Auf den Tag genau vor 36 Jahren wird Rudolf Heß tot im Gartenhaus des Kriegsverbrechergefängnisses Berlin-Spandau aufgefunden. Schon bald wird die offizielle Todesursache bekanntgegeben: Suizid. Doch ein Autopsiebericht und ein Zeuge widersprechen dieser Version vehement. In seinem Buch „Ich sah seinen Mördern in die Augen“ enthüllt Heß‘ früherer Krankenpfleger Abdallah Melaouhi, was er an jenem Tag beobachtet hat – und wie sein Patient privat war. Hier mehr erfahren.

    Es ist ein Bild des Grauens, das sich Abdallah Melaouhi am Nachmittag des 17. August 1987 bietet: Auf dem Boden liegt ein lebloser Körper, um ihn herum ein wüstes Durcheinander. Mittendrin stehen drei Männer. Einer davon, der amerikanische Wärter Anthony Jordan, schwitzt stark – er hat offenbar eine große Anstrengung hinter sich.

    Die beiden anderen stecken in US-Militäruniformen, die ihnen sichtlich nicht passen. Melaouhi ist erschüttert, und sein Entsetzen wird noch größer, als Jordan mit breitem amerikanischen Akzent zu ihm sagt:

    „Der (sic!) Schwein ist erledigt. Sie brauchen keine Nachtschicht mehr zu arbeiten.“

    Der Tote ist Rudolf Heß, damals im 93. Lebensjahr – der letzte Gefangene im Kriegsverbrechergefängnis von Berlin-Spandau.

    Der Tunesier Melaouhi ist der Krankenpfleger des gebrechlichen Greises. Zu ihm hatte Heß in den langen Jahren seiner Gefangenschaft ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Als er seinen Patienten nun in der containerartigen Gartenlaube des Gefängnishofes auf dem Boden liegen sieht, bittet er sofort einen der Männer, ihm bei den Wiederbelebungsmaßnahmen zu helfen.

    Was dann passiert, schildert Melaouhi in seinem sensationellen Enthüllungswerk „Ich sah seinen Mördern in die Augen“ wie folgt: „Er ließ sich nicht zweimal bitten, kniete unbewegt nieder und setzte bei seiner ‚Herzmassage‘ so viel Kraft ein“, dass „neun Rippen und das Brustbein hörbar brachen“, wie es auch die spätere Obduktion der Leiche ergab. Doch warum das alles? Der Schlüssel liegt vermutlich in Ereignissen, die damals schon lange zurücklagen.

    Geheimnisvoller England-Flug

    Rudolf Heß wurde am 26. April 1894 als Sohn eines meist im Ausland tätigen deutschen Großkaufmannes in Alexandria (Ägypten) geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er als Freiwilliger, wurde schwer verwundet und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Nach dem Krieg schloss er sich dem Freikorps Epp an und war an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. In der bayerischen Hauptstadt studierte Heß unter anderem bei Professor Karl Haushofer, dem Begründer der Geopolitik, dem er fortan freundschaftlich verbunden war.

    Gleich nach der ersten Begegnung mit Hitler trat Heß 1920 der NSDAP bei. Nach dem Marsch auf die Feldherrnhalle am 9. November 1923 wurde er zu 18 Monaten Festungshaft in Landsberg am Lech verurteilt, wo auch der Führer der NS-Bewegung seine Strafe verbüßte. Wieder in Freiheit, wurde er der Privatsekretär Hitlers und 1932 Leiter der Politischen Zentralkommission der NS-Bewegung.

    Männerfreundschaft Deutschlands führender Geopolitiker Karl Haushofer (links) mit Rudolf Heß, um 1920: Friedrich V. Hauser, Bundesarchiv Berlin, CC0.

    Der Titel „Stellvertreter des Führers“, den Heß 1933 erhielt, bezog sich nicht auf die Staats-, sondern auf die Parteihierarchie. Tatsächlich war er im NS-Regime zunehmend einflusslos – ab Dezember 1933 war er Reichsminister ohne Geschäftsbereich. In der Bevölkerung erfreute er sich allerdings einer weitaus höheren Beliebtheit als andere Personen aus dem direkten Umfeld Hitlers.

