Geschlossene Cafés und Restaurants, leerstehende Schulen und Kitas, Bürger mit Mundschutz, die in die Supermärkte stürmen, um die letzte Rolle Klopapier zu ergattern. Das alles sieht man in Schweden nicht. Selbst die Skisaison geht dort weiter.

    Die Regierung in Stockholm hat bei Covid-19 einen anderen Weg eingeschlagen als die meisten anderen europäischen Regierungen: Zwar ermahnt man die Bevölkerung zur Vorsicht im Umgang mit älteren Menschen, doch Homeschooling wurde nur für Schüler der Oberschule und Studenten angeordnet. Für die Unterstufenschüler und Kita-Kinder bleiben die Türen vorerst geöffnet. Auch bei Personenkontakten fährt Schweden einen anderen Kurs: Während der Aufenthalt im öffentlichen Raum nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstandes gestattet ist, dürfen sich in Schweden noch bis zu 50 Personen treffen.

    Die relativ lockeren Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden mit der Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens begründet. Im Online-Magazin Conversation verteidigten schwedische Epidemiologen den Kurs ihrer Regierung. Die zumeist herangezogenen Falldaten stammten aus Italien und China, diese könne man nicht auf andere Länder übertragen, so die Argumentation der Mediziner.


    Über „Corona, Crash und Chaos“ findet man in der neuen COMPACT 4/2020 unter anderem ein Interview mit dem Ökonomen Dr. Markus Krall („Todes-Virus für den Euro“), ein Gespräch mit dem Lungenspezialisten Dr. Helge Bischoff („Drei Monate, in denen es eng wird“) sowie Beiträge des Querdenkers Oliver Janich („Keine Panik!“) und unseres Redakteurs Daniell Pföhringer („Keine Entwarnung!“). Chefredakteur Jürgen Elsässer beschreibt die Triebkräfte der „Corona-Diktatur“. HIER bestellen.

    Das Virus breite sich jeweils unterschiedlich aus, Schweden sei zudem ein sehr dünn besiedeltes Land. Genauso sei die soziale Interaktion unterschiedlich zu bewerten. Etwa die Hälfte der schwedischen Haushalte bestehen einer Studie von Eurostat zufolge aus lediglich einer Person. Eine Überlastung von Krankenhäusern fürchtet man nicht. Gestützt wird diese Annahme dadurch, dass in den Simulationen der schwedischen Gesundheitsbehörde von weit weniger Krankenhausaufenthalten je 100.000 Einwohnern ausgegangen wird, als es für andere Länder vorhergesagt wird.

    Auch Schwedens oberster Epidemiologe Anders Tegnell sieht den Stockholmer Weg als angemessen an und gibt sich zuversichtlich. Von kompletten Schulschließungen, wie sie in anderen Ländern durchgeführt werden, hält der Mediziner der Volksgesundheitsbehörde nichts. Seiner Ansicht nach sei nicht belegt, dass Schulen ein Hotspot für das Virus seien.

    Sein Amtsvorgänger Johan Giesecke, der nun die Weltgesundheitsorganisation WHO berät, verteidigt sogar den Weiterbetrieb der Skianlagen und empfiehlt den Schweden, oft an die frische Luft zu gehen und sich zu bewegen. Er rechnet damit, dass sich die Ausbreitung von Sars-CoV-2 im Mai deutlich verlangsamen werde. Gegenüber dem Spiegel erklärte Giesecke: „Dies ist die fünfte Pandemie während meines Berufslebens: Aids 1982, Rinderwahnsinn 1991, SARS 2003, Schweinegrippe 2009 und jetzt Covid-19.“ Alle Viruswellen habe das Land gut überstanden. Offiziell gibt es in Schweden mit Stand 31. März 4.028 Corona-Infektionsfälle und 146 Todesopfer. Vor einer Woche, am 24. März, waren es knapp 2.300 Infizierte und 36 Tote.

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