Er sah sich in der Tradition der Tempelritter und unterschied Gott- von Tiermenschen. Zu den Stammlesern seiner Hefte in Wien gehörte ein junger Postkartenmaler – dem dies später peinlich war. Ein Auszug aus COMPACT-Geschichte Das okkulte Reich –Nazis und Esoterik. Die brandneue Ausgabe können Sie hier bestellen.

    Neuausgabe der „Theozoologie“. Foto: Forsite-Verlag

    Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war in der Populärkultur der Affe los: Pulp-Romane und Horrorfilme aus Hollywood inszenierten die Konfrontation zwischen Tier und Menschenfrau – von Tarzan the Ape Man (1932) bis King Kong (1933). Maler wie Alfred Kubin zeichneten Primaten, die mit erigiertem Phallus dem schreckhaften Bürgermädchen auflauerten.

    Propaganda-Plakate aus dem Ersten Weltkrieg zeigten feindliche Armeen als Affenhorden, die einheimische Töchter vergewaltigten. In diesen Bestien spiegelte der moderne Kulturmensch sein verdrängtes Animalisches.

    Der bürgerliche Tierverdacht gegen sich selbst, durch Darwin, Psychoanalyse und das gegenseitige Abschlachten bestätigt, fand auch darin wonnig-gruseligen Ausdruck. In diesen Jahrzehnten bastelte auch ein Esoteriker aus Österreich unermüdlich an einer historischen Theorie dieser Faszination. Leider nahm er die Symbolsprache von Kunst und Medien allzu wörtlich.

    Arier und Sodomsäfflinge

    Jörg Lanz von Liebenfels, 1874 in Penzing geboren, war Anfang des letzten Jahrhunderts der Star-Autor des ariosophischen Undergrounds. Eigentlich hieß er Adolf Joseph Lanz, den Adelstitel gab er sich – wie auch seinen Doktortitel – später selbst. Seine Trash-Mixtur aus Archaischem, Horror, Sex, Rassismus und Science-Fiction fand eine breite Leserschaft in der völkischen Szene – und darüber hinaus.

    Die Skulptur „Geraubt“ (1887) des französischen Bildhauers Emmanuel Fremiet (1824–1910). Lanz schrieb darüber: „Riesen-Menschenaffe als Frauenräuber, eine moderne Plastik, die das tragische Verhängnis der Rassenmischung packend darstellt.“ Foto: Repro COMPACT

    In seinem Hauptwerk Theozoologie oder die Kunde von den Sodoms-Äfflingen und dem Götter-Elektron (1905), beruhigte er die durch Darwin geschockten Zeitgenossen: Mensch und Affe haben einen gemeinsamen Vorläufer? Nein, das gelte nur für die Dunkelhäutigen, die „Sodomsäfflinge“, von ihm auch „Tschandalen“ (abgeleitet von dem Sanskrit-Wort Chandala für die Niedrigkastigen in Indien) oder „Schrättlinge“ genannt. Der Arier hingegen, der Blonde, der „Asing“ (vom germanischen Göttergeschlecht der Asen abstammend), sei früher ein Gottmensch gewesen, habe elektrische Organe besessen und telepathisch kommuniziert. (…)

    Ohnehin war der 1898 zum katholischen Priester geweihte Mystiker nicht nur ein fanatischer Rassist, sondern auch ein ausgesprochener Frauenhasser. In seiner Theozoologie schrieb er:

    „So hoch wir das Eheweib in der Familie, im Hause stellen, so scharf müssen wir das Eindringen des Weibes in das öffentliche Leben bekämpfen, denn das Ende dieser Bestrebungen wäre und ist zum Teil ein einseitiges Frauenrecht, das die Welt zu einem großen Freudenhaus machen würde, in dem alles in hirnloser und wahnwitziger Faunengeilheit um Zagel und Fützel herumtanzt und das züchtige Eheweib, die treue Hausmutter und die gesunde, starke Kinderschar aus keuschem ehelichen Beilager erbarmungslos zerstampft wird.“

    Lanz, der sich trotz seiner christlichen Prägung schon früh mit Astrologie, Neuheidentum und Okkultismus beschäftigte, durchkämmte antike Darstellungen, um seine Theorien bestätigt zu sehen – und wurde fündig…

    Den vollständigen Text lesen Sie in der neuen Ausgabe von COMPACT-Geschichte mit dem Titel „Das okkulte Reich – Nazis und Esoterik“. Erfahren Sie, warum Lanz den Neutempler-Orden gründete und welche prominenten Zeitgenossen sich diesem okkulten Bund anschlossen. Außerdem lesen Sie, wie Hitler zu seiner Wiener Zeit in den Bann des Rasse-Mystikers geriet. Für das vollständige Inhaltsverzeichnis und die Möglichkeit zur Bestellung klicken Sie hier.

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