Besuch beim damaligen Staatschef Ahmadinedschad – und Rundreise durch ein Land, das im Westen zu Unrecht verteufelt wird. Auszug aus meiner Autobiografie „Ich bin Deutscher – Wie ein Linker zum Patrioten wurde“

    Liest man die Lügenpresse, muss man den Eindruck bekommen, der Iran sei eine Art Steinzeit-Dikatur, in der jeden Tag frauen gesteinigt und Schwule an Baukränen aufgehängt werden. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Ich bereiste das Land 2012 mit einer Journalistengruppe. Hier ein Auszug meines Berichts, den man ausführlich in meiner Autobiografie „Ich bin Deutscher – Wie ein Linker zum Patrioten wurde“ nachlesen kann.

    Jürgen Elsässer mit dem damaligen Präsidenten Ahmadinedschad, 2012. Foto: privat

    Unsere Reisegruppe

    Der iranische Staatschef Mahmud Ahmadinedschad war der berühmteste Moslem, den ich traf. Mit seinen Glaubensbrüdern in Deutschland hatte ich, mehr Probleme – aber Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Ich gab dem kleinen Mann die Hand, dessen Scheitel fast 20 Zentimeter unter meinem war. Sein Händedruck war lasch, seine Augen freundlich. War das wirklich der schlimmste Feind der westlichen Welt, ein Wiedergänger Hitlers? Mahmud Ahmanidedschad setzte das Händeschütteln fort: Neben mir standen Bestsellerautor Gerhard Wisnewski, Smart Investor-Chefredakteur Ralf Flierl, Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann von der linken Initiative Arbeiterfotografie, der jüdische Komponist Elias Davidsson und der niedersächsische FDP-Landtagskandidat Claus Hübscher. Ein illustrer Kreis, der sich da um den Gott-sei-bei-uns versammelt hatte. Am nächsten Tag sollte das Foto auf den Titelseiten der Teheraner Tageszeitungen prangen. In der Folge fand es den Weg in die deutschen Blätter, und das Kesseltreiben begann. FDP-Mann Hübscher fühlte sich von „einer Meute Wölfe und Hunde in die Ecke gedrängt“ und musste auf seine Landtagskandidatur verzichten.

    Ahmadinedschad hatte uns am 27. April 2012 in seinem Palast empfangen, ein im Vergleich zu Buckingham oder Neuschwanstein eher bescheidenes Gebäude. Das Entrée maß vielleicht 40 Quadratmeter, die Fenster führten hinaus zum grünen Palmengarten, der in der Nachmittagssonne brütete. Wir saßen schon im Kreis auf den gepolsterten Barocksesseln, als der iranische Präsident schnellen Schritts hereinkam. Er trug ein weißes Hemd und einen schlecht geschnittenen schwarzen Anzug, nach muslimischer Sitte ohne Krawatte. Als er zu sprechen begann, betrachtete ich irritiert seine Schuhe: Abgetragene Treter, wie man sie bei uns bei Deichmann für 19,95 bekommt. Was immer man über diesen Menschen sagen mochte: Er versuchte nicht, über aufgebrezeltes Äußeres Eindruck zu schinden.

    Ganz bescheiden saß er da, leicht nach vorne gekrümmt, die Füße an den Fersen gekreuzt. Er sprach langsam, so dass die Übersetzer mitkamen. Jeder von uns wartete mit Bangen, ob er irgendetwas gegen Juden von sich geben würde. Aber es kam das Gegenteil: “Bei dem etwa einstündigen Treffen am 27. April habe der Präsident abgestritten, die Massenvernichtung von Juden durch das NS-Regime zu leugnen. Zudem habe er betont, sein Land habe und entwickle keine Atomwaffen“, fasste die deutsche Presse Hübschers Bericht zusammen. Ahmadinedschad sprach mit uns weniger über aktuelle Politik, als über Philosophie und Religion, etwa dass alle Menschen unabhängig von Hautfarbe und Religion Brüder seien und denselben Gott hätten. Ganz besonders appellierte er an uns als Christen: Der jüngste Tag, der Gerechtigkeit auf Erden bringen soll, werde angekündigt durch die gemeinsame Wiederkehr des «verborgenen Imam» in Begleitung von Jesus. So einen Gedanken hätte ich vom Dalai Lama erwartet, aber nicht von einem Staatsmann. 

