Mit der von Heinrich Himmler initiierten Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe räumte man der Frühzeit- und Germanenforschung im Dritten Reich eine herausragende Stellung ein. Doch auch religiöse und esoterische Aspekte spielten dabei eine große Rolle, wie die Beispiele Herman Wirth, Walther Wüst und Jakob Wilhelm Hauer zeigen. Dass diese Forschungen von Himmler zum Massenmord missbraucht wurden, hat ihre objektive Evaluierung bisher verunmöglicht.

    Das Wappen des SS-Ahnenerbes. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Die am 1. Juli 1935 vom Reichsführer SS Heinrich Himmler ins Leben gerufene Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe, als deren Gründungsmitglieder neben Himmler selbst Reichsbauernführer Walther Darré und der Niederländer Herman Wirth eingetragen wurden, sollte, wie es im Vereinszweck hieß, „Raum, Geist, Tat und Erbe des nordrassischen Indogermanentums“ erforschen, festhalten und dem Volk vermitteln.

    Wikipedia meint allerdings: „Das eigentliche Ziel jedoch bestand in der Infiltration der nationalsozialistischen Ideologie in- und außerhalb der bestehenden Strukturen des NS-Herrschaftsapparates, um Himmler letztendlich seine Stellung im nationalsozialistischen Machtapparat auf Dauer zu sichern. Das bezog die schrittweise Überstülpung der Weltanschauung und politischen Macht der SS auf das bestehende deutsche Kultur- und Geistesleben ein.“

    Wie dem auch sei: Archäologie und Anthropologie standen im Mittelpunkt der Forschungen, doch tatsächlich flossen auch die esoterischen Ideen (manche meinen auch Spleens) des Führers des Schwarzen Ordens in die wissenschaftliche Arbeit der SS-Unterabteilung ein. Victor und Victoria Trimondi schreiben dazu in ihrem Buch „Hitler, Buddha, Krishna. Eine unheilige Allianz bis heute“:

    „Es zählte zu Himmlers Charaktereigenschaften, dass er gerne von okkulten Spekulationen und intuitiven Ahnungen ausging, um anschließend die Wissenschaftler im SS-Ahnenerbe damit zu beauftragen, diese szientistisch zu beweisen. Dazu zählten so esoterisch aufgeladene Mythen wie der Ursprung der Arier aus dem versunkenen Königreich Atlantis und dessen Hauptstadt Thule und (…) Kosmologien wie die Welteislehre des österreichischen Ingenieurs Hanns Hörbiger, die besagt, dass unser Universum aus dem ewigen Kampf zwischen Feuer und Wasser entstanden sei. Ebenso sah Himmler die Entwicklung von Riten und die Schaffung von Ritualgegenständen für die neue SS-Religion als eine seiner ureigensten Aufgaben an.“

    Garant dafür war Herman Wirth, der eigentliche geistige Vater des SS-Ahnenerbes. Der Philologe und Frühzeitforscher war der Überzeugung, dass die Arier von den Hyperboräern abstammen, die von ihrer Urheimat, dem arktischen Ultima Thule – das er mit Atlantis gleichsetzte – in alle Welt ausgeströmt seien. Dabei hätten sie auch den indischen Subkontinent besiedelt und dort die ansässige farbige Bevölkerung unterworfen und das Kastensystem zwecks Erhaltung der „Rassereinheit“ installiert.

    Opus Magnum: Herman Wirths zweibändiges Werk „Der Aufgang der Menschheit“ können Sie hier bestellen.

    Wie kaum ein anderer spaltete Wirth die Frühgeschichtsforschung in der damaligen Zeit: Von den einen als Visionär und wegweisender Wissenschaftler gefeiert, löste er bei anderen nicht nur Widerspruch und Ablehnung, sondern regelrechte Wut aus. Dem SS-Ahnenerbe empfahl er sich vor allem mit seinem 1928 veröffentlichten Werk „Der Aufgang der Menschheit“, in dem er einen ganzheitlichen Ansatz verfolgte, um die aufgrund mangelnder Schriftquellen im Dunkeln liegende Frühgeschichte des „nordischen Menschen“ zu erhellen.

