Das Zentrum der deutschen Freimaurerei lag einst in Preußen – und war eng verbunden mit dem Haus Hohenzollern. Das blieb auch so im Deutschen Reich – bis die Nationalsozialisten alle Logen verboten. In dem neuen Buch Buch „Im Kampf gegen die Logen – Freimaurerei & Nationalsozialismus“ finden Sie nicht nur die wichtigsten anti-freimaurerischen NS-Quellentexte, sondern erfahren auch, welche Nazis selbst Logenbrüder waren. Hier mehr erfahren.

    Am Abend des 6. Dezember 1737 treffen sich in der Taverne d’Angleterre in der Hamburger Bäckerstraße der junge holländische Leutnant und spätere königlich-preußische Hofrat Charles Sarry, der niedersächsische Baron Georg Ludwig von Oberg, der Wundarzt Peter Casper, der Advokat und spätere Braunschweiger Legationsrat Peter Stüven, der Importkaufmann Johann Daniel Krafft sowie ein weiterer Mann namens Gustav Schulze.

    Der Eigentümer des Lokals, Hans Arbien, gesellt sich zu seinen Gästen. Sarry hat die hohen Herren unterschiedlicher Stände und Berufe nicht nur zusammengerufen, um mit ihnen ein Glas Wein zu trinken. Nein, an diesem Tag will man dem rustikalen Holztisch in der Schänke Geschichte schreiben.

    Damals zeigten sie sich öffentlich: Freimaurerprozession im 18. Jahrhundert auf einem Stahlstich von Henry Winkles, 1849 (nachträglich koloriert). Foto: picture alliance / akg-images

    Das Gasthaus in der Altstadt, schräg gegenüber der Hamburger Bank und nur ein paar Minuten fußläufig von Rathaus und Börse entfernt, gilt als Geburtsstätte der Freimaurerei in Deutschland. Sarry und seine Freunde stifteten an jenem Abend in der Schänke feierlich die Loge d’Hambourg – die erste und damit älteste deutsche Freimaurerloge.

    Über die Namensgebung war man sich anfangs noch unschlüssig. Dem Text der Gründungsurkunde zufolge wollte die Herrenrunde ihr Kind Heilige Loge des Heiligen Johannes nennen, das Protokoll ist jedoch mit „La Loge de Hambourg“ überschrieben; bei der Mutterloge, der United Lodge of England, ließ man 1740 Bunch of Grapes (Traubenbündel) eintragen. Seit 1765 trägt sie den Namen Absalom zu den drei Nesseln.

    In jenem Jahr kappte Provinzial-Großmeister Gottfried Jacob Jänisch alle Verbindungen nach London und führte das System der Strikten Observanz und somit Hochgrade ein. Nachdem sich der überwiegende Teil der deutschen Freimaurer auf dem Konvent von Wilhelmsbad 1872 davon wieder verabschiedete, kehrte man auch in Hamburg zur ursprünglichen Form zurück.

    Logenbruder Friedrich

    Von der Freien und Hansestadt aus verbreitete sich die Freimaurerei rasch im gesamten deutschen Raum. Zum Zentrum der Bewegung wurde Preußen – in Berlin wurden drei Großlogen ins Leben gerufen: Die Große National-Mutterloge Zu den drei Weltkugeln (gegründet 1740), die Große Loge Royal York zur Freundschaft (gegründet 1752) und die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (gegründet 1770). Dass sich die sogenannte Königliche Kunst im größten deutschen Teilstaat so stark etablieren konnte, lag vor allem an ihrem größten Förderer: dem Monarchen höchstselbst, Friedrich II., genannt: der Große (1712–1786).

    Preußens legendärer König Friedrich der Große wird im August 1738 in die Loge d‘Hambourg aufgenommen. Die älteste Freimaurer-Loge Deutschlands, die heute unter dem Namen «Absalom zu den drei Nesseln» bekannt ist, führte den «Alten Fritz» unter Mitgliedsnummer 31. Foto: picture-alliance / akg-images

    Wie dieser zur Freimaurerei kam, ist überliefert: Sein Vater, der Soldatenkönig Wilhelm I., hatte sich im Jahr 1738 bei einem Tischgespräch abfällig über die Logen geäußert. In der Runde saß auch Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe, der widersprach und sich als Freimaurer zu erkennen gab. Er schwärmte, dass er einem Bund ausgewählter Männer angehöre, die für das Wohl der Menschheit wirkten, indem sie sich und andere sittlich zu veredeln suchten.

    Der Kronprinz, der bei diesem Disput zugegen war und Brieffreundschaft zu dem französischen Aufklärer Voltaire pflegte, sah sich in seinen Ansichten bestärkt und war derart beeindruckt, dass er gegenüber dem Grafen den Wunsch äußerte, selbst ein Bruder zu werden. Noch im selben Jahr wurde Friedrich initiiert – symbolträchtig in der Loge d’Hambourg.

