80 Jahre nach Nemmersdorf: Unsere aktuelle Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“ enthält zahlreiche authentische Berichte von Zeitzeugen, die die dargestellten historischen Geschehnisse auf erschütternde Weise unterstreichen.  Hier mehr erfahren.

    In den vergangenen Tagen haben wir an dieser Stelle die erschütternden Berichte zum Massaker von Nemmersdorf gelesen. Das Dort im Kreis Gumbinnen (Ostpreußen) war Stätte eines fürchterlichen sowjetischen Kriegsverbrechens. Es fiel den Stalintruppen am 20. Oktober 1944 in die Hände und wurde kurz danach von der Wehrmacht zurückerobert. Die Deutschen fanden eine Vielzahl ermordeter Zivilisten vor, meist vor ihrem Tode grausam misshandelte Frauen und Kinder. Wir haben Zeitzeugenberichte dazu veröffentlicht.

    Denn: Mag ein Historiker bis in letzte Detail informiert sein, mag er sein Material noch so intelligent durchdringen – den Zeitzeugen, die Weitergabe von Erlebtem kann er nicht ersetzen. So haben wir in unserer Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“ einen Schwerpunkt auf Zeugnisse jener gelegt, die diese schwere Zeit selbst miterlebt haben.

    Die Augen- und Zeitzeugenberichte ergänzen dabei unsere historischen Darstellungen in idealer Weise  – denn sie vermitteln die Schrecken, die Gräuel und die Schicksale der Menschen, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer angestammten Heimat vertrieben wurden, viel stärker und eindringlicher als alle geschichtswissenschaftlichen Abhandlungen.

    Das jähe Ende einer Kindheit

    Ganze sechs Seiten nimmt beispielsweise der Zeitzeugenbericht von Werner Schmidt ein, der den Einmarsch der Roten Armee in Ostpreußen als Jugendlicher miterlebte. Während seine Mutter und Geschwister fliehen konnten, wurde er von den Sowjets zwangsverpflichtet und nach Sibirien gebracht. Ein Auszug aus seinen in COMPACT-Geschichte Nr. 23 „Verlorene Heimat“ dokumentierten Schilderungen:

    „Entlang des Haffs lagen unzählige aufgedunsene, stinkende Kadaver herum. Die noch Ansässigen wurden verpflichtet, alles zu entsorgen. So haben auch ich und ein Zwölfjähriger viele unter die Erde gebracht. Diese Arbeit geschah ohne Mundschutz und Schutzhandschuhe. Wie wir in späteren Jahren erfuhren, hätten wir uns mit dem Leichengift anstecken können.“

    Schmidt fährt fort:

    „Das Entsetzlichste war für uns beiden Jungs, als wir zwei gefallene deutsche Soldaten fanden. Eine der Leichen lag am Waldesrand. Der Oberkörper war von Wildtieren angefressen worden. Wir haben den Gefallenen dann an Ort und Stelle beerdigt. Der tote Körper des zweiten deutschen Soldaten lag in einem Wassergraben und war bereits halb verwest. Wir haben den Leichnam auf eine Anhöhe gebracht und beerdigt. Wir bereits dem ersten, haben wir auch dem zweiten Gefallenen Blumen auf sein Grab gepflanzt, ein Kreuz gebaut und – wie es einem toten Soldaten gebührt – den Stahlhelm draufgesetzt.“

    Und weiter: „Am nächsten Morgen haben wir die Gräber wieder besuchen wollen. Sie waren dem Erdboden gleichgemacht – offensichtlich von Sowjets aus Hass gegen uns Deutsche. Die Erkennungsmarken der gefallenen deutschen Soldaten habe ich mitgenommen. Leider sind sie mir später abhandengekommen, sodass die Männer bis heute als vermisst gelten.“

    Der Leidensweg des Pommern-Mädchens

    Schreckliches musste auch Erna Rinklin erleben. Sie war noch ein Kind, als die Rote Armee in ihre Heimat Pommern einmarschierte und sich systematisch an den dortigen Frauen verging – auch an ihrer Mutter und Schwester. Sie berichtet in unserer neuen Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat“:

    „Irgendwann muss ich wohl doch eingeschlafen sein, bis ich von Russen aufgeschreckt wurde. Mama und viele andere Frauen mussten mitgehen. Sie sagten: ‚Kommandantura, Frau. Komm mit. Kommandantura.‘ Da half kein Weinen und nach Mama schreien. Sie musste mit. Ich hatte auch Angst, sie zurückzuhalten. Wie froh waren wir, als sie nach längerer Zeit wiederkam. ‚Wo warst du, Mama? Was haben sie mit dir gemacht. Haben sie dir auch wehgetan?‘ ‚Nein, nein‘, sagte Mama. Sie sah traurig aus. ‚Was hast du so lange gemacht auf der Kommandantura?‘ Mama schwieg.