    In seinem zweibändigen Opus Magnum, das nach dem Zweiten Weltkrieg verfemt war, nun aber zu einem sehr günstigen Preis wieder neu aufgelegt wurde und hier bestellt werden kann, stützte sich Wirth auf alte Zeichen und Symbole, sprachliche Befunde und Analogien zu Völkern der Moderne, um, wie er es nannte, eine „Geistesurgeschichte“ zu entwerfen, um die Zeit der Entstehung und Ausbreitung des nord- und mitteleuropäischen Menschen seit der Altsteinzeit nachzuvollziehen.

    Indogermanen und Religion

    Neben Wirth spielte auch der Indologe Walther Wüst, der dem Niederländer als Leiter des Ahnenerbes nachfolgte, eine große Rolle in der SS-Forschungsgemeinschaft. Wüst ging allerdings über die reine Frühgeschichtsforschung hinaus – er arbeitete an der Neuerschaffung einer, wie er es nannte, „artgemäßen Religion“, weil er das Christentum als dem deutschen Wesen ungemäß ablehnte.

    Ähnlich ausgerichtet waren die Forschungen des Religionswissenschaftlers Jakob Wilhelm Hauer. Der Gründer sogenannten Deutschen Glaubensbewegung erhielt 1938 vom SS-Ahnenerbe den Auftrag, eine „Stoffsammlung aus der germanisch-deutschen Glaubensgeschichte“ für den Schulunterricht zu erstellen. Das Projekt wurde allerdings nie abgeschlossen.

    Hauers scharf antikirchliche Haltung führte zu Spannungen im NS-Staat, doch Himmler hielt seine schützende Hand über den Verfechter eines rassisch begründeten Heidentums. Ein Beispiel für die Geisteswelt Hauers, der wegen der Fürsprache seines Freundes Martin Buber nach dem Krieg nur als sogenannter Mitläufer eingestuft wurde, liefert die Schrift „Religion und Rasse“, in der seine Akademievorträge in Tübingen aus dem Jahr 1938 dokumentiert sind.

    Der Religionswissenschaftler gab darin seiner Überzeugung, dass „das Blut und die Art“ in wesentlicher Weise das Gotterleben und die Gottgestaltung bestimmen. Als Beispiele dafür führt Hauer in „Religion und Rasse“ drei Kulturräume an: den indogermanischen, den vorderasiatisch-semitischen und den chinesisch-japanischen.

    Mit dem Band „Religion und Rasse“ werden diese Ausführungen erstmals seit Ende des Krieges einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht, damit sich jeder ein eigenes Bild von den geistig-religiösen Ideen Hauers machen kann. Die Schlüsselschrift zum Verständnis des SS-Ahnenerbes kann man für wenig Geld hier bestellen.

    12 Kommentare

    1. Diese ganze Ahnenforschung im Nationalsozialismus war nicht wirklich mit wissenschaftlichen Methoden betrieben worden. Man wollte krampfhaft den Ursprung des Urariers finden und den Zusammenhang mit Deutschland.
      Alle Forschungen zur Rassenkunde sind bis zum heutigen Stand unhaltbar. wir erinnern uns – es ging nicht um Asiaten und Europäer, sondern wie man den Juden als Rasse nach genauen Kriterien definieren kann. Das funktioniert so gut wie beim Christen oder Hinduisten.

    2. Was haben germanische, keltische und slawische Vorfahren der Deutschen mit KZ-Himmler zu tun? Nichts, weil sie viel früher gelebt haben und nichts von späteren Zeiten wissen konnten, es sei denn irgendwie hellseherisch. Auch bei solchen Gaben würden sie wohl nicht gerne Ursache von Verbrechen und Vorfahren von Schindern und Schlächtern gewesen sein. Es ist geschichtswissenschaftlich falsch, unsere Urahnen mit dem Nationalsozialismus zu verquicken, auch wenn dieser sich mit unseren Urahnen schmücken wollte.

      Die wissenschaftliche Institution zum Erforschen der Deutschen hinsichtlich ihrer Frühzeit sind die Monumenta Germaniae Historica (Sitz in München), gegründet vom Freiherrn Heinrich vom und zum Stein nach den Napoleonkriegen; wichtig zur Erneuerung Deutschlands, neben zeitgleichen weiteren preußischen Reformen, die in den nächsten Generationen einen enormen Aufschwung Deutschlands zeitigten.

