Es war der Ibiza-Skandal, der Sebastian Kurz am Ende zu Fall brachte. Erst im Zuge dieser Affäre gab es die Hausdurchsuchung bei dem früheren österreichischen Finanz-Staatssekretär Thomas Schmid, dessen Handy-Chats mit Kurz schließlich auch zu dessen Rücktritt führten. Es folgen Auszüge aus dem Artikel „Schiffbruch vor Ibiza – Verschwörung gegen die FPÖ“ von Alexander Schleyer aus COMPACT 10/2019.

    Nicht umsonst besagt ein Schmäh, der Österreicher sei der gescheiterte Versuch, aus einem Italiener einen Deutschen zu machen. Die Alpenrepublik konnte bisher mit Fug und Recht als Operettenstaat bezeichnet werden: Eine Demokratie, die sich selbst nicht erträgt, die sich zurücksehnt nach der tänzelnden Sissi-Gesellschaft, die sich fast 200 Generalsränge in opulenter Uniform leistet und selbst dem Briefträger noch einen Titel verleiht.

    Ein Staat, der durch und durch aristokratisch ist: Was früher Sissi und Franz waren, sind heute ÖVP und SPÖ. Die beiden Volksparteien haben durch das Proporzsystem den Staat seit über 75 Jahren unter sich aufgeteilt. Kein Richter wird berufen, ohne eines der beiden Parteibücher und entsprechend einflussreiche Freunde in seinen Zirkeln zu haben, kein Professor und auch kein leitender Beamter. Qualifikationen spielen dabei meist nur eine sekundäre Rolle.

    Herbert Kickl im Visier

    Doch das Blatt wendete sich, als die FPÖ 2017 Regierungsverantwortung übernehmen durfte. Besonders Innenminister Herbert Kickl glänzte durch rationale Entscheidungen und die kompromisslose Einhaltung seiner Versprechen. Seien es Ausländerrückführung, innere Sicherheit oder Grenzschutz: Kickl rüstete auf und zog damit nicht nur den zu erwartenden Groll der parlamentarisch bedeutungslos gewordenen Linken auf sich, sondern auch den der schwarzen Seilschaften – und den der globalistischen Eliten und selbsterklärten Ritter pseudokatholischer Geheimorden, in denen sich ÖVP-Eliten nur so tummeln: Kickl musste weg.

    Dazu diente das Ibiza-Video, obwohl er darin gar nicht vorkommt. Die Hauptrolle in dem sechsminütigen Auszug, der zum Bruch von Schwarz-Blau führte, spielte vielmehr der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Er und sein Begleiter Johannes Gudenus mussten als erste von allen Ämtern zurücktreten, doch ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz duldete auch Kickl nicht weiter im Kabinett. Das war das Ende der gemeinsamen Regierung.

    Er war das eigentliche Ziel der Ibiza-Affäre: Der heutige FPÖ-Chef und frühere Innemminister Herbert Kickl. Foto: picture alliance / ALEX HALADA / picturedesk.com

    Schuss nach hinten

    Dann geschah das Unerwartete: Bei den EU-Wahlen, nur zwei Wochen nach dem Ibiza-Schock, hielt sich die FPÖ mit 17,2 Prozent (Nationalratswahlen 2017: 26,0 Prozent) besser als von vielen erwartet. Strache selbst zog mit den Vorzugsstimmen der Wähler an den besser platzierten Listenkandidaten vorbei und sicherte sich damit ein Mandat in Straßburg – auf das er der Partei zuliebe aber verzichtete. Über den Sommer stiegen die Freiheitlichen bei den Demoskopen sogar wieder über 20 Prozent – und in Umfragen blieb die Neuauflage von Schwarz-Blau gegenüber anderen Regierungskoalitionen unangefochten auf dem ersten Platz.

    Mitte August, gut einen Monat vor der fälligen Neuwahl in der Alpenrepublik, erschien das Buch der Süddeutschen -Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer. In Die Ibiza-Affäre wollten sie dem immer noch frechen FPÖ-Mann den Fangschuss geben: „Jetzt, nachdem wir alles gesehen haben, sind wir uns sicher, dass Strache tatsächlich eine Gefahr für die Demokratie ist.“ Mit „alles“ meinen die Autoren das gesamte Videomaterial von der Baleareninsel, insgesamt mehr als 20 Stunden – denn das hatten sie, zusammen mit Kollegen vom Spiegel und vom Wiener Falter, als einzige sichten können.

    „Rehabilitierende Richtigstellung“

    Doch was als publizistische Erledigung des früheren FPÖ-Chefs gedacht war, erwies sich als Rohrkrepierer. Strache äußerte sich gleich nach Erscheinen des Pamphlets geradezu entzückt und sprach von einer „rehabilitierenden Richtigstellung“: „Das Buch stellt zutreffend dar, dass ich mich weder an dem Abend auf Ibiza noch davor oder danach auf einen ‚Deal‛ eingelassen habe, also keine Handlungen oder Leistungen zugesagt und keine Gegenleistungen gefordert habe.“ Außerdem begrüßte Strache, dass die Autoren nach Sichtung der kompletten 20 Stunden des Videomaterials einräumen mussten, dass es weder zu sexuellen Handlungen noch zu Rauschmittelmissbrauch gekommen ist.

    Den ganzen Artikel „Schiffbruch vor Ibiza – Verschwörung gegen die FPÖ“ von Alexander Schleyer können Sie in COMPACT 10/2019 lesen. Im Zeitalter zunehmender Indoktrination durch die Politik, beklatscht von Propaganda-Medien, ist eine unabhängige, freiheitsorientierte Berichterstattung wichtiger denn je – eine Berichterstattung, wie COMPACT sie betreibt. Unterstützen Sie uns durch das Abonnement unserer monatlichen Printausgabe.

    Kommentare sind deaktiviert.