Eine geheime NATO-Untergrundstruktur hat während des Kalten Krieges zahlreiche Morde begangen – in Zusammenarbeit sowohl mit Rechts- wie Linksextremisten. Ein exklusiver Auszug aus unserer neuen Spezial-Ausgabe «Attentate des Tiefen Staates». Aufklärung statt Vertuschung! Hier mehr erfahren.

    Der Ausdruck «Tiefer Staat» ist in den 1990er Jahren in der Türkei entstanden. «Derin devlet» bezeichnete ein Netzwerk aus Geheimdienstlern, Generälen, skrupellosen Politikern und Mafiosi, das die Fäden im Land zog. Der Sumpf ging auf eine Geheimstruktur der NATO zurück, die maßgeblich zur Errichtung einer Generalsdiktatur im Jahr 1980 beigetragen hatte. Der Nordatlantikpakt bezeichnete diese Truppen der unkonventionellen Kriegführung als Stay-behind-Kräfte, populär wurde ihr italienischer Namen Gladio. (…)

    Gelli waltet seines Amtes als Meister vom Stuhl der Propaganda Due. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Agenten und Logenbrüder

    Der entscheidende Mann im italienischen NATO-Untergrund war Licio Gelli. Er war zu Mussolini-Zeiten ein überzeugter Faschist gewesen, hatte aber schon im Zweiten Weltkrieg Kontakte zu US-amerikanischen Diensten geknüpft. Nach 1945 stieg er als Chef der Freimaurerloge P2 zum entscheidenden Bindeglied zwischen der italienischen Rechten und ihren US-amerikanischen Förderern auf.

    Als P2 im Jahr 1981 aufflog, erklärte der Militärgeheimdienst SISMI gegenüber einer parlamentarischen Untersuchungskommission die Hintergründe der Entstehung von P2: «Es war Ted Shackley, Direktor aller verdeckten Operationen der CIA im Italien der 1970er Jahre, der den Chef der Freimaurerloge P2 US-General Alexander Haig vorstellte. Haig und Kissinger gaben Gelli im Herbst 1969 die Ermächtigung für die Rekrutierung von 400 hohen italienischen und NATO-Offizieren in seine Loge.»

    Bei einer Razzia in Gellis Haus fanden sich 1981 die Mitgliederlisten von P2. Sie verzeichneten 962 Namen. Experten gehen allerdings von bis zu 2.500 Unterstützern aus. «52 hohe Offiziere der Carabinieri, 50 gleichgestellte der Armee, 37 der Finanzpolizei und 29 der Marine, elf Polizeipräsidenten, fünf Präfekten, 70 Unternehmer, zehn Bankpräsidenten, drei Minister im Amt, zwei Ex-Minister, ein Parteisekretär, 38 Parlamentsabgeordnete, 14 Staatsanwälte und Richter, dann Bürgermeister, Krankenhauschefs, Notare, Rechtsanwälte, Journalisten», fasst Geheimdienstexpertin Regine Igel zusammen. (…)

    Unter falscher Flagge

    Zu den «Sonderaktionen» von Gladio gehört das Einschleusen von Agents Provocateurs in extremistische Gruppen: «Zu diesem Zweck sollen die Geheimdienste des nordamerikanischen Militärs versuchen, mittels Agenten Spezialkommissionen im Inneren der Aufrührer zu infiltrieren mit der Aufgabe, spezielle Aktionsgruppen innerhalb der radikalsten Elemente der Aufrührer aufzubauen.» Ungeschminkt werden Gewalt und Mord propagiert: «Terroristische Aktivitäten sind besonders nützlich, um die Kontrolle über die Bevölkerung zu erlangen. Terror kann selektiv oder wahllos ausgeübt werden.»

    Rom, 9. Mai 1978: Die Leiche des vormaligen italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro wird gefunden. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

    Vier Sprengstoffanschläge in Mailand und Rom, bei denen 16 Menschen getötet und 80 verletzt wurden, markierten im Dezember 1969 den Anfang einer rechten Offensive, die im August 1980 ihren Höhepunkt erreichte: Ein Sprengstoffanschlag im Bahnhof von Bologna kostete 85 Menschen das Leben, 200 erlitten zum Teil schwere Verletzungen. «Diese Massaker», so das Fazit der Untersuchungskommission des Senats im Jahre 2000, «wurden organisiert oder unterstützt von Menschen in Institutionen des italienischen Staates und Männern, die mit dem amerikanischen Geheimdienst in Verbindung standen.»

    Die offizielle Gründung von Gladio in Italien hatte 1956 stattgefunden. Eigentlich sollten die Untergrundkämpfer als Schläfer erst im Falle einer sowjetischen Okkupation von NATO-Territorium aktiv werden – hinter den Linien («stay behind») des Feindes. P2-Chef Gelli räumte aber selbst ein, dass die Aufgabenstellung wesentlich weiter (…) Ende der Textauszüge.

