Vor 800 Jahren bestieg Friedrich II. den Kaiserthron. Sein Großvater, Friedrich I. (Barbarossa) wurde von der Nachwelt sehr gewürdigt. Gerade im Deutschen Reich des 19. Jahrhunderts explodierte förmlich ein Personenkult um den sagenumwobenen Stauferkaiser. Doch bei genauerer Betrachtung seiner Gestalt gibt es, auf Deutschland bezogen, nicht nur Ruhmreiches zu verkünden. So vernachlässigte er die deutschen Lande oft zu Gunsten Norditaliens. Beim Enkel sah es nicht besser aus, nachdem er die Kaiserkrone am 22. November 1250 erbte. Im Gegenteil: Mit der Vernachlässigung Deutschlands übertraf er seinen Großvater bei Weitem.

    Denn seine Liebe galt in erster Linie seinem Geburtsort Sizilien. Das Deutsche Reich behandelte er sehr stiefmütterlich, selbst noch als die Dänen und Mongolen ins Reich einfielen. Der Historiker Jan von Flocken, Autor der COMPACT-Geschichtsausgabe Nr. 10 „Deutsche Kaiser. Glanz und Gloria aus 1000 Jahren“, schreibt zur Hingabe des Kaisers nach Sizilien Folgendes:

    „Den jüngeren Sohn Konrad ließ der Kaiser 1237 in Wien zum Nachfolger ausrufen und danach betrat er Deutschland nie wieder. Es war für ihn zum Nebenschauplatz geworden. Als König Waldemar II. von Dänemark 1227 in Norddeutschland einfiel, wurde er durch ein Heer des Grafen Adolf von Holstein sowie der Städte Hamburg und Lübeck am 22. Juli bei Bornhöved schwer geschlagen. Damit waren alle dänischen Großmachtpläne im Ostseeraum zerschlagen. Der Kaiser nahm es zur Kenntnis. Es war ihm wichtiger, in Neapel eine Universität und auf Sizilien neue Städte zu gründen.

    Selbst der verheerende Mongoleneinfall von 1241 konnte den Staufer nicht von seinen Machtkämpfen in Südeuropa abhalten. Dabei war die Gefahr enorm. ‚Es kam ein wildes Volk aus Asien hereingebrochen, genannt Mongolen, so gräulich anzuschauen wie einst die Hunnen, aber noch gräulicher als diese an Unmenschlichkeit‘, so ein Chronist. ‚Zahllos jagten sie über Russland, Ungarn und Polen und die ganze Gesittung des Abendlandes schien ihnen bereits verfallen zu sein.‘ Den Reiterhorden aus der Steppe stellte sich am 9. April 1241 bei Liegnitz ein Heer schlesischer Adeliger und Fußknechte unter Führung von Herzog Heinrich dem Frommen entgegen, das um den Preis seiner fast vollständigen Vernichtung die Feinde zum Rückzug veranlasste. Friedrich, ein leidenschaftlicher Falkner und Verfasser der Schrift De arte venandi cum avibus (Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen), wusste nichts Besseres zu tun, als dem Mongolen-General einen albernen Brief hinterherzuschicken: Er könne sich nun leider nicht mehr unterwerfen. Aber wenn der Großkhan einmal einen erfahrenen Falkenjäger benötige, dann stehe er ihm gern mit seinem Rat zur Verfügung. So witzig war die Majestät!“

    Erfahren Sie mehr über Friedrich II. und weiteren deutschen Kaisern in COMPACT-Geschichte Nr. 10  „Deutsche Kaiser. Glanz und Gloria aus 1000 Jahren“.

    Aus dem Inhalt

    Karl der Große (768–814) – Begründer des Abendlandes
    Der Mythos von «Carolus Magnus» lebt: Er schlug die Moslems und die Langobarden – und unterwarf die Sachsen. War er Deutscher, Franzose oder Europäer?

    Otto der Große (936–973) – Das goldene Zeitalter
    Mit Mut besiegte er seine Feinde, mit Geschick sorgte er für Einheit und Frieden im Reich. In Nachfolge Karls erneuerte er schließlich das Kaisertum.

    Heinrich III. (1039–1056) – «Wie unser Heiland»
    Er vereinigte das Königreich Deutschland mit Burgund und Italien – und schuf Ordnung in Rom. Ein viel zu früh verstorbener Herrscher.

    Heinrich IV. (1056–1106) – Herrscher im Büßergewand
    Sein Gang nach Canossa wurde zum geflügelten Wort. Doch am Ende obsiegte der Gedemütigte über den Papst – und rettete das deutsche Kaisertum.

    Friedrich I. Barbarossa (1152–1190) – Der sagenhafte Kaiser
    Nach blutigen Schlachten erhob er das Reich zum «Sacrum Imperium». Der Legende nach wartet er im Kyffhäuser auf Deutschlands Erwachen.

    Friedrich II. (1215–1250) – Stupor Mundi
    Für die einen war er ein weitsichtiger Herrscher, der einen Ausgleich zwischen Okzident und Orient anstrebte, für die anderen ein Schwarmgeist und Fantast.

    Rudolf von Habsburg (1273–1291) – Stammvater einer großen Dynastie
    Der Aufstieg des Hauses Österreich: Mit ihrer legendären Heiratspolitik spannten sie ein Netz über weite Teile Europas.

    Ludwig IV. der Bayer (1314–1347) – Der streitbare Wittelsbacher
    Der Papst sprach über ihn den Kirchenbann aus, aber es war das Volk selbst, das ihm die Kaiserkrone verlieh.

    Sigmund (1410–1437) Ein Lebemann auf dem Prüfstand
    Sein Verhandlungsgeschick rettete die Einheit der Kirche – aber ansonsten schätze er vor allem Wein, Weib und Gesang.

    Maximilian I. (1493–1519) Der Kaiser, der Papst werden wollte
    Er stilisierte sich selbst zum Idealbild des mittelalterlichen Ritters und führte das Haus Habsburg zu bis dahin ungeahnter Größe.

    Karl V. (1519–1556) Der dunkle Monarch
    In seinem Reich ging die Sonne nie unter: Durch die spanische Krone erlangte der Habsburger koloniale Besitzungen in Lateinamerika.

    Ferdinand II. (1619–1637) Die Geißel Europas
    Er zettelte den Dreißigjährigen Krieg an – und ist damit eine der verhängnisvollsten Gestalten unserer Geschichte.

    Joseph II. (1765–1790) – Der Fridericus von Wien
    Er hat sich aufgeopfert für den Staat, als dessen erster Diener er sich sah. Seine Reformen sollten Österreich nachhaltig prägen.

    Wilhelm II. (1888–1918) – Geliebt und verkannt
    Die Wilhelminische Ära gilt vielen als Inbegriff des deutschen Militarismus. Doch das wird der Person des friedliebenden Monarchen nicht gerecht.

    COMPACT-Geschichte „Deutsche Kaiser. Glanz und Gloria aus 1000 Jahren“ können Sie hier bestellen.

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