Der Sicherheitsreport 2020 wurde vorgelegt: 70 Prozent der Deutschen sehen rechtsfreie Räume im Land. Dabei wird die Clan-Kriminalität als besonders bedrohlich empfunden. Die Konfliktsituation zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran erscheint als größte Gefährdung für die Stabilität der Welt, hingegen nicht der Klimawandel.

    Populäre Mainstream-Ängste

    Die größten Themen in der Presse bilden sich erwartungsgemäß auch unter den Sorgen der Bevölkerung ab. 62 Prozent befürchten zu wenig bezahlbaren Wohnraum, und 58 Prozent empfinden die Lage in Europa und Deutschland als immer unberechenbarer. Dabei lässt sich eine sonst medial sehr präsente Klimawandelhysterie jedoch nicht erkennen. Auch wenn 40 Prozent sich von den Auswirkungen des Klimawandel besorgt zeigen, sehen im Verhältnis zum Vorjahr sieben Prozent weniger darin das größte Risiko für die Stabilität der Welt: von 43 auf 36 Prozent. Stattdessen ist der Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran die empfundene größte Bedrohung für den Weltfrieden. 66 Prozent sehen die Perser und 61 Prozent die Amerikaner als die Gefährder Nummer eins. Dabei besteht Zweifel an der Zuverlässigkeit des Bündnispartners USA: Etwas über die Hälfte sehen diese nicht gegeben und nur 21 Prozent würden eine Zuverlässigkeit bekunden.

    Wirtschaftliche Entwicklungen

    Überraschenderweise ist die Sorge um eine direkte wirtschaftliche Verschlechterung gesunken. Machten sich im Jahr 2013 noch rund fünfzig Prozent Gedanken um drohende Einkommensverluste, sind es nun gerade mal ein Viertel. Auch die Arbeitslosigkeit besorgt lediglich zwölf Prozent der Deutschen. In Anbetracht des fortlaufenden Stellenabbaus in der Bundesrepublik stellt dies eine bemerkenswerte Entwicklung dar.

    Doch ganz so beruhigt scheint man im Hinblick auf die fernere Zukunft dann doch nicht zu sein: So befürchten 66 Prozent, dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich immer größer werden und 59 Prozent, dass die Renten nicht sicher sind. Drohende Altersarmut beschäftigt trotzdem lediglich 33 Prozent, wobei 42 Prozent die Pflegebedürftigkeit im Alter fürchten. Das Verschlafen von zukunftsweisenden Technologien beunruhigt 37 Prozent, ein allgemeines Bergabgehen der deutschen Wirtschaft erscheint immerhin 40 Prozent der Bürger als ernstzunehmende Sorge.

    Innere Sicherheit: Pessimistische Stimmung

    Doch bezüglich der inneren Sicherheit bietet sich ein deutlich klareres Bild: 67 Prozent der Deutschen befürchten grundsätzlich eine weitere Zunahme von Gewalt und Kriminalität und 65 Prozent eine Zunahme des Extremismus im Land, wobei 48 Prozent – fast die Hälfte – sich bezüglich der Gesellschaftsspaltung und der Unversöhnbarkeit der verschiedenen Lager besorgt zeigen. Von Terroranschlägen auf deutschem Boden fühlt sich die Hälfte der Bürger bedroht, und ein erhöhter Einfluss des Islam beunruhigt ganze 56 Prozent der Gesellschaft. Auch im Hinblick auf die Migration ist mehr als die Hälfte des Landes pessimistisch gestimmt: 55 Prozent fürchten ein Scheitern der Integration von Zuwanderern und 54 Prozent, dass es unter Flüchtlingen viele Kriminelle gibt. Über zurückkehrende IS-Kämpfer machen sich 41 Prozent der Deutschen Gedanken.

    Ralph Ghadban: Arabische Clans.

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    Die unterschätzte Gefahr
    Arabische Clans beherrschen die Berliner Unterwelt. Auch in Frankfurt, Bremen und Essen dominieren libanesische Großfamilien die Geschäfte mit Raub, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Prostitution und Geldwäsche. Mittlerweile sind die kriminellen Clans so stark, dass sie zum Angriff übergehen. Sie versuchen, Familienmitglieder bei der Berliner Polizei einzuschleusen, suchen Konfrontation mit Justiz und Jugendämtern und machen Stadtteile zu No-Go-Areas. Der deutsch-libanesische Migrationsforscher Ralph Ghadban macht das erschreckende Phänomen sichtbar. Er erklärt, woher die Clans kommen und wie sie sich entwickelt haben. Er benennt die Fehler in der Integrationsarbeit und warnt davor, dass neue Einwanderer ebenfalls Clan-Strukturen ausbilden und Banden unsere Städte terrorisieren. Ein kenntnisreiches Buch, das Augen öffnet.

    Aber die Gruppe, von der das größte Kriminalitätspotenzial in den Augen der Bürger ausgeht, sind arabische Clans. Ganze 78 Prozent sehen darin ein großes Problem, 15 Prozent sind sich unsicher, und nur sieben Prozent halten die Gruppe für unbedenklich. In der Frage, ob der Staat ausreichend gegen diese kriminellen Großfamilien vorgehe, waren sich auch 67 Prozent einig: Nein, es wird zu wenig unternommen. So sehen auch 70 Prozent der Deutschen rechtsfreie Räume im Land, in denen Recht und Ordnung nicht mehr durchgesetzt wird. Die Schwäche der Bundesregierung erscheint jedoch gerademal 37 Prozent der Deutschen als Besorgnis zu erscheinen und eine Unsicherheit über das allgemeine Weitergehen im Land nur 32 Prozent.

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