COMPACT-Reporter Paul Klemm hat am vergangenen Wochenende ein großes Exklusiv-Interview mit Martin Sellner in Chemnitz geführt. Dabei ging es auch um die Reaktion der AfD auf den vermeintlichen Skandal von Potsdam. Was Sellner dort genau gesagt hat, können Sie jetzt wortwörtlich in der neuen COMPACT-Edition Edition „Sellner: Geheimplan – Was ich wirklich will“ nachlesen. Hier mehr erfahren.

    Den ersten Teil des Interviews finden Sie hier.

    Wie betrachtest du diese Massenproteste gegen die AfD? Man muss schon sagen, dass sie stark waren und viele Menschen auf die Straße gebracht haben. Vorher dachte man ja eigentlich, dass es eine Art Stimmungsumschwung im Land gegeben hat. Offenbar doch nicht.

    Das würde ich nicht unterschreiben. Es waren 1,2 Millionen Menschen auf der Straße, und das ist nicht zu vernachlässigen. Allerdings ist anzumerken, dass diese Menschen von allen Institutionen, von der Bundesliga bis hin zu den Bischöfen, dazu aufgerufen wurden, an dieser Demonstration teilzunehmen. Es war tatsächlich eine massenhaft inszenierte Staatsdemo. Vor allem ist zu beachten, dass kein einziger der Anti-Rechts-Demonstranten etwas zu befürchten hatte – im Gegenteil: Wer nicht hinging, hätte als Außenseiter angesehen werden können, sei es in der Schulklasse oder am Arbeitsplatz.

    Das bedeutet, dass die Teilnahme eine Art Pflichtübung war, die von den Mächtigen und Eliten gewünscht wurde. Ähnlich wie bei den staatlich organisierten Veranstaltungen in der DDR am Tag der Republik oder in Nordkorea wurden die Menschen hier aufgerufen, zu kommen. Es ist eher bezeichnend, dass trotz des enormen Aufwands relativ wenige Menschen diesem Demonstrationsaufruf gefolgt sind, alles darunter wäre für die Organisatoren wohl blamabel gewesen.

    Im Gegensatz dazu waren Bauern- und Corona-Demonstranten nicht erwünscht und mussten tatsächlich mit großen Repressionen und Rückschlägen rechnen. Metapolitisch betrachtet und vom Idealismusfaktor her ist ein patriotischer Demonstrant, der mit dem Traktor auf die Straße fährt, Tausende dieser Gratis-Personen wert.

    Daher würde ich diese Demos nicht als ein Zeichen einer starken Ideologie werten, sondern eher als ein Zeichen von Schwäche. Es ist vergleichbar mit einem Gorilla, der sich wild auf die Brust trommelt, um zu zeigen, wie stark er ist. Ein System, das solche Aufmärsche inszeniert, ist kein starkes. Das zeigt uns vor allem das Beispiel der DDR, die bis zum Schluss immer nervöser und häufiger Massenaufmärsche und Massenkundgebungen inszenierte, um ihre verlorene Autorität wiederherzustellen. Daher sollten wir diese Massendemos eher als ein Zeichen von Schwäche betrachten.

    Du hast Faesers Kampf gegen Rechts erwähnt, also die immer heftiger werdenden Maßnahmen. Womit rechnest du als nächstes? Hältst du ein Verbot der Identitären Bewegung (IB) für möglich?

    Ich halte Verbote durchaus für möglich. Ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen oder es verschreien, wie man in Österreich sagt, aber wenn man sich anschaut, wie stark Faeser bereits Gruppen verboten hat – Monat für Monat, einige davon völlig irrelevant –, dann muss man leider damit rechnen. Es kostet sie vor allem nur einen Federstrich, einen Verein zu verbieten. Man wird auch sehen, wie stark sie wieder versuchen wird, die Gegenöffentlichkeit zu zensieren.

