Nicht nur Konrad Adenauer stellte sich schützend vor die Soldaten der Waffen-SS, auch zwei seiner Nachfolger sprachen sich – wie AfD-Mann Maximilian Krah – für eine differenzierte Sichtweise aus. Einer, der dabei war, ist Günter Adam, der sich als 16-Jähriger freiwillig zur Waffen-SS meldete. Seinen Erlebnisbericht finden Sie hier.

    „Wenn wir damals in Russland wussten, rechts oder links von uns, oder vor uns, liegt eine Division der Waffen-SS, dann konnten wir ruhig schlafen.“ – Stammt dieses Zitat von einem Ewiggestrigen, der nicht kapiert hat, dass angeblich alle SS-Leute Verbrecher waren?

    Nein, dieser Satz stammt von Helmut Schmidt, der von August bis Ende 1941 als Wehrmachtoffizier einer leichten Flakabteilung der 1. Panzer-Division an der Ostfront eingesetzt war. Schmidt nahm unter anderem an den Kämpfen um Leningrad teil und wurde in dieser Zeit mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet. Getätigt hat er obige Aussage 1952 – kurz bevor er für die SPD in den Bundestag einzog.

    Schmidt äußerte sich wie Krah

    Anders als bei Maximilian Krah von der AfD („Ich würde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war“) tat die Äußerung Schmidts seiner Karriere keinen Abbruch. Er wurde Senator in Hamburg, später Verteidigungs- sowie Finanzminister und zog schließlich ins Kanzleramt ein.

    „Anständige Leute“: BRD-Politiker zur Waffen-SS

    In ihrer Ausgabe vom 12.11.1965 zitierte die Zeit Schmidt sogar mit einer Aussage, die jener von Krah sehr ähnlich ist. Überschrieben war der Beitrag mit „Keine Kollektivschuld“ – und wörtlich sagte der damalige Hamburger Innensenator:

    „Man darf nicht in den Fehler verfallen, alle 900.000 Soldaten der Waffen-SS mit einer besonderen Kollektivschuld zu beladen und sie mit den SS-KZ-Bewachungsmannschaften in einen Topf zu werfen.“

    Das deckt sich mit Äußerungen von CSU-Ikone Franz Josef Strauß, Altkanzler Konrad Adenauer und des ersten Nachkriegsvorsitzenden der SPD, Kurt Schumacher, der von den Nazis viele Jahre in KZs gesperrt worden war. Die Zitate dieser honorigen Persönlichkeiten finden Sie hier.

    Schumachers Brief an Veteranen

    NS-Gegner und SPD-Legende Schumacher nahm sogar mehrfach Stellung zu der heute verfemten Truppe. 1951 schrieb der Bundestags-Oppositionsführer in einem Brief an Waffen-SS-Veteranen:

    „Aus dem Zweiten Weltkrieg sind mehr als neunhunderttausend Angehörige der Waffen-SS zurückgekehrt. Diese Waffen-SS ist weder mit der allgemeinen SS noch mit den speziellen Organisationen der Menschenvernichtung gleichzusetzen. Sie war für Kriegszwecke geschaffen. Sicher sind viele der jungen Männer Träger einer spezifisch hitlerischen Ideologie gewesen, ohne aber die Verbrechen der zwölfjährigen Diktatur als solche zum Bestandteil ihrer politischen Zielsetzung zu machen. Hunderttausende aber sind ohne ihr Zutun für die SS als Wehrmachtsteil eingezogen und dahin abkommandiert worden.

    Die Mehrzahl dieser neunhunderttausend Menschen ist in eine ausgesprochene Pariarolle geraten. Sie sind kollektiv haftbar für die Verbrechen des Sicherheitsdienstes, des SD, und der Menschenvernichtungsaktionen gemacht worden, obwohl sie als Waffen-SS kaum nähere Berührung damit hatten als manche andere Wehrmachtsteile. Zu jedem totalitären System hat es gehört, mit allen Methoden der Verstrickung ein Ergebnis der Mitschuld aller zu erzeugen.“

    Und weiter:

    „Die Sozialdemokratische Partei ist ausgegangen und geht aus von jeder Ablehnung und Bekämpfung der Kollektivschuld. (…) Uns scheint es eine menschliche und staatsbürgerliche Notwendigkeit zu sein, diesen Ring zu sprengen und der großen Masse der früheren Angehörigen der Waffen-SS den Weg zu Lebensaussicht und Staatsbürgertum freizumachen.“

    Schumacher schloss sein Schreiben mit den Worten: Ihnen, die keine kriminelle Schuld auf sich geladen haben, sollte man die Möglichkeit geben, sich erfolgreich mit der für sie neuen Welt auseinanderzusetzen.“

    Kohl: „Verurteilung steht uns nicht zu“

    Auch Bundeskanzler Helmut Kohl lehnte eine einseitige Sicht auf die Truppe mit Totenkopf auf der Mütze ab. 1985 kam es zu einem Eklat, als er gemeinsam mit US-Präsident Ronald Reagan den Soldatenfriedhof in Bitburg besuchte. Neben zahlreichen Wehrmachtangehörigen liegen dort auch die Gebeine von 49 Waffen-SS-Soldaten begraben.

