Für (mediale) Verwirrung sorgt derzeit die als „verwirrt“ gebrandmarkte Beate Bahner, die mit ihrer Klage gegen die Corona-Verordnungen vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert und in die Psychiatrie gesperrt worden war (COMPACT berichtete). Nachdem die als „Corona-Heldin“ gefeierte Rechtsanwältin am Dienstag aus der Anstalt entlassen wurde und am Mittwoch zu einer Anhörung bei der Polizei erschien, ruderte sie vor rund 200 Unterstützern von ihrer ursprünglichen Darstellung der Zwangseinweisung, Gewaltanwendung und Misshandlung durch die Polizei zurück – und lieferte vor dem Präsidium Heidelberg eine konträre Version der Vorfälle vom Osterwochenende.
Vor dem Gebäude der Kriminalpolizei in der Römerstraße, wo sich die Medizinrechtlerin zur Anschuldigung wegen des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten gemäß §111 StGB äußern soll, warten aufgebrachte Demonstranten. Laut Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) sind es allesamt „Verschwörungstheoretiker“ und „Leugner der Corona-Gefahr“ aus der ganzen Republik –, um Solidarität mit ihrer „Heldin“ zu bekunden. Sie skandieren „Stasi“ oder „Wir sind das Volk“, ein Mann trägt ein Schild mit dem von Bahner entworfenen Schlachtruf „Coronoia 2020 – Nie wieder mit uns“. Die Polizisten, die die Menschen erfolglos auffordern, die nicht genehmigte Veranstaltung zu verlassen oder zumindest Abstand zu wahren, werden ausgebuht – und halten die Füße still.
Anzeigen werden aus „Verhältnismäßigkeitsgründen“ in Abstimmung mit dem Rechtsamt der Stadt Heidelberg nicht erstattet. Die zur „Solidaritätsbekundung“ umdeklarierte Versammlung stelle eine Ordnungswidrigkeit dar, aber keinen Straftatbestand, wie ein Polizeisprecher erklärt – auch als die Menschen noch dichter zusammendrängen, jubeln und applaudieren, als Bahner endlich erscheint, die Daumen nach oben hält, die Finger zum Peacezeichen spreizt, nicht mit Kusshändchen für ihre Fans geizt.
Die sind gekommen, um gegen die „Staatswillkür“ zu demonstrieren, aufgrund derer die Juristin, die sich als „Einzelkämpferin gegen das Unrechtsregime“ und für den Erhalt des Rechtsstaats versteht, laut eigener Aussage (Sprachnachricht) mit massiver Polizeigewalt und gegen ihren Willen in die geschlossene Abteilung der Heidelberger Psychiatrie am Osterwochenende eingeliefert worden war. Und sie staunen nicht schlecht, als ihre Heldin nach ihrer Anhörung erneut vor ihre Anhänger tritt und ihnen „Verstoß gegen das Versammlungsverbot“ vorwirft – und die Freundlichkeit der Polizei lobt, bei der sich sich wegen des von ihr verursachten „Aufruhrs“ entschuldigt habe.
Sie genießt das Bad in der Menge, lässt diese wissen, sie sei in den vergangenen zwei Wochen in Berlin in (zugesperrten) Opern gewesen, habe (trotz geschlossener Grenzen) in Paris den (dichtgemachten) Louvre besichtigt und in London das (verschlossene) Royal Opera House besucht. Nach ihrer Rückkehr habe sie versäumt zu lesen, dass sich die Gesetzeslage verändert habe und Demonstrationen Straftatbestand seien. Deswegen habe sie um mildernde Umstände gebeten.
Auf die in ihrer Sprachnachricht erhobenen Vorwürfe hingewiesen, so widerruft sie diese und spricht von „Fake News“: „Da kursieren Gerüchte in der rechten Lügenpresse, ich sei von der Polizei misshandelt worden. Das würde die nie tun. Alles Quatsch.“ Die mehrmals im Publikum angesprochenen Verletzungen erklärt sie mit einem Fahrradsturz, die sie sich „im Suff“ nach einem Umtrunk mit Freunden auf den „seit zwei Wochen rappelvollen Neckarwiesen“ zugezogen habe. Und ihre Fans schwanken zwischen Enttäuschung und Belustigung, Ratlosigkeit und Verwirrung, ihre Vorkämpferin gegen die „Corona-Diktatur“ könne nunmehr einen Rückzieher gemacht haben.
Andere interpretieren die Worte ihrer Galionsfigur des Widerstands gegen das Unrechtsregime als Ironie und Sarkasmus, was Bahner lächelnd mit „Es wird Zeit, dass Ihr das mal lernt, ein bisschen einen anderen Duktus“ quittiert.
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Nach 15 Minuten ist die Show vorbei, und Bahner spart – Corona zum Trotz – auch nicht an Umarmungen. Ist die Diagnose „Verwirrung“, die das Polizeipräsidium am Dienstag erneut bestätigte, doch zutreffend? Hat Bahner tatsächlich nicht alle Tassen im Schrank? Ist sie zwischenzeitlich „übers Kuckucksnest geflogen“ – oder hat sie die Presse gehörig vorgeführt? Hat sie sich auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft eingelassen, um nicht vom System zermalmt zu werden, das kein Interesse an einer „Märtyrerin“ im Kampf gegen die Obrigkeit haben dürfte? Oder hat sie sich hier ganz raffiniert der Stilmittel „Ironie und Sarkasmus“ bedient, mittels derer sie ihren Kampf fortzusetzen gedenkt?