Spannender geht es nicht: COMPACT-Spezial Nr. 39 „Attentate des Tiefen Staates“, gerade eben erschienen, befasst sich mit komplett von der veröffentlichten Meinung verschwiegenen Hintergründen zum Buback-Mord vor 46 Jahren. Muss die RAF-Geschichte umgeschrieben werden? Hier mehr erfahren.

    War im April 1977 eine V-Frau des Verfassungsschutzes an der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback beteiligt? Die Erkenntnisse, die der Sohn des Getöteten im Laufe der Jahre teils gegen erbitterten Widerstand von Politik und Justiz zusammengetragen hat, sind erdrückend.

    Die Bluttat

    Die tödlichen Schüsse auf den höchsten Justizbeamten der Bundesrepublik waren damals am helllichten Tage in der Karlsruher Innenstadt abgefeuert worden. Ein Motorrad hatte den Buback-Dienstwagen zum Stehen gebracht, geschossen wurde von der Person auf dem Beifahrersitz. Der Generalbundesanwalt und seine zwei Fahrer starben im Kugelhagel. Es war der Beginn einer blutigen RAF-Terroroffensive.

    Zunächst schien der Buback-Mord zum üblichen RAF-Muster zu passen, und mit der Verurteilung der angeblichen Täter Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt und Knut Folkerts Anfang der 1980er Jahre galt das Verbrechen als aufgeklärt. Hinweise, dass dies nicht die ganze Wahrheit sein könnte, tauchten erst zum 30. Jahrestag des Mordes auf, als sich Peter-Jürgen Boock, ebenfalls früher Mitglied der Untergrundgruppe, im April 2007 an den Sohn des Opfers wandte und die verurteilten Todesschützen entlastete.

    Für immer gesperrt…

    Fortan bemühte sich der Buback-Sohn Michael um eine Neuaufnahme der Ermittlungen gegen das damals schon vom Bundespräsidenten begnadigte RAF-Mitglied Verena Becker, biss dabei aber auf Granit. Höhepunkt des staatlichen Schweigegebots war die Anweisung des Bundesinnenministeriums vom Januar 2008, die Verhörprotokolle der Verena Becker „für immer“ zu sperren, weil die Weitergabe der Schriftstücke „dem Wohl des Bundes oder eines Landes Nachteile bereiten“ würde.

    Worin aber könnten diese Nachteile bestehen? Michael Buback formulierte bereits im Oktober 2007 provozierend: „Uns ist klar geworden, dass Frau Becker eine dringend Tatverdächtige ist und gleichzeitig eine Informantin des Geheimdienstes.“ Eine Verschwörungstheorie? Immerhin war Michael Buback renommierter Molekularbiologe und im Jahr 2002 sogar als niedersächsischer Wissenschaftsminister nominiert worden. Ihm – als Angehörigen eines Terroropfers – konnte man kaum die Einsicht in Fahndungsunterlagen und einschlägige Gerichtsakten verweigern.

    Weil er nicht lockerließ, wurden Beweisstücke von den Strafverfolgungsbehörden tatsächlich untersucht. Im Interview mit COMPACT fasste Michael Buback seinerzeit zusammen, was er herausgefunden hatte:

    „Vier Wochen nach dem Attentat wurden Frau Becker und als weiteres RAF-Mitglied Günter Sonnenberg nach einer Schießerei mit der Polizei in Singen verhaftet. Sie hatten die Waffe bei sich, mit der in Karlsruhe die tödlichen Schüsse abgegeben wurden, sowie einen Schraubendreher genau des Typs, wie er im Werkzeug-Set des Suzuki-Tatmotorrads fehlte. Der Besitz dieses Schraubendrehers ist für mich wie ein Kainsmal, als Tatindiz fast noch stärker als der Besitz der Tatwaffe. (…) Eine Schusswaffe könnte vom eigentlichen Schützen an das Duo Sonnenberg/Becker weitergegeben worden sein, obwohl es dafür keinen Hinweis gibt. Bei einem Schraubendreher würde das keinen Sinn machen.“

    Buback weiter: „Es gibt ein Dokument des Bundeskriminalamtes, in dem steht, dass ein Haar in einem der beiden Täter-Motorradhelme identisch ist mit einem Haar aus der Haarbürste, die nach der Festnahme von Frau Becker sichergestellt wurde und in der sich ihre Haare befanden.“ Problem ist, dass dieses Haar-Gutachten nie wirklich berücksichtigt worden sei, so der Buback-Sohn. (…)“

    Im Interview mit COMPACT führt Buback darüber hinaus aus:

    „Es gibt über 20 Zeugen, die meinen, eine Frau auf dem Rücksitz des Motorrads erkannt zu haben, darunter sind alle Augenzeugen des Attentats. (…) Das Verwunderliche ist: Keinem dieser Augenzeugen wurde Frau Becker gegenübergestellt und keiner dieser Zeugen hatte die Gelegenheit, diese Beobachtung in einem der beiden damaligen Prozesse zum Karlsruher Attentat zu präsentieren.“

