Die Hippie-Szene im Laurel Canyon nahe Los Angeles gruppierte sich um einen Mann, der mit den Flower-Power-Ideen reichlich wenig am Hut hatte. Wie andere Bewohner des Tals entstammte er dem militärisch-industriellen Komplex der USA. Mehr dazu lesen Sie in der Mai-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema „Geheimakte Beatles – Die dunkle Seite der Pop-Titanen“. Hier mehr erfahren.
Mitte der 1960er Jahre – der Vietnamkrieg hatte gerade begonnen – versammelten sich im Laurel Canyon, einem waldreichen Tal nahe Los Angeles, zahlreiche Sänger, Musiker und Songwriter. Innerhalb weniger Monate wurde dort – und nicht etwa in San Francisco – die Hippie-Bewegung geboren, mitsamt neuer Musikstile, die den Soundtrack der kommenden turbulenten Jahre bilden sollten. Eine Art Vaterfigur der Szene war der 1940 in Baltimore, Maryland, geborene Musiker und Komponist Frank Zappa.
Zappas in verschiedenen Besetzungen auftretenden Mothers of Invention sollten kommerziell zwar nie so erfolgreich werden wie etwa The Doors oder The Mamas and The Papas, ihre Musik gilt dafür als absolut richtungsweisend – auch für die aufkommende Hippie-Kultur.
Ein Kriegsfreund als Hippie-Ikone
Zappa bewohnt Mitte der 1960er Jahre mit seinen Anhängern ein Haus, das unter dem Namen „Log Cabin“ (Blockhaus) bekannt wird und sich im Herzen des Laurel Canyon, an der Kreuzung Laurel Canyon Boulevard und Lookout Mountain Avenue, befindet. Dort hält der heimliche Pate des Tales Hof und empfängt so gut wie jeden Musiker, der bis Ende der Sechziger in den Canyon kommt. Viele nimmt er bei seinem Plattenlabel unter Vertrag, einige – wie Schockrocker Alice Cooper – werden später Superstars.
Das Magazin Nexus schreibt in seiner Ausgabe 34 (April/Mai 2011):
„Frank Zappa und manche Mitglieder seiner beträchtlichen Gefolgschaft wirken auch vorbildhaft für den typischen Look und die Einstellung der Hippie-Gegenkultur (obwohl der Zappa-Clan den Ausdruck ‚Freak‘ vorzieht). In der ‚Log Cabin‘ praktiziert man eine Frühversion des Kommunenlebens. Eine ganze Menge Mitläufer bewohnen Zimmer im Haupt- und im Gästehaus, hausen aber auch in den merkwürdigen Höhlen und Tunnels, die unter dem Grundstück liegen. Und wer sich unter ‚Blockhaus‘ vielleicht ein idyllisches Häuschen vorstellt, liegt völlig daneben: Das riesige Gebäude hat fünf Stockwerke und ein 200 Quadratmeter großes Wohnzimmer mit drei gewaltigen Kronleuchtern und einem steinernen Kamin, der vom Boden bis zur Decke reicht.“
Doch so sehr Zappa die Hippie-Bewegung mitprägt, so tief verachtet er sie doch im Innersten seines Herzens. Den Vietnamkrieg heißt er explizit gut, was nicht verwundern darf, schaut man sich seinen familiären Hintergrund an: Vater Francis, ein Sohn neapolitanischer Einwanderer, arbeitet beim Edgewood Arsenal in Maryland. Dort führt das US-Militär zwischen 1948 und 1975 Versuche an Soldaten durch, um chemische Kampfmittel zu testen. Eine Abteilung beschäftigt sich auch mit psychochemischer Kriegführung, auch „Drogenwaffen“ genannt.
Vieles spricht dafür, dass jener Teilbereich zu MK-Ultra gehörte. Unter diesem Decknamen führte die CIA von 1953 bis in die 1970er Jahre (womöglich auch länger) an 44 Universitäten, zwölf Krankenhäusern, drei Gefängnissen und 15 nicht näher benannten Einrichtungen Forschungen zur „Vorhersage, Steuerung und Kontrolle des menschlichen Verhaltens“ durch, wie es der Geheimdienst formulierte. Experimentiert wurde unter anderem mit LSD. Damit kennt sich auch Sohn Frank gut aus – und das nicht nur, weil er quasi im Edgewood Arsenal aufgewachsen war.