    Die bis heute anhaltende Bekanntheit des NS-Funktionärs hängt mit dem Sachverhalt zusammen, den das Bundesverfassungsgericht 1980 in seiner Entscheidung über eine Verfassungsbeschwerde von Rudolf Heß gegen seine Inhaftierung so beschrieb:

    „Im Mai 1941 flog er als ‚Parlamentär aus eigenem Entschluss‘ nach Großbritannien, um eine Verständigung zum Frieden zwischen dem Deutschen Reich und dem Vereinigten Königreich herbeizuführen.“

    Tatsächlich startete Heß am 10. Mai 1941 in Augsburg mit einer Messerschmitt Bf 110, um – offenbar mit Kenntnis und Billigung Hitlers – im schottischen Dungavel House über Lord Hamilton, den er seit Jahren kannte, der Regierung Churchill ein Friedensangebot zu unterbreiten.

    Nachdem er mit dem Fallschirm über Schottland abgesprungen war, wurde er festgenommen. Als klar war, dass London mit Heß nicht verhandeln wollte, ließ Hitler ihn für geisteskrank erklären, wozu ihm dieser in einem letzten Brief für den Fall des Scheiterns seines Unternehmens selbst geraten hatte.

    Acht der 24 Hauptangeklagten des Nürnberger Tribunals: Göring, Heß, von Ribbentrop, Keitel (vordere Reihe von links), Dönitz, Raeder, von Schirach und Sauckel (dahinter). Foto: United States Government, CC0, Wikimedia Commons

    Vom Vorwurf der Kriegsverbrechen beziehungsweise der Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde Heß im Nürnberger Prozess freigesprochen; schuldig sprach man ihn wegen Verbrechen gegen den Frieden. Die dazu im Urteil vom 30. September und 1. Oktober 1946 enthaltenen Feststellungen sind nicht sonderlich konkret.

    Sie beginnen damit, Heß habe „den Kriegsvorbereitungen aktive Unterstützung“ gewährt, und enden, er habe in Besprechungen nach seiner Ankunft in England versucht, „Deutschlands Vorgehen im Zusammenhang mit Österreich, der Tschechoslowakei, Polen, Norwegen, Dänemark, Belgien und Holland zu rechtfertigen“.

    Lesen Sie morgen Teil 2 dieses Beitrags: Heß in Haft.

    Mit seinem Buch „Ich sah seinen Mördern in die Augen“ trägt Abdallah Melaouhi zur Aufklärung über die Umstände von Rudolf Heß’ Tod bei. Räumt er vielleicht sogar mit einer der größten Geschichtslüge auf, die uns seit Jahrzehnten aufgetischt wird? Das hochbrisante Werk können Sie hier bestellen.

    20 Kommentare

    1. Rudolf Heß hat sich nicht getötet er ist getötet worden weil er zu viel wusste was damals Fakt war als Hitler die Macht hatte im Reich. Die deutsche Regierung war immer um Frieden mit London und Paris bemüht. Da aber Deutschland seit 1933 wieder eine Regierung hatte die Stück für Stück das Schanddiktat von Versailles aufgehoben hat und das entmilitarisierte Saarland 1935 und Rheinland 1936 zurückholte und so mit seiner Wehrpflicht eine Verteidigung errichten konnte war das schon mal das Sandkorn im Auge des Westens. 1938 der Anschluss Österreichs und 1939 der Tschechei und des Sudetenlandes mit paar Rohstoffen und Industrie brachten Churchills Zigarre ohne Feuer in Brand. Warschaus Staatsoberhäupter wurden immer dreister und frecher und haben das Fass mit dem Bromberger Blutsonntag zum überlaufen gebracht. Im September rückte die Wehrmacht ein von Westen und im Osten die UDSSR durch den Hitler-Stalinpakt. Innerhalb von 6 Wochen war der polnische Adler am Boden. So der Polenfeldzug war großenteils durch Deutschland erledigt und die Sowjets hatten ihren Anteil. Im Juni 1940 ging der deutsche Blitzkrieg weiter innerhalb von 2 Wochen wurden die Beneluxstaaten und Frankreich auch in nur 6 Wochen wie Polen eingenommen. Der Duce hat erst paar Tage vor der Kapitulation von Paris als Achsenpartner Frankreich den Krieg erklärt. Das zeigte das der deutsche Geist lange nicht unbesiegt und tot war nach dem Dolchstoßverrat von 1918…

