Russlands Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, die Archive seines Landes zum Zweiten Weltkrieg einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu soll ein Zentrum in Moskau eröffnet sowie eine entsprechende Website ins Netz gestellt werden. Erklärtes Ziel des Kremlchefs ist es, „Geschichtsfälschung“ entgegenzuwirken.

    In ungewohnt rauem Ton hat der russische Präsident sein Vorhaben am vergangenen Samstag, dem Jahrestag des Durchbruchs der Blockade Leningrads im Zweiten Weltkrieg, in St. Petersburg dargelegt. Bei einem Treffen mit Veteranen erklärte Putin laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Tass:

    Wir werden jenen das Maul stopfen, die versuchen, die Geschichte umzuschreiben (…) und die Rolle unserer Väter und Großväter zu schmälern, unserer Helden, die starben, um ihre Heimat und praktisch die ganze Welt vor der braunen Pest zu schützen.

    Das Portal Sputnik zitierte den russischen Staatschef mit den Worten: „Wir werden das Schandmaul einiger Funktionäre im Ausland schließen, die es für momentane politische Ziele öffnen. Wir werden es mit wahren fundamentalen Informationen schließen.“

    Zugleich würdigte Putin in seiner Rede den Staat Israel. Dessen Existenz erinnere die Welt immerwährend an den Holocaust. Der Kremlchef wird in dieser Woche in Israel zu Gast sein, wo er unter anderem die Gedenkstätte Yad Vashem, die an den Massenmord an den Juden Europas erinnert, besuchen wird. Dort soll er auch eine Rede halten.

    Darüber hinaus wird Putin in Israel an der Einweihung eines Denkmals für die Opfer der Belagerung Leningrads teilnehmen. „Ich bin der Regierung Israels und allen Initiatoren dieser Veranstaltung sehr dankbar. Das ist eine gute Veranstaltung. Sie erinnert sowohl an die Opfer des Zweiten Weltkriegs als auch an diejenigen, die einen entscheidenden Beitrag zur Vernichtung der Nazis leisteten“, so Putin in St. Petersburg, der zudem daran erinnerte, dass eine erhebliche Zahl der Holocaust-Opfer Juden aus der Sowjetunion gewesen seien. Russland werde nicht zulassen, dass man diese vergesse, erklärte der Kremlchef.

    Die drastische Wortwahl Putins führen Beobachter unter anderem auf eine Resolution des polnischen Sejm vom 9. Januar zurück. Laut dieser Erklärung des Parlaments in Warschau wird die Sowjetunion zusammen mit dem Deutschen Reich für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verantwortlich gemacht. Die „totalitären Mächte“ hätten der Resolution zufolge nach dem Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 die Staaten Mittel- und Osteuropas unterjocht. Polen zähle zu den „ersten Opfern“ der beiden Diktatoren.

    Putin hatte zuvor Polen eine Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gegeben. Am 19. Dezember 2019 sagte er bei einer Pressekonferenz in Moskau, die sowjetischen Truppen seien erst in Polen einmarschiert, nachdem die Warschauer Regierung „die Kontrolle über ihre Streitkräfte und über die Geschehnisse auf dem Territorium des Landes” verloren hätte. Den damaligen polnischen Botschafter in Berlin, Josef Lipski, bezeichnete Putin in diesem Zusammenhang als einen „Lumpen und ein antisemitisches Schwein“, der sich mit Hitler solidarisiert und diesem versprochen habe, ein Denkmal zu seinen Ehren in Warschau zu errichten.

    Warum sowohl die polnische als auch die russische Sicht auf den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unvollständig ist, legt Gerd Schultze-Rhonhof in COMPACT-Geschichte Nr. 4 „Der Krieg, der viele Väter hatte“ dar. Die aufwendig illustrierte und mit zahlreichen Grafiken und historischen Karten versehene Ausgabe zeichnet Europas Weg in die Katastrophe akribisch und wahrheitsgetreu nach. Zur Bestellung HIER oder auf das Bild oben klicken. 

