Am 26. Juni dieses Jahres wurde das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung Versöhnung in Berlin eröffnet. Bei einem Besuch verschaffte sich der COMPACT-Reporter einen eigenen Eindruck. Lesen Sie in COMPACT-Geschichte Verbrechen an Deutschen: Vertreibung, Bombenterror, Massenvergewaltigungen mehr über den Leidensweg unseres Volkes im 20. Jahrhundert. Hier mehr erfahren.

    Die Gedenkstätte wurde von der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung initiiert. Dabei handelt es sich um eine unselbstständige Institution, die unter der Trägerschaft der Stiftung Deutsches Historisches Museum steht. Zum Stiftungsrat zählen beispielsweise Mitglieder des Deutschen Bundestags und Vorstandsmitglieder des Bundes der Vertriebenen.

    Lange Debatte vor der Eröffnung

    Lange Zeit wurde darüber diskutiert, ob solch eine Ausstellung, die die Vertreibung der Deutschen zum zentralen Thema macht, überhaupt eröffnet werden sollte. Diese typisch deutsche Schuldkulthaltung hatte die Eröffnung des Zentrums, die schon seit 2008 diskutiert wird, immer wieder verzögert. Im Juni 2021 eröffnete das Dokumentationszentrum in der Berliner Stresemannstraße 90 dann schließlich doch noch seine Tore. Endlich, so dachte man, bekommen die Opfer der Vertreibungsverbrechen ein würdiges Gedenken.

    Allerdings ließ schon die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich der Eröffnung des Zentrums erahnen, welche Tendenz dieser Ausstellung zugrunde liegt. Sie führte aus, dass es ohne „den Terror der Nationalsozialisten, den Zivilisationsbruch und den Zweiten Weltkrieg“ nicht dazu gekommen wäre, „dass die Deutschen Vertreibung und Zwangsumsiedlung hätten erleiden müssen“.

    Selbstverständlich: Die deutschen Ostgebiete auf einem SPD-Plakat von 1949. Foto: Paul Klemm

    Und tatsächlich wird als Grund für die millionenfache Austreibung der Deutschen aus den Ostgebieten die „aggressive Expansionspolitik“ der Nationalsozialisten genannt. Während in der ersten Etage eine globale Perspektive auf Vertreibungen dokumentiert wird, zeigt die Hauptausstellung in der obersten Etage den Exodus der Deutschen. In vielen Exponaten werden immerhin die Greueltaten an unseren Altvorderen sehr plastisch wiedergegeben. Bei der Einführung in das Hauptthema bekommt der Besucher aber erstmal die deutschen Verbrechen als alleinige Ursache für die Vertreibung um die Ohren gehauen.

    Polnische Expansionsträume

    Wenn man allerdings die Ausstellung sehr aufmerksam verfolgt, lassen sich schon Widersprüche zwischen den Darstellungen im ersten und zweiten Obergeschoss ermitteln. So stellen ein Bild und ein Text im ersten Obergeschoss die Gebietsansprüche des national-chauvinistischen polnischen Politikers Roman Dmoski dar, der in einem von ihm verfassten Buch eine beigefügte Karte präsentierte, die „Polens vermeintliche ethnische Grenzen zeigen“ soll, wie es in der Ausstellung heißt.

    Ebenso wird erwähnt, dass es mehrere Volksabstimmungen in Oberschlesien um die künftige staatliche Zugehörigkeit der Provinz gab. Der Besucher erfährt jedoch nicht, dass die Abstimmungen von gewaltsamen polnischen Aufständen begleitet wurden, die oft nur mit militärischen Interventionen beendet werden konnten. Zudem postuliert die Ausstellung, dass eine knappe Mehrheit für den Verbleib beim Deutschen Reich stimmte, ohne das genaue Ergebnis in Prozenten überhaupt zu präsentieren.

    Die Quellen belegen nämlich genau 59,6 Prozent, die gegen eine Abtrennung von Deutschland votierten, also alles andere als ein knappes Ergebnis. Aber bereits an diesen lückenhaften Darstellungen des Zentrums Vertreibung, Flucht, Versöhnung müsste einem aufmerksamen Besucher auffallen, dass es zumindest ethnische Spannungen zwischen Deutschen und Polen in den ehemaligen preußischen Ostprovinzen schon vor der deutschen Besetzung Polens 1939 gab.