    Buback: „Besonders merkwürdig war der Umgang der Behörden mit dem Zeugen Georg Vogel. Er gab am Tattag zu Protokoll, dass er auf dem Sozius des Motorrads ein Mädchen erkannt habe. Die Aussage ist nicht bei den Akten. Fünf Jahre später, 1982, meldete sich ein anonymer Hinweisgeber bei der Polizei. Er benannte Vogel als möglichen Zeugen. Daraufhin wurde dieser vernommen, wobei er bestätigte, dass er Augenzeuge war und am Tattag auch ausgesagt hatte. Er war überzeugt, dass er die Frau auf dem Soziussitz wiedererkennen würde, nicht aber den Fahrer. Ihm wurden dann aber 18 Männer gegenübergestellt – und nicht Verena Becker…“

    Die zugedeckten Leichen von Generalbundesanwalt Siegfried Buback (hinten) und seinem Fahrer Wolfgang Göbel. Die genauen Umstände der am 7. April 1977 begangenen Tat liegen bis heute im Dunkeln. Foto: picture-alliance / dpa

    Es gibt weitere Spuren der Verwischung der Täterschaft von Verena Becker, die in COMPACT-Spezial „Attentate des Tiefen Staates“ herausgearbeitet werden. Dazu zählen auch Aussagen des ehemaligen Terroristen Bommi Baumann, der Verena Becker nach eigenen Angaben für die Terrorgruppe 2. Juni rekrutiert hat.

    Guillaumes Schatten

    Das neue COMPACT-Spezial geht auch der Frage nach, wer im Staatsapparat ein Interesse daran gehabt haben könnte, den RAF-Terroristen bei der Ermordung des Generalbundesanwaltes zu helfen oder eine von ihnen – Verena Becker – zumindest hinterher zu decken.

    Ein Beispiel: Die Buchautorin Regine Igel, die über die verdeckte Zusammenarbeit der NATO-Geheimarmee Gladio mit italienischen Terrorgruppen das Buch Terrorjahre. Die dunkle Seite der CIA in Italien verfasst hat, fand eine mögliche Erklärung. Buback war als Generalbundesanwalt nämlich auch mit der Anklage gegen den DDR-Spion Günter Guillaume befasst gewesen, über dessen Bekanntschaft Bundeskanzler Willy Brandt 1974 gestürzt war.

    „Buback war nun (…) während seiner Ermittlungen möglicherweise darauf gestoßen, dass die westdeutschen Geheimdienste – wie in Italien von den Amerikanern gesteuert – schon lange über die Rolle Guillaumes Bescheid wussten, jedoch zögerten, seine Doppelrolle auffliegen zu lassen, um zum richtigen Zeitpunkt die Wirkung des Rücktritts zu erzielen.“

    Den Hardlinern in Pullach und in Langley war Brandt wegen seiner Entspannungspolitik gegenüber Moskau ein Dorn im Auge. Igel informierte Michael Buback über ihren Verdacht. Der war höchst erschrocken: „Das war ein Schock. (…) Nein, es konnte und durfte einfach nicht wahr sein, dass mein Vater mit Duldung oder gar Unterstützung von Geheimdiensten ermordet worden war. Das wäre Verrat gewesen, unerträglicher Verrat.“

    Lesen Sie, staunen Sie: Weitere Details, Erkenntnisse und Vertiefungen zu diesem Stück dramatischer Zeitgeschichte in: COMPACT Spezial „Attentate des Tiefen Staates“. Hier bestellen.

    13 Kommentare

    1. Norbert Nothdurft am

      Bergeweise Leichen im Keller der BRD… Und es werden immer mehr.
      Der Gestank ist unerträglich. Allerdings wohl nicht für die Verantwortlichen. Die spielen immer auf Zeit und in der Tat: Die Masse glänzt mit fehlendem Gedächtnis.

    2. Das Wohl der Berufsdemokraten, die dieses Land als ihre Beute betrachten, ist identisch mit dem "Wohl des Bundes oder eines Landes".
      Genau wie bei der Aufarbeitung der Impfverbrechen oder des Stasi-NSU, muß deswegen das BRD-Regime erst überwunden werden, um Aufklärung zu schaffen und den BRD-Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen

    3. Otto Baerbock am

      " Ihm wurden dann aber 18 Männer gegenübergestellt – und nicht Verena Becker…“"

      Ja, gut … aber … das waren bestimmt alles Transmänner. Und die Behörden haben damals eben vermutet, daß die Täterin, um sich zu schützen, sich in einen Mann hat umwandeln lassen.

      … oder natürlich sie wollten einfach ihre V-Frau V. Becker schützen.

    4. Der Spruch "Macht aus Buback Zwieback " wurde sicher vom "tiefen Staat" verbreitet.
      Ein Bundesanwalt ist zwar auch Organ der Rechtspflege, gehört aber zur 2.Gewalt (Exekutive) nicht zur 3. Gewalt (Judikative) und ist deshalb nicht der höchste Justizbeamte sondern gar keiner.

