Im Februar 1917 wird der russische Zar gestürzt – von einer Bewegung unter Logen-Regie, wie Thorsten Schulte in seinem neuen Enthüllungswerk «Die große Täuschung» aufdeckt. Hier mehr erfahren.

    Im Bewusstsein der russischen Akteure des Jahres 1917 spielte das Vorbild der Französischen Revolution eine überragende Rolle. Aus dem Paris der Jahre nach 1789 bezog man die politischen Schlagworte, Metaphern und Begriffe. Die Straßenumzüge der Februarrevolution 1917 ließen die Marseillaise erschallen.

    Als Alexander Kerenski, Anwalt von politisch Verfolgten unter dem Zarenregiment, inzwischen Justizminister der Provisorischen Regierung, am 17. März nach Finnland kam, spielte man das französische Mobilisierungslied anstelle der Nationalhymne. Trotzki sah Parallelen zwischen Nikolaus II. und Ludwig XVI., zwischen der Zarin und Marie-Antoinette. Als der Petrograder Sowjet im April die Hinrichtung des Monarchen forderte, erklärte Kerenski, er wolle um keinen Preis zum Marat der russischen Revolution werden.

    Später klagte er als Exilant über seinen Ruf als Premierminister:

    «Die Bolschewiken nannten mich einen ”Bonaparte”.»

    Doch er selbst unternahm das Seine, um die Assoziation nahezulegen: Nicht nur war er ein gerade 36-jähriger junger Mann, als er die Macht erklomm, nicht nur war er von körperlich kleiner Statur wie Napoleon – er spielte auch dessen Gesten nach. In zahlreichen zeitgenössischen Karikaturen wird die an den Bauch gepresste Hand festgehalten, auch in Sergej Eisensteins Propaganda-Film «Oktober» sieht man Kerenski in dieser Pose – der napoleonischen Pathosformel.

    Russlands Grand Orient

    Wenn es eine Debatte unter den Russland- und Revolutionsexperten gibt, die hierzulande nur Thorsten Schulte in seinem neuen Enthüllungswerk «Die große Täuschung» anpackt, dann ist es jene über die Rolle der russischen und spezifisch politischen Freimaurerei bei der Vorbereitung des Zarensturzes, der Revolution und der Bildung der Provisorischen Regierung.

    Nathan Smith hat 1968 in seinem Aufsatz «The Role of Russian Freemasonry in the February Revolution» in der Zeitschrift Slavic Review wohl als Erster die These vertreten, dass die politische Freimaurerei ein Gegenstand sei, den man bei künftigen Rekonstruktionen dieser kritischen Phase der russischen Geschichte kaum werde ignorieren können. Damit begann vor allem im angelsächsischen Raum eine Diskussion, die erstmals eine histo-risch-kritische Bewertung des Sachverhalts ermöglichte.

    Französisch inspiriert, nämlich von der Pariser Großloge Grand Orient, war auch «Russlands Großer Orient». Aber seine Eigenart war eine andere, sie lief auf den Versuch einer überparteilichen Kommunikationsplattform innerhalb der Opposition hinaus, die von den liberalen Kadetten (Konstitutionelle Demokraten) bis zu den gemäßigten Sozialisten reichen sollte, daneben auch Unternehmer und Bankiers einschloss. Man würde heute wohl von einer – allerdings geheimen – progressiven Vereinigung mit starken Verbindungen zur sogenannten Zivilgesellschaft sprechen.

    Die politische Linie dieses Freimaurerbundes war die der «patriotischen Opposition», der unbedingten Treue zu den Kriegsanstrengungen der Entente (und bald auch der Vereinigten Staaten, die die Provisorische Regierung mit einem großen Kredit belohnten), wobei man allerdings von den weitgehenden, Konstantinopel einschließenden Kriegszielen des Zarismus vorsichtig abrückte.

    Nun erst, nach dem Sturz von Nikolaus II., konnte die Entente den Krieg als «Kreuzzug für die Demokratie» wirklich glaubhaft machen. Im Umfeld des Zaren vermutete die Opposition wiederum deutschfreundliche Umtriebe und Initiativen für einen Separatfrieden.

    Ein Geständnis und eine Lüge

    Schon vor der Februarrevolution hatte es konkrete Pläne zur Ermordung des Zaren gegeben, an denen Prominente aus dem Freimaurerkreis beteiligt waren – allerdings wohl ohne direkte Billigung ihrer Organisation. Dabei war es das eigentliche Ziel, einer Volksrevolution zuvorzukommen, sie durch schnelles, entschlossenes Handeln überflüssig zu machen.

