Der gezielte Angriff auf unbewaffnete Zivilisten ist immer ein Kriegsverbrechen. Egal, welches Motiv den Täter dazu bewogen hat.
Die Verantwortlichen in Großbritannien und den USA mögen anfangs gedacht haben, der Bombenkrieg könnte dazu führen, dass sich ein großer Teil der Deutschen dem Krieg verweigert. Aber die stets bestens informierten Geheimdienste der Alliierten meldeten bald, dass der Krieg gegen Frauen und Kinder und die Zerstörung der Innenstädte die Kampfentschlossenheit verstärkte. Welche Beweggründe standen also hinter der Fortführung und Steigerung dieser Angriffe?
Vergeblich hatte die deutsche Regierung immer wieder und wieder ein verschärftes Verbot des Bombenkrieges gefordert, zunächst im Völkerbund, auch noch 1936, zuletzt in dramatischen Appellen nach Kriegsbeginn. Bereits zwei Tage nach der Kriegserklärung der Briten (03.09.39) begannen die Luftangriffe auf deutsche Städte. Am Tag der Übernahme der Regierung (10.05.1940) befahl Churchill die massive Ausweitung. Das Bomber Command der RAF folgte dem Befehl. Churchills Kalkül war zunächst, die deutsche Regierung zu Gegenangriffen auf britische Städte zu zwingen.
Er erwartete sich eine Erhöhung der Kriegswilligkeit der britischen Bevölkerung, die ja ursprünglich mehrheitlich den Frieden wollte, leider im Gegensatz zu den Herrschenden. Die unaufhörlichen und weitreichenden Versuche Hitlers, sich mit Großbritannien zu verständigen, waren ja wohlbekannt. Die Bombardierung deutscher Städte sollte die deutsche Luftwaffe auf zivile Ziele lenken, um sie davon abzuhalten, die Flugplätze der britischen Jäger anzugreifen. Die Auslieferung neuer Jäger aus Coventry und den anderen Flugzeugfabriken war erst angelaufen. Um den Feind zum Einlenken zu zwingen, begannen nach vier Monaten des Zuwartens und Protestes deutsche Gegenangriffe.
Churchill war also bewusst, dass die Bombardierung von Städten keineswegs dazu führt, dass das Volk sich der Kriegführung verweigert. Und die vielen Agenten und Widerstandskämpfer in Deutschland meldeten umgehend die Festigung des Widerstandswillens der Deutschen. Dennoch unternahm er alle Anstrengungen, den Bombenkrieg fortzuführen und auszuweiten. Danach konnte die Motivlage damit erklärt werden, dass als Ziele Industriestädte gewählt wurden, zunächst im nahe gelegenen Ruhrgebiet. Allerdings waren nicht die kriegswichtigen Fabriken das Ziel.
„Von Essen abgesehen haben wir niemals ein besonderes Industriewerk als Ziel gewählt. Die Zerstörung von Industrieanlagen erschien uns stets als eine Art Sonderprämie. Unser eigentliches Ziel war immer die Innenstadt.“ (Butcher Harris). Directive to Chief of Air Staff / 05.02.1942: „Ich nehme an, dass es klar ist, dass das Ziel Wohngebiete sind, nicht etwa Schiffswerften oder Flugzeugfabriken.“ Der Bombenkrieg war also keineswegs als militärische Maßnahme geplant. Die offizielle Begründung war jetzt das „moral bombing“, als könnte das vorsätzliche Verbrennen von Frauen und Kindern jemals „moralisch“ sein. Von den 600.000-950.000 durch den Luftkrieg getöteten deutschen Zivilisten waren mindestens 80.000 Kinder. „Dieser Krieg ist ein englischer Krieg . . . Ziel Vernichtung Deutschlands!“ (Churchill, Rundfunkansprache, 03.09.1939)
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Wie im WKI wäre der Ausbruch des Krieges auch im WKII von seiten Englands leicht zu verhindern gewesen (Churchill, Memoiren). Bereits am Beginn des Polenfeldzugs lancierten die Deutschen ein Angebot auf sofortigen Waffenstillstand und Friedensschluss, der ein Konferenzangebot und sogar Wiederherstellung aller entstandenen Kriegsschäden zum Inhalt hatte. Dem folgten öffentliche Friedensangebote des deutschen Kanzlers vor dem Reichstag und über 50 solche Avancen seitens der deutschen Regierung, von Belgien, Italien, der Schweiz, Skandinavischer Staaten und Hollands, einflussreicher Politiker aus der ganzen Welt, des Vatikans und sogar durch Beauftragte des „Widerstandes“ in Deutschland (u.a. Schlie, „Kein Friede mit Deutschland“, Langen Müller 1994). Deutschland hatte ja nicht das Ziel, das britische Weltreich zu zerstören oder gar „die Weltherrschaft zu erringen“. Zuletzt – ein noch nie dagewesener Vorgang – flog ein amtierender deutscher Reichsminister mitten im Krieg nach England, um Friedensgespräche einzuleiten. Vergeblich! Churchill hatte andere Ziele. Aber welche?
