Das Deutsche Reich lebt fort – in den Weiten des Universums. Ein japanischer Science-Fiction-Autor hat den Kaiser auf einem fernen Planeten auferstehen lassen. Eine im wahrsten Sinne des Wortes sagenhafte Reise in unsere Mythenwelt erleben Sie auch mit dem voluminösen Comic-Band „Der Ring des Nibelungen“ von P. Craig Russell. Hier mehr erfahren.

    Es ist ein großer Tag für das Reich: Würdenträger aus der ganzen Galaxis haben sich in Schloss Neu Sanssouci auf dem Planeten Odin im Sternensystem Walhall versammelt. Ein neuer Kaiser besteigt den Thron: Reinhard von Lohengramm. Der Adelsspross mit blonder Mähne und strahlend blauen Augen hatte sich zuvor als Kommandant der Raumschiffe Brunhilde und Tannhäuser verdient gemacht. Sein militärisches Genie kam vor allem in den Schlachten um den Planeten Iserlohn zur Geltung. Nun trägt der Kriegsheld die Krone. Ihm zur Seite steht Gattin Hildegard – und Siegfried, sein kampferprobter Erster Offizier, schwört dem neuen Kaiser ewige Treue.

    Das Imperium schlägt zurück: Angriff der teutonischen Helden auf dem Cover eines japanischen Mangas. Foto: Screenshot

    Diese Szene stammt aus der Buchreihe Legend of the Galactic Heroes (im Original: Ginga Eiyu Densetsu ) des japanischen Fantasy- und Science-Fiction-Autors Yoshiki Tanaka. Die insgesamt zehn Romane (1982–1987) des 1952 in Hondo geborenen Schriftstellers, promovierten Literaturwissenschaftlers und Hobbyhistorikers dienten als Vorlage für zahlreiche Manga-Comics, Anime-Filme, Computerspiele und sogar ein Musical.

    Seine Saga über die galaktischen Helden ist unverkennbar von germanischen Mythen und dem Wilhelminismus inspiriert. Viele Namen von Personen, Orten und Raumschiffen beziehen sich darauf – vor allem die Opern Richard Wagners scheinen es dem Japaner angetan zu haben. Tanaka lässt keinen Zweifel daran, dass sein fiktives Imperium eine Zukunftsprojektion des Deutschen Reiches ist – nur eben in galaktischem Ausmaß.

    Allahs Wüstenplanet

    Die Geschichte erinnert stark an Frank Herberts epochalen Science-Fiction-Zyklus Dune (1965–1985). Bekannt ist dieser vor allem durch David Lynchs Adaption des ersten Romans der sechsteiligen Reihe, Der Wüstenplanet, aus dem Jahr 1984. Eine Neuverfilmung des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve kam Ende 2021 in die Kinos. Die Dune -Reihe beschreibt ein Zeitalter, in dem die Menschheit zwar große technische Fortschritte macht, sich aber als Preis dafür seelisch korrumpiert. Letztendlich degeneriert die Bevölkerung nicht nur moralisch, sondern verliert auch ihre Menschlichkeit – sie passt sich im Denken den Maschinen an.

    Es kommt zu einer Rebellion gegen diese Zustände, und mit der Errichtung einer galaktischen Monarchie wird schließlich das Zeitalter des reinen Wissenschaftsglaubens überwunden. Das neue Regime sichert seine Macht durch Kriege, innerlich setzt schon bald wieder ein geistig-moralischer Verfall ein, der durch die Intrigen des Adels befördert wird.

    In all diesen Motiven ähneln sich Herberts Dune und Tanakas Legend of the Galactic Heroes. Im Zentrum beider Geschichten steht auch jeweils ein Held, der sich zunächst als Militärführer einen Namen macht, um dann die Macht zu ergreifen. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Während sich Legend of the Galactic Heroes auf die deutsche Kultur bezieht, ist Dune von der arabischen und islamischen Kultur inspiriert.

    Große Männer bestimmen die Weltgeschichte.