      Aus der nachnapoleonischen Zeit stammt der Spruch Georg F.W. Hegels: "Der germanische Geist ist der Geist der Freiheit." Führerkult, Tyrannei und Rassenchauvinismus des Nationalsozialismus stammen nicht von unseren Urahnen, sondern aus dem Katholizismus (Caesar-Putsch, Papismus), dem Mussolini-Faschismus (der Tüchtige versammelte, aber Rassenlehren ablehnte) und hinsichtlich Rassenlehren aus dem britischem Sozialdarwinismus.

      • Quellensammlung aus der Monumenta-Arbeit:
        Goetz / Welwei (Herausgeber): Altes Germanien Teil 1 und 2. Darmstadt 1995.
        (Urzeit bis 238 n.d.Z.)

      • S.W. steht auf der Seite des Systems. Führerkult war nur die Übertragung der jahrtausendalten Königsverehrung auf einen "Volkskönig" zum Anfassen. Ex post gibt es sicher einiges am NS zu kritisieren, aber diese Pauschalverunglimpfung durch linke Typen, die sich gerne mal als "Opposition" und "Widerstand" zum BRD-System ausgeben, kotzt einfach an. Wickelt euch doch in eure Wirmer-Flagge und begrabt euch.

    3. Religionen sind Krücken die ungebildete oft Erkenntnisunfähige als leicht verständliche Welt erklärbar machen. Je dümmer eine Ethnie um so mehr verteidigen die diese "Glaubensfrage" Glauben wird dann als unumstößliche Tatsache verteidigt.

      • Wehe dem Land, in dem solche unverblümten , offentlichen Bekundungen von Gottlosigkeit nicht die Höchststrafe nach sich ziehen.

    4. Allen Forschern, die sich mit der Evolution beschäftigen ist es verboten Unterschiede zu benennen.
      Die Wissenschaft und Lehre ist frei… Aber in der BRD GmbH offenbar nicht. Kein Wunder, dass alles in den gleichen Topf geworfen wird.
      Wie erklären die mir, dass die meisten Asiaten und Europäer idR nur 28 Zähne haben, im Vollstatus des Gebisses >95%. Wer seine Weisheitszähne bekommt hat Schwierigkeiten, weil im Kiefer einfach kein Platz für 32 Zähne ist.
      Schwarzafrikaner haben bis zum 22 Lebensjahr idR. bereits 32 Zähne – ohne Probleme mit dem Platz in Ober und Unterkiefer zu bekommen. Wie kann man das einfach ignorieren.

      • Und was wird jetzt in der BRD verschwiegen? Es gibt z.B. umfangreiche Studien zur Lactoseverwertung bei Europäern und Asiaten. Die Mongolen waren in ihren Kriegen so erfolgreich, da sie im Gegensatz zu den Chinesen Milchprodukte für die Verpflegung einsetzen könnten.

    5. Schund. Selbst Hitler , der sich als Kunstfreund sah und es mehr mit dem alten Hellas hielt , machte sich über Himmlers Germanen-Tick lustig. Von Himmler und der SS zog sich eine Linie über H.Löns u. F.Nietzsche bis zu den sog. Aufklärern , womit die "Patrioten" mit den Marxisten in einem Boot saßen. Als ob man 1000 Jahre Christentum vom Deutschtum trennen könnte, ohne 50 Generationen deutsche Vorfahren zu verhöhnen und das Deutschtum schwer zu beschädigen.

    6. Wernherr von Holtenstein am

      @ Victor und Victoria Trimondi: "Hitler, Buddha, Krishna. Eine unheilige Allianz bis heute"

      Das Buch kam mir stellenweise vor, als würden hier zwei abtrünnige Buddhisten mit dem Buddhismis – speziell dem tibetischen, und noch spezieller mit dem Dalai Lama – ein sehr persönliches Hühnchen rupfen. Herr und Frau Röttgen (Trimondi) schrieben auch weitere Bücher allein zu diesem Zweck. Das hat schon etwas "Geschmäckle". Man muß sich durch diesen Wälzer echt durchkämpfen.

      • Till Eulenspiegel am

        Ergüsse dieser Spinner braucht ein DEUTSCHER nicht zu kennen.

        FEINDPROPAGANDA