Er war die Hassfigur der US-Linken, seine Radiosendung erreichte regelmäßig 15 Millionen Zuhörer, Trump zeichnete ihn zuletzt noch mit der Medal of Freedom aus: Nun ist eine starke Stimme des konservativen Amerikas für immer verstummt. Ein Nachruf auf Rush Limbaugh.

    Der Grundsatz „De mortuis nil nisi bene“ („Über Verstorbene ist nichts außer Gutes zu sagen“) gilt offenbar nicht für deutsche Mainstream-Medien. Diesen Eindruck muss man jedenfalls gewinnen, wenn man die heutigen „Nachrufe“ (besser: Nachtritte) auf den legendären US-Radiomoderator Rush Limbaugh liest, der am gestrigen Mittwoch in Palm Beach, Florida, im Alter von 70 Jahren seinem schweren Krebsleiden erlag.

    Der Spiegel nennt Limbaugh einen „Brandstifter“ und schreibt:

    „Die heutige Bedrohung Amerikas durch Propaganda, Pseudopopulisten und Politkultisten ist sein Nachlass. Limbaugh juxte, bevor einem das Lachen verging, er zündelte, bevor es brannte, er war QAnon, bevor es QAnon gab. Vor Fox News, vor Trump, vor dem Angriff aufs Kapitol, den er, längst von Krankheit gezeichnet, herunterspielte.“

    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sekundiert: „Er bereitete der Spaltung Amerikas den Weg.“ Limbaugh habe „Rassismus und Hass getarnt als Humor“ verbreitet.

    Nicht besser die Linksmedien in den USA: „Rush Limbaugh machte Amerika schlechter“, meint The New Republic, er sei „ein Schandfleck“ gewesen, schreibt Esquire, er habe für „schamlose Toxizität“ gestanden, ätzt die Washington Post, die New York Times macht ihn mitverantwortlich für den „Hass des rechten Lagers“. Lediglich Breitbart, Fox News und The American Conservative von Pat Buchanan veröffentlichten angemessene Nachrufe.

    Rush Limbaugh und Donald Trump – politisch auf einer Linie. | Foto: Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0, flickr.com

    Donald Trump, der Limbaugh erst im Februar 2020 mit der Presidential Medal of Freedom – der höchsten zivilen Auszeichnung der Vereinigten Staaten –  geehrt hatte, würdigte den Verstorbenen gestern als „fantastischen Mann“. Der Radiomoderator habe ein unglaubliches Gespür für Politik gehabt und ihn von Anfang an unterstützt, so der Ex-Präsident. „Er ist eine Legende.“ Zudem hob Trump hervor: „Rush war der Meinung, dass wir gewonnen haben. Ich auch.“ Er sei „ziemlich wütend deswegen“ gewesen. Das habe Limbaugh mit vielen Menschen in den USA, die sich wegen den Wahlbetrugs über den Tisch gezogen fühlen, gemein gehabt.

    Feind der „Feminazis“

    Rush Limbaugh erblickte 1951 in Cape Girardeau im US-Bundesstaat Missouri das Licht der Welt. Sein Vater war Kampfflieger im Zweiten Weltkrieg, sein Onkel Stephen ein Top-Jurist, der später von Ronald Reagan zum Bundesrichter ernannt wurde. Schon früh ging Limbaugh zum Radio, zu einer der bekanntesten Medienpersönlichkeiten in der USA wurde er schließlich durch seine Rush Limbaugh Show, die täglich für drei Stunden auf mehreren Frequenzen ausgestrahlt wurde und regelmäßig bis zu 15 Millionen Zuhörer an die Geräte lockte. Hierzu muss man wissen: Die Radiokultur ist in den USA ausgeprägter als bei uns, populäre Moderatoren („Hosts“) avancieren dort zu landesweit bekannten Stars, die Filmschauspielern und Showbiz-Größen das Wasser reichen können.

    In der Tat teilte Limbaugh in seinen Shows kräftig aus, war eher ein Mann fürs Grobe, kein Florettfechter, sondern ein rechter Haudegen. Dem linksliberalen Establishment stand er feindselig gegenüber, die meisten Intellektuellen strafte er mit Verachtung, er selbst sah sich als Stimme des kleinen Mannes. Von den einfachen, hart arbeitenden Amerikanern wurde er dafür geliebt.

    Mit großer Freude attackierte Limbaugh die Heiligen Kühen der amerikanischen Linken, etwa der Feministinnen, die er als „Feminazis“ titulierte. Ein Beispiel: 2012 wandte er sich wegen einer Washingtoner Jura-Studentin namens Sandra Fluke an seine Hörer. Die junge Frau hatte vor einem Parlamentsausschuss beklagt, dass an ihrer Hochschule, der katholischen Universität Georgetown, keine kostenfreien Verhütungsmittel verfügbar seien. Sie und ihre Kommilitoninnen müssten daher 1.000 Dollar pro Jahr für die Pille ausgeben.