    Die fiktionale Religion Zensunni weist Ähnlichkeiten mit dem mohammedanischen Glauben auf, allerdings vermischt mit buddhistischen und taoistischen Elementen. Hauptfigur Paul Atreides ist dem historischen Lawrence von Arabien nachempfunden, es gibt einen Padischah (Persisch für Großkönig), Farbsymbolik, Riten und Gebräuche erinnern an den Orient, es gibt Anspielungen auf die islamische Kriegerphilosophie oder schiitische Legenden wie die des Imam al-Mahdi (Erlöser) oder des Alam al-Mithal, das in der sufistischen Mystik der Ebene des Chaos in der jüdischen Kabbala entspricht.

    Während bei Tanaka ausschließlich säkulare Themen eine Rolle spielen, ist Dune auch als religiöse und spirituelle Geschichte zu verstehen. Nicht nur ist das galaktische Imperium eine Art islamischer Gottesstaat, Religion ist auch zentrales Handlungsmotiv jeder Figur und der eigentliche Gestalter der Weltgeschichte. Die große Heldentat von Paul Atreides ist nicht, dass er einen Wüstenkrieg um Treibstoff für Raumschiffe führt, sondern dass er als Mahdi der Menschheit zur Erneuerung verhilft.

    Kosmische Cäsaren

    In Legend of the Galactic Heroes existiert vor Etablierung des Reiches eine demokratische Republik westlichen Typs. Diese gerät durch Materialismus und Korruption in einen desolaten Zustand. Sexuelle Perversionen sind nicht nur weit verbreitet, sondern werden von der Machtelite offiziell gefördert. Der Staat entwickelt sich immer mehr zu einem Failed State, wo selbst Verbrechen wie Piraterie und Terrorismus geduldet statt bekämpft werden.

    Der Kaiser (r.) und sein treuer Siegfried. Nicht nur im Kampfe kameradschaftlich vereint. Foto: Screenshot

    General Rudolf von Goldenbaum will dies nicht länger hinnehmen und organisiert mithilfe des Militärs und einflussreicher Unternehmer einen Putsch gegen die verkommene Führungsriege. Die Republik wird gestürzt, die neuen Machthaber gehen hart gegen Korruption sowie sozialen und kulturellen Verfall vor. Um die Zivilisation zu retten, errichtet von Goldenbaum ein galaktisches Kaiserreich unter seiner Führung. Dies sieht sich explizit in der Tradition des Deutschen Reiches.

    Fast 500 Jahre später organisiert Arle Heinessen eine Rebellion, die in der Gründung der US-amerikanisch geprägten und demokratisch regierten Allianz der Freien Planeten mündet. Das Bündnis führt über Jahrhunderte Krieg gegen das Reich. Letzteres kann diesen am Ende für sich entscheiden. Das taktische Genie des Generals und späteren Herrschers Reinhard von Lohengramm führt die kaiserliche Armee zum Sieg.

    Das klingt auf den ersten Blick nach einer simplen Lösung: Weg mit Kulturmarxismus und Parlamentarismus – her mit der Monarchie, dann wird alles gut. Doch so einfach ist Tanakas Geschichte nicht gestrickt. Zwar schimmert bei ihm durchaus Bewunderung für die Kaiserherrschaft durch, im Grunde geht es ihm aber darum, dass es stets herausragende Cäsarengestalten sind, die dem Rad der Geschichte in die Speichen greifen, die Dekadenz überwinden und die Menschheit goldenen Zeiten entgegenführen wollen.

    Doch auch sie können den Lauf der Dinge nicht aufhalten. Die Inspiration des Autors durch Oswald Spengler und seinen Untergang des Abendlandes schimmert hier ebenso durch wie die Theorie der großen Männer, wie sie von Hegel und Nietzsche vertreten wurde. Demnach wird die Geschichte weniger von Massen oder sozialen Phänomenen bestimmt, sondern von Individuen, denen es gelingt, der Welt mit Ideen oder Taten ihren Stempel aufzudrücken. Ein großer Teil der Menschheit bestehe nur aus Mitläufern, die nicht in der Lage seien, die Initiative zu ergreifen. Dies sei «Übermenschen» (Nietzsche) vorbehalten, denen die Masse dann folge. Demokratie kann aus dieser Sicht nur als Herrschaft der Mittelmäßigen über die Herausragenden verstanden werden.