Die Wissenschaft von der Massentötung von Frauen und Kindern
Zunächst wurde durch ein Expertenteam von Wissenschaftlern und Feuer-Sachverständigen eine Strategie entworfen, wie die Bombardierung den größten möglichen Schaden anrichten und die größte Zahl an Luftkriegstoten erzielen kann. Die USA gingen sogar so weit, in der Wüste deutsche Wohnviertel aufzubauen, um die Bombenwirkung zu studieren. Das Ergebnis war die akribische Planung des Feuersturms, bei dem Hunderte von Einzelbränden zu einem Riesenfeuer zusammenwachsen. Durch den Sog entstehen Stürme von extremer Orkanstärke, die Sauerstoffzufuhr erzeugt Flammen von der Temperatur eines Schneidbrenners. In Dresden wurde der Asphalt zu einer brennenden Flüssigkeit, das Glas der Marmeladengläser in den Kellern schmolz, noch heute sind Schichten von verglastem Sand im Untergrund zu erkennen; Die Stürme sind so stark, dass Personen erfasst und über Gebäude hinweg in die Flammen gerissen werden.
Die Vernichtung der Stadtbevölkerung geht in mehreren genau berechneten Angriffswellen vor sich: Luftmarkierer setzen auf Einweisung von „Pfadfindern“ und eines „Masterbombers“ Leuchtbomben, um das Zielgebiet festzulegen. Die Bombenwürfe erfolgen in einem „Fächer“ oder kreisförmig, um die Fliehenden in das Zentrum des Feuersturmes zu treiben. Dann werden durch Luftminen („Wohnblockknacker“) die Dächer zerstört und Wände umgelegt. Dadurch wird brennbares Material auf die Straßen befördert, Möbel, Hausrat, Balken der Dachstühle.
Die zweite Welle wirft Phosphor-, Thermit- und Flüssigkeitsbrandbomben. Sprengbomben mit Zeitzündern hindern Feuerwehr und Löschmannschaften am Verlassen der Schutzräume. Tiefflieger machen Jagd auf Trupps von Zivilisten, die aus der Stadt flüchten. Zwei Stunden nach dem ersten Angriff streut die dritte Welle Splitterbomben, die die von weit her herbeigeeilten Feuerwehrkräfte töten sollen. Zusätzliche Angriffe am nächsten Morgen treffen Aufräumer und Rückkehrer und löschen das letzte Leben aus.
Der Höhepunkt des Vernichtungswillens
Die Hauptmasse der Bombenabwürfe erfolgte im letzten Kriegsjahr. In den Wochen vor Kriegsende wurde die Vernichtungsstrategie noch intensiviert. Churchill verlangte von seinen Stabschefs 1944 den Einsatz von biologischen Waffen (Milzband-Kampfstoff „N“) und ein „Tränken der deutschen Städte mit Giftgas“ (Public Rec. Off., London, AIR20/3227, CAB 79/78PREM 3/89). Das Giftgas war bereits auf dem Transport, konnte aber durch einen verzweifelten Luftangriff der letzten deutschen Reserven in einem italienischen Hafen vernichtet werden. Die Bomben von Hiroshima waren eigentlich für Berlin vorgesehen, aber sie waren nicht vor dem 8. Mai einsatzfähig.
Der Höhepunkt, aber keineswegs der Abschluss dieser Orgie, war der Angriff auf die überfüllte und völlig unverteidigte Lazarettstadt Dresden, in der es keine Schutzbunker gab. Der mit wissenschaftlicher Akribie berechnete Feuersturm umfasste den gesamten Innenstadtbereich, etwa 20 km2. Dort kam keiner raus. Wie viele Menschen halten sich auf 20 Millionen Quadratmeter Innenstadtbereich einer Millionenstadt auf?
Als Ziel und Motiv der sonst unverständlichen Massen-Kriegsverbrechen wurde offensichtlich, dass es um die Dezimierung des deutschen Volkes ging, im Sinne von Clemenceau („es sind 20 Millionen Deutsche zu viel auf der Welt“) und dem US-Finanzminister Morgenthau. Dieses Kriegsziel wurde durch alle Kriegshandlungen der Alliierten im letzten Kriegsjahr verfolgt. General Eisenhower zu Beginn des Roer-Angriffes: „Unser Hauptziel ist nicht die Vernichtung von so vielen Deutschen wie möglich. Ich erwarte die Vernichtung jedes Deutschen westlich des Rheines und innerhalb des Gebietes, das wir angreifen.“ Diese Vernichtungspolitik wurde nach der Kapitulation im „Nachkrieg“ fortgesetzt: Militärdiktatur, inszenierte Hungerkatastrophe in den Städten, Vertreibungsmorde, Rheinwiesenlager.
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