    Für Kohl und Reagan war es – im Gegensatz zur Linkspresse – überhaupt kein Problem, auch diesen tapferen Kämpfern die Ehre zu erweisen. Auch im Nachhinein rückte der Altkanzler von seiner Position nicht ab. In Band 2 seiner Memoiren schrieb er zum sogenannten Bitburg-Skandal:

    „Es lagen also SS-Soldaten auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg – und über diesen Gräbern sollte der amerikanische Präsident eine Geste der Versöhnung zeigen? Das war zu viel für viele Reagan-Kritiker, zu viel für meine Kritiker.

    Doch wer sich mit der Geschichte der Waffen-SS beschäftigt, weiß, dass viele dieser blutjungen Soldaten gar keine Chance hatten, dem Einberufungsbefehl zur Waffen-SS zu entgehen.

    Ich ließ mir damals die Namen und Daten von den Grabplatten notieren. Von den neunundvierzig namentlich auf den Grabplatten des Friedhofs in Bitburg aufgeführten SS-Soldaten waren zweiunddreißig an ihrem Todestag jünger als zwanzig Jahre. Es handelt sich also um im Alter von siebzehn, achtzehn und neunzehn Jahren Gefallene.

    Ihr junges Leben währte viel kürzer als die Zeit, die uns 1985 von ihrem Todestag trennte. Sie starben in einem barbarischen Krieg. Es ist wahr, dass die Verstrickungen unserer jüngsten Geschichte schon für die, die dabei waren, schwer begreiflich sind. Um wie viel mehr sind sie für eine nachgewachsene Generation oft genug kaum begreiflich – und für jene, die nicht hier lebten, die in einem anderen Kontinent aufwuchsen, müssen sie ganz unbegreiflich sein.“

    Kohl schloss mit den Worten: „Ich denke, uns steht ein Urteil über eine solche Haltung oder gar eine Verurteilung nicht zu.“

    Liebe Frau Le Pen, liebe Frau Weidel, lieber Herr Chrupalla: Warum also wurde Maximilian Krah eiskalt abserviert? Er hat nichts anderes gesagt als Helmut Schmidt und Helmut Kohl – und vor ihnen Konrad Adenauer, Kurt Schumacher und Franz Josef Strauß!

    Kein Verbrecher: Günter Adam meldete sich als 16-Jähriger freiwillig zur Waffen-SS, erlebte alle Härten des Krieges– und entkam nur knapp einem US-Killerkommando. In seinem Erlebnisbereich „Ich habe meine Pflicht erfüllt!“ legt er Zeugnis ab über den Kampf in seiner zu Unrecht verunglimpften Truppe. Hier bestellen.

    10 Kommentare

    1. Gleichzeitig hört man von anti deutschen hobby Historikern Sachen wie: "How …. Terror Came Home to Germany" und "these crimes against the German people are but the dying scream of a demon." Damit werden meiner Meinung nach deutsche demonisiert und auch Verbrechen gegen sie gerechtfertigt. Auf dem Thumbnail sieht man einen lächelnden Waffen SS Soldaten mit gezückter Pistole. Hier findet wieder keine Abgrenzung statt und alle werden über einen Kamm geschert. Geht um die ww2 Serie "war against humanity" auf youtube… es werden wieder alle deutschen als "gleich böse" dargestellt. Wird sich wohl nie ändern. Deswegen sind diese Artikel wo versucht wird es richtig zu stellen auch so wichtig.

      • Wer vergewaltigte wurde bei der Truppe standrechtlich erschossen. Das sollte der interessierte Betrachter auch nicht unterschlagen bzw. diesem unterschlagen werden!

        Jetzt kann man* sich überlegen wem man durch Er|ahn|en/Intuition (völkisch-geistiges Gemeinschaftsband) mehr glaubt (Wer und wo ist der Ausgangspunkt der Perspektive/Betrachtung?).

