Update: Der Angriff auf das Gaza-Krankenhaus

Nach unserer TV-Sendung „Faktencheck: Israel bombardiert Krankenhaus“ gab es eine stürmische Pro- und Contra-Diskussion im Kommentarbereich. Zu einigen aufgeworfenen Fragen möchte ich Stellung nehmen.

Ein Teil der Zuschauer unterstützte die israelische Version der Ereignisse. Nachdem den ganzen Tag über alle westlichen Kanäle ein Trommelfeuer mit den „Beweisen“ der Netanjahu-Regierung abgezogen haben, verwundert das nicht. Wir haben in der Sendung zu den Hauptpunkten Stellung bezogen, ohne zu verhehlen, dass man in einem Informationskrieg zwischen Kriegsparteien Schwierigkeiten hat, die Wahrheit herauszufinden. Teils wurden wir kritisiert, dass wir trotz unserer zugegebenen Unsicherheit eine eindeutige Überschrift – ohne Fragezeichen – gewählt haben: „Israel bombardiert Krankenhaus“. Aber diese Überschrift war schon deswegen gerechtfertigt, weil Netanjahus Luftwaffe das Baptisten-Krankenhaus, selbst wenn der Angriff vom 17.10. strittig ist, zumindest am 14. Oktober schon bombardiert hat. Wir zeigten in der Sendung Beweisfotos dazu.

Ein weiterer Einwand lautete etwa so: „Wie könnt Ihr davon ausgehen, dass Israel absichtlich ein Krankenhaus bombardiert?“ Wir haben nicht behauptet, dass das „absichtlich“, sondern dass es „notwendigerweise“ passiert ist, da es bei den pausenlosen Angriffen auf ein dichtbesiedeltes Gebiet automatisch zu solchen „Kollateralschäden“ kommen MUSS und die israelische Führung ja auch entsprechende Warnungen – oder waren es Drohungen? – an die Gaza-Kliniken herausgegeben hat. Auch diese haben wir dokumentiert.

Kommen wir zu der Beweisführung der Netanjahu-Regierung, dass es die Terrorgruppe Islamischer Dschihad war. Sie bestand im Wesentlichen aus vier Punkten:

a) Ein abgehörtes Telefongespräch palästinensischer Kommandeure, die das Verbrechen angeblich zugegeben haben. Wird leider auch in alternativen Medien oft angeführt, hat aber null Beweiskraft. Nichts ist leichter zu fälschen als ein Audio. Außerdem: Die IDF hat ihre Schlafmützigkeit beim Überfall der Hamas vom 7. Oktober unter anderem damit erklärt, dass die Hamas total auf Huawei-Mobilfone umgestellt habe, die mit westlicher Überwachungstechnik nicht zu knacken seien. Und jetzt sollen die Palästinenser sich plötzlich wieder der Überwachung geöffnet und sensible Informationen ausgetauscht haben?

b) Der fehlende große Krater im Krankenhaus bedeute, dass es nur eine der detonationsschwachen Qassam-Raketen gewesen sein könne. Nur: Schon der vorhergehende Krankenhausangriff am 14.10. hinterließ keinen Krater, wie in unserer Sendung gezeigt. Eine Bombe muss nämlich nicht per Aufschlagzünder am Boden explodieren, sondern kann – absichtlich oder unabsichtlich – schon in der Luft zersplittern und/oder eine tödliche Druckwelle auslösen.

c) Aufnahmen, die zeigen, dass das Krankenhaus noch intakt ist. Tatsächlich sind Schäden nur im Innenhof der Klinik (von den Israelis als „Parkplatz“ veräppelt) sichtbar. Das wurde am Anfang unserer Sendung im Eifer falsch dargestellt, aber im Laufe der Sendung korrigiert. Die Frage, warum bei einer Explosion hauptsächlich im Innenhof doch 471 Tote die Folge sein könnten, habe ich in der Sendung als unbefriedigend offen bezeichnet („Da müssen die Palästinenser Informationen liefern“). Als Hypothese formulierte ich, dass möglichweise der Innenhof auch voller Menschen war, weil das Innere der Klinikgebäude mit Patieten überfüllt war und viele Bewohner aus dem umliegenden Viertel sich in diesen Innenhof geflüchtet hatten – in der falschen Annahme, dort könne ihnen nichts passieren. Jedenfalls: Aufgrund der bisherigen Angaben erscheint mir die Opferzahl 471 tatsächlich zu hoch.

d) Die Luftaufnahme einer startenden Qassam-Rakete, die in beträchtlicher Höhe explodiert, und dann folgt kurz darauf der Detonationsblitz am Krankenhaus in der Nähe. Unabhängig von allen militärtechnischen Erörterungen: Es ist kein Beispiel bekannt, wo eine Qassam-Rakete solche Schäden verursacht hätte. Die primitive Geschosse hatten oft nur Sachschäden, manchmal zwei, drei Tote zur Folge.

Summa summarum hat die Darstellung, dass es ein israelisches Kriegsverbrechen war – auch „Kollateralschäden“ sind Kriegsverbrechen! –, die höchste Plausibilität. Bei der Frage nach der Opferzahl bleibt allerdings Klärungsbedarf, hier müssen die Palästinenser mehr Fakten liefern.

COMPACT bleibt dran! Wir sind das einzige Medium in Deutschland, das solche Sachverhalte unvoreingenommen überprüfen kann, denn wir stehen weder für die eine noch für die andere Seite. Wenn Frau Baerbock sagt: „Wir sind jetzt alle Israelis“, antworten wir: „Auch dieser Krieg ist nicht unser Krieg!“ Deutschland zuerst!

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