    Nicht in Versailles, sondern im Weltraum: Die Krönung des neuen Regenten. Foto: Screenshot

    Kaiser Donald I.

    Linksliberale Kritiker haben Tanaka vorgeworfen, dass er in Legend of the Galactic Heroes  den Fokus auf heroische Führergestalten und das Militär legt. Von konservativer Warte ist daran hingegen nichts auszusetzen. Ein starkes, prinzipientreues Militär ist eine wichtige Stütze der Gesellschaft. Kritikwürdig ist allerdings, dass in der Geschichte adlige Machtpolitik als tragende Säule der politischen Ordnung dargestellt wird und Religion als eigentlich konstitutives Moment vollkommen in den Hintergrund tritt. Aus traditionalistischer Sicht ist die Idee des Heiligen das Fundament, auf dem alles andere aufbaut.

    Tanakas Saga ist bislang nur ins Englische übersetzt worden. Auch die erste Anime-Adaption, die von 1988 bis 1997 als 110-teilige Serie in vier Staffeln in Japan erschien, wurde nur für den US-Markt lizenziert. Die Schlachtenszenen sind mit Musik von Beethoven, Wagner und anderen deutschen Komponisten untermalt. Daneben gibt es mehrere Serien mit Nebenhandlungen, sogenannte Gaiden.

    In deutscher Synchronisation ist 2020 das Remake Legend of the Galactic Heroes: Die Neue These erschienen. Die erste Staffel mit zwölf Folgen lief 2018 im japanischen Fernsehen. Eine zweite Staffel wurde zwischen September und November 2019 in Form von drei Kinofilmen, die jeweils vier Episoden umfassen, veröffentlicht. Derzeit wird an einer dritten Staffel, die aus insgesamt 24 Folgen bestehen soll, gearbeitet. Ein Starttermin ist noch nicht bekannt.

    Tanakas galaktisches Imperium hat inzwischen auch Einzug in die Internetkultur gehalten. Auf Seiten wie 4chan oder 8kun kursieren massenhaft Memes mit Figuren aus den Anime-Folgen, die zumeist in einen rechten Kontext gesetzt werden. Besonders beliebt sind derzeit Bilder, die Donald Trump als Kaiser von Lohengramm zeigen. Die Symbolik könnte kaum besser gewählt sein: Auch er steht derzeit in New York schließlich vor einer entscheidenden Schlacht.

    Wagners Monumentalwerk als Comic: Mit „Der Ring des Nibelungen“ ist P. Craig Russell ein großer Wurf gelungen: Er hat die alten germanischen Mythen in unsere Zeit geholt. Die wohl beste Buch-Adaption von Wagners legendärem Opern-Zyklus. Hier bestellen.

    7 Kommentare

    1. jeder hasst die Antifa am

      Bei Walküren muss ich immer an Ricarda Lang und Claudia Roth denken.

      • @jeder hasst die Antifa
        Ich glaube nicht das irgendein Reittier diese Belastung aushalten würde.

    2. Da gibt es aber bessere Alternativrealitäten die weniger kindisch daher kommen.

      Zum Beispiel Jin-Roh oder die Kaiserfront Romanreihe (spielt ab der 2. Hälfte auch im Weltraum).

    3. Peter vom Berge am

      Einladung zum Projekt "Greta Thunberg im Weltraum"

      Eines Tages erhielt Greta Thunberg, die bekannte Klimaaktivistin, eine mysteriöse E-Mail von einer unbekannten Absenderin. In der E-Mail stand, dass sie für eine Mission zum Mars ausgewählt worden sei, um dort den Klimawandel zu bekämpfen. Greta war zunächst skeptisch, doch sie beschloss, das Angebot anzunehmen und die Gelegenheit zu nutzen, um auch im Weltall für den Klimaschutz einzutreten.

