Ein reiches Ehepaar sucht eher aus Jux per Anzeige einen Sklaven – und findet tatsächlich Interessenten für dieses aus der Mode gekommene Arbeitsverhältnis. Diese bissige Satire nach dem Roman SUBS von „Skandalautor“ Thor Kunkel zeigt die ARD heute Abend. Dessen aktuelles Buch „Das Wörterbuch der Lügenpresse“ können Sie bei uns bestellen.
Die Gartenarchitektin Evi Müller-Todt (Katja Riemann) und ihr Mann, der Schönheitschirurg Claus Todt (Oliver Masucci), sind auf der Suche nach einer neuen Haushaltshilfe und schalten aus einer Rotweinlaune heraus eine Anzeige, in der ein beziehungsweise eine „Sklave/in gesucht“ wird. Auf die Annonce hin werden zunächst einige kuriose Gestalten bei dem Ehepaar vorstellig, die den Anzeigentext offenbar missinterpretiert haben. Sie tauchen in Fetischklamotten bei der Villa der Todts auf und werden von diesen wieder nach Hause geschickt, da es ihnen nicht um sexuelle Abenteuer, sondern um ein echtes Arbeitsangebot geht. Dann erscheinen Bartos (Samuel Finzi) und seine Frau Lana (Lize Feryn), zwei gepflegte und gebildete Personen, die sich bereitwillig in das annoncierte Sklavenverhältnis begeben wollen. Beide Paare vereinbaren eine Probezeit, und schon bald finden die Todts Gefallen an der Sklaverei. Doch das Blatt wendet sich, als das Anwesen von einer Armada aus osteuropäischen Billiglöhnern belagert wird, die sich um den Bau eines neuen Pools kümmern wollen. Auf einmal droht die Lage zu eskalieren…
Das ist der Stoff, aus dem die Gesellschaftssatire HERRliche Zeiten (2018) von Oskar Roehler gestrickt ist. In einer Filmkritik heißt es, der sozialkritische Streifen werfe „einen Blick hinter die Kulissen einer saturierten Gesellschaft, die ihren Wohlstand auf Ausbeutung und Gier stützt“. Die ARD zeigt den Film heute Abend um 23:35 Uhr – ein leider ziemlich ungünstiger Sendeplatz für einen wirklich sehenswertes Werk.
Möglicherweise versteckt das Erste den Film im Nachtprogramm, weil der Autor der literarischen Vorlage SUBS beim Establishment in Ungnade gefallen ist. Dabei handelt es sich um Thor Kunkel, der seit seinem Roman Endstufe (2004) über geheime Porno-Produktionen im Dritten Reich das Etikett „Skandalautor“ aufgedrückt bekommen hat. Als Kulisse seiner fiktiven Geschichte wählte das Deutschland der 1940er Jahre, die Protagonisten sind Karl Fußmann, SS-Mann und Leiter der Abteilung „Insektenabwehr“ des Berliner Hygiene-Instituts, dessen dandyhafter Vorgesetzter Ferfried Graf Gessner, genannt Ferry, der Lebensborn-Gynäkologe Waldemar Pfister und der Kameramann Aurel Holsten, denen gemein ist, dass sie mit der NS-Ideologie nicht sonderlich viel am Hut haben, sondern ihre Stellungen dazu nutzen, Geschäfte zu machen. Und die sind reichlich schlüpfrig, denn die vier Kompagnons gründen eine Firma namens Sachsenwald GmbH, die als „Heimatfilme“ getarnte Hardcore-Erotikstreifen mit Prostituierten und Laiendarstellern produziert. Ihr Oeuvre verkaufen sie an einen reichen Schweden, der sie dafür mit Rohstoffen bezahlt, die sie zu Zeiten des Krieges teuer an das Regime weiterverkaufen können.
Doch dieser Literaturskandal ist nicht das Schlimmste, was Kunkels Kritiker dem Bestsellerautor vorwerfen. Inzwischen arbeitet der Literat hauptsächlich als Werbefachmann mit seiner in der Schweiz ansässigen Agentur KunkelBakker, die schon für Kunden wie BMW, Coca Cola, Levis, Ford oder Greenpeace tätig war. Großen Medienrummel gab es allerdings erst, als Kunkel im Bundestagswahlkampf 2017 die Plakatlinie der AfD gestaltete. Aus seiner Sympathie mit der Partei machte er dabei keinen Hehl. Im Interview mit COMPACT (Ausgabe 10/2017) erklärte Kunkel dazu:
Die AfD zeichnet eine positive Intention aus – nämlich bestimmten Sichtweisen und Meinungen, die in Deutschland unterdrückt werden, eine Stimme zu geben. Was ist so schlimm an einer Partei, die offen ausspricht, wer am Ende der Masseneinwanderung die Zeche zu zahlen hat und die auch konstatiert, dass der Islam sich eben nicht integriert, sondern bereits eine wahrnehmbare Gegenöffentlichkeit aufgebaut hat?
Wer Kunkels bissg-ironischen Stil kennenlernen möchte, sollte sich nicht nur heute Abend HERRliche Zeiten anschauen, sondern auch sein neues Buch lesen. Dabei handelt es sich nicht um einen Roman, sondern um eine launige Abrechnung mit den Mainstream-Medien. In seinem Wörterbuch der Lügenpresse
erklärt der Bestsellerautor anhand von rund 300 teils illustrierten Beispielen, wie Begriffsumdeutungen den gesunden Menschenverstand ausschalten sollen. Durch Sprachregelungen errichtet eine gleichgesinnte Obrigkeit aus Politikern und Journalisten immer neue moralische Denkblockaden, die eine kritische Auseinandersetzung mit den Realitäten verhindern sollen. Denn was nicht gedacht werden darf, kann auch nicht artikuliert werden.
Für sein Wörterbuch der Lügenpresse betrieb Kunkel zusammen mit seinen Mitarbeitern zwei Jahre lang ein breit gefächertes Media-Monitoring. Herausgekommen ist eine Streitschrift, die es in sich hat: Sie macht deutlich, wie eine von den staatstragenden Medien vorangetriebene Infantilisierung der deutschen Sprache stattfindet, die inzwischen groteske Ausmaße angenommen hat. Die Presseerzeugnisse strotzen vor Worthülsen, halbwahren Floskeln, wohlfeilen Mustersätzen, linguistischen Simplifizierungen, Kampfbegriffen und Argumentationsmustern, die das Denken der Menschen normieren und letztendlich ausschalten sollen. Kunkels Wörterbuch der Lügenpresse können Sie hier bestellen.