        *der stolze Deutsche der sich seines Volkes bewusst und deren Spiegel er in Art und Wesen ist oder dem Heimat-, Volks- und Nationsverleugner der aus dem Gift feindlicher Psychologischen Kriegsführung als Antideutscher erwuchs und uns in Selbstbeschäftigung hält während das Ausland lachend sich die Hände reibend unser Arbeit durch Blut und Schweiß Lohn in Steuerumverteilung von Innen nach Außen kassiert!

        Die EU muss sterben damit das wahre Europa der Völker leben kann!

    2. "Boris Johnson mit ukrainischem Neonazi-Banner in der Hand fotografiert" –
      "Der ehemalige britische Premierminister lobte die neonazistische Asow-Brigade als «Helden», obwohl sie zahlreiche Kriegsverbrechen begangen haben soll." – siehe: https://transition-news.org/boris-johnson-mit-ukrainischem-neonazi-banner-in-der-hand-fotografiert

    3. Geht es bei der Eurokratenwahl nicht um die Gestaltung von Zukunft? Was hat die Vergangenheit in Zeitungen verloren, die für die unmittelbare Gegenwart zuständig sind? Wieso lässt sich M. Krah auf eine geschichtswissenschaftliche Diskussion mit Journalisten ein, noch dazu bei einem mehrfach schwierigen und politisch aufgeladenen Thema? Bei solchen Dingen verweist man auf gründlich und quellentreu arbeitende Geschichtswissenschaftler; es müssen nicht nur staatliche sein.

      Und wenn schon Vergangenheit: Auf AfD-Wahlkampfmedien habe ich noch nie wesensmäßige Deutsche wie Adam Ries, Johannes Gutenberg, Gottfried Leibniz, Immanuel Kant, Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Bettina von Arnim, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Friedrich Jahn, Bertha und Carl Benz, Robert Koch oder Max Planck gesehen. Auch in Geschichtsfragen kommt es auf das eigene aktive Setzen von Themen an, wenn man an der Spitze stehen will.

    4. Katzenellenbogen am

      Es ist mir völlig unverständlich, was an Krahs Äußerung so skandalös sein soll, in allen Kampfverbänden, auch wenn sie am Ende verwerflichen totalitären Zielen gedient haben, hat es anständige Soldaten gegeben, der große Alexander Solzhenizyn z. B. diente als Offizier in Stalins Sowjetarmee…

    5. Wolfgang Eggert am

      Mein Vater war nicht "dabei", aber er war 6 Jahre an der Front. Und er sagte "Wir waren heilfroh, wenn eine Waffen-SS-Einheit in der Nähe war". Einfach weil die die besten Soldaten weltweit hatten. Das gleiche gilt für Schörner: historisch der beste Offizier, egal welches Land man zum Vergleich hernimmt. Im Krieg zählt nun mal nichts anderes als Schlachten um Schlachten zu gewinnen – anderenfalls wird man geschlachtet. Finde ich das gut? Nein. Aber so sind nun mal die Regeln.

    6. Horst Stein am

      Ja, warum? Marine Le Pen setzt traurigerweise auf nach wie vor vorhandene antideutsche Gefühle in Teilen der französischen Gesellschaft auf ihrem (vermeintlichen) Weg zur Präsidentschaft. Und Alice Weidel? Für sie ist Marine wohl einfach nur ein Idol …

      • Heinzinger am

        auch darüber habe ich geschrieben. ihr welche die große Schnauze gegen die Waffen SS so aufreißt. kennt ihr die Geschichte? ich meine die Wahrheiten über den zweiten Weltkrieg??? ich glaube nicht sonst würdet ihr so eine Scheisse gar nicht lostreten.
        was wisst ihr über das Kloster Monte Cassino 1944 aber die Wahrheit nicht die Scheisse welche die Amis euch wiedergeben. Soldaten ,Fallschirmspringer verteidigten das Kulturgut und der Flüchtlingen aus Frauen Kindern und Mönchen bestand.. Albert Kesselring hatte ausdrücklich verboten das das einbeziehen des Klosters als Verteidigungsstellung verboten sei. es wurde gegen die Amis verteidigt welche genau wussten das darin sich keinerlei funk und andere Anlagen sich befinden. trotzdem bombardierten sie es mit sage und schreibe 229 Kampfflugzeuge. ihr elenden Feiglinge. mein ehemaliger Hauptfeldwebel und Vorgesetzter zu meiner Zeit bei der Bundeswehr 68-74 hatte mir als Fallschirmspringer genau erzählt was da abgelaufen ist. ihr könnt genauso stolz auf den Engländer Bomber Harris stolz sind und miteinbeziehen wie die Amis mit dem Rainwissenlager ihr erbärmlichen Feiglinge.

        • Können Sie das auch mal auf Deutsch schreiben – sodaß ich es verstehe?