    Limbaugh kommentierte dies in seiner Weise:

    „Fluke sagt im Grunde, dass sie dafür bezahlt werden muss, dass sie Sex hat. Was macht das aus ihr? Es macht doch eine Schlampe aus ihr, oder? Es macht eine Prostituierte aus ihr. Sie will Geld dafür, dass sie Sex hat. Sie hat soviel Sex, dass sie die Verhütungsmittel nicht mehr bezahlen kann. Sie verlangt von Ihnen, von mir und den Steuerzahlern, dass wir sie dafür bezahlen, dass sie Sex hat.“

    Tabubrüche hatten bei Limbaugh Methode. Der überzeugte Lebensschützer und Gegner der Homo-Ehe verglich Abtreibungskliniken mit „Todeslagern“, Sozialarbeiter nannte er „Mitleidsfaschisten“, die These vom menschengemachten Klimawandel war für ihn „Schwindel“ , der von „einem Haufen Wissenschaftler“ verbreitet werde, „die sich um eine politische Aussage herum organisiert haben“. Die heutige US-Vizepräsidentin Kamala Harris nannte er eine „Matratze“, die Sex benutzen würde, um aufzusteigen. Zuletzt zweifelte er auch am offiziellen Corona-Narrativ: Die Maßnahmen gegen diese „gewöhnliche Erkältung“ fand er überzogen.

    Haudrauf mit Herz

    Ronald Reagan nannte Limbaugh den „Konservativen Nummer eins“, er selbst sah sich als „nominellen Parteivorsitzenden“ der Republikaner. Am liebsten legte er sich mit denen an, die vom Washingtoner Establishment verhätschelt werden: Schwulen- und Lesben-Aktivisten, Migranten-Initiativen, Gender-Ideologen. Die Schwarzen-Bewegung Black Lives Matter bezeichnete er als „Terrorgruppe“: „Die haben Autobahnen übernommen, die haben ganze Städte übernommen“, schimpfte er in einer seiner letzten Sendungen. Die Demonstranten vorm Kapitol nahm er in Schutz.

    Ehrung: Melania Trump legt einem sichtlich bewegten Limbaugh die Presidential Medal of Freedom an. | Foto: Screenshot Youtube Fox News

    Im vergangenen Februar – einen Tag vor der Verleihung der Presidential Medal of Freedom – machte Limbaugh seine unheilbare Lungenkrebserkrankung öffentlich. Schon seit 1990 hatte er jedes Jahr in seiner Radiosendung zur Unterstützung der Leukemia & Lymphoma Society aufgerufen, die sich um Leukämie- und Lymphdrüsenkrebserkrankte kümmert. Limbaug selbst spendete der Gesellschaft mehrfach größere Beträge, insgesamt wohl an die eine Million Dollar. Außerdem engagierte er sich für die Marine Corps–Law Enforcement Foundation, die Kinder von Marines-Soldaten und Polizeibeamten unterstützt, die bei ihrem Einsatz ums Leben kamen. Das war die andere Seite des Haudraufs – er war ein Konservativer mit Herz.

    Nach seiner letzten Sendung am 2. Februar sagte Limbaugh: „Wir kommen bald wieder!“ Damit meinte er die America-First-Bewegung um Donald Trump, den Limbaugh von Anfang an leidenschaftlich unterstützte. Tatsächlich wäre das Phänomen Trump ohne die populären Radiosendungen des knorrigen Rechtskonservativen vielleicht gar nicht möglich gewesen. Er war ein Eisbrecher, der tiefe Schneisen schlug – und vieles vorwegnahm, was Trump später in politische Erfolge ummünzen konnte.


    Auch Donald Trump hat nach seinem Sieg im zweiten Impeachment-Verfahren deutlich gemacht: „Das ist erst der Anfang unserer historischen, patriotischen und wunderschönen Bewegung, um Amerika wieder großartig zu machen. Ich werde Euch in den kommenden Monaten noch viel mitteilen und ich freue mich darauf, unsere unglaubliche Reise fortzusetzen.“ Mit ihm ist immer noch zu rechnen. Glauben Sie dem Mainstream kein Wort, sondern lesen Sie den Mann im Original: Unsere COMPACT-Edition Trump im Taschenbuchformat bietet ihnen seine besten und wichtigsten Reden und Zitate. Die Kult-Ausgabe können Sie hier bestellen.

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