„Verbrechen an Deutschen“ ist der Titel der zweiten COMPACT-Geschichtskonferenz, am 9. Mai in Brandenburg/Havel. Der Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann spricht dort zusammen mit Prof. Alfred de Zayas, Prof. Konrad Löw, Thorsten Schulte und Jürgen Elsässer zum Thema. Hier anmelden.

    Im Interview mit  COMPACT geht Hohmann auf sein persönliches Schicksal ein: Vor über 15 Jahren war er aus der CDU ausgeschlossen worden, weil er in einem Geschichtsvortrag angeblich antisemitische Thesen vertreten hatte. Einen Sturm der Entrüstung musste auch Björn Höcke nach seiner Dresdner Rede im Januar 2017 aushalten, als er das Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ bezeichnet hatte – in Anlehnung an Formulierungen von Rudolf Augstein und Martin Walser.

    Elsässer: Die Causa Hohmann und die Causa Höcke – sprechen nicht beide dafür, dass sich kluge Konservative auf gegenwärtige Themen beschränken und die Vergangenheit ruhen lassen sollten?

    Hohmann: Ich habe schon als CDU-Bundestagsabgeordneter gegen das Holocaust-Mahnmal, vor allem in dieser Dimension, Bedenken geäußert. Aber: Man kann mit diesen Geschichtsthemen viel Porzellan zerschlagen und Wähler verschrecken. Wenn wir gewählt sind, dann muss Manches deutlich angesprochen werden. Es kann nicht sein, dass unsere politischen Gegner die deutsche Vergangenheit nur auf ihre negativen Seiten reduzieren, das ist total destruktiv. Nehmen Sie die Nazi-Zeit: Warum nicht an die mutigen Deutschen erinnern, die Juden geholfen haben? In meiner Heimatgemeinde lebte von 1898 bis zu ihrem Tod 1988 die Jüdin Jettchen Simon, verheiratet mit einem Deutschen. Während des Dritten Reiches geschah ihr – nichts, weil die Dorfbewohner zusammenhielten und sie nicht an den Gauleiter weitermeldeten, das wäre ihr Ende gewesen… Was ich damit sagen will: Wir können aus dem Holocaust, dem Tiefpunkt deutscher Geschichte, keine ewige Volkspädagogik machen. Denn was sollen wir denn daraus lernen? Dass man seine Nachbarn nicht totschlägt? Versteht sich doch von selbst! Stattdessen sollten wir viel mehr an Zivilcourage und an Widerstand in jener Zeit erinnern. Konrad Löw hat übrigens in akribischen Studien nachgewiesen, dass sehr viele Deutsche in der NS-Zeit, ja sogar die Mehrheit, sich gegenüber ihren jüdischen Mitbürgern anständig verhalten haben. Nicht nur das, einige haben für Juden tödliche Risiken auf sich genommen. Das sind Vorbilder.

    Elsässer: Der gute Deutsche kommt in der herrschenden Geschichtspolitik nicht vor.

    Hohmann: Stattdessen sehe ich nur noch den Hass auf das Eigene. Vor kurzem kam im Fernsehen ein Rückblick auf die Mainzer Fastnacht 1956. Ernst Neger sang sein Lied „Heile, heile Gänschen, es wird schon wieder gut“ – auch mit Bezug auf seine im Krieg schwer zerstörte Stadt. Da saßen die Narren in der Versammlung, denen liefen die Tränen herunter – in Trauer und Liebe zu ihrer Heimatstadt, zu ihrem Deutschland. Und heute? Da kommt der Oberbürgermeister von Dresden, das noch schlimmer als Mainz zerbombt worden ist, und sagt herzlos: „Dresden war keine unschuldige Stadt.“ Den Eliten ist die Empathie für das eigene Volk völlig abhanden gekommen. 

    Martin Hohmann spricht spricht zusammen mit Prof. Alfred de Zayas, Prof. Konrad Löw, Thorsten Schulte und Jürgen Elsässer auf der zweiten COMPACT-Geschichtskonferenz am 9. Mai in Brandenburg/Havel über „Verbrechen an Deutschen – Zum 75. Jahrestag des Kriegsendes“. Hier gibt es mehr Informationen – und gleich hier unten können Sie sich anmelden.

     

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