„Hello Again – Ein Tag für immer“ kopiert erfolgreich Hollywood-Vorbilder

    Lieber gut geklaut als schlecht erfunden lautet eine der meistbeachteten Maximen des Filmgeschäfts. „Hello Again“ von Maggie Peren bringt sie mustergültig zur Anwendung. Pate gestanden bei der unter anderem mit Fördergeldern aus Hamburg und Schleswig-Holstein unterstützten heimischen Produktion haben der Filmklassiker „… und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993) und die Romanze „Die Hochzeit meines besten Freundes“ (1997) mit Julia Roberts. Wer diese beiden Traumfabrikprodukte kennt, kann sich die nachfolgenden Auskünfte über den Inhalt der sympathisch-kurzweiligen Beziehungskomödie vermutlich sparen.

    In der Hauptrolle ist die aus Bully Herbigs Fluchtdrama „Ballon“ (2018) bekannte Alicia von Rittberg zu sehen. Sie spielt die junge Zazie, die als kleines Mädchen von der Liebe träumte und als Heranwachsende alle Illusionen verlor: „Der Traum hielt nicht besonders lang.“ An seine Stelle trat das Trauma von Vater und Mutter im Dauerzoff. Die Folge: Zazie färbte ihre Haare blau und kann seither zum Partnerglück mit Langzeitperspektive nicht mehr Ja sagen.

    Deshalb hat sie vor einigen Jahren auch ihre Jugendliebe Phil (Tim Oliver Schultz) nach der ersten gemeinsamen Nacht abserviert, was sie jedoch mit dem Eintreffen der Einladung zur Hochzeit von Phil und Franziska (Emilia Schüle) jäh als großen Fehler empfindet. Zazie überredet ihren WG-Mitbewohner Anton (Edin Hazanovic) dazu, mit ihr zur Hochzeitsfeier auf einem Schiff am Hamburger Hafen zu fahren. Anton ist ein netter Kerl, hat aber einen großen Fehler: Bei Stress lässt eine Nekrolepsie-Attacke ihn wie tot aus den Latschen kippen.

    Ihr gemeinsamer Auftritt endet damit, dass Zazie sich infolge übermäßigen Alkoholkonsums übergeben muss und Spuren davon sich auf Franziskas Brautkleid wiederfinden, woraufhin Anton stressbedingt in die Hochzeitstorte fällt. Nun kommt „… und täglich grüßt das Murmeltier“ ins Spiel, der stilprägende Film, in dem Bill Murray in einer Zeitschleife festhängt und dazu verdammt ist, denselben Tag immer wieder neu zu durchleiden. Genau das widerfährt nun auch Zazie. Irgendwann wird dem attraktiven Springinsfeld mit den blau gefärbten Haarspitzen jedoch klar, dass ihm das Schicksal irgend etwas mitzuteilen bemüht ist. Nur was?

    Der amüsante Streifen bezieht viel Komik aus dem Kontrast zwischen Alicia von Rittberg und Emilia Schüle („Ku’damm 56“). Die beiden talentierten Nachwuchsmiminnen repräsentieren zwei sehr unterschiedliche Frauentypen: Franziska ist die prinzessinnenhafte Grazie, deren schwere Charakterdefizite sie als Mix aus Schneewittchen und ihrer Stiefmutter erscheinen lassen, von Rittbergs Zazie das burschikose Nervenbündel, mit dem jeder Junge Pferde stehlen gehen möchte. Die männlichen Protagonisten bleiben, mit Ausnahme von Edin Hazanovic, dessen starke Leinwandpräsenz dem Film Strahlkraft verleiht, im Schatten der agilen jungen Damen, was Aufschluss über das Hauptzielpublikum gibt.

    Sieht man von den vielen Klischees ab, die sich von selbst einstellen, wenn man sich so hemmungslos bei Genre-Vorbildern bedient, ist Regisseurin Maggie Peren eine kunterbunte Komödie mit hohem Spaßfaktor gelungen. Sittlichen Nährwert sucht man darin zwar vergebens, dafür dürfte „Hello Again“ nicht nur die Generation Alicia von Rittbergs und Emilia Schüles ansprechen, sondern auch diejenigen, die in den neunziger Jahren jung waren und sich über Bill Murray und das Duo Julia Roberts/Cameron Diaz amüsiert haben.

    A propos junge Generation: Die geht mit der Querdenker-Bewegung neue Wege, stellt verstärkt die Frage nach der Souveränität Deutschlands und fordert einen Friedensvertrag – Themen, die bisher vor allem bei Randgruppen und rechtsaußen versauerten. Doch nun tanzen die Regenbogenkinder mit den Schwarz-Weiß-Roten gemeinsam um den Freiheitsbaum – und die Party hat erst angefangen.

    COMPACT/10/20 –  ab heute am Kiosk. oder hier bestellen!

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