Püschels Team. Sein Credo „Man könne von den Toten für die Lebenden lernen“. Zwar befürwortet auch Püschel die harten Maßnahmen der Bundesregierung, hält jetzt den Schritt hin zur Normalität allerdings für dringend geboten. Denn nun habe man „einen Weg gefunden, mit diesen Virus-Problem umzugehen“, umreißt Püschel die Erfahrung der letzten Wochen.

    Alle Corona-Toten hatten schwere Vorerkrankungen
    Die wenigsten Toten hatten eine Lungenentzündung, sondern die Mikrozirkulation in der Lunge war gestört. Eine Beatmung somit völlig zwecklos, so der Basler Forscher Alexandar Tzankov. COMPACT hatte schon vor wenigen Tagen den Verdacht geäußert, dass zu viel beatmet würde (hier lesen).

    Dagegen konnten bei allen mehr als 100 obduzierten Leichen in Hamburg meist mehrere schwere Vorerkrankungen festgestellt werden, etwa Bluthochdruck, Herzinfarkte, Arteriosklerose oder Herzschwäche. Auch hätten in fast der Hälfte der Fälle Vorerkrankungen der Lunge vorgelegen.

    Wieder anderen Krankheiten widmen
    Immer mehr Mediziner schlagen inzwischen Alarm. In den Notaufnahmen melden sich derzeit weniger Patienten mit Herzerkrankungen als üblich. „Wir stellen fest, dass Diagnosen wie Schlaganfallverdacht, Herzinfarkt oder Blinddarmentzündung deutlich nachgelassen haben“. Das sagt Siegfried Hasenbein, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft in München.

    Upps. Ist Deutschland zu Corona-Zeiten plötzlich gesünder? Nein, offensichtlich hätten die Menschen eher Angst, sich mit Sars-Cov-2 zu infizieren, wenn sie einmal im Krankenhaus gelandet seien, so die böse Vorahnung der Mediziner. In der Kardiologie konstatieren sie einen Rückgang von bis zu 30 Prozent!

    Normalerweise werden Virusinfektionen vom Menschen besiegt, indem wir uns mit ihnen auseinandersetzen. Unser Immunsystem ist in der Lage mit seinen T-Zellen zu lernen. Wie unser Immunsystem funktioniert, haben wir hier dokumentiert. Inzwischen ist die Liste der Viren, mit denen wir leben können, wo eine Herdenimmunität existiert, ziemlich lang. „Ich hoffe, dass sich das Coronavirus baldmöglichst in die Liste dieser Infektionen einreiht.“, ist Rechtsmediziner Püschel optimistisch.

    Aber um das zu erreichen, müsse man schnell zu einem Normalzustand zurückkehren. Die Menschen sollten auf sich selbst und andere aufpassen – aber ohne Einschränkung ihrer Freiheitsrechte, mit vernünftigen staatlichen Regelungen. So der klare Appell Püschels an die Bundesregierung.

    Es gibt sehr viele andere Krankheiten, weiß Püschel. „In 99 Prozent der Fälle sind es andere Erkrankungen – und die müssen wieder normale Aufmerksamkeit bekommen.“ Das schafft man aber nur, wenn man zuließe, dass sich mehr Menschen mit dem Virus infizieren. Damit geht Püschel in Konfrontation zu Bundesregierung und RKI.

    Seine Begründung ist so klar wie einleuchtend: „Andernfalls, wenn wir keine großflächige Immunität schaffen, bedeutet das: Wir müssen uns für eine sehr lange Zeit isolieren.“ Das liegt so klar auf der Hand, dass man sich fragen muss, warum die Politiker einen völlig anderen Weg einschlagen und vor einer möglichen „zweiten Welle“ warnen. Er sei persönlich nicht dazu bereit, sich über Monate isolieren zu lassen, und immer mehr Menschen dächten wie er, so Püschel.