    Das „Internationale Freimaurer-Lexikon“ schreibt über den Philosophen auf dem Königsthron:

    „Friedrich der Große brachte die Freimaurerei nach Berlin, hielt im Schloss Charlottenburg selbst Loge. Er nahm in der ersten Arbeit seinen Bruder Wilhelm auf, später auch seinen Schwager, den Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth. Auf die weitere Entwicklung der Freimaurerei in Preußen nahm Friedrich wiederholt Einfluss.“

    Als ihm zu Ohren kam, dass die österreichische Kaiserin Maria Theresia – seine Gegnerin in den Schlesischen Kriegen 1740 bis 1745 – das Maurertum ablehne, soll er gesagt haben: „Die Kaiserin hat ganz recht, denn da sie nicht wissen kann, was in den Logen vorgeht, so ist sie auch nicht schuldig, solche zu leiden. Ich aber, der ich es weiß, kann nicht nur solche dulden, sondern ich muss solche auch billig schützen und handhaben.“

    Blücher, Scharnhorst, Gneisenau

    Anders als mitunter behauptet, hat sich der Alte Fritz auch in späteren Jahren nie vom Freimaurertum distanziert. Sehr wohl wandte er sich aber gegen Tendenzen, die er als Verirrung ansah, etwa das „Templerunwesen der Strikten Observanz“. Noch im Jahr 1777 ließ der König der Großloge Royal York zur Freundschaft folgende Zeilen zukommen:

    „Eine Gesellschaft, die nur daran arbeitet, in meinen Staaten alle Tugenden auf fruchtbringende Weise hervorzurufen, kann immer auf meine Protektion rechnen. Dies ist eine rühmliche Aufgabe für einen jeden guten Herrscher, und ich werde nie aufhören, sie zu erfüllen.“

    In diesem Geiste wirkten fortan auch andere berühmte deutsche Freimaurer, die zugleich Patrioten waren: Die preußischen Generäle Blücher, Scharnhorst und Gneisenau, die Reformer Stein und Hardenberg, Kaiser Wilhelm I. oder freiheitliche Politiker wie Carl Schurz, Eduard Lasker, Hermann Schulze-Delitzsch oder Gustav Stresemann, um nur einige zu nennen.

    Freimaurer und Nazi-Förderer: Der Bankier Hjalmar Schacht griff Hitler unter die Arme und wurde dafür mit einem Ministerposten belohnt. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Rosenberg greift die Logen an

    Erst unter Hitler wurde diese Linie gekappt. Schon zu Zeiten der Weimarer Republik hatten völkische Kreise, vor allem das Ehepaar Erich und Mathilde Ludendorff, heftig gegen die Freimaurerei polemisiert. Bei den Nazis war es Alfred Rosenberg, der in dieselbe Kerbe schlug. Auch wenn der NS-Chefideologe manche Thesen der Ludendorffs als, wie er sagte, „unkritische Übertreibung“ ablehnte, stand er diesen doch in nichts nach. Auch andere NS-Funktionäre wetterten heftig, oft mit antisemitischen Untertönen, gegen die diskrete Gesellschaft, wie man in der einzigartigen Quellensammlung „Im Kampf gegen die Logen – Freimaurerei & Nationalsozialismus“ nachlesen kann.

    Rosenberg etwa schrieb in Parteipublikationen von einer „liberal-plutokratischen Logenpolitik“, die er „von der jüdischen Finanz“ gesteuert sah. Innerhalb der deutschen Freimaurerei machte er einen „linken Flügel“ aus, der „in unmittelbarer Abhängigkeit von der französisch-jüdischen Maurerei“ stehe, während „der ‚nationale‘ und ‚christliche‘ Flügel“ sich nur tarne, aber dieselben, gegen das Reich gerichteten Ideen vertrete.

    Hjalmar Schacht und das Verbot

    Das Logenwesen „als Ganzes“ gehöre, so der Baltendeutsche weiter, „zum alten geistigen Plunder wie die anderen Ideen des 18. Jahrhunderts, die im 19. noch vergrößert wurden“. Daraus folgerte Rosenberg:

    „Die deutsche Freiheitsbewegung (NSDAP) hat der Freimaurerei den Kampf angesagt, und Gegensätze dürfen nicht überkleistert, sondern müssen bis zur Entscheidung durchgekämpft werden.“

    Dem versuchten die Logenbrüder nach der NS-Machtergreifung mit Liebedienerei entgegenzuwirken. „Sie erniedrigten sich und biederten sich sogar noch an“, schreibt selbst das „Internationale Freimaurer-Lexikon“. Zeugnis davon legt ein Glückwunschtelegramm ab, das die Großmeister der drei preußischen Großlogen am 21. März 1933 an den gerade zum Reichskanzler ernannten Hitler sandten. Darin hieß es:

    „Wie wir bisher getreu unseren nationalen und christlichen Überlieferungen bemüht waren, für das Wohl des deutschen Volkes zu werken, so werden wir auch weiter unentwegt der nationalen Regierung treueste Gefolgschaft leisten und alle uns zu Gebote stehenden Kräfte einsetzen zur Mitarbeit an dem Wiederaufbau unseres geliebten Vaterlandes.“

    Als ihr Bruder Hjalmar Schacht knapp ein Jahr später von Hitler zum Reichswirtschaftsminister ernannt wurde, mögen sie weiter Hoffnung geschöpft haben. Doch das war vergebens: 1936 wurden alle deutschen Logen geschlossen und die Freimaurerei verboten.

