Die Feinde der Kunstfreiheit haben wieder versucht, die polnische Black-Metal-Band Mgła von einer deutschen Bühne zu vertreiben. Doch die Gruppe wird wie geplant auftreten. Denn erneut ist eine Location in Brandenburg eingesprungen – und sorgt dafür, dass die Fans auf ihre Kosten kommen. Wie sich die Zensoren an den Clubs im Osten der Republik die Zähne ausbeißen, kann man in dem Beitrag „Patriotismus ist Pop“ online mit Digital+ oder in COMPACT 11/2019 nachlesen.

    Im Frühjahr wurden mehrere Auftritte von Mgła in Westdeutschland abgesagt. Der Grund: Aktivisten der linken Szene hatten die Betreiber der Veranstaltungslokalitäten unter Druck gesetzt. In München richtete ein sogenanntes Bündnis gegen Antisemitismus – bestehend aus der Grünen Jugend, der Linksjugend Solid, den SPD-nahen Falken, der Emanzipatorische Linken und dem Antifaschismus-Referat der Münchner Uni – einen Offenen Brief an den Club Backstage, in dem auf die angeblich rechtsextreme Vergangenheit eines Musikers der Band Deus Mortem, die als Vorgruppe der polnischen Schwarzmetaller mit von der Partie war, verwiesen wurde.

    Zudem wurde behauptet, Mgła verfüge über eine „gute Vernetzung“ mit der NSBM-Szene. NSBM steht für National Socialist Black Metal. Tatsächlich gibt es im Black-Metal-Bereich Bands, die sich offen zu nationalsozialistischem Gedankengut bekennen. Von der Antifa werden dazu jedoch auch Gruppen gerechnet, auf die dies überhaupt nicht zutrifft. Mgła selbst wurde noch nicht einmal unterstellt, dass sie eine NS-Band seien – es wurde nur nebulös auf vermeintliche Kontakte verwiesen. Politische Texte gibt es von Mgła überhaupt nicht, dafür Reminiszenzen an Charles Bukowski und Friedrich Nietzsche. Einen guten Einstieg in das Thema bietet der Beitrag „Soundtrack für das Kali Yuga: Norwegens Exportschlager Black Metal“, der in COMPACT 3/2019 erschienen ist und online mit Digital+ hier abgerufen werden kann.

    Atmosphärischer Black Metal aus Polen: Mgła begeistern das Publikum in Zwickau.

    Kurz nach der Münchner Absage wurde auch das Konzert von Mgła in Berlin gecancelt. Dort hatte es ebenfalls eine Antifa-Kampagne gegen den Auftritt gegeben. Daraufhin setzte das Columbia-Theater, wo der Gig stattfinden sollte, die Band kurzerhand vor die Tür – um 13 Uhr am Veranstaltungstag, als sich zahlreiche Fans schon auf der Anreise befanden. Wenig später sprang eine Location in Brandenburg ein: Sie führte ein Ersatzkonzert durch, bei der alle Tickets für Berlin Gültigkeit hatten. Alle regulären Auftritte der Band im Osten, etwa in Zwickau oder Erfurt, konnten sowieso störungsfrei über die Bühne gehen. Anders als im Westen lassen sich die Betreiber von Lokalitäten dort nicht von linken Kreisen einschüchtern. Besonders lässig zeigte sich der Chef vom Club Seilerstraße in Zwickau. Er verwies gegenüber dem Lokalblatt Freie Presse, die den Auftritt von Mgła zu skandalisieren versuchte, auf einen Beitrag von COMPACT-Online, in dem der unpolitische Charakter der Band herausgestellt wurde. Der Artikel war dann auch unter Konzertbesuchern Gesprächsthema, wie der Autor dieser Zeilen, der an dem Abend zugegen war, feststellen konnte. Offenbar wird die COMPACT-Berichterstattung inzwischen vermehrt von nonkonformen Musikfreunden geschätzt.

    Mgła, die gerade ihr neues Album Age of Excuse (siehe Youtube-Fenster oben) veröffentlicht haben, erfreuen sich in der Metal-Szene großer Beliebtheit. Der atmosphärische Sound der Krakauer und ihre düster-melancholischen bis misanthropischen Texte treffen genau den Geschmack einer Hörerschaft, deren Gedankenwelt der britisch-kroatische Schriftsteller Alex Kurtagić in seinem Essay „Black Metal – Die Konservative Revolution in der modernen Populärkultur“ als „umfassende Negation der Moderne“ beschrieben hat. Zum Kult-Status der Band trägt sicherlich auch ihre Form der Live-Darbietung bei: Die Gesicher der Musiker sind schwarz verhüllt, die Bühnenshow ist äußerst spartanisch. Zur Begründung heißt es: Das Publikum solle sich ganz auf die Musik konzentrieren und nicht durch irgendwelchen Firlefanz abgelenkt werden. Star-Allüren sind den Krakauern fremd, auch wenn sie in ihrem Heimatland Polen schon eine echte Hausnummer sind. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Organisatoren des Festivals „De Mortem et Diabolum“ Mgła in diesem Jahr als Headliner verpflichtet haben. Die zweitägige Konzertveranstaltung fand bislang jedes Jahr in Berlin statt – und zwar im Columbia-Theater. Also in genau jener Location, die den Polen im Frühjahr nach dem Erpressungsversuch aus dem linken Lager die Türen vor der Nase zuknallte.

