Im Jahr 2011 trat der Italiener Mario Draghi sein Amt als EZB-Notenbankchef an. Unter seiner Ägide wurde die schon vorher von der Europäischen Zentralbank betriebene Niedrigzinspolitik zu einer Nullzinspolitik. Der Italiener wird in die Geschichtsbücher eingehen als der EZB-Präsident, der die Zinsen über einen langen Zeitraum von geschlagenen acht Jahren hinweg immer nur gesenkt und nie erhöht hat, bis er schließlich 2016 beim Nullzins angekommen war. Insbesondere für die Deutschen, die ein Volk von Sparern sind, hatte diese Notenbankpolitik katastrophale Folgen. Das COMPACT-Magazin berichtete in seiner Januarausgabe von dem drohenden Crash, den die Zentralbanken und insbesondere die EZB auslösen könnten.

    Nach einer Berechnung des Fachportals Tagesgeldvergleich.net haben die Deutschen durch die EZB-Politik seit 2011 insgesamt knapp 165 Milliarden Euro an Zinseinnahmen verloren und sind damit im negativen Sinn der Spitzenreiter unter allen Euro-Staaten. Das muss nicht so sein, wie ein Blick nach Übersee zeigt. In den USA war die Entwicklung beispielsweise anders. Hier wurde in den vergangenen acht Jahren zwar auch eine Niedrigzinspolitik betrieben, es gab zwischenzeitlich aber auch immer wieder Zinserhöhungen.

    Pensionskassen in Existenznöten

    Sowohl Ex-Notenbankchef Draghi wie auch seine Nachfolgerin Christine Lagarde scheinen hingegen zu glauben, dass alle wirtschaftlichen Probleme durch immer weitere Lockerungen der Geldpolitik zu lösen sind, obwohl gerade die letzte Finanzkrise durch eine solche Geldschwemme und die damit einhergehende Blasenbildung ausgelöst wurde. Im Euro-Raum zahlen die Banken seit mehr als drei Jahren Strafzinsen auf ihre Einlagen bei der Zentralbank, was ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zunehmend unterminiert.

    Weit dramatischer ist aber die Enteignung der Sparer und die Situation der Pensionskassen. Mittlerweile stehen 45 der 137 deutschen Pensionskassen unter der erweiterten Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), da sie durch die Nullzinspolitik in existentielle Schwierigkeiten geraten sind. All das wird von der EZB in Kauf genommen, um insbesondere den wirtschaftspolitisch schwächeren südeuropäischen Ländern Zeit für eine Haushaltssanierung zu kaufen, die von diesen aber immer wieder aufgeschoben wird.

    Bildung gefährlicher Spekulationsblasen

    Die geldpolitische Geschichte lehrt eigentlich, dass eine ewige Niedrig- oder sogar Nullzinspolitik größte Risiken mit sich bringt, weil sie die Anleger in die Spekulation treibt und die Preisblasen, die sich bilden, eines Tages platzen. Zumindest Mario Draghi hat das während seiner Amtszeit komplett ignoriert und – wie aus internen Kreisen zu hören war – auch keine Kritik an seinem Kurs zugelassen. Für seinen Krieg gegen die deutschen Sparer erhielt er schließlich aus der Hand von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in diesem Jahr das Bundesverdienstkreuz.

    Medien und Politik trichtern den Bürgern ein, dass niedrige Zinsen prinzipiell immer gut und hohe schlecht seien. Diese Weisheit gilt heute als ebenso unumstößlich wie die Kugelform der Erde – doch sie ist falsch. Echte Wohlstandsgewinne beruhen nämlich auf einer Erhöhung der Produktivität, die dann gegeben ist, wenn beispielsweise durch technische Neuerungen mit dem Einsatz von weniger Rohstoffen und Arbeitskraft mehr Güter produziert werden können.

    Euro-Raum wird zur DDR 2.0

    Am Ende einer Nullzinsära, die sich in der EU nun schon über ein Jahrzehnt hinzieht, überleben aber fast wie in der untergegangenen Planwirtschaft der DDR mit ihren Kombinaten vor allem die unwirtschaftlichen Kolosse. Sie können deshalb weiterexistieren, weil ihre immensen Schuldenberge sie kaum etwas kosten; sie ziehen den kleineren und wettbewerbsfähigeren Unternehmen aber wertvolle Ressourcen wie Kapital und Mitarbeiter ab.

    Max Otte: Weltsystemcrash

    Mit einer halben Million verkaufter Exemplare von »Der Crash kommt« gelang Max Otte eines der erfolgreichsten deutschen Wirtschaftsbücher überhaupt. 13 Jahre später erscheint der Nachfolger: »Weltsystemcrash«. Die Risiken sind noch dramatischer geworden: Die weltweite Verschuldung ist auf dem höchsten Stand aller Zeiten. Der Niedergang der USA, der Aufstieg Chinas und die Ohnmacht Europas bedeuten fatale Konsequenzen für uns alle. Zunehmende Überwachung, Fake News und eine verfahrene Migrationspolitik spalten die Gesellschaften. Otte zeigt, wie all dies zusammenhängt und wie jeder Einzelne mit dieser neuen Weltordnung umgehen kann. Das Buch kann hier bestellt werden!

    In der Nullzinswirtschaft wird nicht investiert, sondern spekuliert. Wenn zu viel Geld vorhanden ist, kommt es häufig an der falschen Stelle an. Es werden Aktien und Anleihen erworben, weil hier steigende Preise erwartet werden, während in den produktiven Kern der Wirtschaft zu wenige Mittel fließen. Am Ende bilden sich groteske Überbewertungen, die so lange Bestand haben, bis die Blase platzt.

    Der frühere Risikomanager und heutige Vorstand des Goldhändlers Degussa, Markus Krall, erwartet deshalb in den kommenden Jahren einen epischen Börsencrash, in dessen Zuge sich drei Billionen Euro an deutschen Sparvermögen in Luft auflösen werden. Die Geldpolitik der EZB bezeichnet er als „Maschinenraum des Völkerselbstmordes“ und „krankes System“.

    Im Euroraum, so seine Prognose, würde die kleinste Zinsanhebung zu einem Kollaps der an der Nadel des billigen Geldes hängenden Banken führen. Die Folgen wären zuerst – damit rechnet der promovierte Volkswirt schon in naher Zukunft – eine tiefe Depression, ab 2021 dann eine beginnende Hyperinflation. Wie andere Ökonomen und Investoren, so beispielsweise die Wallstreet-Legende Jim Rogers, betont auch Krall, dass die Krisenmechanismen schon angelaufen und deshalb irreversibel sind.

     

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