Die dritte Rune des älteren Futharks ist stark und mächtig, aber auch zerstörerisch. Vorsicht ist geboten! Weiterführend empfehlen wir die Standardwerke „Das Geheimnis der Runen“, die Edda und die „Germanischen Götter- und Heldensagen“ – alle zu sehr günstigen Preisen in der Rubrik „Von unseren Vorfahren“ in unserem Online-Shop erhältlich. Hier mehr erfahren.

    Die Rune Thurisaz hat als Thorn (þ) nicht nur Einzug in das altenglische Alphabet gehalten, sondern findet sich bis heute als Buchstabe in der isländischen Schriftsprache. Der Lautwert entspricht dem (stimmlosen) englischen „th“ und ist ist eng mit der Kraft der Riesen (Thursen) verbunden.

    Wie man in den „Germanischen Götter- und Heldensagen“ von Felix und Therese Dahn nachlesen kann, war der Urvater der Riesen Ymir, ein äußerst böswilliger Geselle. Die ersten Götter töteten ihn und erschufen aus ihm die Welt: Seine Augen wurden Sonne und Mond. Aus seinem Schädel bildete sich das Himmelszelt. Seine Knochen wurden zur Grundlagen der Felsen und Gebirge. Sein Blut findet sich im Salz der Ozeane wieder.

    Aus seinem Leib erschufen die Asen die Erde, aus seinem Rückgrat die Verbindung zwischen dem Himmel und dem Todesreich der Göttin Hel (daher auch unser Wort „Hölle“).

    Um alles in der Natur wachsen zu lassen, nutzten die Götter Ymirs Haut und Haare. Sein wildes Herz schlug von nun an tief in der Erde in einem Meer aus Feuer. Sein Gehirn wurde zu Wolken. In Thurisaz lebt die Kraft des Ur-Riesen weiter. Sie ist stark und mächtig, aber auch zerstörerisch.

    Saturn, Satan, Luzifer

    Dieser germanische Mythos von der Erschaffung der Welt hat wohl nicht zufällig große Ähnlichkeiten mit dem Schöpfungsakt, wie er in der Bibel beschrieben ist. Logen-Aussteiger Charles Fleischhauer schildert in seinem Enthüllungswerk „Die gnostische Geheimlehre der Freimaurer“, dass die christlichen Gnostiker mit dem Schöpfer der materiellen Welt jedoch nicht Gott, sondern den Demiurgen identifizierten. In der freimaurerischen Gnostik ist dieser identisch mit Luzifer und thront in Gestalt des Logenmeisters zwischen den Säulen Jachin und Boas im Tempelraum.

    Hier lässt sich wieder der Bogen zum germanischen Schöpfungsmythos und zu Thurisaz spannen: Diese Rune steht am Eingang des Winters und befindet sich astrologisch im 8. Haus, dem Haus des Todes und der Giftspinne (Skorpion), in dem schon die antike Sternenkunde den Satan Typhon-Seth vermutete – einen Repräsentanten der titanischen Urchaosmächte. Gemeint ist der Materiedämon, der Herr der stofflichen Welt – eben jener Demiurg der Gnosis.

    Das eddische Hyndluljóð spricht vom „Thursengeschlecht, dem das Schaden Lust war“. Wer tatsächlich mit dem Riesen Ymir gemeint war, teilt der altisländische Runenvers in einem Zusatzvermerk mit: „Saturnus“. Der alte Planetenherrscher der römischen Mythologie, der seinen Vater mit der Sichel entmannte und seine eigenen Kinder auffraß, wurde von Zeus in die Unterwelt verbannt.

    Schon die gnostischen Orphiten, die der biblischen Schlange im Paradies eine göttliche Natur zumaßen, sahen in Gestalt des Kronos beziehungsweise Saturn eine dunkle Kraft. Ptolemäus beschrieb den Saturn als „erdigen Planeten“, der „furchtbare Kälte“, Eis, Hagelschlag und „verheerend wirkende Schneemassen“ verursache. Im Mittelalter galt er als „Maleficus“ („Bösartiger“) und Wohnort des Teufels.

    Die Trollnächte

    Wer das Werk „Das Geheimnis der Runen“ des Ariosophen und Germanenforschers Guido von List gelesen hat, der weiß: In der Runenmagie ist bei Thurisaz Vorsicht geboten. Die titanischen Energien sind nur schwer zu bändigen. Sie können unvermittelt ausbrechen und wie eine Naturgewalt über einen herfallen.

    Auch die Edda warnt davor, diese und andere Runen ohne nähere Kenntnis zu verwenden:

    „Kein Mann soll Runen ritzen,
    vermag er sie nicht recht zu brauchen;
    oft wird von dunklem Stabe
    in die Irre geführt ein Mann.
    Zehn geheime Runen sah ich
    geritzt auf geglättetem Fischbein;
    Dies hat der Linde des Lauchs
    lange Kummer gebracht.“

    Eng verbunden mit Thurisaz sind die sogenannten Trollnächte: Im düsteren Nebelmond gewinnen die Dämonen an Macht. Der germanische Mythos spricht von unholden Thursen oder der Kraft Lokis aus: Der listige Feuergott, der möglicherweise von den Riesen abstammt, ist eine der zwiespältigsten Gestalten des nordischen Pantheons: Einerseits hilft er anderen Göttern, andererseits spielt er ihnen auch Streiche und hintergeht sie, wobei er von seiner Fähigkeit als Gestaltwandler Gebraucht macht.

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    Ein Kommentar

    1. Kein Mann soll Runen ritzen, vermag er sie nicht recht gebrauchen – gilt das auch für fas Doppel-S?