    Zuerst könne man die Kinder wieder aus ihrer Isolation lassen: „Ich finde es unakzeptabel, dass sie eingesperrt werden. Dass sie aus ihren normalen Lebensbereichen ausgeschlossen werden.“, so Püschels Appell an die Verantwortlichen. Zumal die Kinder zu den am wenigsten Gefährdeten gehören, bei denen ein schwerer Verlauf von Covid-19 zu befürchten sei.Magnesium Brain

    Die Zeit der Virologen ist vorbei
    So hart wie es klingt, so Püschel, bei den obduzierten Covid-19-Opfern seien meistens die Vorerkrankungen so schwer gewesen, dass „viele im Verlauf dieses Jahres ohnehin gestorben wären“. Denn diese Vorerkrankungen würden das Immunsystem schwächen. Viele Tote hätten sogar mehrere Vorerkrankungen gehabt, ob sie letztlich an einer Lungenentzündung gestorben seien, sei eigentlich hinfällig.

    Keinesfalls will Püschel Covid-19 damit verharmlosen. Jedoch hilft er mit seiner Einschätzung Covid-19 als normale Erkrankung einzuordnen. „Unser Gesundheitssystem ist weit davon entfernt, zu kollabieren“, betont er. Niemals hätte der Zeitpunkt bestanden, dass unsere Krankenhäuser überlastet gewesen seien.

    „Jetzt ist die Zeit der Virologen jedoch vorbei.“ Man dürfe das Virus nun nicht mehr abstrakt betrachten. „Wir haben genug Betten, wir haben genug Kapazitäten, um Menschen zu beatmen“, erklärt Püschel. Vielmehr seien jetzt die Erfahrungen der Ärzte vor Ort gefragt. Man müsse diesen zuhören, um das Wesen von Covid-19 zu begreifen. Deren Ratschläge, insbesondere im Umgang mit Älteren seien zu beachten.

    Geringe Sterberate – keine besonders gefährliche Viruserkrankung
    Auffällig ist, dass in Deutschland die Sterberate relativ gering sei. Zum einen führt Püschel das auf die strengen politischen Maßnahmen zurück. Zum andern würde in Deutschland anders getestet. Daher hätten wir mehr nachgewiesene Infektionen.

    Woanders würden eben nur die Schwerkranken und Sterbende getestet. Daher hat man weniger Daten über die Gesamtbevölkerung, „die nicht schwer an Covid-19 erkrankt ist.“, so Püschel und die Sterberate sei dort entsprechend hoch.

    Betrachtet man nun die Zahlen für Deutschland, so handele es sich Püschel zufolge „um keine besonders gefährliche Viruserkrankung“. Klar dürfe man den Umgang mit Covid-19 nicht bagatellisieren, es sei ja schließlich eine Viruserkrankung. Püschels Vorwurf an Politiker, Epidemiologen und Virologen, man hätte zu viel Angst geschürt. „Wenn wir diesem Virus, dieser Angst so viel Raum geben, dann hat das am Ende größere gesellschaftliche und medizinische Folgen, als die Krankheit selbst“.

    Auch Merkels Diktum von der „größten Herausforderung seit dem Ende des 2. Weltkriegs“ findet am Ende wenig Zustimmung von Püschel: „Aussagen wie diese machen den Menschen große Angst – unverhältnismäßig große Angst.“

    Bleibt zu hoffen, dass die Politik sich zukünftig eher von solchen wie Püschel, Wodarg, Streeck und Co. beraten lässt als weiter auf Wieler und Drosten zu setzen. Dass man der Corona-Panik auch medial etwas entgegensetzen muss und kann, hat COMPACT mit seiner überzeugenden Sonderausgabe „Corona. Was der Staat und verschweigt“ eindrucksvoll bewiesen.

    Zusammenfassung
    Von den Toten für die Lebenden lernen ist ein schönes Credo, was sich der Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel für seine Arbeit, insbesondere für die Erforschung von Covid-19 gesetzt hat. Nach seinen Erkenntnissen hatten zum einen alle Corona-Toten, die er obduziert hat, zum Teil mehrere schwere Vorerkrankungen. Zum anderen ist unser Gesundheitssystem hervorragend aufgestellt. Man müsse den Menschen jetzt die Angst vor Covid-19 nehmen. Denn es handele sich schließlich dabei um „keine besonders gefährliche Viruserkrankung“, so das Püschels Fazit.

    * In diesem Artikel wird u. a. auf Produkte der 9 Leben GmbH verlinkt. Für diese Links erhält COMPACT keinerlei Vergütungen. 

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