    Heute wird meistens nur per Sekundärliteratur und oftmals mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten über die Politik der Nationalsozialisten gegenüber der Freimaurerei berichtet. Doch nun kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, denn das Buch „Im Kampf gegen die Logen – Freimaurerei & Nationalsozialismus“ versammelt die wichtigsten Quellentexte zum Logenwesen aus der Nazi-Zeit ungekürzt im Originalton, enthält aber auch einen hochbrisanten Text zur Verstrickung von Hitler-Leuten in die Freimaurerei sowie einführende Beiträge ins Thema.

    Das komplette Inhaltsverzeichnis von „Im Kampf gegen die Logen – Freimaurerei & Nationalsozialismus“:

    Einleitungsteil

    ◾️ Einführung: Die Freimaurerei in Deutschland
    ◾️ Freimaurerei und Nationalsozialismus
    ◾️ Freimaurerbekämpfung im SD der SS
    ◾️ Logen-Verstrickungen des Nationalsozialismus

    Quellentexte

    ◾️ 1936 verbotene Organisationen
    ◾️ SS-Handblätter: Die Freimaurerei
    ◾️ Der Aufbau: Enthüllte Weltfreimaurerei
    ◾️ Der Aufbau: Freimaurer – Aufrührer – Juden
    ◾️ Der Schulungsbrief: Gegen die Freimaurerei
    ◾️ Der Chef des SD: Die Weltfreimaurerei
    ◾️ Walter Lienau: Über Freimaurer und Logen
    ◾️ Wilhelm Dlugosch: Eine Volksgemeinschaft vernichtet die Freimaurerei

    Die hochbrisante Neuerscheinung „Im Kampf gegen die Logen – Freimaurerei & Nationalsozialismus“ versammelt erstmals die wichtigsten anti-freimaurerischen Schriften aus der Zeit des Dritten Reiches und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Zudem vermittelt das Buch einen Gesamtüberblick über das deutsche Logenwesen und dessen Zerschlagung unter Hitler. Machen Sie sich selbst ein Bild davon, wie die Nationalsozialisten gegen die Freimaurer vorgegangen sind und erfahren Sie, welche Nazis selbst Freimaurer waren. Hier bestellen.

    6 Kommentare

    1. Th. Stahlberg am

      Politische Verfolgung durch die Nazis ist noch kein Beleg dafür, dass es sich bei den Freimaurern um eine ethische, historisch konstruktive und für das Gemeinwohl arbeitende Bewegung handelt. Ganz im Gegenteil. Sie stellen die Art von Geheimpolitik und geheimen Netzwerken, geheimer Projekt-Administration und Zielverfolgung dar, welche schon JFK in seinen programmatischen Reden bekämpft und gegeißelt hat. Und wofür er von ihnen ermordet wurde. Im Grunde sind sie deckungsgleich mit dem Tiefen Staat in all seiner Machtbesessenheit, Abartigkeit und Straflosigkeit. Immer wenn irgendwo eine Farbenrevolution, ein blutrünstiger Umsturz stattfand, waren sie am Werk, bei allen franzöischen, deutschen und russischen Revolutionen des 18., 19. und 20. Jh. Also hoffentlich steht in eurem Werk an keiner Stelle drin, dass sie irgend jemandes Opfer waren. Denn das wäre eine falsche historische Konnotation.

    2. Richard Wagner am

      Und deswegen sind die Nationalsozialisten auch heute so verhasst…..weil diese nämlich vorrangig das Judentum und die Freimaurer bekämpften. Die Eiserne Kreuze im Ersten Weltkrieg stellten überwiegend des Kaiser Hof-Juweliere her Friedländer usw. alles Auserwählte und Freimaurer. Auch waren diese beiden Sorten Kriegsgewinnler und danach Revolutionäre bis November Verbrecher.

    3. Der Nationalsozialismus lehnte den Freimaurerbund ab, er wurde demnach 1933–1935 offiziell im Deutschen Reich beseitigt.
      Kein Freimaurer durfte der NSDAP angehören und umgekehrt.

    4. Dazu fällt mir ein alter Witz ein:
      Zwei Grüne – bekanntlich auch Ökofaschisten genannt – unterhalten sich. Der eine sagt zum anderen: ,,Also irgendwie war dieser H. kein so schlechter Kerl!" Darauf erwidert der andere: ,,Stimmt – nur das mit den Autobahnen hätte er nicht machen dürfen!"

      • wolfgang eggert am

        ich wüsste ausser der naturverbundenheit nichts, wo die sich miteinander ähnlich wären?! fast scheint es, als sei der nationalsozialismus das raison d´etre der "grünen", so zu sein, wie sie sind, in allem nämlich anders. wäre die toilette im 3.reich erfunden worden, hofreiter&co würden ausschließlich in den wald gehn, zum scheissen.

        • Grüner Neandertaler am

          Hofreiter erinnert mich immer an die Figur Schulz im Käfig voller Helden