Im Stadtrat von Bischofswerda hat sich die AfD zusammen mit den Altparteien gegen ein von Chris Ares geplantes Jugendzentrum ausgesprochen. Als der Rapper die Sache öffentlich macht, überzieht ihn ein  lokaler AfDler mit üblen Beschimpfungen. 

    „Er ist ein bisschen dümmlich“, lästert ein örtlicher AfD-Politiker am Telefon über Chris Ares. „Der feine Rapper“ verstehe eben nichts von Lokalpolitik. Die sieht in der sächsischen Kreisstadt wie folgt aus: Am Dienstag beschlossen die Fraktionen des Stadtrats von Bischofswerda, darunter auch die AfD als stärkste Fraktion, einstimmig, das von Chris Ares geplante patriotische Jugendzentrum in ihrer Stadt nicht haben zu wollen. Der erfolgreiche Rapper hatte auf seinem Telegram-Kanal angekündigt, in Bischofswerda einen Treff für junge Menschen eröffnen zu wollen, wo „gegen Drogen – und für die Heimat gelebt werden soll“.

    Druck von der Straße

    Im Vorfeld der Stadtratsentscheidung hatte es bereits eine massive mediale Hetzkampagne gegen das Immobilienprojekt gegeben. So titelte die Bild alarmistisch: „Mitten in Sachsen – Rechtsextremisten wollen eigenes Dorf gründen“. Sogar der Verfassungsschutz gab eine Warnung heraus. An dem Tag, an dem der Stadtrat über die Angelegenheit beraten sollte, fand direkt vor dem Rathaus eine Antifa-Demonstration statt. „Zukunftsvisionen dürfen nicht völkisch“ sein, war dort auf einem Banner zu lesen. Einer der Demonstranten trug ein T-Shirt mit der linksextremen Parole „FCK NZS“.

    Der Stadtrat enttäuschte die Antifa-Protestierer nicht: Einmütig sprachen sich die Fraktionen gegen die Pläne von Chris Ares aus, so jedenfalls berichteten es im nachhinein MDR und Sächsische Zeitung. Ein MDR-Journalist war bei der Stadtratssitzung anwesend. COMPACT hat ein Mitglied der AfD-Fraktion gefragt, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Das Fraktionsmitglied verwies darauf, dass eine Abstimmung über das patriotische Hausprojekt gar nicht als Punkt auf der Tagesordnung stand. Er warf MDR und Sächsische Zeitung Fake News vor.

    Chris Ares auf der COMPACT-Konferenz 2019. Foto: Paul Klemm / Compact

    AfD über Chris Ares: „Er ist ein bisschen dümmlich“

    Er gab jedoch zu, dass die AfD in Bischofswerda „selber Pläne“ für ein Jugendzentrum hat. Und Chris Ares beteuerte gegenüber COMPACT, dass derselbe Abgeordnete bei einem Telefonat mit ihm gesagt habe, diese Pläne gemeinsam mit FDP und CDU ausgearbeitet zu haben. Vor diesem Hintergrund ist es gut vorstellbar, dass die blaue Fraktion das von Ares geplante Zentrum als konkurrierendes Projekt verstanden und sich – wenn auch nicht in einer offiziellen Abstimmung, so vielleicht bei einer internen Absprache mit den anderen Stadtratsfraktionen – dagegen positioniert hat.

    Hätte, hätte, Fahrradkette.

    AfD Bischofswerda

    Darauf lässt auch die unseriöse Antwort schließen, die der Politiker COMPACT gab, als wir ihn fragten, wie er denn abgestimmt hätte, wenn es zu einer Abstimmung gekommen wäre. „Hätte, hätte, Fahrradkette“, meinte er da nur. Zu Chris Ares sagte er: „Der veröffentlicht Scheiße über uns.“ Ares hatte der AfD auf Social Media vorgeworfen, „gemeinsam mit dem Staat“ und gegen das patriotische Lager zu kämpfen.

    Eine echte Alternative?

    Wie keine andere Partei hadert die AfD mit ihrem außerparlamentarischen Vorfeld. Während Bundespräsident Frank Walter Steinmeier auf Facebook Werbung für die polizeifeindliche und gewaltaffine Band Feine Sahne Fischfilet macht, scheinen Teile der AfD lieber die Zukunftspläne eines gleichgesinnten Künstlers zu durchkreuzen, als endlich die Hoffnung aufzugeben, eines Tages Teil des Establishments werden zu können.

    Im Gegensatz zur AfD hat der vielfach ausgezeichnete Sänger Xavier Naidoo keine Berührungsängste mit Rapper Chris Ares. Dass er sich gut vorstellen könne, mit Ares zusammenzuarbeiten, gab der Soul-Star in einem Interview mit dem Digitalen Chronisten auf Youtube bekannt. Auf Nachfrage des Youtubers sagte Naidoo dort: „Mit Chris Ares stehe ich sowieso in Kontakt, mag ihn auch. Also da ist alles möglich.“ Chris Ares hatte sich schon vorher auf Social Media offen für eine Zusammenarbeit gezeigt. Als Naidoo SPD und Linke als Faschisten bezeichnete, kommentierte Ares das mit den freundlichen Worten „Willkommen im Widerstand“. COMPACT schließt sich diesem Willkommensgruß in Form einer Sonderausgabe an, die Xavier Naidoos turbulentes Leben erzählt, von seinen Erfolgen und Skandalen berichtet. Jetzt im Shop!

    Lernen Sie den Star jenseits medialer Verzerrung kennen. Lesen Sie, was er wirklich denkt und gesagt hat. Auch enthalten: Ein Exklusivinterview mit dem Sänger, aus dem Sie hier einen Video-Ausschnitt sehen können. Sie können die Edition jetzt schon vorbestellen!

     

    Kommentare sind deaktiviert.