    Kerenski ging in seinen Erinnerungen «Russland und der Wendepunkt der Geschichte» (1966) erst nach langem Zögern genauer auf die Gruppierung ein:

    «Meine Aufnahme fand 1912 statt, kurz nach meiner Wahl in die vierte Duma. Nach ernsthafter Überlegung kam ich zu der Überzeugung, dass meine persönlichen Ziele mit denen der Loge identisch waren, und ich nahm die Einladung zum Beitritt an. Ich möchte betonen, dass unsere Gruppe keine regelrechte Freimaurerorganisation war. Zunächst war sie deshalb ungewöhnlich, weil sie alle Verbindungen zu ausländischen Logen abgebrochen hatte und die Mitgliedschaft von Frauen zuließ. Außerdem waren die komplizierten Riten und das freimaurerische Rangsystem abgeschafft. Nur die innere Disziplin wurde aufrechterhalten, die nötig war, um die moralische Qualität der Mitarbeiter und ihre Verschwiegenheit zu gewährleisten. Es gab keine schriftlichen Protokolle und keine Mitgliederlisten, und diese Geheimhaltung wirkte sich dann auf mangelnde öffentliche Information über Ziele und Aufbau der Gesellschaft aus.»

    In seinen Memoiren hatte Kerenski, wie er mitteilt, «ursprünglich nicht die Absicht», über die russische Freimaurerei zu schreiben. Doch dann entschied er sich anders. Denn, so schreibt er:

    «Gewisse ”Enthüllungen”, die in der russischen und nicht russischen Presse erschienen sind, haben den Sturz der Monarchie und die Bildung der Provisorischen Regierung der Geheimarbeit der Logen zugeschrieben. Ich halte es für meine Pflicht, diese absurde Interpretation der großen, tragischen Ereignisse zu widerlegen, die zum entscheidenden Wendepunkt in der russischen Geschichte führten.»

    Tatsächlich? Da kommt Thorsten Schulte in seinem Bestseller «Die große Täuschung» allerdings zu ganz anderen Schlüssen. Anhand erstmals veröffentlichter Dokumente, unter anderen aus dem Geheimarchiv des Vatikan, belegt er, wie freimaurerische Kreise nicht nur in Russland, sondern auch in Deutschland und Österreich dafür sorgten, dass die Monarchien verschwanden. Also dass sie genau die «Geheimarbeit» betrieben, die Kerenski hier abstreitet.

    Was Kerenski verschweigt

    Bei den Enthüllungen, von denen er sprach, handelte es sich übrigens um Briefe von Elena Kuskowa – einem Mitglied der Gruppe – aus den 1950er und 1960er Jahren, in denen sie in eher stolzem Ton über den freimaurerischen Anteil am Umsturz offen Auskunft gab.

    Kerenskis eigene Äußerungen sind nicht ohne Ambivalenz. Einerseits wird die Auffassung zurückgewiesen, «eine mysteriöse Freimaurer-Troika habe der Regierung ihr Programm der öffentlichen Meinung zum Trotz aufgezwungen». Andererseits hält er fest, dass man bei allen internen Meinungsverschiedenheiten «niemals zuließ, dass solche Auseinandersetzungen unsere Solidarität gefährdeten».

    Und weiter:

    «Diese von keiner Partei beeinflusste Politik brachte bemerkenswerte Ergebnisse, insbesondere das Programm für die künftige Demokratie in Russland, das dann durch die Provisorische Regierung auf breiter Basis in die Wirklichkeit umgesetzt wurde».

    Kerenski nennt die Vermutung einer freimaurerischen Verschwörung «absurd», gibt aber seinerseits kein Urteil über die wirkliche Rolle der Logenmitglieder. Und über seine Stellung als Generalsekretär des russischen Grand Orient in den Jahren unmittelbar vor der Revolution verliert er kein Wort. Dankenswerterweise schließt Thorsten Schulte mit «Die große Täuschung» nun diese Lücke – und bricht der Wahrheit Bahn.

    Freimaurer-Verschwörung: In seinem neuen Enthüllungswerk „Die große Täuschung“ belegt Thorsten Schulte die geheimen Umtriebe von Logenbrüdern mit Aktenfunden aus dem Geheimarchiv des Vatikan. Sie fachten Kriege an und stützten Monarchen. Hier bestellen.

    17 Kommentare

    1. Lach ! Wie kamen die Kommunisten denn auf den drolligen Gedanken, die Figur "Bonaparte" zu nennen ?

    2. rechtsklick am

      1. Es überrascht niemanden, in diesem Zusammenhang einen Namen wie Kormblum zu lesen, denn er sagt schon einiges über die Zusammensetzung jener "russischen" Revolutionäre, die damals etwa 70-80 % der kommunistischen Führung ausmachten. Aber das alles hatte eine Vorgeschichte, zu der russische Channel 1 die Geschichte der Familie Rothschild in einer Sendung am 2. April 2023 beleuchtete. Die Rothschild-Familie hatte Interessen in Russland, denn als Nikolai II. in Frankreich war, wurde ihm ein Mitglied der Familie vorgestellt, das ihm vorschlug, die Zentralbank zu übernehmen und dafür seine Schulden zu begleichen. Der Zar ging nicht auf dieses Angebot ein und teilte daraufhin seinen Begleitern mit, daß er glaube, er habe gerade sein eigenes Todesurteil unterschrieben.

