Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger, Rechtsradikale: Der Mainstream traktiert die Querdenker mit der Nazi-Keule und rückt sie in die Nähe von Gewalt. Ein internes Papier des Bundeskriminalamtes zeichnet ein ganz anderes Bild: Demnach sind die Corona-Skeptiker keine Extremisten – sondern viele ihrer Gegner. Das belegt auch unser COMPACT-Spezial Die Querdenker –  Liebe und Revolution, das Sie hier bestellen können.

    Der Staat fährt schwere Geschütze gegen Corona-Kritiker auf: In Baden-Württemberg hat Innenminister Thomas Strobl (CDU) den sogenannten Verfassungsschutz auf Querdenken-711 um Michael Ballweg angesetzt. Angeblich lägen „hinreichend gewichtige Anhaltspunkte für eine extremistische Bestrebung“ vor, erklärten Strobl und seine Geheimdienstchefin Beate Bube im Dezember. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) legte noch einen drauf und fabulierte von einer „Corona-RAF“, die „zunehmend aggressiver und sogar gewalttätig werden könnte“.

    Querdenker-Demo am 29.8.2020 in Berlin. | Foto: Mario Alexander Müller / COMPACT

    Die Mainstream-Medien kolportieren solche Diffamierungen gerne: Im harmlosesten Fall werden Querdenker als Esoteriker, Verschwörungsmystiker und Spinner dargestellt, oft ist aber auch von Reichsbürgern, Demokratiefeinden und rechtsradikalen Rüpeln die Rede. Die Nazi-Keule eignet sich halt immer noch am besten, um Unbequeme an den Rand zu drängen.

    Enttäuschte Grüne und Linke

    Wie grotesk solche Etikettierungen sind, zeigt allein schon eine repräsentative Untersuchung der Universität Basel: Demnach haben bei der letzten Bundestagswahl 21 Prozent der Corona-Skeptiker die Grünen und 17 Prozent die Linke gewählt. Von einer Unterwanderung der neuen Freiheitsbewegung durch Rechtsextremisten kann also keine Rede sein.

    COMPACT-Chefredakteur Jürgen Elsässer führt die Basler Studie in seinem Editorial zur unserer aktuellen Spezial-Ausgabe Die Querdenker – Liebe und Revolution an und schreibt:

    „Wer jemals auf einer ihrer Demonstrationen war, wird das leicht bestätigen können: In Habitus und Kleidung sind das die Peace-People früherer Jahrzehnte, Friedenstauben und Regenbogenfahnen dominieren.“

    Inzwischen habe jedoch eine Abkehr vieler Querdenker von den etablerten Ökos und Linken stattgefunden. Elsässer dazu:

    „Dass diese Aufgewachten mittlerweile genau von den Parteien, denen sie früher vertrauten, als rechts bezeichnet werden, lässt viele mit der AfD liebäugeln: Gaben ihr 2017 nur 14 Prozent die Stimme, könnten es 2021 satte 30 Prozent werden. Sind sie deswegen rechts – oder nur enttäuscht vom linksgrünen Verrat an den gemeinsamen Idealen?“

    Whistleblower-Papier aus dem BKA

    Doch nicht nur die Studie der Uni Basel, auch ein Papier des Bundeskriminalamtes (BKA), das offenbar von einem Mitarbeiter der Behörde geleaked wurde, widerspricht den vom Mainstream verbreiteten Klischees über die Querdenker-Bewegung. Das als Verschlusssache klassifizierte Dokument wurde vor wenigen Tagen auf der Corona-Whistleblower-Platform mutigmacher.org veröffentlicht, jedoch nach Androhung einer Unterlassungserklärung vorläufig wieder vom Netz genommen.

    Rabiate Festnahme eines Querdenkers am 12.12.2020 in Erfurt. | Foto: Paul Klemm / COMPACT

    In der Analyse der Kriminalisten („Aktuelle Entwicklungen im Protestgeschehen im Kontext der Covid-19-Pandemie“) wird zwar konstatiert, dass es im Zuge der Corona-Proteste zu Gewalttätigkeiten gekommen ist – jedoch nicht vonseiten der Querdenker, sondern seitens ihrer Gegner. Diese lassen sich vornehmlich dem Antifa-Milieu und Linksextremisten zuordnen. Und noch einen Punkt hebt das BKA-Papier klar hervor: Von einer Unterwanderung der Bewegung durch Rechtsradikale könne nicht die Rede sein.

