Über den wahren Rassimus weißer (linksgrüner) Männer.
Hamburg, im vergangenen Herbst. Ein junger Mann, weißer Hipster-Student, betrat eine Bäckerei. „Bitte sehr?“ fragte die Bäckerin. Der Studi deutete auf die Auslage mit Mohrenköpfen. „Da steht Mohrenköpfe. Das ist rassistisch“, bemerkte er. „Aber, aber so heißen die schon immer“, verteidigte sich die Bäckerin. „Aber das ist rassistisch“, wiederholte der Student. Einem Kunden platzte der Kragen: „Nein, ist es nicht!“ – „Nein?“ fragte der Hipster erstaunt. – „Nein. Rassistisch ist aber Ihr funkelnagelneues Handy, für dessen Herstellung afrikanische Kinder in Kobaltminen schuften mussten. Das ist Rassismus.“ Der Student verließ schweigend den Laden. Dennoch war jedem klar, dass er bloß eine Vorhut war.
Die Vorhut ideologischer Terroristen, die ihr schlechtes Gewissen durch Forderung einer keimfreien Sprache beruhigen wollen. Deren große Stunde hat jetzt endlich geschlagen: In der Schweiz verweigern zahlreiche Händler Produkte mit der Aufschrift „Mohrenkopf“. Die Schweizer Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) hatte den „Mohrenkopf“ nämlich zum „belasteten Begriff“ erklärt: „Es ist eine von vielen fremdbestimmten Bezeichnungen für schwarze Menschen und hat einen eindeutig rassistischen und kolonialen Hintergrund.“ Das schlagende Argument: „Weiße Westeuropäer haben diese und vergleichbare Begriffe, um schwarze Menschen zu bezeichnen. Sie sind und waren zu keinem Zeitpunkt selbst gewählt.“
Aber sind die neuen politisch-korrekten Begriffe für Farbige, beispielsweise „People of Colour(s)“, von den Bezeichneten selbstgewählt? Kaum. Denn der PoC-Begriff findet seine Vorprägung bereits 1871, in der Kolonialzeit, wurde also ebenfalls von Weißen geprägt. Zwar fand er auch bei schwarzen Aktivisten Verwendung, das ändert aber nichts an seiner „weißen“ Wurzel.
Ältere Leser erinnern sich bestimmt noch an Günter Wallraffs Bestseller „Ganz unten“ (1985). Der Investigativ-Journalist hatte sich als türkischer Gastarbeiter ausgegeben, das Haar schwarz gefärbt, sich einen schwarzen Schnurrbart verpasst und gebrochenes Deutsch gesprochen. So bewarb er sich in den Fabriken der damaligen Bundesrepublik. Dort sammelte er Material und prangerte in seinem Enthüllungsbuch die Ausbeutung und Diskriminierung von Gastarbeitern an. Es wurde ein Rieserfolg bei der altlinken Leserschaft. Bald folgte eine Übersetzung in die türkische Sprache. Jetzt schrieb im Stern ein alter weißer Journalist, wie rassistisch Wallraffs Tarnung doch gewesen sei. Mit schwarzen Haaren, Schnurrbart und gebrochenen Deutschkenntnissen habe sie vor ausländerfeindlichen Klischees nur so gestrotzt. Scherz aller Scherze: „Ganz unten“ erschien als Vorabdruck im Spiegel und im linksradikalen Konkret. Tja, auch linke weiße Männer können sich mal irren. (Fortsetzung des Artikels nach dem Werbeblock.)
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Im gleichen Jahr entstand übrigens ein zweites rassistisches Verbrechen: „Otto – Der Film“ (1985). Mit dieser Komödie drehte der ostfriesische Komiker Otto Waalkes den erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten. Jetzt hat ein alter, weißer und männlicher Kritiker des Berliner Stadtmagazins Tip den Film mit seinem 10-jährigen Sohn gesehen. Daraus wurde wider Erwarten ein „verstörendes Erlebnis“: „Vermutlich könnte man auch über den nicht immer unterschwelligen Sexismus in Ottos Werk eine ganze Abhandlung verfassen, aber ich widme mich an dieser Stelle den rassistischen Klischees. An mehreren Stellen im Film werden schwarze Menschen diffamiert. Das N-Wort fällt und es gibt eine ganze Szene, in der Otto gemeinsam mit einem dunkelhäutigen US-Soldaten (gespielt von Günther Kaufmann) einen Trickbetrug durchzieht und den afroamerikanischen GI, den er auch noch ,Herrn Bimbo‘ nennt, einer älteren Dame als Sklaven verkauft.“
Der Autor räumt ein, dass Otto womöglich ein parodistisches Abbild damaliger Realität versucht habe. Dennoch: Eine solche Plumpheit sei nicht mehr zeitgemäß „und daher besteht Redebedarf“. In der Tat besteht Redebedarf. Allerdings weniger über die Sklaven-Auktion in einem Otto-Waalkes-Film als vielmehr über die reale Versklavung schwarzer, weißer und Menschen weiterer Hautfarben im Globalismus: In jenem weltweiten Billiglohnsektor, von dem politisch korrekte Linksgrüne hemmungslos profitieren. Um davon abzulenken, erzählen sie stattdessen, wahrer Respekt und wahre Menschenwürde zeigten sich in penibler Wortwahl. Nein, Ihr Pseudolinken: Sprachneurosen ersetzen keine Verteilungsgerechtigkeit! In einem habt Ihr jedoch Recht: (Euer) Rassismus ist tatsächlich überall! In Eurem ganzen albernen Lifestyle!