Die Runen sind nicht einfach nur Schriftzeichen. Unsere germanischen Vorfahren maßen ihnen tiefen Sinngehalt bei. Das gilt auch für die 23. Rune des Älteren Futharks: Dagaz. In unserer aktuellen Geschichtsausgabe „Die Germanen – Die Geschichte der ersten Deutschen“ stellen wir Ihnen alle Runen und ihre Bedeutung vor. Hier mehr erfahren.

    Die Rune Dagaz. Foto: Radierung von Joël Bernabel, aus: Les sortilèges des Runes, 2001. Repro COMPACT

    Die D-Rune (Dagaz) findet sich das uralte Sinnbild der Doppelaxt des Himmels- und Tagvaters wieder: Zeus ist sein Name in der griechischen Mythologie, Jupiter seine römische Entsprechung, als Donar oder Thor wurde er von unseren germanischen Vorfahren verehrt.

    Er symbolisiert mit seiner Zweihaftigkeit den Unterschied und die Gegenpole, die für die notwendige Spannung sorgen. Sie erst ist die Voraussetzung und die Grundlage jeglicher Existenz und ermöglicht das Pulsieren des kosmischen Lebens: Mann und Frau, Tag und Nacht, Sommer und Winter, Zuneigung und Abscheu. Im fernöstlichen Kulturraum ist diese Dualität als Yin und Yang bekannt.

    Dagaz bedeutet „Tag“, der phonetische Wert dieser 23. Rune des älteren Futharks ist „d“. In COMPACT-Geschichte „Die Germanen“ erfahren Sie zudem zu der Bedeutung dieses den Germanen heiligen Schriftzeichens: „Starke Schutzrune: Symbolisiert die Energie des Lichtes, wenn es am stärksten scheint – mittags und in der Sommermitte.“

    Thor oder Donar, dem diese Rune zugeordnet ist, wird oft als grimmiger Blitzeschleuderer und Donnergott dargestellt. Dies ist aber nur ein Aspekt. Ein zweiter ist seine segenbringende Wirkung, da er mit seinen Wettererscheinungen auch für Fruchtbarkeit auf den Feldern sorgt.

    Er ist der „Midgardz véor“, der Weihebringer der Menschenwelt, der gewissermaßen an jedem Eingang steht und jedem Beginn seinen Segen schenkt – auch dem Ehebündnis und der bestenfalls daraus resultierenden Geburt einer reichen Kinderschar.

    Unsere Vorfahren brachten Dagaz stets viel Dankbarkeit entgegen und nahmen den Segen, den die Rune spendet, nicht als selbstverständlich hin. Nur durch die bewusste Wahrnehmung des Geschenks bleibt es uns erhalten. Wer zu leichtfertig damit umgeht, dem kann es wieder genommen werden. Letztendlich wird uns dieses Geschenk also nur geliehen und kann nur dann von Dauer sein, wenn wir bewusst damit umgehen und es zu schätzen wissen.

    Lesen Sie auch die anderen Beiträge unserer kleinen Runenkunde: Thurisaz | Ansuz | Kenaz | Gebo

    Mehr über die Geschichte und Kultur unserer Ahnen erfahren Sie in COMPACT-Geschichte „Die Germanen“. Mit einem ausführlichen Beitrag zu den Runen und der Vorstellung aller Schriftzeichen des älteren Futharks. Hier bestellen.

    4 Kommentare

    1. Keine Schriftzeichen im Sinne einer Lautschrift sondern Symbole. So wie die Anfänge der chinesischen Schrift oder ägyptische Hieroglyphen.

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      COMPACT: Stimmt nicht. Natürlich hatte jede Rune einen Lautwert. Steht auch im Artikel (und in den anderen Runen-Artikeln). Ist Ihnen denn wirklich nichts zu billig, um unsere Germanen-Beiträge zu diskreditieren. Wenigstens bei der Wahrheit könnten Sie bleiben…

      • Könnten Sie dann meinen Namen mal in Runen wiedergeben ? Wenn die Germanen eine Lautschrift gehabt hätten, warum gibt es dann keine Chroniken auf "runisch". Warum schrieben die ersten Germanen, die Geschichten verfassten ( Vita Caroli z.B) mit lateinischen Buchstaben ? Wie kann eine Rune einen Lautwert haben, wenn die Sprachen der einzelnen germanischen Stämme weit unterschiedlicher waren als heutigen Dialekte und es eine gemeinsame Hochsprache nicht gab? Folglich jedes germanische Volk die einzelne Rune mit einem anderen Laut bezeichnete ?

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        COMPACT: Nein, es gibt kein „Runisch“, aber bspw. eine urnordische und eine altnordische Sprache, die in Runenschrift geschrieben wurden. Und wie jeder Buchstabe hat auch jede Rune einen Lautwert, etwa Thurisaz das „th“, das höchstwahrscheinlich so ähnlich ausgesprochen wurde wie das englische „th“. Ihnen sind vermutlich auch nicht die Runensteine bekannt – wie der Skarthestein, den Sie im Museum Haithabu bewundern können. Dort werden Ihnen sogar die Sätze vorgelesen, die auf dem Stein niedergeschrieben sind. Wie soll das ohne phonetischen Wert funktionieren? Sie stellen hier gerade die Erkenntnisse tausender Mediävisten und Linguisten in Abrede. Wir haben uns das ja nicht ausgedacht.

        • Muß da eingestehen, daß meine Einwände der Materie nicht voll gerecht werden. Die ist viel komplexer als ich dachte. Tatsächlich ist die Entwicklung der Runen sehr lang und die letzten Entwicklungsstufen erreichten die Lautschrift. Es existiert ja sogar ein Taufbecken mit Runeninschrift .Warum diese Schrift trotzdem vollständig verschwand ? Wahrscheinlich deshalb, weil Lateinisch für fast1.500 Jahre die Verkehrssprache des gebildeten Europa war und es wenig Sinn machte , lateinische Sprache in Runenschrift zu schreiben. Seien wie froh, daß jetzt Englisch die Weltsprache ist, statt Latein mit seiner übermäßig komplizierten Grammatik.

    2. "Die D-Rune (Dagaz) versinnbildlicht den Tag."

      Die Rune erinnert sicher nicht von ungefähr an die umgekippte "Acht", das sog. "Unendlichzeichen" oder Unendlichkeitsschleife.