Italien hat erstmals einen weiblichen Regierungschef bekommen. Wer ist die Politikerin, die die Medien verteufeln, aber viele ihrer Landsleute lieben? Ein Porträt. Auszug aus COMPACT 11/2022 mit dem Titelthema «Krieg gegen Deutschland». Hier mehr erfahren.

    «Italien muss wieder dahin zurückkehren, zuerst seine nationalen Interessen zu verteidigen» – so umriss Italiens Wahlsiegerin Giorgia Meloni am 1. Oktober ihr künftiges Regierungsprogramm. Das Mandat dazu hat ihr der Wähler erteilt. Mit rund 26 Prozent ist die erst 2012 unter ihrer Ägide gegründete vormalige Kleinpartei Fratelli d’Italia (FdI) zur stärksten politischen Kraft des Landes avanciert. (…)

    Neofaschistische Jugend

    Das Leben der 1977 in Rom geborenen rechtsnationalen Politikerin ist von Höhen und Tiefen geprägt. Ihr Vater Francesco, ein Steuerberater aus wohlhabenden Verhältnissen, verlässt die Familie, als sie erst ein Jahr alt ist, um die Welt zu umsegeln und sich dann auf den Kanaren niederzulassen. Für die Familie ein Schock, verbunden mit sozialem Abstieg.

    Mutter Anna muss mit Giorgia und ihrer älteren Schwester Arianna ins römische Arbeiterviertel Garbatella ziehen, weil dort die Mieten erschwinglich sind. Sie geht arbeiten, während die Mädchen viel Zeit bei den Großeltern verbringen. Ihr Vater, verrät Meloni in ihrer 2021 erschienenen Autobiografie Io Sono Giorgia, sei den Kommunisten zugeneigt gewesen. Ihre Mutter, die unter dem Pseudonym Josie Bell nebenher Liebesromane schreibt, engagiert sich hingegen für den neofaschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI).

    Fromme Katholikin, aber lebt in wilder Ehe: Meloni geht es locker an. Mussolini war übrigens im Privatleben auch undogmatisch und hatte eine jüdische Geliebte. Foto: picture alliance / NurPhoto

    Das färbt auf Giorgia ab. Schon mit 15 Jahren tritt sie in die Fronte della Gioventu, die Jugendorganisation des MSI, ein – angeblich genau am 28. Oktober 1992, also zum 70. Jahrestag von Mussolinis Marsch auf Rom. In der italienischen Hauptstadt tummeln sich an diesem Tag rund 10.000 Neofaschisten auf der Straße, rufen: «Duce, Duce!» und: «Viva il fascismo!».

    Für Meloni werden solche Demonstrationen zum Erweckungserlebnis. Die Politik steht fortan im Mittelpunkt ihres Lebens. Nach dem Abitur, das sie mit Bestnoten absolviert, jobbt sie unter anderem in Bars, schließt eine Sprachenausbildung an einer Hotelfachschule ab und arbeitet danach als Journalistin für die Zeitung Secolo d’Italia, das Sprachrohr der MSI-Nachfolgepartei Alleanza Nazionale (AN).

    Damals zeigte sie noch keine Distanz zu der Vergangenheit. «Ich denke, dass Mussolini ein guter Politiker war. Alles, was er gemacht hat, hat er für Italien gemacht. Es gab keinen anderen Politiker wie ihn in den letzten 50 Jahren», so die gerade einmal 19-jährige Meloni 1996 in einem Interview mit dem Sender France 3.

    In der AN macht der Youngster unter der Protektion des Vorsitzenden Gianfranco Fini steile Karriere. Zunächst wird Meloni zur Chefin des Studentenablegers Azione Studentesca gewählt, von 1998 bis 2002 sitzt sie für ihre Partei im Provinzrat von Rom, 2004 rückt die gläubige Katholikin als erste Frau an die Spitze der AN-Jugendorganisation Azione Giovane. (…)

    Im Schatten Berlusconis und Salvinis

    2014 wird Meloni zur Vorsitzenden der Fratelli gewählt. Bei der Europawahl im selben Jahr scheitert ihre Partei mit 3,7 Prozent relativ knapp an der Vier-Prozent-Sperrklausel. Zwei Jahre später tritt die Chefin bei der Kommunalwahl in Rom als Kandidatin für das Bürgermeisteramt an – und kommt mit einem Ergebnis von 20,7 Prozent auf den dritten Platz. Die Presse der Hauptstadt gerät in Aufruhr, malt gar einen neuen Faschismus an die Wand. Doch innerhalb der italienischen Rechten fristen die Fratelli d’Italia ein Schattendasein. Der neue starke Mann heißt Matteo Salvini.

