Die Kosmologie der Germanen: In unserer prachtvoll illustrierten Sonderausgabe „Die Germanen – Die Geschichte der ersten Deutschen“ entschlüsseln wir auch ihre Schöpfungsgeschichte und Götterwelt. Hier mehr erfahren.

    Die Edda. Nordische Götter- und Heldensagen, 464 Seiten, gebunden. Nur 7,95 Euro. Hier bestellen.

    Den ersten Teil dieses Beitrags finden Sie hier.

    Aus der Prosa- und der Lieder-Edda ergibt sich folgendes Bild der germanischen Mythologie, die keine Religion im herkömmlichen Sinne war: Durch kosmische Gegensätze – südliches Feuerreich und nördliche Eiswelt – entstanden die Riesen und aus ihnen die Götter (Asen und Wanen), andere mythische Figuren wie Alben, Zwerge, Nornen, Walküren und letztlich die Menschen.

    Die Riesen bevölkern das Außenreich Utgard und umschließen das Mittelreich Midgard, die Heimat der Menschen. In deren Mitte erhebt sich der heilige Himmelsberg mit seinem Gipfel Asgard, der Götterburg. Über deren Dach hinaus ragt die Weltenesche Yggdrasil. Eine ausführliche Darstellung dieser Kosmologie finden Sie in unserer Sonderausgabe „Die Germanen – Die Geschichte der ersten Deutschen“.

    Wotan mit seinen Raben Hugin und Munin. Foto: Radierung von Joël Bernabel, aus: Les sortilèges des Runes. Repro COMPACT

    Der Göttervater

    Das germanische Pantheon besteht aus den Asen unter Führung des Göttervaters Odin (Wotan) sowie den Wanen, den Schutzkräften der Flur und des Ackerbaus, zwischen denen immer wieder Streit entbrennt. Odin sieht den Weltuntergang (Ragnarök) voraus und rüstet zum Endkampf der Götter und guten Menschen gegen Riesen und Unholde.

    Um sein Heer aufstellen zu können, führt er Kriege unter den Menschen herbei, in denen diese ihren Kampfesmut erproben sollen. Die Gefallenen holt er durch die Walküren zu sich nach Walhall. Zuletzt geht mit dem Ende der Götter die alte Welt unter und eine neue, friedlichere entsteht.

    Mit einem Speer bewaffnet reitet Odin auf seinem Pferd Sleipnir. Kein anderer Gott besitzt so viele Attribute und Namen, die er selbst im eddischen Grimnirlied aufzählt. Die ihm zugeschriebenen Tiere sind Wolf, Adler sowie die Raben Hugin (altnordisch „hugr“: Gedanke) und Munin (altnordisch „munr“: Gedächtnis).

     

    Die beiden Raben lehrte der Göttervater das Sprechen. Sie fliegen Tag für Tag in die Welt hinaus und kommen zur Frühstückszeit zurück, um Odin alles zu berichten, was sie gesehen und gehört hatten. Der Genuss des Honigweins (Met) des Riesen Suttung soll ihn zur höchsten Dichtkunst befähigt haben.

    Für einen Schluck aus dem Brunnen des Mimir – dem Hüter von Yggdrasil –, opferte Odin eines seiner Augen, um Weisheit zu erlangen. In Trance durchbohrte er sich daraufhin mit seinem heiligen Speer und trieb diesen dann durch den Stamm des Baumes, der den gesamten Kosmos verkörpert.

    Nach neun Tagen und Nächten bekam er schließlich eine Vision: „Ich nahm die Runen auf, / nahm sie schreiend / und fiel wieder herab.“ Der Gott Heimdall brachte das Wissen über den Gebrauch der Runen schließlich den Menschen.

    „Der Kampf des Thor mit der Schlange des Midgard“: Gemälde von Johann Heinrich Füssli (1741–1825) aus dem Jahr 1788. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Licht und Schatten

    Neben Hauptgott Odin/Wotan gehören seine Gattin Frigg, sein Sohn Baldur, der Donnergott Thor (Donar), die Liebes- und Schönheitsgöttin Freyja, der zwiespältige Loki, gleichzeitig Helfer und Widersacher der anderen Götter, und der Kriegsgott Tyr (Ziu) zu den bekanntesten Götterfiguren der Germanen.