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    Wir sollten mit dem Schlimmsten rechnen. Es könnte sein, dass Telegram abgeschaltet wird. Aber all das wird nichts am Widerstand ändern. Denn der Widerstand hat materielle Gründe: Die Energiekosten sind hoch, die Inflation ist hoch, die Straßen sind nicht mehr sicher, die Menschen haben wirklich reale Probleme. Indem man den Menschen verbietet, auf die Straßen zu gehen, indem man ihre Medien, die darüber berichten, verbietet und zensiert, indem man die Telegram-Gruppen sperrt, kann man die wahre Quelle des Widerstands nicht versiegen lassen. Ich glaube also, ihre Taktik ist: „Erschieße den Boten“ – aber das ändert nichts an der Botschaft. Es kann also Rückschläge geben, aber irgendwann findet diese Widerstandskraft ihren Weg und bricht sich Bahn.

    Das Einzige, was das System bisher hatte, waren Brot und Spiele, und das geht ihnen langsam aus. Was ihnen bleibt, ist Angst und Zensur. Die Geschichte lehrt uns, dass das keine stabile und dauerhafte Herrschaftsgrundlage ist.

    Das wäre jetzt die Bedrohung von außen. Man muss natürlich sagen, dass dieses Treffen innerhalb der AfD einiges durcheinander gerüttelt hat. Nun schießt ein Teil der AfD gegen die Junge Alternative, betrachtet sie als zu rechts und distanziert sich von ihr. Alice Weidel hat auch den Referenten rausgeworfen, der bei dem Treffen dabei gewesen ist. Wie bewertest du das Verhalten der AfD?

    Die AfD ist insgesamt doch erfreulich wie auch erstaunlich stabil geblieben, muss ich sagen. Der angesprochene Rauswurf von Hartwig war auf jeden Fall ein Makel an einer ansonsten relativ guten Reaktion. Warum sage ich das, woran bemesse ich das? Der Begriff Remigration wurde gehalten, die AfD interpretiert diesen, wie sie will, sie hat das Recht dazu, aber sie hat sich nicht vom Begriff distanziert.

    Es gab keine wüsten Distanzierungsorgien gegenüber der IB, nicht einmal gegenüber meiner Person, sondern man hat geschlossen, auch mit dem gesamten patriotischen Vorfeld, vor allem Correctiv und diese Lüge angegriffen und demontiert. Das war ein großer kommunikativer Erfolg.

    Aber jetzt sind diejenigen, die wahrscheinlich auch in dieser Attacke eine Chance sehen, die Erben Meuthens, Luckes und Co., wieder am Start und versuchen, jetzt auch in NRW zum Beispiel, sich selbst zum Brückenkopf des Systems in der AfD zu machen. Wenn Herr Vincentz zum Beispiel dazu aufruft, dass man ihn unterstützen soll als Gegengewicht zu Höcke, ja vielleicht sogar in den Raum stellt, dass es besser wäre, wenn Höcke keinen Erfolg hat, weil er sonst diesen Flügel der AfD stärken kann, dann ist das bereits leider eine Vorstufe zu einem rechten Bürgerkrieg.

    Ich hoffe, dass die AfD – vor allem die AfD-Basis – stark genug ist, so wie in den letzten Jahren. Es braucht keine zweite FDP, Werteunion, CSU, das gibt es alles schon. Die AfD muss stabil bleiben und sie muss erkennen, dass Appeasement nicht funktioniert. Frau Faeser will nicht nur eine Scheibe, sie will die gesamte Salami und schneidet sie Scheibe für Scheibe ab.

    Ich zitiere gerne Churchill: „Appeasement“ – in unserem Fall Distanzierung – „ist wie ein Krokodil zu füttern in der Hoffnung, dass es einen selbst als Letztes frisst“. Frau Faeser will das gesamte patriotische Lager vertilgen, insofern entwickeln diese Strategien den Abgrund. Ich glaube aber, dass das patriotische Lager, die Gegenöffentlichkeit, die Bewegung und die Basis der Partei stark genug sind, um solche Abwege sofort abzudrehen, wo sie auftreten.

