Bei den Vorwahlen der US-Demokraten in Iowa und New Hampshire schmierte Establishment-Liebling Joe Biden förmlich ab, während sich mit Pete Buttigieg und Bernie Sanders Kandidaten an die Spitze gesetzt haben, die als Außenseiter galten. Gefährlich werden können Amtsinhaber Donald Trump beide nicht.

    _ von Johannes Scharf

    Während die etablierten Parteien im Thüringer Landtag von der AfD politisch schachmatt gesetzt wurden, scheinen sich die Demokraten in den Vereinigten Staaten in eine ähnlich missliche Lage manövriert zu haben. Die lange Zeit als aussichtsreichste Präsidentschaftsbewerber gehandelten Kandidaten, der „schläfrige“ Joe Biden („Sleepy Joe“) und Elizabeth „Pocahontas“ Warren, befinden sich auf dem absteigenden Ast.

    Der ehemalige US-Vizepräsident Joe Biden. | Foto: Weißes Haus, CC0, Wikimedia Commons

    Letzterer ist nicht etwa zum Verhängnis geworden, dass sie sich mit fremden Federn schmückte, um genau zu sein: mit Indianerfedern (sie hatte sich während ihrer Hochschulkarriere fälschlicherweise als Angehörige der indianischen Minderheit ausgegeben). Vielmehr besiegelte ihre Bereitschaft, alle radikalen Forderungen der Sozialisten auf ihre eigene Agenda zu setzen, ohne den Mittelstand durch Steuererhöhungen zur Kasse bitten zu wollen, ihren Untergang.

    Es ist der Spagat zwischen Liberalen und Linksradikalen in ihrer Partei, den sie zu vollführen trachtete, aber beide Seiten durchschauten ihren verzweifelten Versuch, bloß keines der Lager vor den Kopf zu stoßen. Wer alles haben möchte, steht am Ende mit leeren Händen da – das gilt auch für unsere Volksparteien CDU und SPD, die sich schon seit Schröders Agenda 2010 nicht mehr wesentlich voneinander unterscheiden.

    Als Warren ihrem sozialistischen Konkurrenten Bernie Sanders auch noch Sexismus unterstellte, kippte die Stimmung an der Parteibasis endgültig zu ihren Ungunsten. Dabei war die amerikanische Medienlandschaft von MSNBC bis CNN voll auf den Zug aufgesprungen und hatte das lächerliche Narrativ vom Sexisten Sanders bereitwillig aufgegriffen.

    Wer hätte geglaubt, diese unfaire Schützenhilfe werde genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie bewirken sollte? Jeder Mensch, der die Entwicklungen der vergangenen Jahre ohne ideologische Scheuklappen verfolgt hat! Spätestens seit Donald Trumps Erdrutschsieg bei den Präsidentschaftswahlen 2016 dürfte doch bekannt sein, wie viel die Amerikaner auf die Meinung von CNN-Nachrichtensprechern geben. Die Vorwahlen sind eine dezidiert demokratische Angelegenheit, denn dort entscheidet das Volk, nicht das Establishment.

    War Senatorin Warren für das Establishment wenigstens die zweite Wahl, so ist dessen Wunschkandidat doch bis auf den heutigen Tag der ehemalige Vizepräsident Joe Biden geblieben. Dass das gescheiterte Amtsenthebungsverfahren, in dem es auch immer wieder um seine Machenschaften und die seines Sohnes Hunter ging, der Kampagne des Sumpf-Kandidaten Biden nicht genützt haben dürfte, liegt auf der Hand. Auch hier erwiesen sich Nancy Pelosi und ihre Busenfreunde von der Lügen- und Lückenpresse wieder als Teil von jener Kraft, die Trump stets schaden möchte, aber ihm die Wähler scharenweise zutreibt.

    Nancy Pelosi (l.) und Alexandria Ocasio-Cortez. | Foto: Speaker Office of Nancy Pelosi, CC0, Wikimedia Commons

    Die Demokratische Partei hat ein ernstes Problem, und in gewisser Weise erleben wir gerade ein Déjà-vu: Bereits bei den Vorwahlen der Demokraten vor vier Jahren hatte Bernie Sanders die Herzen der Wähler in vielen nördlichen Bundesstaaten erobert, doch das Partei-Establishment setzte seine Kandidatin Hillary Clinton durch und vollführte mit ihr im Anschluss eine grandiose Bauchlandung.

    Allein, die Lage ist nicht ganz vergleichbar, denn Bernie Sanders hat sich seither unter dem Einfluss der linksaußen stehenden Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez, genannt AOC, und ihrer Getreuen weiter radikalisiert und steht mittlerweile ebenso sehr für offene Grenzen wie für kostenlose Krankenversorgung und höhere Löhne. Ein Paradoxon, das der Antiglobalist, der gegenwärtig im Oval Office sitzt, bestimmt nicht ignorieren wird. Donald Trump könnte sich kaum einen leichter zu schlagenden Kandidaten wünschen als den Bürgerschreck Sanders, zumal die Arbeitslosenzahlen und das Bruttoinlandsprodukt für den amtierenden Präsidenten sprechen.

    Das Establishment freilich ist darüber in helle Aufregung geraten, und die Hoffnungen ruhen nunmehr auf dem homosexuellen Linksliberalen Pete Buttigieg, der in den bisherigen Vorwahlen in Iowa und New Hampshire zusammen mit Sanders die besten Wahlergebnisse eingefahren hat, und dem Medienmogul Mike Bloomberg, der erst einmal zuschaut und später ins Rennen gehen wird.


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    Das Problem: Viele Bernie Bros (so werden die fanatischen Anhänger des sozialistischen Kandidaten genannt) würden wahrscheinlich nicht einmal zur Wahl gehen, wenn der aalglatte Buttigieg oder der milliardenschwere Mike Bloomberg gegen Donald Trump ins Rennen geschickt würden. Sollte der ehemalige Bürgermeister New Yorks, der bisher noch zu keiner Wahl angetreten ist, aber nie dagewesene Summen in Werbung investiert hat, am Ende Präsident werden, wäre er der erste Chef des Weißen Hauses, der sich das Amt buchstäblich gekauft hätte. Allerdings erscheinen weder ein Sieg Bloombergs noch ein Sieg Buttigiegs auch nur im Ansatz wahrscheinlich, wenn sie im November gegen den Anti-Establishment-Kandidaten Trump das Vergnügen haben.

    Der deutsch-amerikanische Publizist Johannes Scharf (*1988), stammt aus Richmond, Virginia, und wuchs am Bodensee auf. Er war als Infanterist der US Army unter anderem in der Oberpfalz stationiert. Sein Bachelor-Studium der Geschichte und Klassischen Archäologie an der Universität Heidelberg schloss er 2018 mit der Gesamtnote 1,2 ab. Derzeit absolviert er einen Master-Studiengang der Geschichte in Mannheim. Scharf ist Autor mehrerer Bücher, zuletzt erschien seine Essaysammlung Kampf ums Dasein (2019). Außerdem ist er Mitherausgeber des Sammelbandes Libro e Moschetto – Lebensbilder von Dichtersoldaten (2020).

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