Heute wird dem Deutschen Reich immer noch von einer Mehrheit die Schuld am Ersten Weltkrieg zugewiesen, was völlig falsch ist. Kaum jemand weiß aber heute noch, dass Berlin am Ende des Jahres 1916 den ernsthaftesten Versuch überhaupt unternahm, das große Schlachten zu beenden. Lesen Sie hier den dritten Teil unserer Serie über das große Friedensangebot der Mittelmächte im Dezember 1916. Teil 1 und Teil 2 lesen Sie hier und hier. Weitere Richtigstellungen zur Historie finden Sie in unserer Neuerscheinung Geschichtslügen gegen Deutschland. Hier mehr erfahren.

    Theobald von Bethmann Hollweg war sicher einer der außergewöhnlichsten Politiker, die das Kaiserreich hervorbrachte. Geboren wurde er am 29. November 1856 im brandenburgischen Hohenfinow. Schon während des Jura-Studiums in Straßburg und Berlin erwarb er umfangreiche Fremdsprachenkenntnisse und machte als Verwaltungsbeamter bald eine glänzende Karriere. So wurde Bethmann Hollweg im Alter von nur 29 Jahren im Jahr 1886 im Landkreis Oberbarnim zum jüngsten Landrat der Provinz Brandenburg. Im Jahr 1905 wurde Bethmann Hollweg zum preußischen Innenminister ernannt.

    Bethmann Hollweg als Reichskanzler

    Als ein Jahr später die sogenannte „Eulenburg-Affäre“ das Kaiserreich erschütterte, die sich an den homosexuellen Neigungen des Kaiserfreundes Philipp zu Eulenburg entzündete, gab der kaiserliche Hof dem Polizeipräsidium Berlin den Auftrag, eine Liste aller höhergestellten Homosexuellen aufzustellen. Bethmann Hollweg hatte diese Liste als Innenminister vor der Übergabe an den Kronrat zu prüfen, gab sie stattdessen aber dem zuständigen Kriminalisten, Hans von Tresckow, mit der Bemerkung zurück, er wolle so viele Menschen nicht unglücklich machen – eine für den Charakter Bethmann Hollwegs bezeichnende Handlung.

    Am 7. Juli 1909 berief Wilhelm II. Bethmann Hollweg zum Reichskanzler, weil er insbesondere dessen Fähigkeiten zum Ausgleich zwischen den Parteien und dessen gute Kontakte zur Sozialdemokratie schätzte. Charles de Gaulle charakterisierte das Verhältnis Bethmann Hollwegs zum Kaiser als „maßvoll ohne Schwäche, arbeitsam, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, respektvoll ohne Servilität“. Während des Kriegs profilierte sich Bethmann Hollweg dann als Gegner eines unbeschränkten U-Boot-Krieges, um die Vereinigten Staaten aus dem Krieg herauszuhalten.

    Reichskanzler Bethmann Hollweg informiert den Reichstag während der Julikrise 1914. Foto: Everett Collection I Shutterstock.com

    Viel mehr als nur ein taktisches Manöver

    Der bis heute verbreiteten These, Bethmann Hollweg habe sein Friedensangebot zu Ende des Jahres 1916 gar nicht ernst gemeint, widersprach auch der Historiker Herfried Münkler in seinem Buch Der grosse Krieg: Die Welt 1914 – 1918. Hier äußerte Münkler:

    Eine immer wieder anzutreffende Erklärung lautet, das Angebot der Mittelmächte sei nicht ernst gemeint, sondern nur ein taktisches Manöver gewesen – gewissermaßen der diplomatische Flankenschutz für die bevorstehende Eröffnung des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs. Das wird jedoch Bethmann Hollwegs Bemühungen nicht gerecht und lässt die Diplomatiegeschichte in allgemeinen politiktheoretischen Annahmen verschwinden. Hatten diese Verhandlungen erst einmal begonnen, darin war Bethmann Hollweg sich sicher, würde es keine Rückkehr zum Krieg mehr geben – dafür waren die kriegsbeteiligten Mächte zu sehr erschöpft.