    Der Besuch beim Präsidenten war bei unserer Reise eigentlich gar nicht vorgesehen gewesen, hatte sich erst im letzten Moment ergeben. Unsere zehnköpfige Delegation war am 19. April 2012, kurz vor Mitternacht, auf dem Imam-Khomeini-Airport gelandet. Ende März hatte die $Frankfurter Allgemeine$ noch geschrieben: „In den nächsten zwei Monaten erwarten Experten einen Krieg mit dem Iran.“ Nie zuvor hatte ich mit einem so mulmigen Gefühl meine Koffer gepackt. Bei der rumpeligen Landung wurde mir schlecht. Was würde mich erwarten? Zunächst einmal: Ein hochmoderner Flughafen mit riesigen Transparenten des Revolutionsgründers Ajatollah Khomeini. Dann eine Menge quirliger Stewardessen von Iran Air bei der Gepäckausgabe, die ihr Haar sorgfältig verborgen hielten, aber uns mit unverhüllten Gesichtern anlächelten. Die persischen Frauen, das sollte ich in der Folge lernen, waren selbstbewusst, ganz anders als in Saudi-Arabien. Sie stellten zwei Drittel der Universitätsstudenten, schminkten sich und trugen gerne enganliegende, wenn auch lange Kleider.

    Probefahrt im Saipa

    Wir verließen das Terminal und stiegen in unseren Reisebus. Die Fahrt zu unserem Hotel im Norden der iranischen Hauptstadt dauerte über eine Stunde. Das lag einerseits an den gewaltigen Abmessungen Teherans, das mit zwölf Millionen Einwohnern so groß wie London ist. Andererseits und vor allem an der verstopften Stadtautobahn: Trotz nachtschlafender Stunde gab es nur stop-and-go, Stoßstange an Stoßstange – und das auf einer gut ausgebauten Strecke mit bis zu zehn Fahrspuren in einer Richtung. 

    Proibefahrt im iranischen Mittelklassewagen Saipa (2012). Foto: privat

    Dieser erste Eindruck sollte während unserer zehntägigen Reise immer wieder neu belebt werden: die Dynamik des Landes, seine Modernität – bis hin zu deren Schattenseiten wie dem drohenden Verkehrsinfarkt. Dabei litt der Iran seit Mitte der 1990er Jahre unter Sanktionen, die, von den USA ausgehend, von allen westlichen Staaten (der selbsternannten „internationalen Gemeinschaft“) übernommen und ständig verschärft worden waren. Ich kannte ein anderes Land, das unter einer Wirtschaftsblockade litt – Jugoslawien. Mitte und Ende der 1990er Jahre reiste ich regelmäßig nach Belgrad (siehe Kapitel xy) und gewann einen Eindruck von den Auswirkungen eines Embargos: Dort waren die Straßen voller Schlaglöcher, die Autos alt und zerbeult, selbst in der Innenstadt bröckelte der Putz, auch in den besten Hotels fiel der Strom aus. Nichts davon in Teheran. An jeder Ecke, buchstäblich auf Schritt und Tritt, wurden Appartmenthäuser hochgezogen, die Straßen waren gepflegt, die PKWs größtenteils neuerer Bauart. 

    Am nächsten Tag besichtigten wir das Autowerk Saipa. Dort rollten jeden Tag 1.100 Mittelklassewagen vom Band. Ich machte eine kleine Probefahrt, die Malocher waren begeistert. (…)

    Weiterlesen in Jürgen Elsässer, „Ich bin Deutscher – Wie ein Linker zum Patrioten wurde“. 588 Seiten, 29,95 Euro. Hier bestellen (auch als eBook und als Hörbuch).

     

    16 Kommentare

    1. Bei aller Modernität, die es sicherlich zumindest in den Großstädten gibt – das Mullah-Regime ist alles andere als modern. Und Elsässer ignoriert absichtlich die unzähligen Hinrichtungen (2023 alleine 834 Menschen), brutalstes Vorgehen gegen Regime-Gegner und Demonstierende, Folter und Mord der terroristischen Revolutionsgarden, die "Moral"-Polizei, die u.a. den Kopftuchzwang überwacht, und so weiter.
      Aber – die iranischen Machthaber wollen Israel vernichten, und dagegen scheinen viele hier in der Compact-Blase keine Einwände zu haben.