    Il Cavagliere: Silvio Berlusconi nimmt nach der Wahl seinen Parlamentssitz ein. In der rechten Hand hat er vermutlich schon den Zettel, mit der er seiner künftigen Regierungschefin eins auswischte: «rechthaberisch, überheblich, arrogant und beleidigend» hieß es da über Meloni. Die Paparazzi knipsten den Text – der erste Skandal war da. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

    Salvini baut seine Lega Nord zu einer schlagkräftigen rechtspopulistischen Formation um, die den Fokus auf das Thema Zuwanderung legt. Anders als Gründervater Umberto Bossi träumte Salvini nie von der Abspaltung Norditaliens – er ist Föderalist, kein Separatist. Konsequenterweise lässt er den Zusatz «Nord» aus dem Namen der Partei streichen und macht sie damit von Bozen bis Palermo wählbar. (…)

    Mögliche Bruchlinien

    Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Parteichefin und Spitzenkandidatin im Wahlkampf 2022 die Gefühlslage vieler Italiener mit viel Empathie aufzugreifen weiß. Die Neue Zürcher Zeitung notiert:

    «Neben Gott und Vaterland steht in Melonis Rhetorik die traditionelle Familie an oberster Stelle, sie spricht von der ”natürlichen” Familie und hetzt vor einschlägigem Publikum gegen die ”Gay-Lobby” und gegen die ”kriminellen” Migranten.»

    Dabei ist die 45-Jährige selbst gar nicht verheiratet, sondern lebt mit ihrem Freund Andrea Giambruno – einem Moderator aus Berlusconis Mediaset-Gruppe – sozusagen in wilder Ehe. Das Paar hat eine Tochter. (…) Ende der Textauszüge.

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von COMPACT-Magazin mit dem Titelthema «Krieg gegen Deutschland». Hier das ganze Inhaltsverzeichnis ansehen und bestellen.

    8 Kommentare

    1. "Eine Frau erobert Rom"

      Ja und ich befürchte das sie vielleicht der letzte sein wird. Italien hat zugleich mit Japan der niedrigste geburtenrate welweit. Eigentlich ist das land dem untergang geweiht.

    2. Ich finde wenn Meloni als patriotische Ministerin Frieden und Souveränität für Italien fordert, sollte sie in erster Linie dafür stimmen das Rom aus der NATO und TEUROPA austritt. Außerdem müsste sie gegen die Sanktionen von Moskau stimmen. Das wären ordentliche Ansätze um das marode Gerüst des Brüssel-Imperiums zum Einsturz zu bringen. Natürlich würden auch die Feinen Staaten von Amerika mit so einem Wegfall ihrer Kolonie EU leiden. Ja es wäre eine kräftige Kettenreaktion für die ganzen Finanz und Globaleliten auf der großen Pirateninsel wo ihre Haupthöhlen den Namen Capitol& Pentagon tragen. mfg

      • Gut erkannt. Solange Meloni in Bezug auf Souvernität von solchen Beherrschern nichts liefert ist sie ebenso sehr eine Blendgranate wie der österarmische Kurze oder die schMerzhafte neuschländische Konservativenhoffnung.

    3. Meloni ante portas. Hannibal versuchte es erst gar nicht, die Vandalen plünderten es als erste , Alarich tat es und danach passierte es Schlag auf Schlag , immer wieder. Nur liegt der Fehler bereits am Anfang , in dem Umstand, daß es eine Frau ist ( und was für eine ! Wenn es wenigstens die Gina Lollo aus den 60ern des 20 .Jahrhunderts wäre ! ) Wer nicht begriffen hat , daß die Wiederherstellung des Patriarchats conditio sine qua non für die erfolgreiche Bekämpfung der Europäischen Dekadenz ist , der hat überhaupt nicht begriffen, worum es geht.

      • Außerdem unglaubwürdig , da im Konkubinat lebend. Die ist ja nicht vom Himmel gefallen . So wie Merkel muß sie von zahlreichen Strichmännchen gewählt worden sein.

    4. Han Bauerbär am

      "Giorgia Meloni: Eine Frau erobert Rom"

      …..und hält sich an alle Vorgaben der EU