Das provozierende Buch über die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs aus der Feder eines neuen russischen Historikers erschien in einem kleinen baltischen Verlag. Deutscher Lizenzvertrieb nur bei COMPACT.

    Dieses Buch gibt es nicht im deutschen Buchhandel – und das hat seinen Grund. Nikolai Starikov räumt mit der Lebenslüge der westlichen Geschichtsschreibung auf, wonach Deutschland der Alleinschuldige des Zweiten Weltkrieges war. Was Putin in seinem kürzlichen Essay zum 75. Jahrestag des Kriegsendes nur angedeutet hat, formuliert Starikow in aller Schärfe aus – und das ist für Deutsche wie für Russen von riesiger Bedeutung.

    Starikow ist sozusagen der Antipode von Viktor Suworow, der in Kreisen der deutschen Rechten (zu Unrecht …) zu einigem Renomée gekommen ist. Dessen These, dass Hitler mit seinem Überfall auf die Sowjetunion vom 22. Juni 1941 nur präventiv einem Angriff der Roten Armee zuvorkommen wollte, hält Starikow für falsch; Suworow, der seit Mitte der 1970er Jahre in Großbritannien lebt, ist für ihn ein britischer Agent, der von der Verantwortung Londons für das „Unternehmen Barbarossa“ ablenken will.

    Starikov geht davon aus, dass die Angelsachsen Hitlers Aufstieg von Anfang an gefördert haben, weil ihnen sein exzessiver Antibolschewismus ins geostrategische Konzept passte: Deutschland sollte unter NS-Führung der Festlanddegen gegen die Sowjetunion sein. Aufgabe der Appeasement-Politik sei es gewesen, Hitlers Anglophilie auszunutzen und seine Aggression nach Osten zu lenken. Das war selbstverständlich keine leichte Aufgabe, nachdem das Deutsche Reich einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion geschlossen hatte… Vor allem hatte der Nazi-Führer bei aller sonstigen Verblendung bereits in „Mein Kampf“ erkannt, dass die wesentliche Ursache für die deutsche Niederlage 1914–18 der Zweifrontenkrieg gewesen war, den es bei einem zweiten Anlauf mit allen Mitteln zu verhindern galt. Folglich zielten die Avancen Hitlers gegenüber den Briten immer darauf ab, nur gemeinsam gegen den Osten zu ziehen. Das Kalkül in London war genau umgekehrt – den Zweifrontenkrieg herbeizuführen. Dazu musste Hitler im Glauben gelassen werden, er könne Frieden an der Westfront bekommen, wenn er nur endlich gegen Russland losschlägt. Starikov zeichnet das Abtasten zwischen Berlin und London während des Frankreich-Feldzuges nach: Winston Churchill sei Hitler entgegenkommen, indem er Pläne sabotierte, die zur Kanalküste vorstürmenden deutschen Panzerverbände durch eine britisch-französische Zangenbewegung abzuschneiden und einzukesseln. Im Gegenzug habe Hitler den Blitzkrieg vor Dünkirchen zum Entsetzen seiner Generäle gestoppt und dadurch die Evakuierung des englischen Expeditionskorps ermöglicht.

    Starikov ist  keineswegs ein Kreml-Historiker. Als Stalinist passt er schlecht zum Realpolitiker Putin, und tatsächlich führt ihn seine Schwäche für den „großen Generalissimus“ bisweilen auf halsbrecherische Abwege. Trotzdem sind viele seiner Quellen sensationell und verdienen weitere Prüfung.

    „Das Buch ist voller Details und Auszügen aus mir bislang nicht bekannten Papieren höchster staatlicher Stellen. Es liest sich allerdings wie der historische blue print zur heutigen Entwicklung. Für mich stellte sich in dem ‚Geschichts-Krimi‘ von Nikolay Starikov …  ein déja vue ein.“ (Willy Wimmer, CDU, Staatssekretär des Bundesministers der Verteidigung a.D.)

    415 Seiten, Hardcover, 29,90 Euro, nur hier erhältlich.

     

    Kommentare sind deaktiviert.