Kurz vor dem Ersten Weltkrieg präsentierte Hanns Hörbiger mit seiner Welteislehre eine alternative Entwicklungsgeschichte des Alls. Höhere Weihen erfuhr sie erst 20 Jahre später. In der druckfrischen  Juli-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Verbotene Geschichte –  Vom Alten Ägypten bis zum Dritten Reich» lesen Sie, wie historische Fakten zur Ur- und Frühgeschichte und zu späteren Epochen verbogen oder verschwiegen werden – und wie es wirklich war. Hier mehr erfahren

    Noch in den letzten Stunden im Führerbunker im Mai 1945 galten Adolf Hitlers Gedanken Linz. Dort hatte er nach dem Krieg seinen Ruhesitz nehmen wollen – in einer Metropole, die dann durch die von ihm veranlassten Bauprojekte noch «vor Budapest» als «die schönste Stadt an der Donau» erstrahlen würde, wie er schwärmte.

    Am Pöstlingberg – und dies war vielleicht sein kuriosester Plan – sollte ein großes Denkmal für die drei Weltbilder des Ptolemäus, des Kopernikus und der Welteislehre, kurz WEL, von Hanns Hörbiger entstehen. «Hanns wer?», dürften heute 99 Prozent der Linzer fragen, würde man ihnen diesen Namen nennen.

    Atlantis-Mythos

    Hanns Hörbiger: Ein zunächst nach ihm benannter Mondkrater wurde nach Henri-Alexandre Deslandres in Deslandres umbenannt. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Dabei handelte es sich bei dem Mann mit dem Rauschebart um einen der gefragtesten Ingenieure der k.u.k. Monarchie an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Hörbiger war federführend am Bau der 1896 in Betrieb genommenen Budapester Metro beteiligt, doch seine wichtigste Entdeckung – so sah er es zumindest selbst – machte er in einer Septembernacht des Jahres 1894, als er den Sternenhimmel durch sein Fernrohr betrachtete. Ihm drängte sich der Eindruck auf, dass der Mond ein «ungeheuer tiefer, uferloser Eisozean» war. Noch in derselben Nacht begann Hörbiger mit der Anlage eines Archivs, in dem er Indizien für seine These sammelte.

    Doch der Visionär – übrigens Vater der Schauspieler Paul und Attila Hörbiger und damit Großvater von Mimin Christiane Hörbiger – hatte Mühe, seine Gedanken zu Papier zu bringen. Zu Hilfe kam ihm sein Freund, der pfälzische Astronom Philipp Fauth, der bis heute für seine ungeheuer exakten Mondkarten bekannt ist.

    Ein Auszug aus dem jahrzehntelangen Briefwechsel zwischen den beiden Männern wurde 1913 unter dem Titel Hörbigers Glazial-Kosmogonie als fast 800-seitiger Text auf den Buchmarkt geworfen. Die Neuerscheinung, so die Kulturwissenschaftlerin Christina Wessely, war nicht weniger als eine «atemberaubende Erzählung» über das Werden und Vergehen des Kosmos. Entstanden sei dieser, wie aus der Schrift hervorgeht, als vor Millionen von Jahren im Sternbild Taube ein gigantischer Eisplanet in eine riesige Ursonne einschlug.

    Wie bei einem großen Block gefrorenen Wassers, den man in einen Hochofen wirft, schmilzt dieser nicht direkt. Vielmehr bildet er um sich herum einen Panzer glühender Schlacke, bis der Klumpen explodiert. So sei laut Hörbigers neuer Theorie auch die Geburt unserer Galaxis verlaufen. Demnach bestehe diese zum kleineren Teil aus den von dem Megastern losgerissenen Metallen, zum allergrößten Teil aber aus Eis.

    Moderne Künstlerische Darstellung des versunkenen Inselreichs Atlantis. Foto: Fer Gregory | Shutterstock.com

    Das weitere Schicksal des Kosmos lässt sich nach Hörbiger allein aus den Gesetzen von Stoß und Wurf erklären: Im All vorhandene Wasserstoffwolken – die in dem Buch als «Äther» bezeichnet werden – hätten den Lauf der Himmelskörper gebremst. Die dadurch entstandene Hemmung habe dazu geführt, dass die großen Planeten die kleineren einfingen und zu ihren Monden machten.