    Und so kam es, wie es kommen musste: Als das Lineup für das diesjährige „De Mortem et Diabolum“ bekanntgegeben wurde, übten sich die Betreiber der Konzerthalle im Berliner Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain in vorauseilendem Gehorsam. Am 10. Oktober veröffentlichten die Macher des Festivals auf Facebook folgende Meldung:

    Die Geschäftsführung des Columbia-Theaters hat uns mit Vorwürfen gegen diesjährige Bands konfrontiert und Auflagen ausgesprochen, die nicht zu erfüllen sind. Die Vorwürfe sind unterschiedlicher Natur und wurden von einer separaten dritten Seite, die vom Columbia- Theater kontaktiert wurde, verstärkt. Unsere vielen Bemühungen und Meetings wurden über die Zeit gegenstandslos, da Statements seitens der Künstler wiederholt als Lippenbekenntnisse abgetan, Expertenmeinungen aus der Szene negiert und uns ein wachsendes Misstrauen entgegengebracht wurde. Auf unsere Initiative hin bestand schlussendlich noch die Chance, offizielle Behörden einzuschalten. Dies schien ein gangbarer Kompromiss zu sein, doch leider mahlen die Mühlen der Behörden sehr langsam, und die Geschäftsführung des Columbia-Theaters hat uns eine Frist gesetzt. Wir hätten noch etwas Zeit, haben aber beschlossen, an dieser Stelle die Reißleine zu ziehen.

    Wer die „separate dritte Seite, die vom Columbia-Theater kontaktiert wurde“, ist, kann man sich denken. Bezeichnend ist, dass die Feinde der Kunstfreiheit diesmal gar nicht erst an die Hallenbetreiber herantreten mussten, sondern von diesen selbst mobilisiert wurden, um ihrer Forderung nach Zensur der Setlist gegenüber den Veranstaltern des Festivals Nachdruck zu verleihen. So und nicht anders sind die Zeilen zu deuten, die die Macher des „De Mortem et Diabolum“ auf Facebook veröffentlicht haben – und zwar bis heute unwidersprochen. Diese Spielart des Stockholm-Syndroms war bislang nicht bekannt. Man kann über das Vorgehen des Columbia-Theaters gegenüber einem Geschäftspartner nur staunen.

    Doch die Organisatoren ließen sich davon nicht beeindrucken und kündigten, wie sie auf Facebook schrieben, die langjährige Zusammenarbeit im Zuge verschiedenster Veranstaltungen“ mit dem Columbia-Theater auf und verlegten das Festival nach Brandenburg. Das „De Mortem et Diabolum“ wird demnach in diesem Jahr – mit Mgła als Headliner – am 13. und 14. Dezember im JHP Jugendhaus, Prof.-Mitscherlich-Allee 1, in Paulinenaue stattfinden. Die Location ist mit dem Zug vom Berliner Hauptbahnhof in etwa einer halben Stunde erreichbar, und es wird sogar ein Shuttle-Service vom Bahnhof zum neuen Veranstaltungsort eingerichtet. Wieder einmal hat man also im Osten dafür gesorgt, dass die Boykott-Versuche linker Kreise ins Leere laufen. Karten gibt es übrigens HIER.

    In der aktuellen Ausgabe 11/2019 von COMPACT sind die polnischen Schwarzmetaller von Mgła gleich zweimal Thema:

    * In „Kultur des Monats“ wird ihr neues Album Age of Excuse besprochen: Sechs Hammer-Tracks, kompromisslos und unverzichtbar für Freunde harter Mucke.

    * In dem Beitrag „Patriotismus ist Pop“, der am Beispiel der Rapper Chris Ares und Prototyp das Potenzial moderner patriotischer Musik aufzeigt, wird neben einem Rückblick auf die Anfänge der Böhsen Onkelz auch in einem längeren Abschnitt über die Deutschland-Tour von Mgła berichtet und dabei die wichtige Rolle, die Clubs und Locations im Osten für alternative und nonkonforme Musikangebote spielen, näher beleuchtet.

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