    So nachvollziehbar Putins Bestreben, die Vergangenheit des eigenen Landes in einem möglichst guten Licht darzustellen, aus russischer Sicht sein mag, so muss aus deutscher Sicht mit Nachdruck darauf hingewiesen werden, dass die Sowjetunion keineswegs so „friedliebend“ war, wie sie in der kommunistischen Propaganda dargestellt wurde. Vielmehr hat die Rote Armee schwerste Verbrechen auf sich geladen, nicht nur in den mittel- und osteuropäischen Staaten, sondern auch an der deutschen Zivilbevölkerung.

    Unter dem Einmarsch der Roten Armee hatten vor allem viele Frauen zu leiden, die – aufgewiegelt von einem Hetzer wie Ilja Ehrenburg – massenhaft geschändet, vergewaltigt und ermordet wurden. Sogar vor den Schwächsten der Schwachen machte die Soldateska nicht Halt. Davon zeugt der Beitrag „Kinder, Kranke, Tote“ in COMPACT-Geschichte Nr. 8 „Verbrechen an Deutschen – Vertreibung, Bombenterror, Massenvergewaltigungen“. Nachfolgend Auszüge aus dem Text:

    Den Vergewaltigungsexzessen der Roten Armee fielen nicht nur erwachsene Frauen, sondern auch abertausende minderjährige, zum Teil noch im Kindesalter befindliche Mädchen zum Opfer. Über derlei besonders grauenhafte Untaten schreibt Hans Peter Duerr in Obszönität und Gewalt und zitiert einen Sowjethauptmann, der nach Kriegsende mit seinen Verbrechen prahlte: «Ich habe die ganze Zeit gefickt. Ich habe alte Frauen gefickt und junge, (…) kleine Mädchen vor den Augen ihrer Mütter (…).»

    In seinem Buch Tod und Gewalt: die Vertreibung als völkerrechtliches, politisches, ethisches, soziales und geschichtliches Problem (1989) notiert der Pädagoge und Zeitgeschichtler Werner Trautmann: «Es wird berichtet von 25 bis 45 Vergewaltigungen einer einzigen Frau hintereinander; der Bestialität waren neunjährige Kinder ebenso ausgesetzt wie Greisinnen über 80. In Lauenburg/Pommern gingen deshalb in einer einzigen Nacht 600 Frauen freiwillig in den Tod. (…) Vergewaltigt wurden auch Minderjährige, Schwangere, Insassen von Altersheimen und Klosterschwestern.»

    Die Historikerin Ingrid Schmidt-Harzbach schreibt in dem von Helke Sander und Barbara Johr herausgegebenen Buch BeFreier und Befreite : «Berichtet wird, dass sowjetische Soldaten in der Berliner Frauenklinik in der Pulsstraße Wöchnerinnen vergewaltigten.» Bei Antony Beevor liest man über die Erstürmung des Hauses Dahlem (Berliner Geburtsklinik und Waisenhaus) durch Rotarmisten: «Für die Insassen gab es kein Entrinnen. Nonnen, junge Mädchen, alte Frauen, Schwangere – sie alle wurden gnadenlos vergewaltigt.» (…)

    Besonders schauderhaft sind Berichte über Schändungen von Schwerkranken und sogar Toten. Der Arzt Hans Graf von Lehndorff notiert in seinem Ostpreußischen Tagebuch (1961), wie Sowjetsoldaten 1945 in einem Königsberger Krankenhaus über seine Patienten herfielen: «Es stört sie gar nicht, dass sie halbe Leichen vor sich haben. Achtzigjährige Frauen sind vor ihnen ebenso wenig sicher wie bewusstlose. Eine kopfverletzte Patientin wurde unzählige Male vergewaltigt, ohne etwas davon zu wissen.» Duerr schreibt: «Viele Augenzeugen bestätigen, dass häufig die Rotarmisten einer nach dem anderen die Frauenleichen koitierten.» Auch der Historiker Joachim Hoffmann schildert Derartiges: «Immer wieder wird von sadistischen Sexualmorden berichtet und manchmal sogar von der Schändung zuvor schon Ermordeter.»