    Über Frigg heißt es in COMPACT-Geschichte „Die Germanen“: „Die Gemahlin Odins ist die Schutzgöttin der Ehe, des Lebens und der Mutterschaft. Sie gilt als Hüterin des Herdfeuers und des Haushaltes. Ihr heiliger Gegenstand ist der Spinnrocken, mit dem sie das Schicksal aller Lebewesen erblicken kann.“

    Und über Baldur ist in jener Geschichtsausgabe zu lesen: „Der Sohn von Odin und Frigg ist der Inbegriff alles Guten und erklärter Feind jeglichen Unrechts. Der Ase gilt allgemein als der lichtvollste Gott im germanischen Pantheon. Die Mythen um Baldur, auch Balder genannt, nehmen umfangreichen Platz ein. Seinem Tod folgt Ragnarök.“

    Zu großer Popularität brachte es die Darstellung von Thors Kampf mit der Midgardschlange Jörmungand. Der Schweizer Maler Johann Heinrich Füssli hielt dieses Ringen 1788 in einem Gemälde fest (siehe Bild oben).

    Den dritten und letzten Teil dieses Beitrags lesen Sie morgen.

    Mehr über die Kultur, Lebensart und Geschichte unserer Vorfahren lesen Sie in COMPACT-Geschichte „Die Germanen“. Erfahren Sie alles über ihren Freiheitskampf, ihre großartigen Leistungen und ihre Religion. Ohne politisch korrekten Filter! Hier bestellen.

    20 Kommentare

    1. Peter vom Berge am

      Eine Meditation über die altnordischen Götter-Namen und Runen kann heilsam sein und altes Wissen aufwecken, das in unserer DNA schlummert …

    2. Ich glaube, ich bin der letzte Germane. Als ich volltrunken die Haustuer mit der Toilettentuer verwechselte stand ich 4 Stunden mit ausgestreckten Armen an der Haustuer, ohne sie natuerlich auf zu bekommen. Als meine Tochter dann zur Schule ging fiel ich steif gefroren mit 15 cm Schnee auf Schultern und Kopf brettartig in den Hausflur. Und ich hatte im nachhinein noch nicht mal eine Erkaeltung. Deshalb…Siehe erster Satz.

    3. Peter vom Berge am

      Man vergleiche mal die oben abgebildete germanische Göttin mit dieser …ähm… nicht-germanischen Göttin:

      https://i.imgur.com/FW9Sb1L.png

      • Peter vom Berge am

        Wenn wir schon bei Vergleichen sind – vergleicht mal die chinesische mit der französischen Präsidenten-Gattin:

        https://i.imgur.com/hC0KfyC.jpeg

        https://freedert.online/meinung/204883-zum-besuch-xi-jinpings-china/

    4. Schluß:

      Wir waren grundsätzlich von Anbeginn im Zustand der Einsicht & Weisheit. Dann begannen wir für unser Leben die Wahrnehmung durch Sinne und Verstand zu priorisieren und identifizierten uns schließlich damit. Faktisch haben wir uns somit von uns selbst getrennt. Der Apfel in diesem Bild dient "lediglich" der Veranschaulichung des Transportes diesen Konzeptes auf die Menschen vom Ursprung der Schlange.
      Dabei ist diese nicht böswillig oder soetwas. Sie repräsentiert wiederum nur die "mühelose Anstrengung", die unternommen werden muß, um diese illusorische Trennung zu überwinden.

      • Wernherr von Holtenstein am

        @ Walter

        Sehr gut und umfassend (in der Kürze) in die richtige Richtung gedacht. Da capo.

        Habe die Ehre.

