Heute vor 77 Jahren versank die mit Flüchtlingen aus dem Osten überfüllte Barockstadt Dresden im Feuersturm. Die Opfer des angloamerikanischen Bombenterrors werden seit der Wiedervereinigung systematisch verhöhnt. Wir erinnern an sie – und treten für die Wahrheit ein. Eine wahrheitsgetreue Darstellung finden Sie in unserer Sonderausgabe „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“, die Sie hier bestellen können.
161 deutsche Städte versanken während des Zweiten Weltkriegs im Bombenterror aus der Luft – von Köln bis Magdeburg, von Pforzheim bis Potsdam. Ein besonders grausiges Fanal setzte die Bombardierung der sächsischen Hauptstadt, des europäischen Kulturzentrums Dresden am 13./14. Februar 1945 durch US-amerikanische und britische Bombergeschwader. Bei diesem Angriff wurde die Stadt zu zwei Dritteln zerstört.
Terror gegen die Zivilbevölkerung
Den beteiligten Besatzungen der 1., 3. und 5. Bomber Group wurde in ihrer Einweisung am Vormittag des 13. Februar verkündet:
«Dresden besitzt wie andere Großstädte ein umfangreiches Netz von Telefon- und Eisenbahnverbindungen und ist von großer Bedeutung für die Kontrolle der Verteidigung.» Außerdem sei die Stadt «mit westwärts strömenden Flüchtlingen überfüllt, und es sind Unterkünfte nunmehr sehr begehrt». Der Angriff erfolge auch, «um den Russen zu zeigen, was das Bomber Command anrichten kann».
Tatsächlich richtete das Bomberkommando Schauerliches an. Die Zivilbevölkerung wurde regelrecht hingeschlachtet. Nur der einzig strategisch wichtige Punkt, der Flughafen Dresden-Klotzsche mit den benachbarten Kasernen und Materiallagern, blieb von den Angriffen verschont. Auch die Bombardierung des Verkehrsknotenpunktes Dresden spielte im Hinblick auf die Auswirkungen nur eine Nebenrolle. Schon nach 48 Stunden konnte der Verkehr auf den Hauptgleisen wieder aufgenommen werden.
Die Zahl jener Menschen, die damals den Bombenangriffen zum Opfer fielen, wird sich nie exakt ermitteln lassen. 1939 zählte die Stadt 629.000 Einwohner. Fünf Jahre später waren noch 567.000 Personen erfasst. Belegt ist, dass sich nach dem Vorstoß der Roten Armee im Januar 1945 mehrere zehntausend Flüchtlinge aus Schlesien (die Schätzungen reichen bis zu 500.000) in der Stadt aufhielten; hinzu kamen noch tausende Evakuierte aus anderen Landesteilen.
Wegen dieser Unklarheiten hielten sich Historiker auch bis Ende der 1980er Jahre weitgehend mit genauen Zahlenangaben zurück. Das sei an drei Beispielen der bundesdeutschen Geschichtsdarstellung aus dem Jahr 1988 illustriert.
In der Chronik des Jahres 1945, herausgegeben vom Dortmunder Harenberg Verlag, hieß es:
«Die Schätzungen belaufen sich auf 60.000 bis 245.000 Tote».
In seinem Werk Geschichte des Zweiten Weltkriegs schrieb Mathias Färber von «einer Feuerhölle, in der nach zuverlässigen Ermittlungen etwa 100.000 Menschen ums Leben kamen». Und in der Chronik der Menschheit ist die Rede von «mindestens 60.000 Menschen. Schätzungen reichen sogar bis zu 245.000 Opfern».
Die mehrfach genannte Zahl 245.000 basiert auf einer Ermittlung der Joint Relief Commission des Internationalen Roten Kreuzes aus dem Jahr 1948. 1954 unternahm das Statistische Bundesamt in Wiesbaden den Versuch, aufgrund des vorhandenen Schriftmaterials eine Bilanz der deutschen Verluste im Luftkrieg 1939–1945 zu verfassen. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass in Dresden etwa 60.000 Menschen dem Bombenterror zum Opfer fielen.
Die Deutschen als sogenanntes Tätervolk
Seit der Wiedervereinigung 1990 herrscht jedoch in der Politik das bizarre Bestreben, die Deutschen als beispiellos ruchloses Tätervolk zu brandmarken und im Gegenzug etwaige deutsche Opfer entweder zu bestreiten oder ihre Zahl so gering wie möglich zu halten.