    5. Jetzt mal kurz nen Zwischenfilm einlegt zur Rolle des VS.

      Nach dem Wahldebakel von Fancy Nancy läuft der nächste Akt, damit sie mal wieder einen positiven Eindruck vermitteln möchte. Pünktlich ein Tag später wird der letzte Haufen der Reichsbürger einkassiert, Wohnungen durchsucht, Unmengen an Waffen sicher gestellt. Rollator konnte als Terrorinstrument noch nicht ausgemacht werden. In den Bundesländern NRW, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen wurde unter medialem Feuerwerk und Großeinsatz der Ordnungswächter ein Häuflein von wenigen Kaisertreuen gefunden.

      War das jetzt alles, wenn es keine freien Reichsbürger in Freiheit mehr gibt? Oder sind die unbeteiligten Angehörigen demnächst auch dran, denn irgendwas müssen die doch gewußt haben. Übrigens einer geht noch, zumindest klang er so, aber den Namen habe ich vergessen. So‘n Schiet aber auch.

      • Marques del Puerto am

        @Satiriker,

        nu mal langsam , Graf Dracula hat die Stasi noch nicht gefasst, sonst könnte ich ja hier nicht schreiben. ;-))))
        Ausserdem wollten sie Kallus Klabautus fangen und sich angeblich Waffen in Kroatien besorgen…..

        ha, ha , ha …. welch Wahnsinn mein Wessi Kumpel, dabei kommen die Fachkräfte jeden Woche mit ca, 10 Tonnen an , geladen mit Bleizucchini , s aller Art.
        Direkt aus der Ukraine. eine AK 47 kostet auch nur neu 1000 Euronen , natürlich ohne Garantie und von deutschen Steuergeldern bezahlt. Die Ölaugen kaufen schon seit Monaten bei den Ukrainischen Bürgergeldempfängern. Hoch lede der deutsche Sozialesel …..
        JA WIEGEIL.
        Da gelobe ich mir doch Rooobääärt, der meinte das Deutschland pro Jahr zwei Millionen Einwanderer braucht. Na dann , Türen und Tore weit auf Genossen……

        Mit besten Grüssen
        Marques del Puerto

    6. Marques del Puerto am

      Nu guckt Euch doch mal die schöne GS 750 an. Die war neu 1977 , Kickstarter fehlt, Blinker rechts abgebrochen , den Tank verschandelt, mit Beulen und Kratzer , hässlichen Aufklebern, dass ganze Motorrad sieht aus wien Sche****s….
      Alleine dafür hätte die Bande schon Lebenlänglich bekommen müssen.;-))) Jeder ordentliche KFZ Sachverständiger hätte den Tätern eine 15 + aufgebrummt. Alleine der Versuch, dem Motorrad das anzutuhen steht unter Strafe !

      Das mit Buback ist natürlich auch schlimm ….

      • Habt Dank Marques und für die anderen auch, für die Einblicke in eure gelebte Vergangenheit.

        • Marques del Puerto am

          @Satiriker ,

          ja das stimmt mein alter Wessi Freund, in Wahrheit bin ich nur ein alter Ölkapitain, der mit Heinz Harald Frenzen , Norbert Haug und Ralle Schumacher schonmal einen gesoffen habe.
          Bei Gelegenheit fragt mal Axel Schulz ob er sich noch beim Promirennen 2000 daran erinnern kann, wie er mir im M 5 auf die Schuhe kotzte. Heiliger die Latschen , steckte Giorgio Armani mir damals persöhnlich noch auf die Knochen als Glücksbringer…..
          Kinda das war noch ne Tiet…..da haven wir noch NASCAR- Rennen gefahren und so richtig Sprit vernichtet bei Showrennen.
          Inzwischen bin ich ein alter Sack und komme nicht mal mehr auf die 300 mit der Hayabusa und sicher liegt es nicht am Motorrad…..

          Mit besten Grüssen
          Marques del Puerto

      • Otto Baerbock am

        "Das mit Buback ist natürlich auch schlimm …."

        Also ich find das mit dem Motorrad … schlimmer. Is aber nur meine ganz persönliche Meinung …

        • Marques del Puerto am

          @Otto Baerbock,

          ganz ehrlich Otto der Große , welche Menschen sind nur zu sowas böshaften fähig ?! ;-))))
          Alleine wenn ich die Tür vom 116 er da hinten auf der Rücksitzbank liegen sehen wird mir schlecht als Oldtimer-Liebhaber .
          Wobei ich ja da mehr alte englische Muschis bevorzuge ( ich meine damit nicht Queen Elizabeth ) sondern die Marke Jaguar.
          Meinen letzten kaufte ich im Sommer 2009, den habe ich günstig bekommen da die Frontscheibe Löcher hatte und der Fahrersitz auch….
          Ein belender ….äääh…. Belgischer Diplomat war wohl zu dem Zeitpunkt recht unbeliebt und dem wurde geholfen mit der Bleimassage durch die Frontscheibe bei Brüssel.
          Fazit, sei gut zu deinem Wagen und der Wagen ist gut zu dir …..(Jason Stathan)

          Gilt für Motorräder auch, besonders für edle Benelli Ladys…..
          Mit besten Schrauberinfos
          Marques del Puerto