    Dem Band IV der in den 1950er Jahren unter Federführung des Historikers Theodor Schieder von der Bundesregierung herausgegebenen Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa ist der Bericht eines katholischen Priesters zu entnehmen, der Geschehnisse im oberschlesischen Neiße beim Einrücken der Roten Armee am 24. März 1945 bezeugte. Er sagte: «Selbst achtjährige Kinder waren immer wieder der gemeinen Gewalt preisgegeben. Mütter vor ihren Kindern, Mädchen vor ihren Brüdern, Ordensschwestern vor halb erwachsenen Jungen wurden bis in den Tod und noch als Leichen missbraucht.» (…)

    An solchen Untaten verzweifelten oftmals auch jene, die mit den Sowjets sympathisierten. Trautmann zitiert einen Augenzeugenbericht des Frontbeauftragten Günther H. Zahn vom prokommunistischen Nationalkomitee Freies Deutschland: «In Schiedlow, südwestlich Oppeln, sah ich einmal zwanzig Rotarmisten vor der Leiche einer zu Tode geschändeten, sicherlich über 60 Jahre alten Frau Schlange stehen. Sie johlten und schrien und warteten darauf, ihre viehischen Gelüste an dem bereits leblosen Körper zu befriedigen.»

    Heinrich Graf von Einsiedel, Vizepräsident jenes auf Veranlassung Stalins gebildeten Nationalkomitees, das aus Wehrmachtsangehörigen bestand, die in Gefangenschaft übergelaufen waren, berichtete seinen Kameraden nach Rückkehr von einem Frontbesuch in Ostpreußen Anfang 1945: «Die Russen sind verrückt nach Wodka und Schnaps aller Art. Sie vergewaltigen Frauen, besaufen sich bis zur Bewusstlosigkeit und stecken Häuser in Brand.» In seinem Tagebuch notierte der Graf, der von 1994 bis 1998 für die PDS im Deutschen Bundestag saß: «In den letzten Tagen, seitdem ich wieder beim Frontstab bin, sind nach und nach alle unsere Helfer bei den Divisionen in Ostpreußen hier eingetroffen. Sie haben den Untergang von Ostpreußen miterlebt – den Hunnensturm. Sie sahen die russische Soldateska Städte und Dörfer niederbrennen. Sie sahen sie Gefangene und Zivilisten erschießen, Frauen vergewaltigen und Lazarette mit dem Kolben in ein Totenhaus verwandeln. Sie sahen sie Spritballone und Parfümflaschen aussaufen, plündern, zerstören, sengen und brennen. (…) Sie haben eine Vernichtungsorgie erlebt, wie sie noch kein zivilisierter Landstrich über sich hat ergehen lassen müssen. Nur wenige können die Tränen zurückhalten, wenn sie hiervon erzählen.»

    Unsere Sonderausgabe COMPACT-Geschichte Nr. 8 „Verbrechen an Deutschen“ stellt den Leidensweg des deutschen Volkes vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg in den Mittelpunkt. Wir erinnern an die Opfer des alliierten Bombenterrors und der Vertreibung ebenso wie an die Toten der Rheinwiesenlager und die von der Roten Armee geschändeten und ermordeten Frauen. Die akribisch recherchierte und umfassende Dokumentation können Sie HIER oder durch einen Klick auf das Bild oben bestellen.

    Wir laden Sie auch herzlich zu unserer Geschichtskonferenz „Verbrechen an Deutschen“ zum 75. Jahrestag des Kriegsendes am 9. Mai in Brandenburg/Havel ein. Hochkarätige Referenten erwarten Sie: Neben dem Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann werden der bekannte Völkerrechtler Prof. Alfred de Zayas, der Politikwissenschaftler Prof. Konrad Löw, der Bestsellerautor Thorsten Schulte und COMPACT-Chefredakteur Jürgen Elsässer sprechen. Hier können Sie sich anmelden.

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