    Mit diesem Plakat suchten vertriebene Kinder nach ihren Eltern. Foto: Paul Klemm

    Andere Ereignisse wie die gewaltsame Annexion der deutschen Provinz Posen zur Jahreswende 1918/19 und die daraus resultierenden Restriktionen gegen die deutsche Bevölkerung wie massenhafte Internierungen in Lagern, willkürliche Hausdurchsuchungen oder Enteignungen werden dagegen mit keiner Silbe erwähnt. Ferner verschweigt das Museum die Optionspflicht, bei der jeder Deutsche, der sich für Deutschland entschied, das Land ab 1925 verlassen musste. Diejenigen, die erst 1908 in die ehemaligen ostdeutschen Gebiete einwanderten, wurden bereits 1922 ausgewiesen.

    Aufgrund des polnischen Drucks und der Restriktionen verließen insgesamt 1,2 Millionen Deutsche zwischen 1919 und 1939 die von Polen nach dem Ersten Weltkrieg okkupierten Provinzen. Auch dieser Hinweis findet sich in den Vitrinen der Gedenkstätte nicht.

    Frühe Annexionspläne

    Beim Thema der Vertreibung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei wird ebenfalls auf die Darstellung der Zeit zwischen den Weltkriegen verzichtet. Es wird allenfalls aus subjektiver Sicht der Deutschen am Rande kurz erwähnt, dass sie sich Ungerechtigkeiten in der Tschechoslowakei ausgesetzt sahen.

    Somit wird in politisch-korrekter Manier das Bild gezeichnet, als wäre die Verdrängung der Sudetendeutschen allein auf Hitlers Besetzung des Vielvölkerstaates im Jahre 1938 zurückzuführen. Wenn man es genau nehmen möchte, entstanden die ersten Pläne dazu aber bereits 1848 beim Panslawistischen Kongress. Auch Gebietsansprüche auf das Sudetenland wurden dort schon geäußert, während damals auch in Prag die Revolution von 1848 tobte.

    Bei Flucht und Vertreibung verlorene Gegenstände. Foto: Paul Klemm

    Die erste Okkupation des Sudetenlandes fand dann am 1. November 1918 durch tschechische Legionäre gegen den Willen der deutschsprachigen Bevölkerung statt. Daraufhin folgten unzählige Gewalttaten gegen Minderheiten der neuerstandenen Tschechoslowakei. Bei der Abstimmung über die Verfassung wurden die Minderheiten erst gar nicht einbezogen und es wurden Meinungsbeschränkungen und Zensuredikte erlassen.

    Wirklich ein würdiges Gedenken?

    Weitere Aspekte, die von der Ausstellung konterkariert werden, sind die von Edvard Benesch und seinem Minister Hubert Ripka schon im Jahr 1938 erörterten ersten Vertreibungspläne. Diese waren eine Reaktion auf die im Münchner Abkommen veranlasste Abtretung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Vertreibungspläne bereits zu einer Zeit aufgestellt wurden, als die Rest-Tschechei noch nicht durch deutsche Truppen besetzt war, weshalb dort auch noch keine Unterdrückungspolitik ausgeübt werden konnte.

    Zu betonen ist auch, dass die meisten Sudetendeutschen loyale Staatsbürger der Tschechoslowakei waren und keine Umsturzpläne hegten. Auch schon allein diese Tatsache widerspricht dem Narrativ des Dokumentationszentrums, das die späteren Vertreibungen als Reaktion auf die Unterdrückungspolitik der Nationalsozialisten präsentiert.

    Geschichten voller Leid: Die Ausstellung gibt exemplarisch das Schicksal deutscher Familien wieder. Foto: Paul Klemm

    Insgesamt ist es natürlich erfreulich, dass den deutschen Opfern des Zweiten Weltkriegs endlich ein Erinnerungsort errichtet wurde. Ob es ein würdiges Gedenken ist, darf allerdings bezweifelt werden, da Fakten einfach ausgeblendet und dem Besucher suggeriert wird, die Vertriebenen wären an ihrem Schicksal selbst schuld.

    Allerdings ist in der Bundesrepublik das Gedenken an deutsche Opfer wohl auch gar nicht anders möglich, so dass man sich in patriotischen Kreisen durchaus glücklich schätzen kann, dass es diese Ausstellung überhaupt gibt.


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