    5. Teil 3:

      5. Bzgl. 4 kann man dies beispielhaft sehr eindrücklich erkennen, wenn man sich mal mit der Herkunft & Verbindung der Christbaumkugeln, Geschenken unterm Weihnachtsbaum, das RotWeiße Kostüm des Weihnachtsmannes, … mit Fliegenpilzen beschäftigt.
      Wer denkt schon bei Geschenken unterm Baum an Fliegenpilze unter Fichten, welche einem bei Verzehr Wissen & Einsicht schenken können?!? Eben: heutzutage keiner.

      I.d.Zshg. kann man auch mal drüber nachdenken, weshalb erst die Kirche und später der Staat insbesondere in der "westlichen zivilisierten Welt" einen unerbittlichen Kampf gg. sogenannte bewußtseinserweiternde Substanzen führte.
      Ein Mensch, welcher Einsicht in sein eigenes Leben und die Wirkzusammenhänge der Welt gewinnt, kann autonom denken, entscheiden und handeln. Er wird unabhängig, selbstbestimmt und für die herrschende Kaste somit nicht mehr steuerbar und letztlich gefährlich.

      6. Die Schlange in der Bibel stellt vor dem Hintergrund des Falls aus dem Paradis (eine Vertreibung war es nicht) das Eingangs beschriebene Konzept des Kampfes nur zeitlich umgekehrt dar.

      • Peter vom Berge am

        Die Fliegenpilze wurden durch BENZODIAZEPINE ersetzt, wodurch das Gehirn aufgeweicht und empfänglich für CIA Gehirnwäsche wird.

        • @Peter vom Berge:

          Hey, nix gegen Benzos.
          Als wir im letzten Urlaub aus Siem Reap/Kambodscha mit dem Taxi zurück nach Thailand gefahren sind und die beiden Mädels vor unserem Air B´n´B verabschieden mußten, haben wir uns auch erstmal in Watte gepackt.
          Dasselbe zwei Wochen später bei der Abreise aus Pattaya nach Bangkok. Wieder mußten wir zwei Mädels (ok, die waren Mitte 30) vorm Tor zurücklassen und ne Fötushaltung auf der Rückbank einnehmen. Gottseidank war der Rotweinnachschub aufm Rückflug flatrate inklusive.

          Man muß halt schon verantwortungsbewußt mit sowas umgehen können. Ein Arzt sagte mal sinngemäß: "Benzodiazepin" ist ein wunderbares Medikament – aber nichts für den Alltag.
          Ähnlich wie bspw. Methamphetamin (zwar kein Psychedelikum), dafür aber in lebensbedrohlichen Notsituationen u. U. die Rettungsleine.

          Ich mein, die Indigenen ballern sich ja auch nicht jeden Tag oder jede Woche mit irgendwas zu, integrieren es aber gewissermaßen in ihren Lebensrhythmus und "Setzkasten gewöhnlicher Gebrauchsgegenstände für ganz spezifische Anwendungen".

    6. Teil 2:

      3. Odins Opfer (1 Auge und Hängen an der Weltenesche) um Weisheit/Einsicht zu Erlangen symbolisiert meiner ganz persönlichen unmaßgeblichen Meinung nach den Umstand, daß der Weg dorthin nicht über die herkömmliche Wahrnehmung durch Sinne (stellvertretend durch das Auge) oder überhaupt durch den Körper und somit Verstand beschritten werden kann (seinem Körper eine solche Verletzung zuzufügen, geht vollständig gg. den Verstand. Außerdem ist der Verstand nichts anderes, als bspw. eine Hand – nur eher "digital" eben; ein Werkzeug. Er ist keinesfalls gleichbedeutend mit dem, was man eigentlich ist.).

      Im Grunde sind Odins Opfer und Thors Kampf mit der Midgardschlange wahrscheinlich zwei Bilder mit derselben Botschaft.