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in unserer neuen Spezial-Ausgabe «Attentate des Tiefen Staates». Das komplette Inhaltsverzeichnis:

    Der amerikanische Albtraum

    Die große Vertuschung: Geheimdienste und Kennedy-Mord
    Nazis, CIA und JFK: Das Netzwerk der Kalten Krieger
    Der Drahtzieher des Tiefen Staates: Allen Dulles 
    Bei Anruf Mord: Marilyn Monroe zwischen den Fronten
    Die Mohrenschildt-Dokumente: Das Wichtigste aus den neuen Akten
    Der zweite Schütze: Die Ermordung Robert Kennedys
    Er hatte einen Traum: Das Attentat auf Martin Luther King
    Ein Schläfer erwacht: John Lennon und MK-Ultra
    Doppelleben eines Doppelagenten: 9/11 und die Mutter aller Lügen

    Deutschland im Fadenkreuz

    Der Tiefe Staat in Europa: Die NATO-Untergrundstruktur Gladio
    Der Mann, der zu viel wusste: Siegfried Buback und Verena Becker
    Die dritte Theorie: Die Bombe auf dem Oktoberfest
    Verwischt, vertuscht, verraten: Daniele Ganser trifft Karl-Heinz Hoffmann
    Wenn Bilder sprechen: Uwe Barschels letzte Stunden
    Das RAF-Phantom: Das Geheimnis der Dritten Generation
    «Operation auf deutschem Boden»: NSU, DIA und der Kiesewetter-Mord
    Fehlfunktion der Cypresse: Warum Möllemanns Fallschirm nicht öffnete
    Mordkomplott Jörg Haider:  Tod im Phaeton
    Ein Terrorist verschwindet: Anis Amri als Sündenbock

    Global brutal

    Keine Gnade für Afrika: Patrice Lumumba und Thomas Sankara
    Die Ermordung Jugoslawiens: Slobodan Milosevic in der Todeszelle
    Schüsse auf den «Mann der Deutschen»:  Zoran Djindjic, Legija und der unbekannte Dritte
    Gejagt und gepfählt: Muammar al-Gaddafi auf der Flucht
    Impfen oder sterben: Killerkommando auf Haiti
    Chronik eines angekündigten Todes: Tansanias Querdenker-Präsident Magufuli

    COMPACT-Spezial «Attentate des Tiefen Staates» erscheint Ende September. Sie können die Ausgabe aber schon jetzt hier vorbestellen.

    8 Kommentare

    1. Peter vom Berge am

      Der "Antikommunismus" von Gladio ist eine Rechtfertigungs-Strategie, mit der das amerikanische Terror-Regime (ATR) seine NATO-Schutzgelderpressung in Europa begründete. Als mit dem Ende der Sowjetunion das Antikommunismus-Argument nicht mehr zog, konnte das ATR seine Geschäftsmodell der NATO-Schutzgelderpressung nur noch mit der militärischen Provokation Russlands aufrecht erhalten. Diese Provokation hat mit dem Ukraine-Krieg ein Ausmaß erreicht, das als Nebeneffekt ganz Europa mit in den Abgrund zu ziehen droht. Für das ATR selbst scheint dies kein Problem darzustellen, da Genozide und die millionenfache Liquidierung von Menschen zu seinem Geschäfts-Repertoire gehören. Auch der Zusammenbruch von Zivilisations-Strukturen bis hin zu bürgerkriegs-ähnlichen Unruhen in den USA selbst scheinen das ATR nicht zu beunruhigen, solange es noch geschützte Rückzugsräume für das ATR gibt. Erst wenn diese Rückzugsräume gefährdet sind, könnte eine Strategie-Änderung des ATR erfolgen. Bevor es dazu kommt, müssen jedoch noch die Bastionen einiger ATR-Vasallen dran glauben: Das bedeutet Nuklearkrieg in Europa, den das ATR mit allen Kräften versuchen wird, auf Europa zu begrenzen. Ob das gelingt, davon hängt das Schicksal der gesamten Menschheit ab. Ganz sicher steht die Welt vor dem Übergang in eine ungewisse apokalyptische Zukunft …

    2. Es darf auch nicht vergessen werden, daß der KGB mindestens so viel im internationalen Terrorismus mitgemischt hat, wie westliche Dienste.

    3. Gladio (wörtlich: Schwert) und P2 haben ihre prinzipielle und teils sogar offensichtliche Fortsetzung in der BRD-Ampel, dem WEF und in der sog. EU: Multipler Krieg gegen alle Völker Europas einschließlich Russlands und zuzüglich Chinas und des Orients.

    4. Wir, in Belgien, haben auch die machenschaften des Gladio netzwerk zu spüren bekommen während Die killerbande von Brabant. So etwas hatte niemals stattgefunden sogar nicht mal in Deutschland, das land wo es die meisten politische ermordungen gibt in Europa.

    5. @ Gladio: Der Tiefe Staat in Europa

      das schlimme ist, diese art der strukuren ausgebaut wurden bis zum erbrechen. z.b in BERLIN wurde die PKK eingespannt.solche leute bewegen sich auch in behördlichen sicherheitskreisen, natürlich als normale getarnte mitarbeiter.
      die sehen aus wie türken, sind jedoch keine und auch türken können sich nicht als kurden/PKK erkennen. damals als die RICHERTIN HEISIG
      ermordet wurde in BERLIN, scheint man dafür killer-einheiten der PKK genutzt zu haben, die natürlich von geheimdiensten indirekt gelenkt werden.

    6. Man darf getrost davon ausgehen, dass auch bspw. der NSU-Komplex auf diese Netzwerke zurückgeht und dem Zweck diente, den "Kampf gegen rechts" in die Wege zu leiten und zu forcieren. Ein Aufklärung dessen konnte deshalb bis heute nicht erfolgen und wurde massiv behindert bzw. unterlaufen und torpediert.

    7. abartig solche Kreaturen

      keine Beachtung schenken

      lieber schöne Lieder singen als sich mit diesen mördern beschäftigen

      kilez more zb
      tolle Texte