      • @Satefi. In anderen Staaten werden Menschen (mehr als 800) auch hingerichtet und kein Hahn kraeht nach ihnen. Fragen Sie mal mexikanische oder ueberhaupt suedamerikanische Muetter. Ich glaube aber zu wissen, warum Sie solch eine These aufstellen _"Aber – die iranischen Machthaber wollen Israel vernichten, und dagegen scheinen viele hier in der Compact-Blase keine Einwände zu haben."
        Dazu will ich Ihnen eine Frage stellen die mir ein Jude stellte: "Wofuer gibt es Israel?" Haben Sie eine plausible Antwort? Ich meine,- Christen pilgern nach Rom, Muslime nach Mekka usw. Also,-zurueck zur Frage..

    2. Die Leute die ich auf Messen erlebte und aus dem Iran kamen waren alles anstaengige, gebildete Leute. Der Iran wurde zum "Boesen" als Ahmedinejad den Zionisten auf die Finger klopfen wollte und teilweise auch geklopft hat. Somit wurde der Iran mit in die "Achse des Boesen‘ vom minderbemittelten Bush II. integriert. Wer gehoerte noch dazu? Nord-Korea, da dieser Staat sich nicht unter die FED begeben wollte und will. Russland, wegen der Widerspenstigkeit in Nahost, China, das auch nicht machen will was die Amis wollen und Iran, weil es angeblich Israel vernichten will. Ok, das ist eine ernste Gefahr. Koennte aber mit diplomatischem Geschick und Friedenswillen ausgeglichen werden.
      Zu den Amalekiter-Phantasten in Tel Aviv schreib ich mal nichts. Ich weiss aber, aus dem studieren dieser Herrschaften, dass diese Sorte Mensch niemals und mit nichts zufrieden ist. Sie beherrschen jede US-Regierung und stuerzen mit Vorliebe fremde Voelker in ihre Kriege.Weltkrieg 1 und Weltkrieg II haben das schon bewiesen.

    3. Von Kaufmann am

      da man in den Golfstaaten viel mit Iranern zusammenkommt, wollte ich immer nach Isfahan und Shiraz reisen, diese wunderschönen Städte anschauen. War leider wegen der dauernden Sanktionen und dem vermuteten „schlechten Stempel” nie möglich geworden. In der Weltgeschichte war Iran nie ein aggressives Land und die Bevölkerung legt viel Wert auf kultiviertes Verhalten, Ausnahmen im Straßenverkehr eingeschlossen. Sie hatten damals, laut BLÖD den „Irren von Tehran“ an der Regierung. Und dann sah ich im Fernsehen, wie ein großspuriges Team vom deutschen Fernsehen in der Höhle des Löwen, (UNO?) New York City, glaube ich, den Irren interviewte. Erstens: wie konnte der Irre überhaupt nach NYC gelangen, so irre, wie der gemäß BLÖD wirkte ? Das Schlimmste war dann aber, daß der sehr hochbezahlte Klausi Klebstoff ihm überhaupt nicht gewachsen war und eine lausige Softi-Figur machte, obwohl „der Irre“ nur einfach argumentierte und gestellte Fragen beantwortete. Nun ja, Ahmedinejad verlor die nächsten Wahlen, und „der Irre“ verschwand somit vom großen internationalen Parkett. Irre kleben ja nicht an ihren Stühlen, sozusagen.

      • Von Kaufmann. Ahmedinejad hat eine gesunde Einstellung zu den Zionisten und ihrer Showbuehne in Israel. Ausserdem sind Iraner Arier. macht sie mir symphatisch.

    4. Die Schere zwischen Anspruch an Freiheit und Selbstbestimmung im Gegensatz zum Beifall für solche Staaten wie Iran und Russland muss man wohl aushalten können. Wie schafft man das? Blendet man alles aus, was einem nicht passt und bejubelt nur die Rosinen?
      Ist das genau umgekehrt zum Blick auf Deutschland. alles ausblenden, auf das man wirklich stolz sein kann und nur die Sachen herauskehren, die nicht zum Weltbild passen?

    5. rechtsklick am

      Hübscher wurde darauf hin aus dem Jüdischen Verein ausgeschlossen. Die fadenscheinige Begründung dafür kann man sich sparen. Aber wozu mußte er dort überhaupt eintreten?
      https://www.weser-kurier.de/stadt-delmenhorst/juedischer-verein-schliesst-claus-huebscher-aus-doc7e3z9bgvh7nmjhhii06

    6. rechtsklick am

      "Liest man die Lügenpresse, muss man den Eindruck bekommen, der Iran sei eine Art Steinzeit-Dikatur, in der jeden Tag Frauen gesteinigt und Schwule an Baukränen aufgehängt werden."