    Diese Trabanten seien am Ende hinab auf die massereicheren Körper gestürzt – dies sei auch in der Erdgeschichte schon mehrfach passiert, was der rationale Kern der apokalyptischen Erzählungen in der Bibel, der Edda oder dem Atlantis-Mythos sei.

    Nach dem Ersten Weltkrieg verbreitete sich dieses bald nur noch als Welteislehre bezeichnete Gedankengebäude in der Öffentlichkeit. Die Theorie beeindruckte Geister wie Gottfried Benn oder den österreichischen Romancier Robert Musil, der sie in seinem Jahrhundertwerk Der Mann ohne Eigenschaften (1930) erwähnte. In Fritz Langs Science-Fiction-Stummfilm Frau im Mond (1929) sind Teile des Erdtrabanten von Eisfeldern bedeckt. Aber auch Techniker wie der Südtiroler Raumfahrtpionier Max Valier, der die Berliner damals mit seinen Raketenauto-Versuchen auf der Avus in den Bann zog, bekannten sich zur WEL, wie das neue Weltentstehungsmodell bald umgangssprachlich genannt wurde.

    Das Erfolgsgeheimnis von Hörbigers Theorie bestand darin, dass sie an herkömmliche Vorstellungen der Thermodynamik und Ballistik anknüpfte und damit auch naturwissenschaftlich geschulten Zeitgenossen einleuchtend erschien. Auch Hitler kam in seiner Münchner Zeit in den 1920er Jahren mit ihr in Berührung. Laut seinem Protokollanten Henry Picker erwähnte er diese dann später noch in seinen Tischgesprächen und spekulierte dabei über kosmische Katastrophen, nach denen in prähistorischen Zeiten nur ein einziges Menschenpaar in einer Höhle überlebt habe.

    Als Hörbiger am 11. Oktober 1931 verstarb, musste er sich um die Verbreitung seines Werkes keine Sorgen machen, denn es gab schon Vereine und Zeitschriften, die sich nur dieser Aufgabe widmeten.

    Forschung im SS-Ahnenerbe

    Nach der NS-Machtübernahme 1933 wurde die WEL freilich nicht sofort kanonisiert, obwohl neben Hitler auch SS-Führer Heinrich Himmler als Anhänger von Hörbigers Ideen galt. Der Nationalsozialismus verstand sich selbst als Bewegung, die auf den Grundlagen der okzidentalen Rationalität operierte – daher konnten die zahlreichen Widersprüche der Glazialkosmogonie zur herkömmlichen Astronomie schlechterdings nicht ignoriert werden.

     

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    Doch es gab einen Ausweg: Als institutionelles Dach zur Förderung der umstrittenen Theorie bot sich die SS-Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe an. Niemand wäre für die Führung dieser Denkfabrik geeigneter gewesen als der akademisch durchaus renommierte niederländische Privatgelehrte Herman Wirth. Er war bereits in den 1920er Jahren als Begründer einer «Urgeistesgeschichte» hervorgetreten, die…

    die nach Spuren nordisch-germanischer Zivilisationen suchte, die schon in der Jungsteinzeit bestanden haben sollen. Da es dem gebürtigen Utrechter zwischenzeitlich für einige Jahre gelang, das Vertrauen von NS Größen wie Himmler oder dem Reichsbauernführer Walther Darré zu gewinnen, spielte er eine gewisse Rolle im von Hitler kaum gebändigten institutionellen Chaos des Dritten Reiches.

    Mit dem am 19. Juli 1936 verabschiedeten Pyrmonter Protokoll, das die Welteislehre als «echt arisches Gedankengut» unter die Schirmherrschaft Himmlers stellte, wurde sie schließlich doch noch in das Regime integriert. Als der Reichsführer-SS nur wenig später davon hörte, dass der Kasseler Baurat Edmund Kiss eine Expedition in das Hochland von Abessinien plante, um verschiedene Erkenntnisse Hörbigers zu überprüfen, war er elektrisiert.

    Er ließ den Autor und Forschungsreisenden voll in die Arbeit der Pflegstätte Wetterkunde einbinden, die innerhalb des Ahnenerbes alle Forschungen zur WEL betreute. Das Interesse von Kiss galt dabei nicht nur Afrika, sondern in erster Linie Lateinamerika. Mit atemloser Spannung hatte er die Schilderungen des 1873 in Wien geborenen österreichischen Abenteurers Arthur Posnansky, der die k.u.k. Kriegsmarine ausgerüstet hatte und kurzzeitig Berater des Kaisers Maximilian von Mexiko war, verschlungen.