Der Manager, der im Kongo wütete
Noch undurchsichtiger als Zappa selbst ist dessen Manager: Herb Cohen. Mit seinem Bruder Mutt war er vorher aus der New Yorker Bronx nach L. A. gezogen – kurz bevor die Musik- und Clubszene dort regelrecht aufblühte. Auch Cohen hat eine interessante Militärvergangenheit: Er war US-Marine und hatte vor seiner Ankunft im Laurel Canyon ein paar Jahre die Welt bereist. Eine dieser Reisen führte Cohen 1961 in den Kongo – und zwar genau zu der Zeit, als dort der den USA unbequeme Ministerpräsident Patrice Lumumba mithilfe der CIA entmachtet, gefoltert und ermordet wurde.
Hatte Cohen dabei seine Finger im Spiel? Angeblich nicht. Vielmehr soll sich Cohen im Kongo aufgehalten haben, um Lumumba Waffen zu besorgen und „gegen die CIA zu arbeiten“, wie einer seiner Biografen schreibt. Ob das jedoch der übliche Job für US-Marines bei Auslandseinsätzen ist, darf allerdings stark bezweifelt werden…
Die Navy-Connection
Zurück zu Frank Zappa: Nicht nur er, sondern auch seine Frau Gail, die vor der Ehe mit dem Musiker Adelaide Sloatman hieß, stammt aus einer Familie hochrangiger Navy-Offiziere. Ihr Vater arbeitete beispielsweise sein ganzes Berufsleben an geheimen Atomwaffenprojekten. Gail selbst war eine Zeitlang als Sekretärin im Office of Naval Research and Development angestellt. In einem Interview behauptete sie, „ihr ganzes Leben lang Stimmen gehört“ zu haben.
Gail Zappa kam fast zeitlich mit Jim Morrison, dem charismatischen Frontmann von The Doors, im Laurel Canyon an. In ihrer Kindheit waren beide in denselben Navy-Kindergarten gegangen, hatten später dieselbe High School in Alexandria, Virginia, besucht. Und hier schließt sich der Kreis, denn Morrisons Vater, Navy-Admiral George Stephen Morrison, hatte das Kommando über jene Schiffe, die im August 1964 in den fingierten Tonkin-Zwischenfall verwickelt waren, mit dem sich die USA in den Vietnamkrieg bugsierten.
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10 Kommentare
wie gut dass das Lied vom djungel Buch und der Biene Maja nicht Konditionswerkzeug sind
sonst wäre ich ja ein ewiggestricer????
mhhhhhhhhhhh
nicerdicer
@COMPACT
Wieso kann ich auf den Beitrag von " Satiriker" nicht antworten.
Zensur!
Zappa wurde wegen Pornographie für zehn Tage weggesperrt, die Resstrafe erhielt er auf Bewährung. Die Angelegenheit wurde von der US-Polizei eingefädelt, somit konnte Zappa als Vorbestrafter nicht in den
Vietnamkrieg eingezogen werden, entweder eine Inizinierung oder wirklich ein Zufall?
Ich schließe mich den beiden Vorkommentatoren an – vielleicht sollte Compact doch lieber beim aktuellen Zeitgeschehen bleiben. Auch wenn es mich wirklich brennend interessieren würde, ob Paul nun wirklich tot ist… oder war das John? Muß noch mal Gimmie Shelter rückwärts hören… oh, warte, das waren die die Stones…
An Frank Zappa habe ich in letzter Zeit auch öfters denken müssen. Besonders an diese Aussage:
“The illusion of freedom will continue as long as it’s profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater.”
Wie Recht er hatte.
Stimmt.