      Bei uns in Europa wurden Homosexuelle auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Vergleich dazu ist der Iran wirklich modern.

      • Ich würde Modernität auf keinen Fall überbewerten. Wehret den Anfängen. Zuerst tun wir so, als seien Homosexuelle in irgendeiner Form "normal", dann müssen wir Markus Ganserer als Frau ansprechen, und zum Schluss gibt es noch eine Spritze mit modRND.

    7. China, Iran, Russland – heutige Feindbilder der Globalisten, wie vor 120 Jahren das aufstrebende, wissenschaftlich und wirtschaftlich führende Deutsche Kaiserreich.

    8. So lange, wie eine iranische Regierung die physische Vernichtung Israels zur Staatsdoktrin erhebt, lebt sie natürlich in der Gefahr der eigenen Vernichtung.
      Und dies sollte auch klar sein.: Es ist zu unterscheiden zwischen der Regierung eines Volkes und dem Volk. Diese Feststellung sollten gerade indigene Deutsche verstehen, und sie werden es wohl auch.

      • Hans von Pack am

        Tja, die "Unterscheidung" verstehe ich als "indigener Deutscher" sehr wohl! Deshalb tötete Trump ja auch den sehr populären "iranischen Rommel", den General Qasem Soleimani, nicht wahr? Und half damit letztlich der israelfeindlichen "Regierung", an der Macht zu bleiben, weil das VOLK und seine wahren Repräsentanten wie so oft nicht in das machtpolitische Konzept der "Regierungen" dieser Welt passen, sei es in einer "Diktatur" oder in einer "Demokratie" oder in einer "Theokratie".

    9. Peter Scholl-Latour, ein Halb-Khasar, soll damals, im Flugzeug, Chomeinis Aktenkoffer getragen haben.
      Schade.
      Ich fand PSL früher mal ganz gut.

      Seine Doku "Das Ende der weißen Weltherrschaft" trägt auch zum Verständnis dazu bei welches, seit grob 1500, das letzte der 7 nachsintflutlichen zentralen biblischen Weltreiche war: "Europa".
      Die "Füße" in Daniel 2 und die 10 Hörner zB in Daniel 7.

    10. Jürgen Elsässer noch mit langen Haaren. Cool! :-) Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie alle über diesen Besuch Kopf standen.

    11. Das bestätigt, was ein Mitarbeiter von mir über eine Iran-Reise ungefähr zur selben Zeit berichtete: Er sei erstaunt gewesen, in ein Land zu kommen, das durchaus sehr modern sei. Auch er erwartete ein total unterentwickeltes Land, in welchem sich die Staatsmacht nur mit Terror am Ruder halten könnte. Doch nichts von alledem! Keine Sittenwächter-Patrouillen, die durch die Strassen schritten und jeder Frau, die sich nicht im Tschador vermummte, gleich den Hintern versohlte. "Man sieht nicht wenige junge Damen in Jeans – sogar amerikanischen Marken, die von den US-Firmen auf Umwegen in den Iran exportiert werden. Man konnte sich als Westler auch frei bewegen. So besuchte er eine Thermalquelle mit modernem Spa- und Schwimmbereich in den Bergen. Vor dem Eingangstor seien junge Damen gestanden und hätten gewartet. Auch er und seine Frau seinen angesprochen worden – französisch! Der Grund sei, dass Damen nur in Begleitung eines Herrn in die Anlage hinein durften . Innen habe man sich wieder getrennt. Die Anlage sei sehr modern und sehr sauber gewesen – kein Vergleich zu zum Teil versifften Uraltanlagen im Westen.
      Er war auf jeden Fall begeistert und nahm sich vor, wieder einmal zu gehen!

    12. Der kleine Muck am

      Der Iran wird nur auf Druck der USA und Israel in der westlichen Medienlandschaft zum Feindbild gemacht. Der hochgeschätzte Journalist Peter Scholl Latour sagte aber, das der Iran das gemäßigtste Land unter dem Islam wäre. Gut das wenigstens Jürgen und sein Team der hiesigen BRD Lügenpresse noch entgegentreten.