      4. Keinesfalls sollte man den Fehler begehen, und solch "mythologische Geschichten" als eine bloße Mischung aus der Unterhaltung für lange Winterabende einerseits und Erklärungsversuchen zur Entstehung der Welt mangels "wissenschaftlicher Erkenntnisse" andererseits abtun.
      Ferner versteht der heutige Mensch die Art der Botschaftsübermittlung garnicht mehr. Wenigstens nicht ohne eingehendes Studium oder aber entsprechende Erklärung. Wir haben eine völlig andere Art des Transports von Informationen durch die Zeit entwickelt. Unser sprachliches Denken ist vollkommen anders.

      • Peter vom Berge am

        Siehe Rupert Sheldrakes Vortrag "The Science Delusion" über den Wissenschafts-Aberglauben:

        https://youtu.be/hO4p3xeTtUA

        • @Peter vom Berge:

          Guter Hinweis auf diesen Autor. Lohnt sich für jedermann, sich mit diesem mal zu beschäftigen.

    7. Da hier die Midgardschlange Erwähnung fand (sowie Odins "Opfer" als Preis für daa Erlangen der Weisheit/Einsicht), möchte ich (wiederholt) ein zwei Verweise/Gedankenanstöße bringen. Ich versuche XD das kurz & konzentriert zu machen. Bei Interesse kommt man mit ein zwei Google-Stunden schon sehr weit.

      1. Das Konzept des "Kampfes gg. eine Schlange bzw. einen Drachen" findet sich faktisch weltumspannend in nahezu allen Kulturen.
      Dabei wird die Schlange oftmals geflügelt und golden dargestellt. Mit Blick auf chinesische oder japanische Darstellungen von Drachen wird auch schnell deutlich, daß es hierbei keine Unterscheidung zwischen beiden gab.

      2. Die Schlange als Verkörperung von u.a. Heilung, (verborgenem) Wissen & Wächter ist ebenso weit verbreitet.
      Hierbei spielt "das verborgene Wissen/tiefste Einsicht & Weisheit, welche in einem jeden selbst liegt, die Rolle eines von dieser Schlangr bewachten Schatzes. Die Schlange verkörpert i.d.Zshg. die eigenen Schranken des Denkens, Erkennens, Handelns, Wahrnehmens, … und muß überwunden werden."

      Mögliche Ansatzpunkte:
      Der Gott Thot oder Tehuti brachte den Menschen u.a. Schrift, geheimes Wissen, … im (vermutlich bereits prädynastischen) alten Ägypten.
      Der Hinduismus kennt die Weltenschlange Ananta Shesha.
      Kukulkan ist die geflügelte Schlange der Maya, dort für Schöpfung & Wiedergeburt stehend.

    8. Neuheiden, hört auf zu sabbern, Freya ( Frigga) ist die Gemahlin Wotans, nicht e u r e ! Wie mag sich dieses junge Schmuckstück als Gattin des haarigen, alten Einauges gefühlt haben ? Mir ist allerdings so, als ob Freya gar nicht Wotans war, sondern zu diesem ein mehr junohaftes Wesen gehörte. Na egal, jedenfalls ein ganz und gar anthropomorpher Götterhimmel.

      • Daniell Pföhringer am

        Autsch! Hätten Sie doch bloß COMPACT-Geschichte „Die Germanen“ gelesen. Frigg und Freyja sind nicht identisch, sondern zwei unterschiedliche Göttinnen, sogar aus verschiedenen Geschlechtern. Wotans Gattin Frigg entstammt dem Geschlecht der Asen, Freyja, deren Gatte Óðr heißt, dem der Wanen. Si tacuisses…

        • Muß man nicht wissen, das olle Heidengeschwurbel . Ist mehr Spaß . Ging doch nur um das tolle Phantasiebild.

    9. Peter vom Berge am

      Ich bin froh, dass ich nicht lesen musste: "Die Kosmologie der Germaninnen und Germanen".

      COMPACT hat eben noch ein gesundes Sprachempfinden.

    10. Bei solch edlem Kulturgut, wie es die Germanenstämme erarbeitet haben, sind wir in Europa nicht auf fremde totalitäre Ethik eines Monopolmonotheismus aus Nordostafrika angewiesen.