Bis zum 5. Februar hierzulande kaum bekannt, brachte sich Susanne Hennig-Wellsow an diesem Tag der Nation in nachhaltige Erinnerung: Die Chefin der Thüringer Linksfraktion knallte dem neugewählten (inzwischen zurückgetretenen) Ministerpräsidenten Thüringens, Thomas Kemmerich, ihren Blumenstrauß vor die Füße. Diese Aktion bereue sie „keine Sekunde“ betonte sie gegenüber Markus Lanz in dessen gleichnamiger Sendung vom gestrigen Abend im ZDF und stellte die Erkennungsmerkmale von „Faschisten“ heraus.

    Für sie sei die Wahl des Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD „nicht nur ein Fehler, der passiert ist, sondern ein Tabubruch, der die ganze Bundesrepublik erschüttert”, verkündete sie unisono mit all denen, die seit dem Erscheinen der Alternativen auf der politischen Bühne um ihre Posten und Pfründe fürchten. Immerhin hat sie selbst nur mit Blumen und nicht – wie ihre Anhänger – mit Farbbeuteln, Steinen, Böllern oder Molotowcoctails geworfen. Doch mit Verrohung der Sitten kennen sich Linke aus…

    Dieser Dammbruch werde jetzt auch andere Landtage erreichen, befürchtete die 42-Jährige gegenüber dem smarten Smalltalker Lanz, für die die Solidarität mit dem linksradikalen Schlägertrupp, das demonstrative Tragen eines Antifa-Buttons von Abgeordneten wie ihrer Genossin Martina Renner sogar im Bundestag „das einzige Richtige“ ist.

    Hennig-Wellsow, die einer Partei angehört, die dem diktatorischen Machtapparat SED mit seinen hunderten von zerfetzten Republikflüchtlingen an der innerdeutschen Grenze entstammt, rechtfertigte die Verletzung des politischen Protokolls mit der Beschwörung der nationalsozialistischen Vergangenheit und spielte die „Buchenwald“-Karte aus: „Wir haben am 27.01. im selben Thüringer Landtag mit KZ-Überlebenden dem Tag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.”

    Als das Wahlergebnis verkündet wurde und Kemmerich trotz der zuvorigen Absprachen und Abwägungen in Parteien und Fraktionen die Wahl annahm, habe sie „tiefe Verachtung“ ihm gegenüber empfunden, Schock darüber, dass sich „Faschisten“ hier ihren eigenen Ministerpräsidenten wählten – ihrer Ansicht nach „reine Machtgeilheit”. Denn politische Naivität könne man Kemmerich nicht unterstellen. Natürlich sei er kein „Faschist“, aber er habe „einkalkuliert, mit den Stimmen der Höcke-AfD gewählt zu werden“.

    Frau Henning-Wellsow hat eine Methode der Nazis entdeckt: Übertriebene Freundlichkeit. Ach ja, und Kaffee trinken gehen. Wenn Sie also jemand demnächst freundlich zum Kaffee trinken gehen einlädt- Obacht! pic.twitter.com/kfvaLcpvuh

    — Panthea (@Panthea2019) February 12, 2020

    Dass er nun bedroht werde, sei schlimm, aber das gehe auch Abgeordneten anderer Parteien in Thüringen so, behauptete die Linke-Politikerin und nahm auf Nachfrage die Gelegenheit wahr, von ihren Erfahrungen mit AfD-Abgeordneten zu berichten: Junge Politiker seien von ihnen mit „Methoden der Faschisten“ im Fahrstuhl eingeschüchtert worden. Und führte ein weiteres eindeutiges Erkennungsmerkmal für diese Methoden ins Feld: deren „übertriebene Freundlichkeit“, die Einladung zum Kaffeetrinken…

    Der 5. Februar war der große Tag von Björn Höcke: Er war der Königsmacher, der den zwischenzeitlichen FDP-Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich ins Amt brachte. Dass ausgerechnet er, der vielgeschmähte „völkische Radikale“, die erste große realpolitische Veränderung durchsetzte, und CDU/FDP ausgerechnet ihn als Partner akzeptierten, bedeutet einen enormen Prestigegewinn für den Eichsfelder. Das zeigt: Klare Kante zahlt sich aus, Opportunismus ist für die Katz. Es wird Zeit, sich mit dem auseinanderzusetzen, was Höcke wirklich will – und nicht mit dem Zerrbild, das die Lügenpresse von ihm gezeichnet hat. Die COMPACT-Edition „Höcke. Reden, Interviews, Tabubrüche“ gibt im Originalton seine wichtigsten Wortmeldungen aus den letzten fünf Jahren wieder. Hier bestellen.

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