    Mainstream-Klischees entzaubert

    Die Brisanz des Dokuments erschließt sich von selbst – und auch das weitgehende Schweigen im Blätterwald. Schließlich verweisen die Erkenntnisse der Kriminalexperten die gängigen Narrative über die Corona-Skeptiker ins Reich der Fabeln. Nur einige Beispiele:

      • Querdenker und der rechte Rand: Das BKA räumt ein, dass bei den großen Demos der Freiheitsbewegung zwar ein paar Rechtsradikale registriert worden seien und die Teilnahme sogenannter Reichsbürger „anzunehmen“ sei, deren Beteiligung sei allerdings „nicht prägender Natur”. Eine Unterwanderung der Querdenker könne „aktuell nicht konstatiert werden“.
      • Querdenker und gewaltbereite Rechtsextremisten: Laut BKA könne der Anteil Letzterer an den Anti-Lockdown-Demos „aktuell nicht valide beurteilt werden”. Die Ausübung von Gewalt durch Demonstrationsteilnehmer sei marginal und gehe, wenn überhaupt nur von einer kleinen Minderheit aus, die „in ihrer Konstitution analog zum Gesamtgefüge nur schwer definierbar“ sei.
      • Querdenker und Normalbürger: Auch der Vorwurf einer Radikalisierung der Bevölkerung durch Corona-Skeptiker löst sich in Luft auf. In dem BKA-Papier heißt es: „Ein Überschwappen etwaiger Radikalisierungsprozesse auf breitere zivil-demokratische Bevölkerungsschichten steht derzeit weiterhin nicht zu erwarten.“ Söders „Corona-RAF“ ist also eine Chimäre.

    Im Visier von Antifa-Extremisten

    Weniger gut weg kommen in dem BKA-Papier die Gegendemonstranten von links. Über sie heißt es:

    „Allgemein scheint die (linke) Szene die sogenannten Querdenker-Proteste als von ‚Rechten‘ dominiert beziehungsweise faschistisch geprägt einzuordnen.“ (…) „Wiederholt kam es – insbesondere in Leipzig – zu teils erheblichen gewalttätigen Wechselwirkungen zwischen mutmaßlichen Linksextremisten und Teilnehmern der Veranstaltungen.“

    Bezüglich der Antifa- und Autonomen-Hochburg Leipzig heißt es in der Verschlusssache der Kriminalisten weiter, dass dort „autark agierende Kleingruppen (vermutlich aus dem linken Spektrum)“ gezielt die Konfrontation mit Teilnehmern der Corona-Proteste, etwa bei der Demo am 7. November 2020, gesucht hätten. Ein weiteres Beispiel vom 21. November 2020: Mutmaßliche Linksextremisten hätten Teilnehmer der Querdenker-Demonstration tätlich angegriffen und zum Teil schwer verletzt. Damals hatten sich etwa 20 Antifas auf zwei Corona-Kritiker gestürzt – die Staatsanwaltschaft wertet dies als versuchtes Tötungsdelikt.

    Typisch für den Corona-Widerstand: Frauen sind an vorderster Front dabei. Foto: COMPACT / Paul Klemm

    Laut BKA müsse auch künftig mit „antifaschistischen Interventionen in Form von (schweren) Gewalttaten“ auf Querdenker-Versammlungen gerechnet werden. Hierbei sei auch zu befürchten, dass davon Personen betroffen sein könnten, die nicht dem rechten Spektrum zuzuordnen seien.

    Das geheime BKA-Papier bestätigt das Bild, das wir im aktuellen COMPACT-Spezial Die Querdenker – Liebe und Revolution von der neuen Freiheitsbewegung gezeichnet haben: Sie stehen für Frieden, Freiheit und demokratische Grundrechte – nicht für Gewalt und Extremismus.


    COMPACT-Spezial Die Querdenker – Liebe und Revolution bietet einen einmaligen Einblick in das Spektrum der mutigen Corona-Kritiker: Wir haben mit führenden Köpfen und Aktivisten der Bewegung gesprochen und lassen Sie unzensiert zu Wort kommen. Lesen Sie unter anderem Porträts und Interviews mit Anselm Lenz, Bodo Schiffmann, Samuel Eckert, Eva Rosen, Miriam Hope, aber auch Promis der Szene wie Xavier Naidoo oder Fußball-Weltmeister Thomas Berthold. Ein Kapitel befasst sich zudem mit den Vorläufern: Wir würdigen darin nicht nur den Anthroposophen Rudolf Steiner, sondern haben auch ein exklusives Interview mit dem Ex-Kommunarden Rainer Langhans geführt.

    Wer Infos aus erster Hand über die Ideen und Perspektiven der Querdenker-Bewegung bekommen möchte, kommt an diesem Heft nicht vorbei. Unsere Spezial-Ausgabe Die Querdenker – Liebe und Revolution können Sie hier bestellen

    Kommentare sind deaktiviert.