    Das Urteil des aus Breslau stammenden US-amerikanischen Historikers Fritz Stern in seiner im Jahr 1968 erschienenen Arbeit Bethmann Hollweg und der Krieg: Die Grenzen der Verantwortung, in dem der Reichskanzler als „deutscher Hamlet“, also als unentschlossener und an sich zweifelnder Machthaber gezeichnet wird, ist somit auch nicht ganz zutreffend, denn Bethmann Hollweg hielt all die langen zermürbenden Kriegsjahre an seinem Ziel eines Verständigungsfriedens unter weitestgehendem Verzicht auf Annexionen fest.

    Letzte Friedenschance vor dem großen Umbruchsjahr 1917

    Im Gegensatz zu anderen Staatsmännern, die an diesem Krieg entscheidend beteiligt waren, ließ Bethmann Hollweg nie den Hass Gewalt über sich erringen. Es darf bis heute als großes Unglück der Geschichte bezeichnet werden, dass sein Friedensangebot nie ernsthaft von der Gegenseite geprüft wurde.

    Im Jahr 1917 hatte der Krieg dann endgültig eine Eigendynamik entwickelt, die zum vollständigen Zusammenbruch der alten Ordnung führen sollte. Es sollte nach Bethmann Hollwegs Friedensangebot nur noch drei Monate dauern, bis der Zarismus in Russland von der Bildfläche verschwand, im Juli 1918 wurde die Zarenfamilie ermordet. Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg am 6. April 1917 endete dann endgültig die weltbeherrschende Stellung der europäischen Nationen und es folgten 100 Jahre des amerikanischen Interventionismus.

    Nach der Oktoberrevolution 1917 leisten russische Armeeoffiziere den Eid auf die neue Regierung. Foto: Everett Collection, Shutterstock.com.

    „Und diesen Mann soll ich entlassen?“

    Am 13. Juli 1917 trat Bethmann Hollweg vom Amt des Reichskanzlers zurück, weil er den Rückhalt des Parlaments für seine Politik als nicht mehr gegeben ansah – dabei war er in der Zeit seiner Kanzlerschaft immer äußerst bemüht gewesen, das Parlament in alle wichtigen Entscheidungen einzubinden, und dies auch zu Kriegszeiten.

    Im Mai 1919 erschien noch der erste Teil seiner Betrachtungen zum Weltkrieg, bevor er am Neujahrstag 1921 an den Folgen einer Lungenentzündung verstarb. Vielleicht hatte alleine Wilhelm II. die Fähigkeiten seines Kanzlers richtig eingeschätzt, als er auf Forderungen nach einer Entlassung Bethmann Hollwegs nur antwortete: „Und den Mann soll ich entlassen, der alle anderen um Haupteslänge überragt?“

    Die bisherigen Teile der Serie „Letzte Chance für den Frieden“ können Sie hier lesen: 1 I 2.

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    Vom Alten Fritz zu Hitler? _ Die Nazifizierung der Preußen

    Die sanfte Kolonialmacht _ Siedlungspolitik unter Bismarck

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    Das Lusitania-Komplott _ Der fingierte Kriegseintritt der USA

    Die Legende von der Dolchstoß-Legende _ Wie Linke von ihrer Schuld ablenken

    Kapitel 3: Zweiter Weltkrieg – Risse in der Siegerpropaganda

    Ein Krieg mit vielen Vätern _ Das Jahr 1939 und die Westmächte. Von Gerd Schultze-Rhonhof

    Putin, der Revisionist _ Wie Moskau die Diskussion neu öffnet

    Massenmord im Wald _ Katyn – eine zählebige Lüge

    Der Friede, der nicht sein durfte _ Ein verbotener Film über Rudolf Heß. Von Michael Vogt

    BRD-Sprech: Holocaust _ Wie ein Begriff in unsere Welt kam. Von manfred Kleine-Hartlage

    Ein Bild lügt mehr als tausend Worte _ Die Kolportagen der Wehrmachtsaustellung

    Kapitel 4: Der böse Bann – Die Verfluchung eines Volkes

    Gegen den Schuldkult _ Das Geschwätz vom deutschen Sonderweg. Von Domenico Losurdo

    «Deutschland denken heißt Auschwitz denken» _ Der Historikerstreit ist nicht zu Ende. Von Jürgen Elsässer

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