    Die ganze Nacht hindurch kamen die Russen, holten die Frauen, zogen ihnen die Kopftücher runter, schauten ihnen ins Gesicht, nahmen sie an der Hand und zogen sie mit. Nach längerer Zeit kamen sie wieder. Dann kamen welche und wühlten unsere ganze Schlafstätte durch. Sie fanden die Mädchen, die in die Decken eingerollt waren. Nun mussten die Mädchen mit. Auch meine ältere Schwester Traute. Sie alle mussten mit. Es waren wohl sechs oder sieben Mädchen. Mama weinte die ganze Nacht hindurch. Auch Ursula und ich konnten nicht schlafen. Mama drückte uns immer wieder fest an sich.“

    Doch inmitten all der Gräuel gab es einen jungen russischen Soldaten, der Menschlichkeit zeigte, Mitleid hatte und ihrer Familie half. Dazu schreibt Erna Rinklin:

    „Ein Russe stand vor der Türe und lächelte uns freundlich zu. Er hielt ein Paket in der Hand. Wir forderten ihn auf, ins Haus zu kommen. Er war sehr jung. Der Russe ging zum Tisch und packte das Paket aus. Wir sahen uns alle an und trauten unseren Augen kaum. Er holte ein Kommissbrot und Fisch heraus. Uns lief das Wasser im Mund zusammen. Vor Freude kullerten Mama ein paar Tränen über die Wangen.

    Obwohl er kein Wort Deutsch sprach und wir kein Wort Russisch, verstanden wir uns doch. Er schob die Sachen zu meiner Mutter auf den Platz. ‚Den muss uns der liebe Gott geschickt haben‘, sagte Mama. Oder war es schon Weihnachten? Wir wussten es nicht. Wir saßen alle am Tisch und sahen uns an. Seine Augen sahen sich im Zimmer um. Dann stand er auf. So schnell, wie der Russe kam, verschwand er wieder in der Dunkelheit. (…)

    Nach einigen Tagen wiederholte sich die Begebenheit. Er klopfte, und wir dachten wieder, es ist Papa. Doch der Russe stand erneut vor der Tür, und wir sagten: ‚Komm!‘ Ich fasste ihn sogar an, und er lächelte mir zu. Er hätte ja mein Bruder sein können. Dieses Mal war er sehr schweigsam. Wie auch beim vorigen Mal schob er uns ein Paket zu, und als er sah, dass wir uns freuten, freute er sich mit. Wieder hatten wir Essen für ein paar Tage.“

    Dies sind nur zwei von vielen Zeitzeugen aus Pommern, Schlesien, Ostpreußen, Danzig und dem Sudetenland, die wir in COMPACT-Geschichte Nr. 23 „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“ zu Wort kommen lassen. Wir dokumentieren Aussagen von Deutschen, die in polnischen oder tschechischen Lagern Gräueltaten mit ansehen mussten.

    Und wir rufen besonders schlimme Einzelverbrechen in Erinnerung: das Massaker von Nemmersdorf zählt natürlich dazu, den Brünner Todesmarsch oder den Massenmord von Postelberg. Stets akribisch mit Quellen und Dokumenten belegt.

    Mit COMPACT-Geschichte „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“ erinnern wir an ein dunkles Kapitel unserer Geschichte, das in Vergessenheit zu geraten droht. Erfahren Sie alles über die größte Vertreibung in der jüngeren Geschichte und die schrecklichen Verbrechen, die damit einhergingen. Wir zeigen schonungslos, wie Menschen verjagt, ermordet, gefoltert und vergewaltigt wurden nur weil sie Deutsche waren. Hier bestellen.

    6 Kommentare

    1. Völkermord, damals durch Vertreibung, heute durch Migration.

      UN-Entwurf für eine „Erklärung über Bevölkerungstransfer und die Seßhaftmachung von Siedlern“ heißt es in Artikel 6:
      „Jegliche Praxis oder Politik, die das Ziel oder den Effekt hat, die demographische Zusammensetzung einer Region, in der eine nationale, ethnische, sprachliche oder autochthone Bevölkerung ansässig ist, zu ändern, sei es durch Vertreibung, Umsiedlung und/oder durch die Seßhaftmachung von Siedlern oder eine Kombination davon, ist rechtswidrig.“

      • Völkermord, damals durch Vertreibung, heute durch Migration.

        Völkermord an Deutschen nicht alleine durch Vertreibung/Aus|rott|ung (von Rotte kommend) sondern auch in geplanten und systematischen Ermordungen, ausgeführt von den Feindmächten in West und Ost gleichermaßen grausam und bösartig.

    2. Woodstock-2.0 am

      Zeitzeugen bereichten vom Grauen, von heraushängendem Gedärm, von fortgesprengten Beinen, aber die Toten können nicht mehr davon berichten. Die Natointernazis hören ohnehin nicht hin. Thüringens Putschregierung vermutlich hat sogar eine Gedächtnisstätte für Kriegsopfer anzünden lassen oder ist bemüht, die Täter bzw. Agenten zu finden.

    3. Vielen Dank an Compact, dass ihr dieses Thema aus der Versenkung geholt habt.

    4. Passend zum Thema:
      Heute im Fernsehen ,,Vertreibung – Odsun" D 2020/ Dokumentation auf Alpha