Der Mythos lebt: Bis heute haben sich haben sich im Volksbrauchtum germanische Traditionen erhalten. In unserer prachtvoll illustrierten Sonderausgabe „Die Germanen“ haben wir diesen Thema ein ganzes Kapitel gewidmet. Hier mehr erfahren.

    Teil 1 dieses Beitrags finden Sie hier, Teil 2 gibt es hier.

    Durch die Christianisierung wurden die germanischen Kulte weitgehend verdrängt, hielten sich in manchen Gegenden aber noch eine ganze Weile. Im Zuge der deutschen Romantik entwickelte sich eine große, bisweilen auch naiv-kitschige Begeisterung für die germanische Mythologie.

    Höfler, Genzmer und Dahn

    Insbesondere im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde intensiv über die nordische Kultur geforscht. Große Bekanntheit erlangte der Prähistoriker Gustav Kossina (1858–1931), der heute als umstritten gilt. Auch am großen Kenner germanischer Kulte, dem Wiener Otto Höfler (1901–1987), scheiden sich die Geister, da er sich schon früh für die Nationalsozialisten engagierte und schließlich im SS-Ahnenerbe mitwirkte.

    Der westpreußische Jurist und Mediävist Felix Genzmer (1878–1959) lieferte eine der bekanntesten
    Übersetzungen der Edda ins Deutsche, die noch heute aufgelegt wird. Eine günstige Volksausgabe (7,95 Euro) dieses Werks erhalten Sie hier.

    Der Künstler Emil Doepler (1855–1922) zeigt die Götterwelt der Germanen in Walhalla. Rechts zu sehen: Odin auf seinem Thron, flaniert von einem seiner Wölfe. Bild: CC0, Wikimedia Commons.

    In dieser Reihe darf natürlich Felix Dahn (1834–1912) nicht fehlen. Gemeinsam mit seiner Frau Therese, Nachfahrin der Dichterin Anette von Droste-Hülshoff, veröffentlichte der Historiker und Dichter den Band „Germanische Götter- und Heldensagen“, der einen umfassenden Einblick in die nordische Sagenwelt bietet.

    Im ersten Teil „Göttersagen“ werden die Grundanschauungen der Götterwelt sowie einzelne Götter wie Odin, Thor und Loki vorgestellt. Anschließend präsentiert Therese Dahn die bekanntesten Heldensagen, von den Wölsungen über Beowulf bis zu den Nibelungen.

    Die Dahns klären in „Germanische Götter- und Heldensagen“ auf:

    „Wotan, der Gott des Lufthauchs, ist also auch der Gott des Geisteshauchs; und zwar des Geistes in seinem geheinisvollen Grübeln, in seiner tiefsten Versenkung in den Rätselrunen des eigenen Wesens, der Welt und des Schicksals. Wer der Natur ihre Geschichte, ihre Rätsel abfragen, wer die Urspünge und die Ausgänge aller Dinge erkunden, wer Gott und die Welt im tiefsten Wesenskern erforschen, d.h. wer philosophieren will, der tut wie Odin; Odin der ,grübelnde Ase’, wie ihn bezeichnend die Edda nennt. Ahnungsvoll hat der deutsche Geist den ihm eignen philosophischen Sinn und Drang (…) seinen faustischen Zug, in das Bild seines obersten Gottes gelegt.“

    Auch von diesem Werk ist eine preiswerte Volksausgabe (7,95 Euro) erhältlich, die man hier bestellen kann.

    Völkische Adaptionen

    Mitunter wurde das Germanentum politisch instrumentalisiert. So musste es als Vehikel zur Legitimierung völkischer Weltanschauungen herhalten. Der Maler und Kunstprofessor Ludwig Fahrenkrog gründete 1913 die Germanische Glaubens-Gemeinschaft, der er bis 1952 vorstand.

    Auch Ariosophen wie Guido von List und Jörg Lanz von Liebenfels (siehe hierzu COMPACT-Geschichte „Das okkulte Reich“) ließen sich von der germanischen Mythologie inspirieren, um sie in ihre Gedankenwelt zu integrieren.

    «Die Heilige Stunde» von Ludwig Fahrenkrog. Foto: picture-alliance / akg-images

    Zwischen 1933 und 1945 bestand die von Jakob Wilhelm Hauer gegründete Deutsche Glaubensbewegung, die das Christentum ablehnte und durch einen „arisch-nordischen“ Glauben zu ersetzen trachtete. Eine Art Symbiose von Christen- und Heidentum strebte schließlich Houston Stewart Chamberlain an. Letztendlich fristeten solche Gruppen und Vorstellungen jedoch ein sektiererisches Randdasein.

    Germanische Feste

    Bis heute haben sich im Volksbrauchtum heidnisch-germanische und keltische Elemente erhalten, die unter anderem in Festen (Sommer- bzw. Wintersonnenwende, Fasching, Perchtenumzüge usw.) ihren Ausdruck finden.

    Dazu gehört auch Walpurgis, dessen erste Nacht vor genau einer Woche gefeiert wurde. In COMPACT-Geschichte „Die Germanen“ lesen Sie dazu:

    „Das Fest, auch Hohe Maien genannt, wurde am zweiten Vollmond nach Ostara gefeiert – und zwar nicht nur in der Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai, sondern zwölf Tage lang. Der Name wird oft auf die Heilige Walburga zurückgeführt, er könnte sich jedoch auch auf die Wallburgen beziehen, zu denen die Germanen zogen, um Wettkämpfe abzuhalten, bei denen der Sieger zum Maikönig gekürt wurde.“

    Und weiter:

    „Die Feier ehrte den Fruchtbarkeitsgott Freyr und die Erdgöttin Gerda, durch deren Vereinigung die Natur zu ergrünen und blühen beginnt. In der verzerrenden Darstellung der Kirche wurde daraus eine große Hexenorgie auf dem Blocksberg im Harz. Grund dafür war, dass der Maikönig und seine auserwählte Braut sich nackt im Morgentau erfrischten.“

    Auf das germanische Walpurgis-Frühlingsfest geht zudem der Brauch zurück, einen Maibaum aufzustellen und zu schmücken.

    Übrigens: In Schleswig – nahe der ehemaligen mittelalterlichen Wikinger-Handelsstadt Haithabu, wo heute ein Museum steht – finden jedes Jahr die Wikingertage statt. Ein Volksfest für Alt und Jung, das locker und spielerisch über unsere Vorfahren aufklären soll und bei dem nordisches Kunsthandwerk angeboten wird.

    Im vergangenen Jahr konnten die Veranstalter einen neuen Rekord melden: Mit 250 Aktiven, darunter 70 Kämpfern, beteiligten sich so viele Wikinger-Darsteller wie nie zuvor. Das dreitägige Spektakel zieht regelmäßig mehrere tausend Besucher an. Auch daran sieht man, dass unser germanisches Erbe nach wie vor lebendig ist.

    Mehr über die Kultur, Lebensart und Geschichte unserer Vorfahren lesen Sie in COMPACT-Geschichte „Die Germanen“. Erfahren Sie alles über ihren Freiheitskampf, ihre großartigen Leistungen und ihre Religion. Ohne politisch korrekten Filter! Hier bestellen.

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