Wenn der Schlapphut zweimal klingelt: Vor der Haustür unseres Autors Michael Kumpmann standen kürzlich zwei Mitarbeiter des Verfassungsschutzes. Lesen Sie nachfolgend seinen Erfahrungsbericht. Den aktuellen Heftbeitrag unseres Autors über die „Vorboten des Posthumanismus“ (virtuelle Influencer) finden Sie in der Januar-Ausgabe von COMPACT. Hier bestellen

    Zu meiner Zeit bei der Zeitschrift Eigentümlich Frei habe ich Texte über so umstrittene Charaktere wie Shoko Asahara, den Unabomber Ted Kaczynski, Baron Roman von Ungern-Sternberg, Aleister Crowley, Julius Evola oder Gabriele d’Annunzio verfasst.

    Ich habe den Enkel von Augusto Pinochet interviewt, mich kritisch zur Demokratie geäußert und für die Wiedereinführung der Monarchie plädiert. Das alles hat weder irgendwelche Behörden noch Organisationen wie die Amadeu-Antonio-Stiftung auf den Plan gerufen.

    Doch kaum schreibe ich für COMPACT über Animes, Science-Fiction-Literatur, japanische Jugendkulturen, Ufo-Theorien und norwegische Folk-Bands, steht bei mir die „Stasi“ auf der Matte. Offenbar bin ich nun „Gangsta“ genug, um mal mit dem sogenannten Verfassungsschutz (ob Bundesamt oder Landesamt weiß ich nicht mehr so genau; ist sowieso alles eine Suppe) Bekanntschaft zu machen. Zwei Mitarbeiter des Schnüffeldienstes standen am Mittwoch, den 8. Dezember, vor meiner Tür.

    Kampfszene aus der Anime-Serie (2013–2021) „Attack on Titan“ von Tetsuro Araki. Unter anderem darüber schrieb unser Autor für COMPACT. Foto: Promo

    Genau zwei Tage später war über die Medien zu erfahren, dass der Inlandsgeheimdienst das COMPACT-Magazin nun als „gesichert extremistisch“ einstuft. Meines Erachtens ein schlechter Witz. Extremismus sieht für mich anders aus. Und auch von „völkisch-nationalistischem“ (gemeint ist wohl: biologistisch-rassistischem) Gedankengut habe ich während der knapp drei Jahre, in denen ich für das Magazin tätig bin, nichts bemerkt. Auch das allzu platte Islam-Bashing, das man von liberalkonservativen Kreisen gewohnt ist, gibt’s bei COMPACT nicht.

    Unerwarteter Besuch

    Der Verfassungsschutz hat offenbar Probleme mit der politischen Einordnung seiner Zielobjekte – davon konnte ich mich selbst überzeugen. Ich staunte jedenfalls nicht schlecht, als die beiden Männer – ein großer, breiterer Typ mit Bart und Mütze und ein langer, dünner Typ, den manche wohl „Lauch“ oder „langer Lulatsch“ nennen würden – auf einmal vor meiner Tür standen.

    Noch überraschter war ich, dass sie sich zunächst gar nicht für meine Artikel interessierten, sondern für ein Praktikum, das ich vor Jahren bei der Firma Mednet absolviert habe. Dabei handelt es sich um einen IT-Dienstleister aus Köln, der für die Datenverarbeitung der Limbach-Labore zuständig ist. Dort wird heutzutage unter anderem viel mit PCR-Tests hantiert.

    Nun war ich natürlich neugierig, was die beiden Schlapphüte, die nicht unbedingt so aussahen, wie man sich Geheimagenten vorstellt. überhaupt von mir wollten. Als erstes wollten sie wissen, wie ich zu Corona und den Maßnahmen stehe – das zog sich quasi wie ein roter Faden durch das gesamte Gespräch. Fragt sich nur, wieso sich ein Geheimdienst so brennend dafür interessiert.

    Irgendwann ging es dann aber doch mal um meine journalistische Tätigkeit für COMPACT. Was mir auffiel: Die Herren waren nicht sonderlich gut informiert. Jedenfalls taten sie so, denn ich musste sie erst einmal aufklären, worüber ich überhaupt bei COMPACT schreibe.

    Da mich tagespolitische Themen nicht sonderlich interessieren, bin ich gewissermaßen für das Feuilleton gebucht. Und da habe ich schon über alle möglichen Dinge und Autoren geschrieben – quer durch das gesamte Spektrum, von „rechts“ bis „links“. Ich selber beurteile Menschen übrigens nicht nach dem Etikett, das sie aufgeklebt bekommen, sondern nach ihren Ideen und Taten.

