Statt der gewohnten vier waren bei „Deutschland sucht den Superstar“ nur drei Jury-Plätze besetzt: Xavier Naidoo fehlte. Nachdem der Soul-Sänger in einem Lied die Massenmigration kritisiert hat, wurde er vom Sender RTL kurzerhand gefeuert. Zu einem Statement genötigt, erklärte Chef-Juror Dieter Bohlen, dass für Hass und Hetze kein Platz in seiner Sendung seien. 

    „Ich bin noch nicht ganz fertig mit meiner Meinungsbildung“, wand sich Bohlen, als er gleich zu Beginn der Sendung von Moderator Alexander Klaws auf den fehlenden Jury-Kollegen angesprochen wurde. „Gib mir noch eine halbe Stunde Zeit, dann sag ich Dir was dazu.“ Es war eine seltsame Sendung, die gestern von rund dreieinhalb Millionen Bundesbürgern live im Fernsehen verfolgt wurde. Viele von ihnen warteten auf eine Positionierung zur Causa Naidoo, doch Dieter Bohlen – seit achtzehn Jahren Aushängeschild der beliebten Castingshow – schien bis zuletzt zwischen Populismus und karrieristischer Anbiederung zu schwanken. Auf den Zuschauerrängen hinter ihm herrschte derweil gähnende Leere: Wegen des Corona-Virus fand die Show ohne Publikum statt.

    Jetzt geht das Kesseltreiben gegen Naidoo wieder los. Da passt es gut, dass in der Reihe COMPACT-Edition bald die große Xavier-Naidoo-Biografie erscheint: „Sein Leben, seine Lieder, seine Wut“.  COMPACT-Edelfeder Jonas Glaser hat sich auf die Spurensuche eines der wenigen modernen Helden in diesem Land begeben: Wie Naidoo Deutschland lieben lernte – und von den Antideutschen gejagt wurde. Die COMPACT-Edition „Xavier Naidoo. Sein Leben, seine Lieder, seine Wut“ mit 124 prallen Seiten und vielen berührenden Fotos ist ab Anfang Juli 2020 am Kiosk, kann aber schon jetzt in unserem Online-Shop reserviert werden. Bei Vorbestellungen bis zum 31. Mai zahlen Sie den Subskriptionspreis von 8,80 Euro statt 9,90 Euro.

    Für die Wahrheit entlassen

    Naidoos Song, dem der Jury-Rausschmiss als politische Hygienemaßnahme folgte, hatte sich am 11. März wie ein Lauffeuer im Internet verbreitet.  Der Mannheimer findet darin deutliche Worte für das alltäglich spürbare Elend von Mulitkulti: „Ihr seid verloren. Macht nicht mal den Mund für Euch auf. So nehmen Tragödien ihren Lauf. Eure Töchter, Eure Kinder sollen leiden, sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden. Ihr steht seelenruhig nebendran. Schaut Euch das Schauspiel an, das Euch beenden kann. (…) Ich hab fast alle Menschen lieb – aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt (…). Keiner darf meine Leute quälen. Wenn doch, der kriegt’s mit mir zu tun. Lasst uns das beenden, und zwar nun! Ihr seid verloren.“

    Mit diesem Song hat sich Xavier Naidoo so weit vom gesellschaftlich-kulturellen Mainstream entfernt, dass ihn der quotenabhängige Privatsender RTL als nicht länger tragbar erachtete und den Soul-Sänger noch am selben Tag aus der Jury seiner Castingshow DSDS verbannte. Laut einer Umfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung steht die Bevölkerung jedoch mehrheitlich hinter Naidoo: 53 Prozent der Befragten äußerten Unverständnis für sein politisch erzwungenes TV-Aus.

    Bohlen gegen Naidoo

    Ein zweites Mal hakt der Moderator nach, ein zweites Mal räumt sich Bohlen Bedenkzeit ein. Verschleppt er sein Statement absichtlich, um die Quote zu halten, oder weiß er wirklich nicht, was er sagen soll? Eine politische Stellungnahme lässt sich nun einmal nicht so kalt programmieren wie einer seiner zahllosen Nummer-Eins-Hits, bei denen auto-tune geformter Gesang und floskelhafte Liebesbekundungen mit geradezu mathematischer Präzision den Massengeschmack treffen.

    Nur zäh füllt sich die Sendezeit mit den mittelmäßigen Auftritten höchst mittelmäßiger Kandidaten. Allesamt wirken sie, als wären sie von RTL mit denselben Schablonen gezeichnet worden, denen schon die Kandidaten der letzten und vorletzten und vorvorletzten  Staffel entsprungen sind. Mit dabei die verhaltensauffällige Tunte, die allzu glatte Schlagersängerin, der Rocker mit schwieriger Vergangenheit und die unvermeidbare „Powerfrau“ . Erst als ihr aller Gesang inmitten funkensprühender Pyrotechnik verklungen ist, ringt sich der sogenannte Poptitan zu einigen Haltung vortäuschenden Worten durch: „Wir machen hier eine Unterhaltungssendung, und da geht es um Unterhaltung, nicht um Hass oder irgendwelche Hetze. Deshalb steht die ganze Jury und das ganze Team hinter der Entscheidung von RTL.“ Für die nächste Sendung werde Ersatz beschafft, versichert der Musikproduzent kaufmännisch: „Wir werden kommenden Samstag wieder zu viert hier sitzen. Wir werden einen neuen Juroren präsentieren, vielleicht mehrere, vielleicht in jeder Show einen neuen.“

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