Es geschah an einem verregneten Tag in der Mark Brandenburg, als ein Uniformierter der Roten Soldateska einem älteren Mann die Frage stellte: „Du Deutscher? Der alte Mann beantwortete diese Frage mit einem „Ja“. Diese Antwort reichte aus, dass er von dem Rotarmisten sofort auf die Knie heruntergerissen wurde. Gleich danach zeigte der Lauf einer Pistole auf seinem Nacken. Der sowjetische Soldat zögerte keine Sekunde und drückte ab. Günter Eiserbeck, der diese Geschichte der „Welt“ im November 2008 gegenüber schilderte, hatte als kleiner siebenjähriger Junge den leblosen Körper seines Großvaters später aufgefunden. Er erinnert sich, dass er bitterlich in Tränen ausbrach und es einfach nicht begreifen konnte, warum sein Großvater grundlos erschossen wurde.

    Günters Großvater war kein Einzelschicksal an jenem 23. April 1945. Etwa 1.000 Treunbrietzener kamen nach der Besetzung der zirka 80 Kilometer südwestlich von Berlin gelegenen Kleinstadt durch Rotarmisten ums Leben. Dabei sollen die Anwohner den Befehl erhalten haben, die Stadt umgehend zu verlassen. Während des Auszuges der hiesigen Bevölkerung ist es immer wieder zu Misshandlungen und Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten gekommen. Die grauenvollste Tat spielte sich jedoch in einem nahegelegenen Wald ab, in welchen die Bürger Treuenbrietzens wie Vieh getrieben und erschossen wurden. Bei den Opfern handelte es sich um Deutsche, die den Ort nicht sofort verlassen hatten, weshalb die Rote Armee sie gleich als Partisanen einstufte.

    Das große Tabu des 20. Jahrhunderts – der Leidensweg unseres Volkes. Vertreibung, Bombenterror, Massenvergewaltigungen – in COMPACT-Geschichte „Verbrechen an Deutschen“ wird dokumentiert, was Politik und Medien uns vergessen lassen wollen. Die Artikel sind sorgfältig recherchiert, die Augenzeugenberichte herzzerreißend. Alle Angaben sind mit amtlichen Quellen belegt. Ein unverzichtbares Nachschlagewerk, zur Erinnerung für die Alten, zur Einführung für die Jungen.

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    Über den Grund des Massakers wird einiges spekuliert. Eine Version besagt, dass ein SS-Soldat beim Einrücken der Roten Armee einen sowjetischen Offizier erschossen hätte und nach einer weiteren soll der Offizier bei einer Siegesfeier durch den Schuss eines anderen getötet worden sein. Die zweite Version scheint wahrscheinlicher, denn in den Akten existiert kein Hinweis über einen getöteten russischen Offizier durch Feindeinwirkung.

    Über dieses Ereignis durfte zu Zeiten der DDR nicht gesprochen werden. Jedwede Äußerung konnte gar mit Knastaufenthalt enden, wie es einem ehemaligen NVA-Soldaten erging, der seinen Kameraden von der Bluttat erzählte. Im Stasiknast Hohenschönhausen hätte man ihn solanger bearbeitet, bis er „einsah“, dass die Zivilisten an Krankheiten verstorben seien. Allgemein hieß es in der offiziellen Geschichtsschreibung der DDR, dass die Zivilisten von den Sowjets zu deren Schutz aus Treuenbrietzen geschafft wurden, damit sie nicht in Kampfhandlungen verwickelt werden.

    Erst nach der Wende rückte das Massaker allmählich in den Mittelpunkt. Zu verdanken ist es auch der Recherche des Heimatforschers Wolfagang Ucksche. Mithilfe von Ortschronisten und Zeitzeugen, hat er verschiedene Archivalien sowie Dokumente ausgewertet und den Fall wie ein Puzzle aufgearbeitet, sodass es ein Bild ergibt. Er trug mit seiner Arbeit sogar dazu bei, dass die Staatsanwaltschaft Potsdam 2009 Ermittlungen zum Fall aufgenommen hat. Zu welchen Ergebnis sie geführt haben, ist bisher unbekannt. Es ist davon auszugehen, dass sie nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen werden. Kriegsverbrechen der Sieger werden leider zumeist nur stiefmütterlich behandelt.

     Dennoch ist es wichtig, dass den eigenen Opfern durch mutige Forscher, wie Wolfgang Ucksche, eine Stimme gegeben wird. Auch wir wollen dazu beitragen, die Verbrechen an der eigenen Zivilbevölkerung an die Oberfläche zu bringen. Ein Teil unserer Arbeit ist die Herausgabe unserer Publikation COMPACT-Geschichte Nr. 9 „Verbrechen an Deutschen. Vertreibung, Bombenterror, Massenvergewaltigungen“.

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