    Horch & Guck, teile & herrsche

    Ich gebe zu: Politischer Aktivismus ist nicht mein Ding. Lieber beschäftige ich mich mit Religion und Kulturphänomenen. Etwa mit Juan Posadas, einem kommunistischen Ufologen aus Argentinien. Oder mit Science-Fiction-Autoren wie Frank Herbert, Philip K. Dick und Robert A. Heinlein. Oder mit Konrad Zuse und seiner Vorstellung vom Universum als Computersimulation. Beim Geheimdienst kann man damit offenbar nicht viel anfangen…

    Die beiden Verfassungsschutz-Mitarbeiter wollten von mir lieber irgendwelche Namen hören: Wer noch so für COMPACT schreibt oder arbeitet – und vor allem, wer meine Texte redigiert. Tja, da musste ich die ungebetenen Besucher leider enttäuschen: Als externer Autor habe ich natürlich keine Einblicke in interne Prozesse. Außerdem habe ich durch mein Asperger-Syndrom Probleme, mir Namen zu merken.

    Wer mit wem, wo, wieso und warum. Der Verfassungsschutz kombiniert messerscharf. Foto: New Africa | Shutterstock.com

    Da half es auch nichts, dass die beiden Männer – nun offenbar doch in Kenntnis über meine Arbeit – versuchten, sich bei mir einzuschmeicheln: „Ihre Texte sind ja ziemlich intelligent und intellektuell. Wer ist denn überhaupt in der Lage, die zu verstehen, zu lektorieren und zu redigieren? Können Sie uns ein Beispiel nennen?“

    Ich konnte ihre Neugier leider nicht befriedigen. Sie ließen aber nicht locker und wollten wissen, ob ich persönlichen Kontakt zu COMPACT-Mitarbeitern habe, wie oft das so der Fall sei und wann ich welche Rückmeldungen von der Redaktion erhalte. Sie erkundigten sich danach, wie ich auf Themen komme, wie ich recherchiere, wie viel man an meinen Texten ändere und so weiter und so fort.

    Kontaktschuld-Argumentation

    Irgendwann fragten sie mich gezielt nach einer Personalie – und zwar nach einem Redakteur, mit dem ich auch auf Facebook befreundet bin. Dazu hielt man mir ein aus dem Internet ausgedrucktes Foto hin (das in meinen Augen allerdings kaum Ähnlichkeit mit der Person hatte, über die sie mich ausfragten).

    Nun konnte ich kaum bestreiten, dass mir der betreffende Redakteur bekannt sei – denn schließlich kannten die beiden Herren ja offenbare meine Facebook-Connections. Dann erzählten sie mir, dass dieser COMPACT-Mitarbeiter angeblich intensive Kontakte ins „rechtsextreme“ Spektrum pflege. Ob ich denn das nicht wisse? Wie ich mich denn mit so jemandem abgeben könne?

    Seltsamerweise habe ich diesen Redakteur, den mir die Verfassungsschutzleute als „Obernazi“ unterjubeln wollte, nie als einen solchen kennengelernt. Im Gegenteil: Rassismus und Antisemitismus sind ihm genauso fremd wie Sozialismus und autoritäre oder gar totalitäre Anwandlungen. Ich würde ihn eher als Libertären bezeichnen. Die Argumentation der beiden Geheimdienstler war typisches Guilt-by-Association-Gerede. „Kontaktschuld“ sagt man dazu neuerdings. So viel zu der Qualität politischer Zuschreibungen beim Verfassungsschutz.

    Am Ende des Gesprächs empfahlen mir die beiden Herren, lieber nicht mehr für COMPACT zu schreiben. Ich würde doch eigentlich gar nicht „dazu passen“. Da muss ich sie enttäuschen: Meine Beiträge wird man auch weiterhin jeden Monat in COMPACT lesen können.

    Außerdem bat man mich, mit niemandem über die Kontaktaufnahme seitens des Verfassungsschutzes zu sprechen. Ist gebongt: Ich spreche nicht darüber – ich schreibe darüber! Und da ich davon ausgehe, dass dieser Text der betreffenden Behörde zeitnah zur Kenntnis gelangt, noch ein Hinweis in eigener Sache: Von weiteren Belästigungen möge man bitte Abstand nehmen.

    Virtuelle Influencer sind der neueste Schrei in den sozialen Medien – und die digitale Avantgarde der Globalisten, die ihr Schreckensregime auf den Trümmern der analogen Welt errichten wollen. Machen Sie sich selbst ein Bild von unserem Autor Michael Kumpmann. Seinen aktuellen Artikel über die „Vorboten des Posthumanismus“ finden Sie in der Januar-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema „Impf-Diktatur – Boostern bis zum Tod“. Hier bestellen.

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