Der DDR-Historiker Olaf Groehler, ein profunder Kenner der Materie, schrieb 1990 in seinem Kompendium Bombenkrieg gegen Deutschland noch zurückhaltend:
«Aufgrund der Bergung von Opfern (…) kann aber davon ausgegangen werden, dass die Zahl der bei diesen Februarangriffen auf Dresden ums Leben gekommenen Personen mindestens bei 30.000 liegt; sie kann sich jedoch auch auf 40.000 belaufen.»
Allerdings verwickelt sich Groehler hier in Widersprüche, wenn er sich auf den Bericht des Befehlshabers der deutschen Ordnungspolizei vom 22. März 1945 beruft. In diesem Rapport ist von bisher 18.375 geborgenen Toten die Rede, aber auch von 35.000 als vermisst gemeldeten Personen, die in größter Zahl unter die Toten zu rechnen sein dürften.
Als 2002 Jörg Friedrichs Buch Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945 erschien und der Autor schrieb, die Alliierten hätten an einem «entlegenen und unerheblichen Ziel» wie Dresden ihre Macht demonstrieren wollen und er überdies die Zahl der Todesopfer mit 40.000 bezifferte, schritt die Politik ein.
Es begann ein unwürdiges Gezerre und Gefeilsche. Dass tausende Menschen durch den Feuersturm vollständig verbrannt waren und nicht mehr als Tote registriert werden konnten, wurde als Legende abqualifiziert. Auch die verheerenden Angriffe amerikanischer Tiefflieger an den Elbwiesen hätten nie stattgefunden – all dies sei eine kollektive Halluzination der Dresdner Bevölkerung gewesen.
Sogar das Argument, in den Berichten von Besatzungen der US-Luftwaffe wären keinerlei Vorstöße im Tiefflug auf wehrlose Zivilsten vermerkt, ist nicht zu billig, um herangezogen zu werden. Groehler hierzu: «Das klingt wenig wahrheitsgetreu, denn rühmens- und berichtenswert mochte auch den amerikanischen Piloten diese Art von Luftkriegführung nicht erscheinen.»
Um ein kanonisch wirkendes und möglichst niedriges Maß an Todesopfern zu dokumentieren, wurde von der Politik eine Historikerkommission eingesetzt, die am 17. März 2010 in ihrem Abschlussbericht wunschgemäß zu dem Ergebnis kam, es seien «bislang etwa 18.000 Dresdner Luftkriegstote nachgewiesen worden». Man gehe von «maximal 25.000 Menschen aus», die ums Leben gekommen seien.
Kaum war der Bericht erschienen, tauchten Dokumente auf, wonach damals 20.100 Leichen namentlich und 2.600 anonym bestattet worden seien. Flugs musste die Mindestzahl korrigiert werden. Doch das Quantum von 25.000 zu bezweifeln, ist heutzutage schon fast ein strafbares Delikt.
Sinnloser Massenmord
Immerhin beschleichen manche Publizisten doch Zweifel, was den Fall Dresden 1945 betrifft. Der politisch überaus korrekte Bertelsmann-Verlag lässt seine Autoren in einer Neuen Chronik der Weltgeschichte (2010) zu dem Resultat gelangen: «Mehr als 35.000 Menschen kamen ums Leben.»
Wem diese Zahlenakrobatik angesichts unschuldiger Opfer zu geschmacklos erscheint, darf sich auf das Standardwerk des Historikers Janusz Piekalkiewicz über den Zweiten Weltkrieg berufen:
«Der Angriff auf Dresden hat weder den Krieg verkürzt noch den Vormarsch der Sowjets beeinflusst. Die Stadt liegt selbst am Tage der Kapitulation noch immer nicht im unmittelbaren Kampfgebiet.»
Der britische Philosoph und Historiker Anthony C. Grayling schreibt in seinem Buch Die toten Städte (2007):
«Das Ausmaß der Gleichgültigkeit gegen Menschenleben und menschliches Leid, das sich darin zeigt, dass man eine ganze Stadt bombardiert, bloß um eine Kaserne oder Fabrik zu zerstören, bleibt schuldhaft.»
Die Zahl der Opfer in Dresden berechnet Grayling übrigens mit «über 30.000».
Eine fundierte und wahrheitsgetreue Darstellung der Bombardierung und Fakten zur Zerstörung der Elbmetropole, die in der öffentlichen Debatte unter den Tisch fallen, finden Sie in COMPACT-Geschichte „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“. Unser Autor Wolfgang Schaarschmidt kommt zu dem Schluss, dass über 100.000 Menschen bei den Bombenangriffen auf Dresden ihr Leben ließen. Mit unserer Sonderausgabe setzen wir den Opfern des Infernos ein würdiges Denkmal. Das Heft können Sie hier bestellen.