"Die lauten Töne und hellen Lichter sind enorme Indoktrinationswerkzeuge; es ist möglich, die menschliche chemische Struktur mit der richtigen Kombination von Frequenzen zu verändern. Wenn die richtige Art von Beat dich dazu bringt, mit dem Fuß zu wippen, welche Art von Beat bringt dich dazu, die Faust zu ballen und zuzuschlagen?"Frank Zappa
"Die Illusion der Freiheit wird so lange aufrechterhalten, wie es profitabel ist, die Illusion aufrechtzuerhalten. An dem Punkt, an dem die Aufrechterhaltung der Illusion zu teuer wird, werden sie einfach die Kulissen abbauen, die Vorhänge zurückziehen, die Tische und Stühle aus dem Weg räumen, und man wird die Backsteinmauer im hinteren Teil des Theaters sehen." Frank Zappa
Danke, für diesen Kommentar.
Dachte immer, der Zottelheini war nur ein durchschnittlicher Musiker und ideenloser Komponist. Aber – in der Tat – seinem "politischen Engagement" zu urteilen steckte wesentlich mehr dahinter. Auf mich hatte das keine Wirkung, mein spirituelles Immunsystem war gegen sowas gewappnet.
Frank Zappa ist vielschichtiger als hier denunzaiatorisch dargestellt.
Er wurde in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, erhielt zwei Grammys, das US-Musikmagazin „Rolling Stone“ würdigte Zappa mit Rang 71 unter den 100 größten Musikern aller Zeiten und auf Platz 22 der 100 besten Gitarristen aller Zeiten.
Hier nur ein Textbeispiel. Es geht um das Fernsehen. Der Mann war große Klasse.
Ich bin der Schleim
Ich bin ekelhaft und pervers
Ich bin besessen und geistesgestört
Ich existiere schon seit Jahren
Aber sehr wenig hat sich geändert
Ich bin das Werkzeug der Regierung
Und auch der Industrie
Denn ich bin dazu bestimmt, zu herrschen
Und euch zu regulieren
Ich mag böse und verderblich sein
Aber du kannst nicht wegsehen
Ich lasse dich denken, ich sei köstlich
Mit dem Zeug, das ich sage
Ich bin das Beste, was du kriegen kannst
Hast du mich schon erraten?
Ich bin der Schleim, der aus dem Fernseher quillt
aus deinem TV-Gerät
Du wirst mir gehorchen, während ich dich führe
Und den Müll essen, mit dem ich dich füttere
Bis zu dem Tag, an dem wir dich nicht mehr brauchen
Ruft nicht um Hilfe. . niemand wird dich erhören
Dein Geist ist total kontrolliert
Er wurde in meine Form gestopft
Und du wirst tun, was man dir sagt
Bis die Rechte an dir verkauft sind
Nun, ich bin der Schleim aus deinem Video
Ich triefe auf dem Boden deines Wohnzimmers
Ich leg noch einen drauf, aber nicht so euphorisch wie DeSoon. Hiermit bringe ich mal nen Textauszug aus seinem berühmten Songtext „Bobby Brown“:
Oh Gott ich bin der amerikanische Traum
Und ich glaube nicht, daß ich zu extrem bin!
Ich bin aber auch ein gutaussehender Hurensohn
Ich werde einen guten Job bekommen und wirklich reich werden.
Den Rest schenke ich mir, da dies garantiert die Zensur nicht überstehen würde.
Dieser Artikel ist verschwörungstheoretischer Vollmurks und wirkt wie Cancel Culture mit Vorfahren -Check. Wer einen Vater bei der Navy hatte, sollte wohl keine Musik machen. Der Autor hat den musikalischen und politischen Aufbruch der 60er wahrscheinlich nicht erlebt und sich auch keine der Interviews mit Frank Zappa auf Youtube angeschaut oder auch nur die Texte gelesen oder verstanden. Das aktuelle Helft mit dem Titel "Geheimakte Beatles – Die Dunkle Seite der Pop(!)- Titanen" liest sich wie unterstes Spiegel-Niveau. Mal wieder der ausgewechselte Paul McCartney, och ne. Und Aleister Crowley auf der Titelseite! Der lacht sich noch posthum über Deutsche Spießer und ihr Wunderhorn kaputt. Bleibt doch bitte beim Bauen von Querfronten. Oder wird das eine Querfront mit Volksmusik und Operette?