Die Asylkrise an den EU-Außengrenzen könnte sich in den kommenden Monaten nach Auffassung von Beobachtern dramatisch zuspitzen, in Afrika sollen bereits wieder Hunderttausende von Asylforderern auf eine Überfahrt nach Europa warten. Derweil will Italiens neuer Regierungschef Mario Draghi alle in seinem Land ankommenden Migranten direkt in andere Länder – vorrangig natürlich nach Deutschland – weiterleiten. Es folgen Auszüge aus dem Artikel „Die kanarische Flut“, der in COMPACT 04/2021 erschienen ist.
Trüb, dunstig und heiß ist es in Puerto de la Cruz. Der Saharastaub, der am 17. Februar wie eine Dunstglocke über dem kanarischen Archipel schwebt, hüllt die im Norden der Ferieninsel Teneriffa gelegene Touristenhochburg in einen grauen Schleier, der sogar die heiße Sonne Afrikas zu ersticken droht. Eine drückende Hitze treibt jetzt, um die Mittagszeit, schon bei geringsten Anstrengungen den Schweiß aus den Poren.
Alarmstufe Rot auf Teneriffa
Trüb und gedrückt ist auch die Stimmung rund um das mehrgeschossige Gebäude der Apartamentos Tenerife Ving in der Avenida de los Hermanos Fernandez Perdigon unweit des Busbahnhofs der Stadt. Der Grund steht auf der anderen Straßenseite. Dort parkt ein blauer Reisebus, voll beladen mit Schwarzafrikanern. Auf dem Bürgersteig stehen rot uniformierte Mitarbeiterinnen der Cruz Roja, des spanischen Roten Kreuzes, das in großformatigen Anzeigen mit dem Slogan wirbt „Immer dichter dran am Menschen“, was einige der Rotkreuzlerinnen offenbar durchaus wörtlich genommen haben. Sichtlich bewegt nehmen sie Abschied von den jungen Männern.
Nicht bei allen waren die Migranten so beliebt wie bei den Cruz-Roja-Mitarbeiterinnen. Viele der Anwohner seien nicht begeistert gewesen, berichtet die deutsche Seniorin Maria, die in einer Eigentumswohnung in direkter Nachbarschaft des Ving lebt. „Warum?“, frage ich. „Waren sie zu laut?“ Ja, das auch, meint Maria. Vor allem aber hätten viele missbilligt, dass die Afrikaner den kleinen Park zwischen den Wohnanlagen besetzt hätten, der sonst ein ruhiger und beschaulicher Rückzugsort ist.
Afrikaner prägen das Stadtbild
Das Covid-bedingte Ausbleiben der Touristen hatte das Ving zu einem Auffanglager gemacht. Auch Marias Freundin Isolde B. aus München, die seit über zehn Jahren auf der Insel ihren Erstwohnsitz hat, ist nicht erfreut über die ungewohnte Gesellschaft, die sie in diesem Winter auf Straßen und Strandpromenaden bekommen hat. Wochenlang prägten die Auswanderungswilligen das Stadtbild rund um die malerische Playa Jardin, den Vorzeigestrand von Puerto de la Cruz, flanierten grüppchenweise durch die Stadt, erstaunlich gut angezogen und alle mit Mobilfunkgerät, wie Isolde B. festgestellt hat.
Allerdings stets auch vorschriftsmäßig mit Schutzmaske vor dem Gesicht. Kaum hatten die Touristen am Abend den beliebten Sandstrand verlassen, übernahmen die Afrikaner und funktionierten das von Palmen gesäumte Areal zum Trainingsgelände um. Ein emsiges Hüpfen, Sprinten und Springen setzte ein, als habe irgendwer den durchtrainierten Männern eingeredet, dass wer sich jetzt fit hielte, seinen Bundesliga-Profivertrag so gut wie in der Tasche hätte.
Den ganzen Text „Die kanarische Flut“ können Sie in COMPACT 04/2021 lesen, das sich dem Titelthema Great Reset widmet.
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