Der mächtigste Mann im NS-Staat nach Hitler hing okkulten und altindischen Lehren an. Seine Ideen wollte er wissenschaftlich belegen lassen. Ein Auszug aus COMPACT-Geschichte Das okkulte Reich –Nazis und Esoterik. Die brandneue Ausgabe können Sie hier bestellen.

    Der Historiker Joachim C. Fest nannte Heinrich Himmler einen „Spintisierer und Gewalttechniker“. Damit brachte der berühmte Hitler-Biograf die Janusköpfigkeit des studierten Landwirts und Nationalsozialisten der ersten Stunde auf den Punkt. (…)

    Unverkennbar war Himmlers Hang zum Okkultismus, zur Astrologie und zu einer Spiritualität, die er aus vorchristlichen Quellen ableitete. In seinen Persönlichen Stab berief er einen Runen-Mystiker wie Karl Maria Wiligut und einen Gralsforscher wie Otto Rahn, der von der mittelalterlichen Ketzerbewegung der Katharer fasziniert war.

    Schematische Darstellung des SS-Ehrenrings, den Runenmystiker Karl Maria Wiligut im Auftrag Himmlers entworfen hat. Auf der Stirnseite war ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen zu sehen. Außerdem waren Runen eingearbeitet, die die „germanischen Tugenden“ des Trägers stärken sollten. Foto: Michael Moynihan and Stephen Flowers: „The Secret King“, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

    Die Wewelsburg in Westfalen baute der Reichsführer-SS zur Kultstätte aus, und auch in der 1935 von ihm zusammen mit dem Niederländer Herman Wirth ins Leben gerufenen Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe flossen Wissenschaft und Esoterik zusammen. Schon die – nach dem Vorbild der Jesuiten aufgebaute – SS an sich dokumentierte Himmlers Hang zum und Okkulten: In seinem Schwarzen Orden war die Totenkopf- und Runensymbolik allgegenwärtig. Das Christentum lehnte Himmler ab.

    Germanen-Kult

    Dabei bezeichnete er sich selbst als „gottgläubig“ und forderte von seinen SS-Leuten ein entsprechendes Bekenntnis. (…) Allerdings schwebte dem obersten Führer der SS keineswegs ein christliches Gottesbild vor. 1937 veröffentlichte er eine Denkschrift, in der es hieß:

    „Wir leben im Zeitalter der endgültigen Auseinandersetzung mit dem Christentum. Es liegt in der Sendung der Schutzstaffel, dem deutschen Volk im nächsten halben Jahrhundert die außerchristlichen, arteigenen, weltanschaulichen Grundlagen für Lebensführung und Lebensgestaltung zu geben.“

    Himmlers persönlicher Glaube orientierte sich an dem, was er unter Germanentum verstand, etwa „die heilige Überzeugung unserer Vorfahren, dass alles, was es an Leben auf dieser Erde gab und gibt, von Gott geschaffen und von Gott beseelt sei“.

    Und weiter:

    „Törichte, böswillige und dumme Leute haben daraus die Fabel, das Gräuelmärchen gemacht, als hätten unsere Vorfahren Götter und Bäume angebetet. Nein, sie waren nach uraltem Wissen und uralter Lehre von der göttlichen Ordnung dieser ganzen Erde, der ganzen Pflanzen- und der ganzen Tierwelt überzeugt.“

    Da die germanische Religion allerdings nur in ihrer späten Erscheinungsform überliefert ist, in der Odin beziehungsweise Wotan als wichtigste Gottheit erscheint, sprach Himmler von einem vagen Glauben, der dieser Zeit vorangegangen sei. (…)

    Indische Götter

    Wegen der mangelhaften Überlieferung der germanischen Religiosität legte der Reichsführer-SS besonderes Augenmerk auf hinduistische und buddhistische Quellen, in denen er die arische Glaubenstradition dokumentiert sah. Schon 1925, dem eigentlichen Gründungsjahr der SS, notierte er:

    „Kschatrijajaste, das müssen wir sein. Das ist die Rettung!“

    Kshatriyas sind die Krieger im Hinduismus, die zweite Kaste nach den Brahmanen (Priester) und vor den Vaishyas (Händler) und Shudras (Arbeiter). Felix Kersten, der Himmler ab 1939 als Masseur ständig behandelte, berichtet in seiner Autobiografie Totenkopf und Treue von einem Gespräch, das er mit dessen Sekretär Rudolf Brandt führte. Demnach habe er sich bei Brandt nach den religiösen Überzeugungen seines Chefs erkundigt und nach den „Hauptwerken, die Himmler als Ausgangsbasis nahm“, gefragt.

    Kalki mit dem weißen Pferd: Die zehnte Inkarnation des Gottes Vishnu leitet gemäß der hinduistischen Lehre die Zeitenwende ein. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Brandt habe dann neben der Edda und einigen astrologischen Büchern gleich fünf Schriften aus dem fernöstlichen Kulturraum genannt: die Veden und Rigveden, also die grundlegenden religiösen Texte des Hinduismus, die Reden des Buddha, die Visuddhi-Magga, die größte und älteste systematische Darstellung des Buddhismus, und das altindische Kriegerepos Bhagavadgita. Letzteres – im Kern ein Gespräch zwischen Krishna, einer frühen Inkarnation des Gottes Vishnu, und einem seiner Schüler – soll Himmler so sehr verehrt haben, dass er stets eine deutsche Ausgabe bei sich trug. (…)

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