      • Fortsetzung 18:32Uhr, Im Frühjahr 1941 ging der Kampf weiter weil Churchill nicht reden wollte. Diesmal hat uns der Duce gebeten ihm in Afrika und Griechenland zu helfen gegen das Empire und Commonwealth. In Tripolis traf das deutsche Kontingent unter Rommel ein der bald den Namen Wüstenfuchs erhielt und die Alliierten überrascht hatte bis 1943 als der Ami den schwarzen Kontinent betreten hat. So als 1941 Griechenland anstand mit dem Schwerpunkt Kreta und der Einsatz der Luftwaffe aus Kampfliegern, Fallschirmjägern, Gebirgstruppen, Nachschub aus Luft und Wasser zeigten eine neue Qualität der deutschen Kriegsführung. Leider hatten wir hohe Verluste aber auch der Feind. So einem Monat vor Barbarossa ging Heß auf eigene Faust nach England um endlich Friedensverhandlungen zu schließen, da er für die Zukunft genug Blutvergießen unter Europäern verhindern wollte. Churchill ließ ihn verhaften und wollte keine Diplomatie. Die Gefangenschaft begann bis ende des Krieges und bis hin zu den Nürnberger-Prozessen wo das Martyrium dann begann. 46 Jahre Haft nur weil er Frieden wollte. Heß war der längste Gefangene der Neuzeit. Er ist unvergessen in unserem Herzen auch wenn sein Grab entfernt wurde. NIE WIEDER BRUDERKRIEG!!! NO MORE BROTHERWARS!!!

      • Das Interesse an geschichtlicher Wahrheit, bisher eine Domäne der ‚Nazis‘, rückt immer mehr in die "Mitte der Gesellschaft", je weniger diese zu verlieren hat.
        Das einzige, womit Stainmeiers Bestdeutschland gegen die Wahrheit anzustinken vermag, sind die bekannten BRD-Sondergesetze und die vereinigte Gewaltenteilung.

    2. so so, de bedauernswerte alte Nazi starb also an einer Herzmassage. Wie viel Menschen im KZ Dachau wurden aud diese Weise massakriert?. Warum hat man diesen Herrn mit seinen gleichen Kumpanen 1945/46 nicht gleich mit aufgehängt? Hätte dem deutschen Steuerzahler einen Haufen Geld gespart.

      • Auf diesen Vorschlag sollte man einst zurückkommen, wenn die Deutschen vor die Frage gestellt werden, wie mit den Konsensdemokrazis von den "verschiedenen" Parteien zu verfahren ist.

    3. Nach Goebbels Tagebuch, Eintrag vom 14. Mai, hab auch nur Auszüge aus den gesamt, ähm, 43.000 Seiten, wußte Hitler vorher nichts von dem geplanten Flug.

    4. An Heß `Friedensaktion hing für einige Wochen das Schicksal Deutschlands und Britanniens. Hätten die Briten damals Frieden mit Deutschland geschlossen, würden sie vielleicht heute noch Indien regieren. Statt dessen setzten sie alles auf ihre rebellischen Kolonisten, die USA, die sie schlimmer unterpflügten als Deutschland es jemals gekonnt hätte. Ach, wie oft erreichen selbst kluge, fleißige, tüchtige Menschen mit aller Kraft das Gegenteil von dem, was sie erreichen wollten. Der formale Kriegssieger ist heute noch schlechter dran als der Verlierer Deutschland.

    5. Peter vom Berge am

      Werden die Verbrecher des amerikanischen Terror-Regimes jemals auf der Anklagebank sitzen?

      • Eher sitzt d u auf der Anklagebank . Zwar § 20 StGB , aber Unterbindungsgewahrsam.

    6. Man darf nicht vergessen das Rudolf Hess ein sehr kluge mann war wie die meisten aus der NS-bewegung. Das er ermordet wurde darüber gibt es nicht die geringste zweifel! Warum? Braucht man das wirklich zu recherchieren?