    Posnansky war als Gummibaron und Waffenhändler in Bolivien zum Millionär geworden, tat sich aber gleichzeitig auch als Erforscher der Landesgeschichte hervor. Auf der Anden-Hochebene Altiplano hatte er die in fast 4.000 Metern Höhe gelegenen rätselhaften Ruinen von Tiwanaku, die dort von einer uralten vorinkaischen Kultur errichtet worden waren, erkundet und fotografiert. Davon inspiriert, hatte Kiss schon 1928 eine Reise in die geheimnisvolle Tempelstadt, deren Alter er auf 14.000 Jahre schätzte, unternommen.

    Arthur Posnansky in Tiwanaku. Foto: Public domain, via Wikimedia Commons

    Er sah in ihr den Außenposten eines germanisch dominierten Atlantis-Weltreichs, das am Ende seiner Existenz nur noch in den Hochgebirgen existieren konnte. Bei dieser Überlegung stützte er sich auf die «äquatorialen Gürtelhochfluten», die laut Hörbiger vor dem letzten Mondsturz alle tiefer liegenden Gebiete der Erde überschwemmt hätten.

    «Welthäfen von Außerirdischen»

    Für das Jahr 1940 war nun eine SS-Expedition nach Tiwanaku geplant. Diese sollte mit modernster Technik – unter anderem einem Apparat für Tiefseefotografien, die auf dem Grund des Titicacasees erstellt werden sollten – Beweise für verborgene und unvorstellbar alte, prähistorische Strukturen erbringen und zu einer revolutionären Wende in der gesamten bisherigen Geschichtsschreibung führen. Der Historiker Peter Mierau zitiert in seinem Buch Nationalsozialistische Expeditionspolitik eine Aussage von Kiss, die dieser gegenüber dem Tibet-Forscher Ernst Schäfer gemacht haben soll.

    Demnach habe der Kasseler Baurat behauptet, am Titicacasee «Welthäfen von Außerirdischen» gefunden zu haben. Das klingt endgültig wie eine frühe Version der sogenannten Prä-Astronautik, die Erich von Däniken erst Jahrzehnte später begründen sollte. Die große NS-Forschungsreise auf den Altiplano kam allerdings wegen des Kriegsausbruchs niemals zustande – und die Welteislehre gilt spätestens seit der Mondlandung 1969 als offiziell widerlegt.

    Dennoch hat sie bis heute Bewunderer – der Chronologiekritiker Uwe Topper stellte beispielsweise fest, dass viele von «Hörbigers Ideen», die «als Blödsinn bezeichnet wurden», heute «anerkannte Wissenschaft» seien. Vielleicht findet der Ingenieur aus Wien also eines Tages doch noch die Beachtung, nach der er gesucht hatte.

    Was verschweigt man uns über das astronomische, geometrische und technische Wissen der frühen Hochkulturen? Gab es Atlantis wirklich  – und wenn ja, wo lag es? Wieso kannten die alten Ägypter offenbar schon Elektrizität? Was verbirgt sich hinter dem Heiligen Gral? Und was hat es mit den Geheimwaffen des Dritten Reiches auf sich? Diesen und weiteren Fragen gehen wir in der Juli-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Verbotene Geschichte – Vom Alten Ägypten bis zum Dritten Reich» nach – und kommen zu Ergebnissen, die der Öffentlichkeit bewusst verschwiegen werden. Lesen Sie jetzt, was Sie nicht wissen sollen. Hier bestellen.

    11 Kommentare

    1. Neue "Erkenntnisse"- seien sie am Ende nun "wahr" oder auch nicht hatten es bei den "Etablieren" immer schwer gehabt.
      Siehe nur der Coronawahn oder manch alternative Medizin……oder jetzt ein gewählter AfD Landrat…..
      Denke so tickt die Spezies homo sapiens sapiens….

    2. @Diogenes

      https://www.youtube.com/watch?v=lasViUsxvFg&ab_channel=Chnopfloch (Die verlorene Architektur des Deutschen Reiches – Chnopfloch)

      https://www.youtube.com/watch?v=Zug4IWvjwZ8&ab_channel=Chnopfloch (Erfundene Geschichte Teil 3 – Das Mysterium der Weltausstellungen)

      Der (Chnopfloch) sein youtube kanal ist einzigartig!