    Den dritten Teil dieses Interviews lesen Sie morgen.

    Martin Sellner im O-Ton: In der neuen COMPACT-Edition Edition „Sellner: Geheimplan – Was ich wirklich will“ finden Sie Sellners Potsdamer Vortrag im Wortlaut (mit den Abbildungen aus seiner Powerpoint-Präsentation). Außerdem: „Die Protokolle der Weisen von Potsdam – Geschichte einer infamen Kampagne“, „Regime Change von Rechts“ und vieles mehr. Eine ideale Ergänzung: „Remigration“ – Sellners neues Skandal-Buch! Alle Titel finden Sie hier.

    7 Kommentare

    1. Stabil bleiben ? Wer ? die AfD ? Zunächst wäre es mal notwendig , die Spreu vom Weizen zu sondern, statt nach Wählerstimmen und Parlamentssitzen zu schielen.. Mit Leuten, die Deutschlands "Befreiung" durch die Russen ersehnen, den Kapitalismus verehren, Fascismus verunglimpfen und direkte Basisdemokratie propagieren, kann und darf es keine Gemeinsamkeiten geben. Wenn aus der "A"fD 3 -4 Parteien entstünden, kann vielleicht was werden, aber so wie jetzt nicht.

    2. Wüterich Käsewetter am

      Die AfD wird stabil bleiben und auch weiterhin die subversiven Kräfte einfach ausschwitzen.

      Sollte der Altparteien-Staat aber auf die Idee kommen und die AfD verbieten (lassen wollen), dann gibt es nach meiner festen Überzeugung einen brutalen Bürgerkrieg. Über ein Verbot der einzig verbliebenen Oppositionspartei sollten die verkommene Kräfte des ökoextremistischen Altparteien-Staat deshalb besser nicht einmal mehr laut "nachdenken".

      • Der deutsche Michel wird auch bei einem AfD Verbot (darauf läuft nämlich alles hinaus) stillhalten. Entweder ändert sich 2024 etwas oder, wie ich glaube, wird alles dafür getan, die AfD zu verhindern, Stichwort BSW. Dann bleibt einem nur das Leben in einem unfreien und unsicheren Deutschland oder die Auswanderung. Ich bevorzuge letzteres.

    3. Vincentz ist vorzeigbar, im Gegensatz zu Leuten wie Tillschneider und einigen anderen Vertretern der JA oder Leuten wie Kubitschek, Kositza, Mandic etc.

      • jeder hasst die Antifa am

        Die werden aber auch wie alle anderen als Nazis verfolgt,Faeser macht da keine Unterschied,je gefährlicher für das System um so wilder werden sie verfolgt das passiert auch mit Weicheiern wie Vincent.

    4. "Wenn Herr Vincentz zum Beispiel dazu aufruft, dass man ihn unterstützen soll als Gegengewicht zu Höcke, ja vielleicht sogar in den Raum stellt, dass es besser wäre, wenn Höcke keinen Erfolg hat, weil er sonst diesen Flügel der AfD stärken kann, dann ist das bereits leider eine Vorstufe zu einem rechten Bürgerkrieg."

      So ist das leider, Martin hat damit vollkommen recht. Vincentz hatte sich schon während der Plandemie als besonders eifriger, klugscheißerischer Redner hervorgetan und belieferte die Argumentation des Regimes, indem er dessen Begrifflichkeit aufgriff. So plapperte der große Doktor von Inzidenzwerten, wo doch alle Welt bereits wußte, daß sie ein Schwindel waren. Man muß den Mann im Auge behalten und rechtzeitig ausbremsen, sollte er sich der Partei als Meuthen02 andienen wollen.

      • jeder hasst die Antifa am

        Wenn Vincent Höcke nicht will, dann soll er zu Meuthen gehen,noch ein Spalter mehr raus aus der AfD,solche Umfragewerte wie Höcke wird der nie im Leben erreichen.