      • Die romanowischen Herrscher waren am Nährboden für den von uns Deutschen aus der Schweiz geholten und über Nordeuropa nach Russland geschleusten Unruhestifter Lenin und seine bolschewistische Verbrecherbande durch die russische Leibeigenschaft über die Ostvölker selber beteiligt/schuldig, haben also zum eigenen Niedergang beigetragen. Das so für Umsturzversuche anfällige Russland bzw. dessen asoziale Schwäche eben durch diese extreme Form der Leibeigenschaft führte dann zum Friedensschluss von Brest-Litowsk wie von deutscher Seite erhofft, welcher dann bekanntlich durch den Dolchstoß im Westen zunichte gemacht wurde. Alles mit der Eisenbahn ab an Westfront, unterwegs die bekannten Unruhestifter unschädlich gemacht… Was wäre wenn.

    3. Schade daß Kerenski nicht an der Macht blieb. Dann wäre Russland heute eine deutsche Kolonie und ich hätte ein halbes Dutzend russische Dienstboten.

    4. @Spionageabwehr. :"Die Entente = 3 Weltkriegskomplizen, USA, GB, Russland, 1914 bis 2024 ".
      Bis heute und das kann man beobachten, wenn man die fast Ausloeschung des Nahen Ostens und den Krieg in der Ukraine ohne Ambitionen fuer die eine oder andere Seite hinterfragt. Momentan wird Russland durch das Schlachten der Ukraine militaerisch und wirtschaftlich gross gemacht, damit diese Entente China schlachten kann. Das gleiche Spiel, welches man mit dem Deutschen Reich spielte, wobei das Schlachten in zwei Perioden ablief. Allen Unkenrufen entgegen (Freundschtsgelaber RU/CHN) laeuft die Vorbereitung zum finalen Schlag gegen China.

      • Spionageabwehr am

        @Rabe
        Exakt analysiert!

        Wir sehen gerade eine Entente-Rochade:
        •König (USA) zieht nach Osten => gegen China
        •Turm (Russland) zieht nach Westen <= gegen Europa

    5. Fast hätte ich etwas über die Rolle von Aschkenas in der (primär original-jüdischen) Bibel geschrieben.
      Aber vermutlich würde man meine, hoffentlich, absolut positive/gute Motivation völlig mißverstehen.
      :(

    6. Dito Benjamin Freedman behauptete 1961 daß damals "40.000 kleine Juden Rußland übernommen hätten".

      Und nach einer VT taten sie/Krypto-Khasaren dies angeblich auch um sich dafür zu rächen daß Russen sie früher aus ihrem Land nördlich des Kaukasus, zB Kiew und so, geworfen haben.

    7. Spionageabwehr am

      Russland bis heute ein Flügel der Ententante

      Die Zarenregierung erkannte diesen Weg ins Verderben und wollte ab 1916 von den Anglos loskommen.
      Diese zogen deshalb die Farb- Revolution von Februar 1917 durch.
      Bauten auch nach der Oktoberrevolution ihren Einfluss immer weiter aus. Putin und Medwedew sind außenpolitisch zaristisch, stehen sonst aber in der Sowjet-Tradition.

      Die Entente = 3 Weltkriegskomplizen
      USA, GB, Russland
      1914 bis 2024

      • Interessanterweise tat Stalin vieles was eher den Briten als einer Weltrevolution diente.
        Zumindest imho.
        ?

        • Spionageabwehr am

          @rap
          So wie Putin seit Jahren die Weltkriegskomplizenschaft mit den Angelsachsen bejubelt.

    8. Alexander Fjodorowitsch Kerenski (eigentlich Kornblum) war ein jüdischer Politiker in Rußland. Von Juli bis September 1917 amtierte er als letzter kaiserlicher Ministerpräsident und von September bis November 1917 als Staatspräsident der Russischen Republik.

      • @Ostermeier. Putin hats ja gesagt. 95% der Revoluzer waren Juden. Und Aleksandr Isayevich Solzhenitsyn hat beschrieben, ZB. in seinen Buechern "One Day in the Life of Ivan Denisovich" und " The Gulag Archipelago ". Beide Buecher sollte man gelesen haben.

      • rechtsklick am

        2. Rothschild unterbreitete dem Zaren einen Vorschlag:
        – Wir werden die Kontrolle über Ihre Zentralbank übernehmen, und im Gegenzug werden wir Ihre Schulden begleichen.
        Der Zar sagte:
        – "Nein."
        Dann trat er einen Schritt zurück und sagte zu seinem Kreis:
        – "Ich glaube, ich habe gerade mein eigenes Todesurteil unterschrieben."

        • Auch Hitler hatte die Rothschild Zentralbank rausgeschmissen.
          Die sozNats waren auch 100% Antikapitalisten ("Brechung der Zinsknechtschaft", wider das "raffende Kapital").
          Weiß aber scheinbar kaum jemand.

        • Benjamin Freedman hat 1961 behauptet daß die Juden während der Gigainflation, die durch jüdische Banken ausgelöst wurde, ganz Deutschland mit $ aufgekauft hätten…
          ?

          Könnte man, wenn es so gewesen wäre, feindliche Übernahme nennen.