      Die Vorbereitungen für die Mission verliefen schnell und reibungslos. Eine umweltfreundliche Rakete, angetrieben durch recyceltes Plastik und Sonnenenergie, wurde für Greta und ihre Crew bereitgestellt. An Bord befanden sich Experten für erneuerbare Energien, Klimaschützer und sogar ein veganer Trans-Koch, der für nachhaltige Mahlzeiten während der Reise sorgen sollte.

      Nachdem die Rakete erfolgreich abgehoben war, verlief die Reise zum Mars ereignislos. Die Crew nutzte die Zeit, um Pläne für die Ankunft auf dem roten Planeten zu schmieden. Greta war fest entschlossen, den Marsianern die Bedeutung von Klimaschutz, erneuerbarer Energie und Elektroautos näherzubringen.

      Ich bitte die Leser um mögliche Fortsetzungen dieser spannenden Geschichte. Wird Greta erfolgreich sein? Wird sie zurückkommen? Wird der Mars grün?

      • Bitte nach Textrollenspiel genehmigt!

        Zur selben Zeit im OKMW (Oberkommando Marsianische Wehrmacht): Die NIL (Nicht Identifizierbare Lebensform) huschten und watschelten aufgeregt hin und her und machten Dinge von denen sich der Menschen keine Vorstellung machen konnte. Schließlich trat der Oberkommandierende in Erscheinung: Er war wie die meisten NIL eine degenerierte Gestalt die mit den ursprünglichen Marsianern nichts mehr gemeint hatte. Ihre Körper waren noch ein wenig humanoid, aber bestanden aus einem undefinierbaren Geflecht von Obst und Gemüse und maßen kaum einen Meter und Fünfzig. Der Oberkommandierende trug zum Zeichen seiner Absolutistischen Würde ein kronenähnliches Ding auf dem Haupt das entfernt an eine Ananas erinnerte. Dazu einen roten Umhang mit hohem Kragen.

        "Einen Kanal zu dem fremden Schiff öffnen!", rief er seinen Untertanen zu und sprach zum Gretchen und ihren Gefährten.

        "Hier sprechen die NIL! Widerstand ist zwecklos! Bereitet euch auf eure Nilifizierung vor!"

        Es war nun mal so, dass es sich bei den NIL um Fleischfressende Pflanzen handelte die aus einer biologischen Spezies hervorgingen die sich gegen ihre Natur gestellt hatten in dem sie sich nur noch von Grünzeug ernährte.

      • …..und auf der Erde brach Jubel : Die grüne Entsorgung war gelungen, hinausgebracht ins All, auf nimmer Wiedersehen.

    4. Otto Baerbock am

      "Ein neuer Kaiser besteigt den Thron: Reinhard von Lohengramm. Der Adelsspross mit blonder Mähne und strahlend blauen Augen hatte sich zuvor als Kommandant der Raumschiffe Brunhilde und Tannhäuser verdient gemacht."

      Da muß die Verzweiflung aber groß gewesen sein. Bei dem Japaner. Hat wohl kürzlich eine ‚Deussenlaahn-Reise‘ unternommen. Und dabei – leider – auch Kontakt mit der Wirklichkeit gehabt. Danach hieße der neue Kaiser dann wohl: Bülent von Özdemir … ein grüner Sproß aus uraltem Hartz IV-Adel mit langer, schwarzer Mähne und tieeefen Ölaugen ( i schwööör…), der seine Aufgabe darin sieht, fremden Lebensformen im Weltall die gesellschaftliche Gleichstellung ihrer sexuellen Minderheiten zu bringen. Erinnert schon fast ein wenig an die Hebbel-Prophezeiung, wonach die anderen Völker, wenn sie die Deutschen endlich aus der Welt geschafft haben sollten, einen Zustand hervorgebracht hätten, wonach sie sie mit den Fingern wieder aus dem Grabe zu holen versuchen würden.