    7. Der Giftpilz am

      Der 1982 eingestellte letzte Krankenpfleger, der Tunesier Abdallah Melaouhi, entwickelte sehr bald ein Art auf Vertrauen basierendes Vater-Sohn-Verhältnis zu seinem alten und inzwischen auch gebrechlichen Patienten.
      Als Melaouhi bemerkte, daß Heß neben Deutsch, Englisch und Französisch auch fließend Arabisch sprach, konnte man sich endlich auch in den mit Mikrophonen verwanzten Zellentrakten unterhalten, ohne daß die Bewacher das mitgehörte verstehen konnten.
      Als Melaoui erfuhr, daß Gorbatschow bereit sei, den alten Mann freizulassen, teilte er Heß diese Neuigkeit mit. Der stellte daraufhin ein entsprechendes Gesuch. Nachdem dieses eingereicht worden war, vertraute er Melaoui an:

      „Das ist mein Todesurteil!“

      Er wußte, daß die Briten nicht zulassen konnten, den zwar körperlich durch viele Krankheiten geschwächten, aber geistig völlig klaren Heß vor den Toren des Gefängnisses auf die Weltöffentlichkeit treffen zu lassen, denn dann wäre das nicht passiert, was die „Daily Post“ am 18. August 1987 zu der Schlagzeile verführte: „ ‚Friedensstifter‘ Heß nimmt seine historischen Geheimnisse mit ins Grab“.

    8. Alles Lügen und Verdrehungen. War es nicht der britische MI6, der ihn umbrachte? Auch Joachim Peiper stellten sie damals vor Gericht und wollten ihn hinrichten, obwohl er sich keines Verbrechens schuldig gemacht hatte. Für Vidkun Quisling, der übrigens mit einer Russin verheiratet war, schufen sie nachträglich ein Gesetz, um ihn umzubringen. Man könnte diese Reihe beliebig fortsetzen.

      • Ein deutsches Schicksal am

        Nicht die Engländer haben Jochen Peiper inhaftiert, sondern die Yankees und diese haben den ehrbaren Mann gequält und wöchentlich Scheinhinrichtungen durchgeführt. Erst 1956 haben die Amis auch auf Druck der Kirche Peiper entlassen. 1976 wurde Peiper dann von Resitance Mitgliedern bestialisch ermordet, aber auch in der BRD machte man den tapferen Soldaten das Leben zur Hölle. Familie Peiper 3 Söhne alle umgekommen…..

    9. Nicht jede dunkle Geschichte ist eine Verschwörungsspinnerei. Die meisten schon. Aber bei dieser hier gibt es offene Fragen, die auch ein intakter Verstand stellen müßte. Ich neige zu dem Schluß, das Heß tatsächlich ermordet wurde. Im August 87 muß einigen klar gewesen sein, daß sich das Besatzungsstatut von Berlin und damit die Haft nicht mehr ewig aufrecht erhalten lassen würde. Es gab also ein starkes, rationales Motiv , anders als bei den üblichen Verschwörungsmärchen. Schon die Haft für Heß war ja ein Verbrechen.

    10. „Er ließ sich nicht zweimal bitten, kniete unbewegt nieder und setzte bei seiner ‚Herzmassage‘ so viel Kraft ein“, dass „neun Rippen und das Brustbein hörbar brachen“, wie es auch die spätere Obduktion der Leiche ergab. Doch warum das alles?"

      Das kann ihnen jeder Rettungssanitäter sagen. weil das aufgrund des verkalkten Brustkorbs völlig normal ist. es wird sogar empfohlen die Rippen vorher zu brechen wenn man dies bei der Herz Lungen Wiederbelebung feststellt

      als Laie würde ich mich vorher informieren bevor ich so etwas peinliches auch noch in ein Buch schreibe

        • Nach 36 Jahren ist es nicht sicher, ob die Mörder noch unter uns sind.
          Bin kein Arzt , aber selbst ich weiß , daß gebrochene Rippen lebensgefährlich sind , weil leicht Splitter in Herz und Lunge dringen und töten können.

      • Blödsinn…erzählen Sie keinen Quatsch.

        Fakt ist das Rippenbrüche bei einer Wiederbelebung passieren können.

        Aber niemand wird es vorsätzlich tun.

        Oder doch?

        Und Mord war es sowieso. Ich finde Compact sollte einen Rudolf Hess Friedenspreis ins Leben rufen.

        Er ist unser Märtyrer.