    3. Peter vom Berge am

      Ich würde gerne ein COMPACT-Abonnement für das Jahr 2184 bestellen, in dem die historische Irrlehre einer religiösen Sekte aus den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts nacherzählt wird, die Kohlenstoff als ein Werk des Teufels verdammte und so eine der größten Krisen in der Geschichte der Menschheit auslöste. In diesem COMPACT-Heft wird auch die heroische Geschichte des Gründers von COMPACT nacherzählt, der vor fast zwei Jahrhunderten das publizistische Grundlagenwerk COMPACT geschaffen hatte, von dem der deutschsprachige Teil der Menschheit noch heute am Ende des 22. Jahrhunderts zehrt.

    4. Tomaten-Theo am

      Paul Hörbiger – das ist doch Der Dritte Mann! Und der soll Eis gegessen haben?
      Ja gut, Spaß auf die Seite.
      Jedenfalls haben wir heute was viel Wokeres: Die Welthitze-Lehre von Karl Lauterbach… Um solche Einfälle zu erleiden, muss man mit einem guten Tropfen schon ordentlich vorglühen.
      Aber es ist ein Jammer! Der wirklich Große bleibt zu Lebzeiten unerkannt.

      • Dass der Fliegen-Kalle die Welthitze-Lehre erfunden hat ist mir neu.
        Hätte ich dem auch gar nicht zugetraut, eher eine Weltspritzen-Lehre.

    5. "Posnansky (…). Auf der Anden-Hochebene Altiplano hatte er die in fast 4.000 Metern Höhe gelegenen rätselhaften Ruinen von Tiwanaku, die dort von einer uralten vorinkaischen Kultur errichtet worden waren, erkundet und fotografiert."

      Die Ruinen sind in unseren Breitengraden einfach nur unter "Pumapunku" bekannt. Beispielsweise die exakte Geometrie der dortigen H-Träger, auch die genauen Bohrungen im Gestein, alles sehr interessante Hinterlassenschaft und bietet viel Raum für Spekulatius Knabbergebäck über das man bei langen Sommerabenden bei einer Flasche Wein philosophieren kann (Stichworte: Bauklotzsystem, vorgefertigte Bauelemente). Inzwischen gibt es ja schon Computersimulationen wie die Stätte aus den Fragmenten zusammengesetzt ausgesehen haben könnte. Ebenfalls interessant ist "Sacsayhuamán" (wurde von den Inkas nicht gebaut, nur weiter genutzt. Das ist klar und deutlich an den Mauerbaustilen ersichtlich bzw. den Ausbesserungen der Inkas) und das sog. "Tor Der Götter", beides im heutigen Peru.

      Über "Pumapunku" gibt es die Sage der dort ansässigen Völkerschaften, es wäre schon lange vor den jetzigen Bewohnern dort gewesen. Ich glaube sie nennen es "Ort der Götter".

      • "rätselhaften Ruinen von Tiwanaku,"

        Ich sehe das sie solche geschichten sehr spannend finde. Dann sollte sie unbedingt die videos mal gucken von Jarid Boosters und Jon Levi. Viel spass damit!

        • Natürlich räume ich dem deutschsprachigen Kreis für die ganzheitliche Ansicht archäologischer Altertümer Vorrang vor englischsprachigen ein, weil das für mich in der Wahrnehmung als Deutscher angenehmer ist. Welche Theorien vertreten die von dir genannten Personen oder für welche Funde sind sie bekannt?

      • Wernherr von Holtenstein am

        @ Diogenes

        Ich denke, wenn es einen "Beweis" gibt, dann ist das Pumapunku.
        Diese Stätte ist ohne technische Hochkultur – von wem auch immer – nicht zu erklären.

    6. MFG-Hamburg am

      das universum agiert nach regeln, die bis zum heutigen tage teils vollkommen unterdrückt werden. siehe das "elektrische universum"
      es wurde so unglaublich viel manipuliert, der gegenwärtigen wissenschaft nichts mehr glauben kann. irgendwo mitte der 90’er wurde ne totale informationssperre errichtet, die im 9.11 gipfelte, seitdem wird gelogen das sich die balken biegen. das zeitalter des
      "NEW WOLRD ORDER"

      • Sämtliche Messdaten über die Materieverteilung im untersuchbaren Universum widersprechen dieser " Eistheirie". Warum wird so etwas noch als plausible Theorie dargestellt?