In einem Video sang Xavier Naidoo über Migrantengewalt – und zog damit den Hass der Linken auf sich. Getrieben vom Mainstream schmiss ihn RTL kurzerhand aus der Jury von Deutschland sucht den Superstar. Jetzt hat der Sender einen politisch genehmen Ersatz gefunden. 

    Es sind Werke von reiner Harmonie, in denen das Lächeln des Florian Silbereisen erstrahlt. Egal ob beim Adventsfest der 100.000 Lichter oder an Bord des Traumschiffs: wo der Schlagersänger auch auftritt, schwingt sich die Musik zu weiten Melodiebögen auf, glänzen vor Rührung tränennasse Augen – und schweigt die Politik. Mit nonkonformen oder gar regierungskritischen Aussagen ist Florian Silbereisen noch nie aufgefallen. Seine Shows hat er zu apolitischen Wohlfühlblasen aufgepustet und alles daraus verbannt, was die festlich-harmonische Stimmung in irgendeiner Weise stören könnte.

    Warum nicht Andreas Gabalier?

    Nachdem ihnen der rebellische Naidoo so viel Ärger eingehandelt hat, müssen die Macher von  „Deutschland sucht den Superstar“ an diesem Talent zur Fehlervermeidung besonders großes Interesse gehabt haben. Silbereisens Naidoo-Nachfolge wurde am Donnerstagabend über den Instagram-Kanal von Dieter Bohlen verkündet, der seit achtzehn Jahren als das Gesicht von DSDS gilt. Bohlen begründete die Entscheidung damit, dass 50% der noch verbliebenen Kandidaten Schlager singen und ein Schlagersänger in der Jury deshalb hilfreich sei.

    Tatsächlich waren es wohl politische Erwägungen, die bei der Jurorenauswahl den Ausschlag gaben. Es ist zum Beispiel nur sehr schwer vorstellbar, dass Andreas Gabalier, der ja auch ein Schlägersänger ist, für Xavier Naidoo hätte einspringen können. Gabalier ist wegen seiner Kritik an öffentlich zur Schau gestellter Homosexualität ins Visier linker Meinungsmacher geraten und mittlerweile fast so verbrannt wie sein von RTL gefeuerter Sängerkollege. Gemeinsam brachten Naidoo und Gabalier im letzten Jahr ein Lied mit dem Titel „A Meinung haben“ heraus, in dem sie das immer fester gezurrte Korsett aus Sprech-Tabus und Denkverboten beklagen.

    Jetzt geht das Kesseltreiben gegen Naidoo wieder los. Da passt es gut, dass in der Reihe COMPACT-Edition bald die große Xavier-Naidoo-Biografie erscheint: „Sein Leben, seine Lieder, seine Wut“.  COMPACT-Edelfeder Jonas Glaser hat sich auf die Spurensuche eines der wenigen modernen Helden in diesem Land begeben: Wie Naidoo Deutschland lieben lernte – und von den Antideutschen gejagt wurde. Die COMPACT-Edition „Xavier Naidoo. Sein Leben, seine Lieder, seine Wut“ mit 124 prallen Seiten und vielen berührenden Fotos ist ab Anfang Juli 2020 am Kiosk, kann aber schon jetzt in unserem Online-Shop reserviert werden. Bei Vorbestellungen bis zum 31. Mai zahlen Sie den Subskriptionspreis von 8,80 Euro statt 9,90 Euro.

    Bohlens Dilemma

    DSDS-Aushängeschild Dieter Bohlen tut sich indes sichtlich schwer damit, den Rauswurf von Xavier Naidoo in der Öffentlichkeit zu vertreten. Auf einen kritischen Kommentar unter seinem neuesten Instagram-Beitrag antwortet er nur lapidar, inklusive Rechtschreibfehler: „da ist alles gesagt. Rtl hat genau gesagt warum.“ Seine in der letzten Folge vollzogene Distanzierung kam ähnlich verschwommen daher, Naidoos Namen sprach er dabei nicht einmal aus: „Wir machen hier eine Unterhaltungssendung, und da geht es um Unterhaltung, nicht um Hass oder irgendwelche Hetze. Deshalb steht die ganze Jury und das ganze Team hinter der Entscheidung von RTL.“

    Und dass sich der neu dazugekommene Florian Silbereisen zu einer klarer formulierten Stellungnahme hinreißen lässt, kann nicht erwartet werden. Viel eher wird der routinierte Dauerlächler das eisige Klima, das die RTL-Sendung erfasst hat, einfach hinwegzulächeln versuchen. Es ist ein Lächeln, an das sich Deutschlands Fernsehzuschauer schon einmal gewöhnen können: denn wenn der Mainstream die Fernsehlandschaft  bis zur absoluten Ebenheit glattgeschmirgelt hat, ist es vermutlich das Einzige, was bleibt.

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